Verräter wie wir

NUR EINE KLEINE GEFÄLLIGKEIT

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Was täte das Spannungskino, vor allem das britisch-amerikanische Spannungskino, ohne die literarischen Vorlagen des Vielschreibers und Geheimdienstexperten John le Carré? Klar, man könnte auf Robert Ludlum, Tom Clancy oder nicht zuletzt Ian Fleming zurückgreifen. Was Filmemacher ja ohnehin tun. Doch es würde das gewisse Etwas fehlen. Nämlich die subtile Komponente aus der geheimen Welt des Verratens, Kooperierens und Spionierens. Die Geschichten le Carrés sind somit anders. Viel wortlastiger, atmosphärischer, und deren Handlung äußert sich meist in der Anordnung neuer Figurenkonstellationen und entscheidenden Gesprächen auf menschenleeren Brücken, leeren Parkplätzen und in dunklen Ecken. Vor allem die Dialoge bringen die Story voran. Und fordern auf, mitzudenken. Man kann sich hier nicht einfach zurücklehnen und den Rest des Filmes abschalten, nachdem die Geschichte ungefähr nach zwei Drittel auserzählt ist. So wäre es üblich.

Nicht hier – le Carré-Krimis erklären, erkennen und investigieren bis zum Schluss. Da gibt’s immer noch eine Wendung, mit der man nicht rechnet. So viel zu dieser Art von Krimis, die keinen schalen Nachgeschmack hinterlassen. In Verräter wie wir ist dieser schale Nachgeschmack aber ausnahmsweise dennoch da. Das liegt vor allem an dem britischen Schauspieler Ewan McGregor, den wir alle seit Trainspotting ziemlich gut kennen und der sich als der junge Obi Wan Kenobi nicht mehr aus dem Gedächtnis verbannen lässt. McGregor ist längst kein Virtuose in seinem Spiel. Seine Figuren wirken beiläufig, vor allem kraftlos. Was in diesem mäßig aufregenden Kronzeugenkrimi besonders stark zutage tritt. Ich weiß nicht warum, aber man wird das Gefühl nicht los, dass McGregor in seiner Darstellung des unbedarften, blauäugigen Oxford-Dozenten, der ehe er sich versieht tief in einem Netz von Verrat und Verfolgung steckt, lediglich Routine sieht. Da gibt es keine Nuancen und keine emotionalen Spitzen. Vor allem auch keine Angst in Anbetracht der akuten Bedrohung, die über das junge britische Ehepaar nach der Bekanntschaft mit Russen-Riese Stellan Skarsgård hereinbricht. Dieser wiederum kann alles spielen – auch einen russischen Geldwäscher, der seiner kriminellen Vergangenheit den Rücken kehren möchte – um seine Auftraggeber gleichzeitig zu verraten.

Dank Skarsgård bleibt man an dem Film doch irgendwie dran – obwohl dieser intensiveren und deutlich geglückteren Filmen wie Der ewige Gärtner oder A Most Wanted Man bei Weitem nicht das Wasser reichen kann. Verräter wie wir zählt zu den schlechtesten Verfilmungen des Autors le Carré. Lauwarm, relativ ideenlos und schauspielerisch – zum Glück nur teilweise – eine Niete.
 

Verräter wie wir

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