6 Underground

BLEIBEN SIE DRAN BIS NACH DER WERBUNG

2/10

 

6-underground© 2019 Netflix

 

LAND: USA 2019

REGIE: MICHAEL BAY

CAST: RYAN REYNOLDS, MÉLANIE LAURENT, DAVE FRANCO, ADRIA ARJONA, COREY HAWKINS, MANUEL GARCIA-RULFO U. A.

 

Durch das viele Streaming auf diversesten Plattformen und dem individuellen Zusammenstellen des Abendprogramms verlieren Werbeblöcke immer mehr an Bedeutung. Wer tut sich das heute noch an, einen Film auf einem Privatsender zu sehen, der mindestens dreimal von fünfminütigem Werbegedusel unterbrochen wird? Abgesehen vom Show-affinen Publikum wohl niemand mehr. Kommt der Film also nicht zur Werbung, muss die Werbung in den Film: Product-Placement. Und niemand nimmt hier so wenig ein Blatt vor dem Mund wie Michael Bay. Penetranter kann man Produkte nicht präsentieren, maximal bei James Bond war das so, aber Michael Bay rückt Whiskey, Kaffee und Uhrenmarken so dermaßen großformatig ins Bild, als würde er uns damit erschlagen wollen. Gusto auf Kaffee bekomme ich dennoch nicht, und die Digitaluhr meines Receivers zeigt mir ohnehin an, wie spät es ist – oder wie lange dieser Film, den ich mich bar jeder Vernunft entschieden habe, zu Ende zu gucken, noch dauern wird.

Dabei hat Michael Bay anfangs gar nicht mal so schlechte Filme gemacht. Das Handwerk hat meist gestimmt. The Rock mit Sean Connery war da noch ein richtiger Knüller, Pearl Harbour punktete abgesehen vom vielen Pathos mit ordentlichen Schauwerten und Pain & Gain war zwar heillos überzeichnet, dafür aber im Ganzen stimmig. Die Transformers-Filmreihe erwähne ich aber lieber nicht. Ich denke ich lehne mich da nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass dieses CGI-Gekloppe neben der unsäglichen Police Academy wohl für die schlechteste Filmreihe aller Zeiten herhalten muss. Und jetzt hat Michael Bay eine Stange Geld von Netflix in die Hand gedrückt bekommen, um zu machen, was er eben gerne machen will, weil es ohnehin schon egal ist, weil Kaffee, Uhren und Whiskey ohnehin schon ordentlich Bares auf den Tisch gelegt haben. Bei 6 Underground klappt einem durchaus die Kinnlade herunter, aber die ist schon bei Armageddon der Schwerkraft erlegen, und das sicher nicht, weil das Werk so gut war. Es ist auch schon wieder eine Art Kunst, einen durchschnittlichen Action-Plot (The Expendables ohne Bezahlung oder Rachegeister, die keiner gerufen hat) aus der Feder der Deadpool-Autoren so dermaßen ins Groteske zu verzerren, dass man beim Sichten des Filmes das Gefühl hat, am Restless-Leg-Syndrom zu leiden. Mit anderen Worten: ständig in ruheloser, unkoordinierter Bewegung, und auf äußerst unangenehme Weise. Bay kombiniert triefenden Gegenlicht-Pathos vor ganz viel Sunset mit fehlplatzierten Gore-Elementen und einer Werbeclip-Schnittästhetik, die eigentlich für 30 Sekunden-Spots gedacht ist, nicht aber für ein 2-Stunden-Monstrum wie dieses. Inmitten dieses Mischmaschs hypernervösem Krawumm und kreischigem Bumm Bumm ein stereotyper Ryan Reynolds, der sich in ein Deadpool-Sequel wünscht. Mélanie Laurent aber hat sichtlich Spaß, denn sowas in der Art hat sie noch nie gemacht.

6 Underground ist wie ein Indoor-Spielplatz für Erwachsene, auf die keiner ein Auge hat. Dass das ins Auge geht, zumindest dramaturgisch, ist nur die logische Folge. Platte Actionfilme gibt es natürlich wie Sand am Meer, aber solch einen noch dazu so aufzupolieren, als wäre er etwas Besonderes, ist so faszinierend wie Trash Marke Dschungelcamp, bei dem man genauso wenig wegsehen kann.

6 Underground

2 Gedanken zu “6 Underground

  1. Michael schreibt:

    Ich frage mich ja immer wer solche Menschen sind, die solche vernichtenden Kritiken schreiben und woher sie sich das Recht nehmen so abfallend über andere zu reden, als seien sie wirklich persönlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Als wäre Bay aufgestanden und hätte beschlossen den Film genau so zu drehen, wie es einem Herrn Grünwald so richtig missfallen würde.

    Kein Plan was man sich einbilden muss für ein hohes Tier sein zu müssen und wie hoch das sprichwörtliche Roß sein muss auf dem man sitzt, dass man sich erdreistet sich Filmkritiker zu schimpfen.

    Letzten Endes ist auch jemand der sich zur Lebensaufgabe gemacht hat andere Menschen mit seiner persönlichen Meinung zu Filmen zu belästigen, doch nur Konsument. Und als solcher hat man eh immer nur 2 Möglichkeiten: Ja oder nein. Entweder man zieht sich einen Film rein oder nicht, guckt ihn zu Ende oder nicht und fand ihn nachher gut oder eben nicht. Thema durch.

    Aber nein, man nimmt seine angestaute schlechte Laune, weil man sich grämen muss, dass ein Film so gar nicht den eigenen Erwartungen entsprach und muss es in die Welt hinausposaunen, als ob irgendein Hahn danach kräht, was einem Michael Grünwald gefällt oder nicht.

    Sowas werd ich nie verstehen. Ihr züchtet euch selbst ein so hohes Niveau heran, dass ihr dann aber auch bedient haben wollt, und haut dafür permanent Filme in die Pfanne, nur weils euch nicht zugesagt hat.

    Who cares?!

    Es ist immer eine Frage unter welchem Aspekt man sich Filme ansieht. In erster Linie schaue ich Filme um mich unterhalten zu lassen. Ist das der Fall, kommt der Streifen ins Regal. Passiert das nicht, kommt er weg oder wird eben nicht gekauft. That’s it.

    Und wenn ich mir einen Film ansehe, ist es mir verdammt nochmal scheiß egal, ob die Frau von Regisseur fremdgefickt hat, der Drehbuchautor nen Burnout hatte, der Kameramann 2 pro Mille hatte oder der Hauptdarsteller ne Line Koks intus. Das sind die Themen mit denen sich dann die „Fach-Kritiker“ rumschlagen und sich dann mit ihrem gefährlichen Halbwissen um die Krone der schönsten Kritiken kloppen. Wenn der Film mich unterhalten hat, ist aber der ganze Background vollkommen hinfällig. Wenn jemand stoned bessere Filme macht als andere nüchtern… bitte, dann bringe jemand diesem Mann einen Sack Gras, damit er arbeiten kann.

    Was Bay da gezaubert hat, hat mich auch nicht überzeugt. Und als der erste Marktstand mit Obst oder Gemüse beim Rammen in einem Feuerball explodierte musste ich auch mit den Augen rollen. Totaler Stuss diese Szene. Aber wayne… denn sie hat mich dennoch unterhalten.

    Jeder Mensch ist einzigartig in Erscheinung, Psyche, Wissen und Charakter. Lehre 100 Menschen 1 Tag lang irgendeine Wissenschaft, dann wirst Du feststellen das diese bei jedem einen anderen Grad an Wissen schafft.

    Und aus dem Grund sieht, hört und versteht jeder Mensch eben auch Filme immer nur auf seine persönliche Art und Weise. Daran wird keine Kritik und kein Kritiker der Welt etwas ändern. Weshalb es eine der sinnlosesten Beschäftigungen ist die mir bekannt ist. Einzige Ausnahme sind halt eben all jene treudoofen Lämmchen, die sich abgewöhnt haben eigenständig zu denken und selbst zu entscheiden. Die einfach zu faul sind eigenes Wissen anzuhäufen, sondern sich lieber an dem laben was Andere von sich geben. Naiv wie Lemminge laufen sie einfach irgendwem hinterher, eifern der Person nach und feiern, kaufen, meiden und konsumieren was der selbsternannte Messias da eben auch so macht. Anders kann ich mir die Erfolge von z.B. Bibis Beauty Bumms YouTube Dreck nicht erklären. Millionen Follower, die alles kaufen und konsumieren, was das Mädchen da in die Kamera hustet.
    Respekt, zu so viel kollektiver Dummheit. Aber gut, auch Du wirst Deine Jünger haben, die jetzt auf Grund Deiner persönlichen Wertung, zumindest schon mal dieses Werk meiden werden. Sich eine eigene Meinung zu bilden wäre ja auch viel zu anstrengend.

    Ich fand den Film nicht wirklich gut. Darum ist das hier auch kein Versuch diesen zu verteidigen. Aber ich würde trotzdem keinem davon abraten oder ihn so schlecht reden, dass anderen das Interesse vergeht. Ich mag Reynolds. Darum hab ich ihn gesehen. Nicht sein bester Film. Aber hey, man kann ja auch nicht immer glänzen.

    Zumal ich ja schrieb, dass es immer an dem persönlichen Aspekt steht oder fällt ob man einen Film gucken kann oder nicht. Hab den relativ schnell als Klamauk angesehen und nicht als wirklich ernstgemeinten Actionfilm. Für mich war relativ schnell klar, dass Bay sich einfach selbst auf die Schippe nimmt und dann war der Film auf einmal garnicht mehr so schlimm.

    Aber es reicht halt nicht um ihn mehrmals sehen zu wollen.

    Und weil, wie bereits gesagt, jedwede Form von persönlicher Kritik eigentlich keinen Sinn hat, ist auch mein Standpunkt dieser Kritik und allen Kritikern gegenüber eher kritisch zu betrachten und demnach überflüssig. Wollte es trotzdem mal loswerden. Regt eventuell ja zum Denken an. ✌😉

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    1. Danke für dein ausführliches Feedback zum Thema Filmkritiker und Rezensionisten. Das ist bislang der längste Kommentar, den ich verbuchen konnte, das ist toll – gefällt mir 🙂 Und ich respektiere deine Meinung, absolut. Ich kenne viele Leute, die nichts davon halten, sich den Sermon anderer Leute reinzuziehen, die sich erdreisten, über einen Film zu urteilen. Film ist eine Kunstrichtung, so wie Malerei, Bildhauerei, etc. Daher: subjektiv. Das ist schön so, da kommen viele Meinungen zusammen. Spannend wirds, wenn der eine eben nicht die Meinung des anderen hat. Man kann darüber diskutieren, aber Diskussionen zur Kunst sind eigentlich sinnlos, denn wie du sagst: jeder hat bereits entweder seine eigene oder gar keine Meinung. Warum soll ich jemandem seine Meinung ausreden wollen? Das Empfinden für ein Werk hängt ganz stark mit der eigenen Persönlichkeit zusammen, mit den eigenen Erfahrungen, den eigenen Triggern für eine Emotion, die man hat, und so weiter und so fort. Über Politik kann man dann schon eher streiten, über Kunst aber nicht. Wenn man Kunst konsumiert, muss man damit rechnen, dass wertgeschätzte Mitmenschen ganz anders über Werke denken, die einem selbst aber wichtig sind. Vielleicht sogar abfallend denken. Das ist freie Meinung. Ja, warum nicht.

      Filmkritiker mag der Zweig eines Berufes sein, den man Journalismus nennt. Ich bin kein Journalist, aber ich schreibe gerne. Daher schimpfe ich mich auch in erster Linie nicht Filmkritiker. Ich habe meinen Blog, weil es ganz bequem ist, dort seine Kritiken zu sammeln. Und warum nicht, gerne können meine Artikel auch andere lesen. Ich mache dafür nicht was weiß ich wie groß Werbung, monetarisiere diese Seite auch nicht. Du kannst das, was ich tue, gerne als sinnlos bezeichnen – das ist deine Meinung (so mancher kann das nicht nachvollziehen, wie eingangs erwähnt) – aber es wird für mich ab diesen Moment dann nicht sinnlos, wenn es beginnt, mir Spaß zu machen. Thats it. Mehr ist da nicht. Ich tue das nicht, damit andere meine Texte bejubeln. Ich tue es, weil ich gerne schreibe. In Vor-Computerzeiten habe ich blätterweise per Hand sämtliche Rezensionen verfasst – kein Mensch hat die je gelesen. Ist mir auch egal.
      Du hast diese Rezension gelesen, und du findest sie mit anderen Worten untergriffig. Auch das ist deine Meinung. Meine Meinung ist: Nein, diese Rezension zu 6 Underground ist m.M.n. nicht untergriffig. Ich beleidige oder beschimpfe hier niemanden. Ich formuliere vielleicht etwas zynisch, aber Zynismus oder Sarkasmus lässt sich in vor allem kabarettistischen oder satirischen Texten genauso finden, und da bin ich noch weit davon entfernt, jenen Wortschatz aufzugreifen, den Kabarettisten für diverse Politiker anwenden, die ihnen nicht passen. Ich habe Michael Bay nicht beschimpft, seinen Film aber nicht gut gefunden, und weil der Film sich selbst nicht ernst nimmt, habe ich dementsprechend eine weniger ernstzunehmende Kritik verfasst, bei der man längst nicht jedes Wort auf die Waagschale legen muss. Ich nehme es mir auch nicht heraus, den Film als Dreck, Schrott oder sonst was zu bezeichnen. Allerdings – viele andere Kino-Konsumenten tun das. Manche finden Filme auch sinnlos. Manche finden Kritiken sinnlos. Schön, wenn du weisst, was für dich in deinem Leben Sinn macht und was nicht. So hat jeder seine Sicht auf die Dinge.

      Interessant aber, wie du jene Leser und Leserinnen beschimpfst, die sich dann doch, anhand von Kritiken, inspirieren oder nicht inspirieren lassen. Was du geschrieben hast, ist genau so eine Kritik. Eine cool formulierte, ein bisschen besserwisserische Filmkritikkritik, wenn du es so willst. Da bist du aber in manchen Zeilen um kein Haar besser als ich, wenn es darum geht, „abfallend und vernichtend“ über andere zu schreiben 😉

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