Blut geleckt
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Der – tatsächlich erst – achte Film vom unverwechselbaren Universalkünstler Quentin Tarantino ist nach Reservoir Dogs mit Abstand sein pessimistischstes, wenn nicht gar nihilistischstes Werk. In diesem epischen, kammerspielartigen Western gibt es – wie in den dreckigsten und dunkelsten aller Italowestern – keine Guten, keine Moral und keine Aufrichtigkeit. Es wird gelogen und betrogen, dass sich die Balken von Minnies Miederwarenladen biegen. Diese obskure Örtlichkeit ist auch Schauplatz des knapp dreistündigen Vernichtungskrieges inmitten eines undurchdringlichen Schneegestöbers. Der so geschaffene Mikrokosmos hat Bühnenqualitäten, vorallem die erste Hälfte des Filmes verpricht rabenschwarze Reminiszenzen an das Suspensekino einer Agatha Christie oder eines Alfred Hitchcock, nur hätten James Stewart oder Peter Ustinov schon in den ersten zehn Minuten fluchtartig das Weite gesucht. Denn die Richtung, die der dialoglastige, sperrige Gangsterwestern dann einschlägt, ist eine zutiefst gewalttätige. Das Blut fließt eimerweise und steigert sich zu einem überzeichneten, bizarren Gemetzel, das in seinem Aktionismus an From Dusk till Dawn erinnert. Und wie das beim selbstzitierenden Tarantino so ist, laufen auch inmitten des Blutbads seine Schauspieler zur Höchstform auf, liefern sich obendrein Wortgefechte und Psychoduelle, und vorallem Jennifer Jason Leigh steigert sich unter hirnverklebten Strähnen zu atemberaubender Expressivität. Dennoch – die hasserfüllten Acht erreichen längst nicht die Genialität ihres großen Vorbildes Django Unchained. Das grob geschnitzte Machwerk zerfällt in zwei Hälften, und man hat das Gefühl, Tarantinos Figuren entwickeln nach Dreiviertel des Filmes ein vom Drehbuch losgelöstes, unkontrollierbares Eigenleben, das den Film irgendwann totläuft. Und mit so einem totgelaufenen, matten Gefühl verlässt man das Kino, obwohl man im Grunde zufrieden sein kann. Was aber fehlt, ist die Genialität der Geschichte, der Hakenschlag, das Magische, Metaphysische. In diesem Punkt ist sich Tarantino untreu geworden.
[…] nicht aus der schneeumtosten Hölle nordamerikanischer Wildnis in die scheinbare Behaglichkeit von Minnies Miederwarenladen. In David Ayers Antiheldenpistole dürfen die gebrochenen Seelen den hochsicheren Gewahrsam des […]
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[…] ist, als würde man The Hateful Eight mit den literarischen Gewitternächten eines Agatha Christie-Krimis kombinieren. Spontan betrachtet […]
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