The Shallows

HAI! … WO?

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shallows

Auch wenn man Wellenreiten überhaupt nicht beherrscht und sich womöglich zum Affen macht – wenn sich Blake Lively in ihr Neopren-Oberteil zwängt und in die Fluten stürzt, stürzt man sich am liebsten gleich mit. Das Open Air-Kammerspiel The Shallows (= das Flachwasser) von Liam Neesons Lieblingsregisseur Jaume Collet-Serra beginnt wie ein Werbespot für Wassersport. Sonnendurchflutete Tropen, unberührter Sandstrand und herrlich türkisfarbenes Wasser. Also eigentlich nicht nur wie ein Werbesport für Wassersport. Es könnte auch ein stimmiger Teaser für Individualreisende sein. Allerdings wäre Blake Lively nicht im Angebot inbegriffen. Das macht nichts, dafür gibt es ja diesen Film. Der allerdings lange genug braucht, um in Fahrt zu kommen. Viel zu lange. Wenn man bedenkt, dass der Salzwasserthriller eine Filmlänge von knappen 80 Minuten aufweist, ist das Warten auf den Knorpelfisch nach einem Drittel des Filmes bereits leicht entnervtem Ausharren gewichen. Und dann endlich – zumindest ein zerfledderter Buckelwal, mit welchem das Drama erst seinen Anfang nimmt. Das andere Drama, das Familiendrama selbst um Blake Livelys Rolle, für das sich sowieso keiner interessiert und welches der Regisseur lieber per Telefon abhakt statt geschickter in die Story einzuflechten oder überhaupt gleich wegzulassen, nimmt dem Film schon mal vorab seinen ganzen langen Atem. Die folgende Suspense mit den bewährten Versatzstücken wie Rückenflosse und sich rot färbenden Wasserstrudeln bewährte sich ja bereits bei Steven Spielbergs Jaws, was das Publikum damals natürlich durch die Sandbank irritiert hat. Was Neues fügt Collet Serra diesem Stoff vorerst nicht hinzu. Vorerst. Die Stärke, wenn der Film denn eine Stärke hat, fokussiert sich in der Mitte des Filmes auf einen kleinen Gezeitenfelsen, wo die hübsche Blondine und Weggefährtin von Ryan Reynolds Zwiesprache mit einer verletzten Möwe hält und mehr oder weniger leidend und schmerzverzerrt vor sich hin darbt. Das macht sie übrigens ganz gut. Ihr selbst ist nichts vorzuwerfen, ihre schauspielerische Leistung ist durchaus beachtlich. Auch die von der Möwe.

Wie eine Mischung aus Castaway und Deep Blue Sea entspinnt sich folglich ein fetziger, aber viel zu kurzer Schlagabtausch zwischen wütendem Tier und verzweifelter Sportlerin. Ungefähr eine halbe Stunde lang zeigt der Film das, was wir sehen wollen. Ein durchnässtes, mitunter blutiges Duell zwischen Tier und Mensch, wobei die Story immerhin versucht, das überaus aggressive Verhalten des Tieres nachvollziehbar zu erklären. Dass der Hai nicht unbedingt, wie bei Spielberg, ein grundloser Serienkiller ist, sondern sein Territorialverhalten durchaus eine gewisse Legitimität aufweist, mag dem Film positiv angerechnet werden. Ungenauigkeiten im Tidenhub, und ob sich Haie und Menschen, vor allem in Anbetracht des brachialen Finales, wirklich so verhalten würden wie dargestellt, mag achselzuckend in Kauf genommen werden. Nicht aber die vergeudete Filmzeit, welche sich, ohnehin sehr kurz, mit entbehrlichen Randszenen aufhält, die nur wenig zur Geschichte beitragen, Befindlichkeiten in die Länge ziehen und den Erzählfluss hemmen. Collet Sera hätte ein Duell im seichten Wasser zaubern können. Einen psychologischen Nervenzerrer. Tatsächlich ist der Film teilweise so aufregend wie ein Tauchgang im Haifischbecken des örtlichen Zoos. In nur wenigen Momenten zeigt der Film, was er hätte tun können, um Liebhaber des Survival-Filmes zu fesseln. Die übrige Zeit herrscht Ebbe.

 

 

 

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