Trolls

EIN FALL FÜR DIE TROLLFAHNDUNG

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trolls

Glück kann man nicht essen. Und das gibt’s auch nicht in kleinen, pharmazeutischen Dosen, abgepackt in Form von farbenfrohen Wichteln, die sich Trolls nennen, und eine erstaunliche Vorliebe für Cupcakes, Singen und Kuscheln an den Tag legen. Tatsächlich handelt das allem Anschein nach superkitschige Märchen von ewig partyschmeißenden, knapp zehn Zentimeter großen Gnomen, die von griesgrämigen Riesen namens den Bergen unentwegt gejagt, gefangen und verputzt werden, um durch die orale Einnahme der sorgenfreien Radaubrüder den Rhythmus des immerfröhlichen Lebens zu verspüren. Wenn man sich den Placebo-Effekt lange genug einredet, so kann’s passieren, dass das Ergebnis wie erwartet eintritt. Ein bisschen erinnert die Vorgehensweise der ogerartigen Riesen das an jene kannibalischer Völker aus Neuguinea oder Borneo, die durch den Verzehr besiegter Feinde deren Seele in sich aufzunehmen glaubten. Zum Glück sind diese Zeiten vorbei. Nicht aber in jenem Land, wohin uns diese zauberhafte, quirlige Animationsfantasy entführt.

Mädchen und Jungs dürften von Trolls gleichermaßen begeistert sein. Und auch wenn alles auf eine verkitschte Kommerzhysterie hindeutet – die Erwachsenen werden staunen, was alles zwischen Cupcakes und Regenbogen sonst noch Platz hat. Nämlich allen voran eine kluge Geschichte, die den Vergleich mit anspruchsvollen Kindergeschichten im Stile von Mira Lobe nicht zu scheuen brauchen. Freilich, Kitsch ist genug vorhanden. Die Farbe Rosarot verursacht genauso Augentränen wie farbexplodierende Feuerwerke, funkelnde Glitzertrolle und allerhand quietschbunter Fantasiewesen in einer Mischung aus Plastilin und Filzbastelei. Andererseits aber, und das hätte man kaum hinter diesem Film vermutet, finden sich die haarprächtigen Kerlchen in einem düster-bizarren Filmkosmos ähnlich eines Tim Burton wieder. Die Welt der Bergen erinnert stark an den Laika-Puppentrickfilm Die Boxtrolls. Vor allem die Optik erinnert zeitweise an Stop-Motion, auch dank der Beschaffenheit filz- und stoffartiger Landschaften. Manch eine Kreatur könnte aus Nightmare before Christmas in die kindliche Welt von Dreamworks hinübergerutscht sein. Der Mix des Filmes macht es aus, dass wir es hier tatsächlich mit einem gelungenen Stück Kinderkino zu tun haben, das zugleich spannend, weise und überaus komisch ist. Vor allem die Figur des unansehnlichen, aber drolligen Bergen-Zimmermädchens Bridget ist ein greifbarer, berührender Charakter geworden, voller Sehnsüchte und Selbstzweifel. Wenn das Mädchen dann unter ihrem wallenden Trolls-Haar und in Plateauschuhen ihrem geliebten Prinzen gegenübertritt (übrigens mein Favorit), werden Erinnerungen an John Waters Musical Hairspray wach. Dieses Switchen zwischen verspielter Lieblichkeit und einem bizarren Mut zur Hässlichkeit macht den Reiz des Filmes aus, weniger die neuinterpretierten Ohrwürmer aus den 80ern.

Trolls sprüht vor Elan und entführt die ganze Familie auf eine abenteuerliche Sinnsuche zwischen Gefressen werden und Glückshormonen. Und die magischen, enorm belastbaren Frisuren der kleinen Wesen lassen den Drei-Wetter-Daft von Schwarzkopf reichlich alt aussehen.

Trolls

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