Shaft (2019)

MIT DEM OPA BEIM SHOOTOUT

3/10

 

shaft2019© 2019 Netflix

 

LAND: USA 2019

REGIE: TIM STORY

CAST: SAMUEl L. JACKSON, JESSIE USHER, REGINA HALL, ALEXANDRA SHIPP, RICHARD ROUNDTREE, METHOD MAN U. A.

 

Nein, Steve Jobs war nicht der letzte auf Gottes Erden, der noch mit allen Mitteln dieser Welt versucht hat, den Rollkragenpullover salonfähig zu halten. Seit des Netflix-Releases rund um den regelbrechenden Privatdetektiv Shaft wird klar, dass die genähte Halskrause wohl niemandem sonst so mondän zu Gesicht steht wie Samuel L. Jackson. Da könnte man meinen, die Siebziger hatten modetechnisch doch was für sich, und man könnte auch meinen, dass dem Klischee der unbunten Rollkragenträger aus der Werbebranche eine unverhohlene Liebe, ja geradezu ein Fetisch zugrundeliegt, noch dazu wenn es um die anregende Kombi Ledermantel und bis zum Kinn hochkriechende Pullover geht. Der neue Shaft feiert hierfür wirklich ein sagenhaftes Revival. Keine Ahnung, wie oft Samuel L. Jackson hier seine Garderobe wechselt, irgendwann macht das auch sein Filius, und dann auch noch der immer noch raubeinige Opa, den wir aus dem Original kennen. Und dann tanzen sie im Einheitslook die Straße runter, mit wehenden, braunorangen Mänteln, als wäre das das Schönste auf der Welt. Als wäre das Outfit sowieso schon die halbe Miete, wenn es um Verbrechensbekämpfung geht.

Tatsächlich verlässt sich der neue Shaft völlig gelassen auf die Schablonen lässiger Ziviluniformen, natürlich auch auf die egomanischen „Ich-scheiß-mir-nix“-Attitüden von Amerikas wohl heißbegehrtesten Afroamerikaner nach Barack Obama, wohl weil er wahrscheinlich angenehm unkompliziert sein muss, wenn es um das Dirigieren vor der Kamera geht. Samuel ist immer der coolste Motherfucker unter Kaliforniens Sonne, alles gelingt ihm, weil er ein Pfundskerl der alten Schule ist, der erstmal glaubt, niemals um Verzeihung bitten zu müssen und tun muss, was ein Mann eben tun muss: den Bösen in den Arsch treten. Das ist eine Rolle, die hatte Samuel L. Jackson schon gefühlt hundert Mal. Jetzt gibt es das zum hundertundersten Mal aufgewärmt, mit Newcomer Jessie Usher (Independence Day: Wiederkehr) als der pazifistisch angelegte Sohnemann, der die Hilfe des kultigen Papas braucht, alle Erziehungsdefizite mal außen vorgelassen. Weil er aber auch mal ein Shaft ist, und ein Shaft keine halben Sachen macht, dirigiert ihn das in die patriarchale Schule der Altvorderen, während der Altvordere trotz anfänglichem Widerstand langsam überzuckert, dass harte Männer die Schule edler Ritter noch absolvieren müssen.

Was Tim Story aus der wüsten Figur mit dem nervösen Abzugfinger gemacht hat, ist mehr Buddykomödie als Blaxploitation, ist mehr zimperliches Herumgeeier als handfester Thriller. Beinahe sieht es aus, als wäre der neue Shaft eine erschöpfte Parodie seiner selbst, ein Zähmen vorgestriger Mannsbilder und Geschlechterrollen, allerdings nur im Schnurr- und Streichelmodus, aufgesetzt auf einen Plot, der nach dem Abspann der Vergessenheit anheimfällt, der maximal als Füllmaterial um den roten Faden einer Serien-Storyline dienen kann, der sein Potenzial restlos verschenkt und als dramaturgisches Mauerblümchen den fast schon peinlich aufspielenden Edelmännern den spendierten Trink ins Gesicht schüttet. Da helfen selbst die neu aufgelegten Rhythmen von Isaac Hayes nichts mehr, auch wenn diese immer noch zeitlos grooven. Das ist fast verlorene Liebesmüh angesichts der Symbolkarikatur einer Kultfigur, die ihre Zeiten bereits gehabt hat, und die mit den Outfits vom Flohmarkt maximal zum Zelebrieren auf irgendwelchen Comic Cons für wissendes Schmunzeln sorgt. Der Rollkragen kommt dann wieder in den Second Hand-Laden, denn wer trägt diese kratzenden Krausen denn noch wirklich?

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