Godzilla vs. Kong

WER ZULETZT BRÜLLT,…

8/10


godzillavskong© 2021 LEGENDARY AND WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. ALL RIGHTS RESERVED. GODZILLA TM & © TOHO CO., LTD.


LAND / JAHR: USA 2021

REGIE: ADAM WINGARD

CAST: ALEXANDER SKARSGÅRD, REBECCA HALL, MILLY BOBBY BROWN, BRIAN TYREE HENRY, KAYLEE HOTTLE, DEMIÁN BICHIR, EIZA GONZÁLES U. A. 

LÄNGE: 1 STD 54 MIN


Geklotzt wird später? Wohl kaum. Dieser Streifen hier wird wohl das wuchtigste Stück Eventkino des heurigen Jahres bleiben. Ich bezweifle auch, dass sich ein Film wie Godzilla vs. Kong in Sachen Formatfülle in absehbarer Zeit toppen lassen wird. Naja, vielleicht, wenn noch ein dritter im Bunde in den Ring steigt, oder es überhaupt ein Doppel gibt. Aber auch da kann der schmale Grat zwischen entsetzlichem Getöse und wohlkomponiertem Monsterclash sehr leicht bröckeln. Hier wird uns letzteres beschert.

Bitteschön, es ist auch überhaupt kein Problem, Godzilla vs. Kong im Heimkino zu genießen. Interessanterweise läuft hier parallel zur Kinoauswertung der Retailverkauf auf DVD und Blu-Ray. Wer sich aus seinem im letzten Jahr fein säuberlich evaluierten Home Cinema nicht verabschieden kann, braucht hier nur die funkelnde Scheibe in den Player schieben – schon geht die Post ab. Kann aber sein, dass es den Fernseher vom Sockel hebt. Um dem vorzubeugen, rate ich wirklich von Herzen: wenn schon unbedingt Kino, dann wäre es ein Fehler, sich bei Godzilla vs. Kong nicht das Royal Flash unter die Nase reiben zu lassen.

Ich also in meinem Lieblingskino, Saal 1, IMAX-Leinwand (was sonst?), Reihe 9 Mitte. Die besten, längst erprobten Plätze, stets im Vorfeld gesichert. Die Erwartungshaltung ist etwas gedämpft, da der Kaiju-Vorgänger Godzilla 2: King of Monsters von Michael Dougherty ein Schuss ins Knie war. Zu viel Lärm um nichts, mittelmäßig animierte und aufgrund der vielen umhergelenkten Energiestrahlen, die extrem viel Gegenlicht erzeugen, schlecht erkennbare Kreaturen. Darüber hinaus stereotype Figuren und kaum Spannung. Von Gareth Edwards Erstling Godzilla meilenweit entfernt. Der wiederum hatte damals auf ganz viel Stimmung und Atmosphäre gesetzt und die dem Universum zugrundeliegende Wucht und Theatralik geschickt angeteasert. Da wusste man: das schmeckt nach Mehr. Nun – jetzt kommt mehr: Adam Wingard (Death Note, Blair Witch) hat die Ärmel hochgekrempelt und alle Fehler des ersten Sequels ausgemerzt. Entstanden ist ein Blockbusterkino, das die Leinwand sprengt.

Die Story ist natürlich schnell erzählt. Keiner will sich hierbei mit unnötiger Dramaturgie aufhalten. Wichtig ist: ein knapper, aber schlüssiger Plot, den Rest erledigen die Titanen. Genauso ist es auch. Nach Kong: Skull Island fristet der gigantische Primat sein Dasein isoliert unter einer Kuppel auf besagter Insel, was ihm natürlich ordentlich stinkt. Warum ist das notwendig? Nun, damit der King of Monsters, eben Godzilla, nicht Jagd auf ihn macht. Denn von den Titanen, da kann es – wie bei Highlander – nur einen geben. Um auf dieser alternativen Erde allerdings die Sache mit den stampfenden Biomassen zu verstehen, plant eine Gruppe Wissenschaftler um den zwielichtigen Unternehmer Simmons (Demián Bichir) eine Expedition in eine angeblich existierende Hohlwelt, höchstpersönllich (und eher unfreiwillig) angeführt von Kong. Bei der Überfahrt in die Antarktis allerdings, wo der Eingang in die Jules Vern´sche Unterwelt existiert, kommt es zur ersten, unweigerlichen und nicht ganz freundlichen Begegnung mit der schuppigen Riesenechse.

Mehr Inhalt gibt’s hier nicht, das wäre sonst gespoilert. Was ich aber sagen kann: es gleicht einem Kunststück, ein Gekloppe wie dieses so akkurat durchzuchoreographieren. Es ist nicht so, dass die Kamera draufhält und dann gibt’s Kinnhaken links und rechts und das war‘s dann. Wingards Kameraleute und Animationsexperten entfesseln nebst ihren Monstren eine wildgewordene Kamera, die um ihre nichtmenschlichen Stars herumrotiert, herumwirbelt, oben unten sein lässt und umgekehrt. Das ist schwindelerregend, da könnte einem das visuelle wie akustische Getöse wiedermal das Hirn vernebeln – aber das tut es keine Sekunde. Trotz dieser Virtuosität gelingt Godzilla vs. Kong eine erfrischende Klarheit in seiner Bildsprache. Es reicht eben nicht nur, hyperrealistische Wesen und Welten zu generieren – es braucht auch den künstlerischen Aspekt des Filmemachens alter Schule. Wingard kombiniert beides; schafft es gar, seine Stars so gut es geht in dieses Abenteuer einzubinden (bis auf Skarsgård, der seiner Unterforderung Luft macht) und entrümpelt sein glatt geschliffenes, kleines Libretto von unnötig ausufernden Privatgeschichten. Der Fokus liegt dort, wo er liegen soll. Die Lust an der freigesetzten physischen Energie von Godzilla und Kong wird fast durchwegs befriedigt. Und niemals ist es ein Overkill.

Spätestens wenn die Echse durch Hong Kong stapft, ist das die größte Verbeugung bislang vor dem Kinokult der Tōhō-Studios, vor den Geschichten rund um brüllende Gottheiten, panisch flüchtenden Menschenmassen und staunenden Gesichtern weniger Idealisten, die der Größe zwar nicht Paroli bieten können, dafür aber manchem Ungetüm ihr Herz schenken. Meines haben sie schon.

Godzilla vs. Kong

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