Da scheiden sich die Geister

BUHLSCHAFT AUS DEM JENSEITS

5/10


scheidensichdiegeister© 2021 24 Bilder


LAND / JAHR: AUSTRALIEN, GROSSBRITANNIEN, USA 2020

REGIE: EDWARD HALL

CAST: DAN STEVENS, ISLA FISHER, LESLIE MANN, JUDI DENCH, AIMEE-FFION EDWARDS, DAVE JOHNS, JULIAN RHIND-TUTT, MICHELE DOTRICE U. A.

LÄNGE: 1 STD 35 MIN


Wenn sich Judi Dench als aufgedonnertes Medium bei Kerzenschein an einen runden Tisch setzt, will man unbedingt dabei sein. Und zwar nicht aufgrund der eher unwahrscheinlichen Möglichkeit, das Gespräch mit einem Geist anzufangen, sondern weil Judi Dench als eine zwischen den Dimensionen weilende noble Dame einfach eine gute Figur macht. Da kann man noch so schmunzeln, während sich alle die Hände reichen. Der etwas mokierende Zweifel wird bald ausgeräumt werden, wenn dann tatsächlich jemand an den Tisch klopft, der gar nicht mal an selbigem sitzt. Und selbst der Zauberlehrling aus Goethes gleichnamiger Ballade hat es schon immer gewusst: Geister, die man ruft, wird man kaum mehr wieder los. Ein nettes Lehrstück hat da Noël Coward rund um diese Einsicht formuliert. Daraus entstanden ist Blithe Spirit, ein Stück in drei Akten. Allerdings lässt sich die Erkenntnis nicht verdrängen, dass dieses Lustspiel bereits 80 Jahre auf dem Buckel hat. Judi Dench kann da aber nichts dafür.

Worum geht´s also in dieser spirituellen Komödie? Der vielseitige Dan Stevens (zuletzt als allzu menschlicher Android in Maria Schraders Science-Fiction-Drama Ich bin dein Mensch zu sehen) spielt einen weniger vielseitigen Bestseller-Autor, dessen beste Zeiten seit dem Ableben der ersten Ehefrau Elvira schon längst vorbei sind. Folglich leidet dieser an einer entsetzlichen Schreibblockade, und um diese zu lösen, lädt er das Medium Madame Arcati (eben Judi Dench) zu einer Seance ins noble Anwesen. Diese macht tatsächlich auf Twilight Zone und befördert vorhin erwähnte Ex in die Welt der Lebenden zurück – als Gespenst wohlgemerkt. Und auch Gespenster, wie man sehen wird, haben noch sowas wie Gefühle. Denn Elvira will ihren Ehemann zurück. Sehr zum Leidwesen von Isla Fisher, die als lebendige Gattin Ruth ihren Mann anfangs für verrückt hält, später aber das freie Spiel der Kräfte mitmachen muss.

Der Plot klingt ja zugegebenermaßen ganz witzig. Und ist natürlich nicht umsonst einer von Cowards großen Boulevard-Erfolgen. Nur: nicht jedes Theaterstück lässt sich fürs Kino adaptieren. Da scheiden sich die Geister ist bunt, schön ausgestattet und sicherlich nicht schlecht gespielt. Doch es ist und bleibt ein zugeknöpftes, braves Boulevardstück, eine harmlose Komödie mit gefälligem Humor, der die ganze Bandbreite eines Theaterpublikums abdeckt, das während des Krieges sein Heil in wohltuend- harmloser Ablenkung sucht. So viele Jahre später ist der zeitliche Kontext nicht wegzudenken, und es scheint auch fast unmöglich, die angestaubte Komödie mit allen zur Verfügung stehenden Extras des 21. Jahrhunderts so aufzupeppen, dass es vom zeitgenössischem zum zeitlosen Klassiker avancieren könnte. Das funktioniert leider nicht, denn das Stück gibt her, was es hergibt. Es gibt weder Metaebenen noch sonstige gesellschaftliche Seitenhiebe. Hat damals niemand verlangt – verlangt man aber vermehrt heute.

Da scheiden sich die Geister

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