Kaviar

GRIFFE INS KLO

6/10

 

kaviar© 2019 Thimfilm

 

LAND: ÖSTERREICH 2019

REGIE: ELENA TIKHONOVA

CAST: MARGARITA BREITKREUZ, DARIA NOSIK, SABRINA REITER, GEORG FRIEDRICH, SIMON SCHWARZ U. A.

 

„A Hirnidee!“ Karli Sackbauer, der Spross des echten Wieners, der nicht untergeht, der hätte den absurden Vorschlag eines russischen Oligarchen wohl für machbar und durchaus gelungen empfunden: Eine Villa am Donaukanal! Wer Wien nicht kennt, wird diese Hirnidee wohl in ihrem gesamten Ausmaß schwer begreifen können. Die, die Wien kennen, werden lachen. Denn der Donaukanal, etwas weiter östlich vom Stadtzentrum entfernt, umgeben von verglasten Hochhäusern und denkmalgeschützten älteren Bauten, ist ein trübes Rinnsal durch die Stadt, inklusive Flanierbereich und intensiver kultureller Nutzung, mit ganz viel Graffiti und dem Startpunkt für eine Fahrt nach Bratislava per Twin Liner. Brücken gibt es auch, die dieses einbetonierte Wasser überqueren. Eine davon soll entsprechend der Ponte Vecchio in Florenz mit russischen Millionen behübscht werden. Natürlich sind da alle, die etwas mitzureden und jede Menge Beziehungen haben, Feuer und Flamme, denn ein Stück vom Kuchen, der bröselt auch auf die Macher und Buckler ab, und die können sich dann irgendwo im Ausland, wo es schön warm ist, zur Ruhe setzen. Das zieht auch allerhand kleine Fische zur Angelrute, auch den windigen Klaus, der mit Begeisterung alles in die Wege leitet und glücklicherweise auch den Stadtrat kennt, der´s übrigens schon richten wird. Doch irgendwie ist Kommunikation und das Ausräumen von Missverständnissen alles, Geldkoffer mit Barem gerne verschwunden und die Damen im Hintergrund gewiefter als sie scheinen.

Wäre Berlinale-Gewinner Georg Friedrich nicht in diesem Film, Kaviar wäre nur halb so lustig. Gut, dann hätten wir noch Simon Schwarz als windigen Anwalt in petto, der aber zu wenige Spielszenen hat, um die skurrile Klamotte eigentlich wirklich zu retten. Georg Friedrich schafft es quasi im Alleingang, in seinem unverkennbaren Slang die volkstheatralische Überheblichkeit eines Ur-Wieners genussvoll aufs Tapet zu bringen. Eines Nutznießers und sich selbst heillos überschätzenden Naivlings, der sich für den Klügsten von allen hält. Ja tatsächlich, so etwas Ähnliches wie der gute alte Karli Sackbauer, nur perfider. Oder wie eine Figur aus Nestroys Schwänken, die sich bühnentauglich im ausladenden Fettnäpfchen verirrt, dabei doch bis zur Schulter in der Klomuschel und sonst wo steckt, um den großen Gewinn zu bergen, der alles, nur nicht greifbar ist. Schadenfroher Humor ist das, aber er trifft die richtigen, welche sich mit stümperhaftem Tarnen und Täuschen zum Affen machen. Sabrina Reiter in Blau mitsamt ihren russischen Gespielinnen kann sich da nur schwer gewissen Motivationsschwierigkeiten erwehren, sie sind da eine bemühte Blaupause der Vorstadtweiber, die wohl längst mit dem Geld über alle Berge wären. Wäre interessant gewesen, was Michael Glawogger aus dem Stoff gemacht hätte – der hätte womöglich Detlev Buck als Russen besetzt. Und bewusstseinserweiternde Substanzen auch noch ins Spiel gebracht.

Kaviar