Spongebob Schwammkopf 3D

SCHWAMM DRÜBER UND DRUNTER

6,5/10

 

spongebob3d© 2015 Paramount Pictures Germany

 

LAND: USA 2015

REGIE: PAUL TIBBIT

LIVE ACT CAST: ANTONIO BANDERAS

MIT DEN STIMMEN VON (ORIGINAL): TOM KENNY, CLANCY BROWN, BILL FAGGERBAKE, CAROLYN LAWRENCE U. A.

 

Was ist wohl der Unterschied zwischen dem Higgs-Boson und Spongebob? Das Higgs-Boson werde ich nie verstehen. Das Universum rund um einen Schwamm mit Hirn irgendwann doch. Obwohl ich bis vor Kurzem auch hier das Gefühl hatte, aus Spongebob niemals jemals schlau zu werden. Was bei allen sieben Weltmeeren hat es mit dieser käseartigen Figur in Squarepants, schwarzen Schuhen und einem Faible für Seifenblasen unter Wasser überhaupt auf sich? Bikini Bottom, was ist das für ein seltsamer Ort? Warum verkauft eine Krabbe Krabbenburger? Und warum um alles in der Welt will ein Eichhörnchen unter dem Meeresspiegel wohnen? Klar, man muss bei Spongebob nicht alles verstehen. Kids verstehen das ohnehin besser. Und hinterfragen womöglich so manches erst gar nicht, sehen darin keine Notwendigkeit und nehmen diese verdrehte Welt als gegeben hin. Und tatsächlich – je mehr man sich darauf einlässt, Eichhörnchen unter Wasser leben und einen Schwamm Seifenblasen blasen zu lassen, je mehr folgt diese irre Welt einer verdrehten Logik, die sich mit jener eines Douglas Adams und seinem Anhalter durch die Galaxis oder eines Dr. Who für Kinder am Ehesten verträgt.

Dabei – oder gerade deswegen –- ist Spongebob Schwammkopf längst nicht nur Kinderkram. Das quengelnde Tier mit der Synchronstimme von Steve Buscemi hat Kultstatus. Auf Nickelodeon gibt es ab und an ganze Spongebob-Festivals, die rund um die Uhr laufen. Eine Episode schriller als die andere. Doch keine Angst vor der maritimen Reizüberflutung! Im Grunde genommen hat das alles ein überschaubares Konzept, zumindest wenn es gelingt, zwischen dem flirrenden Farb-Overkill hindurchzublicken. Im zweiten Spielfilm Spongebob Schwammkopf 3D passiert es tatsächlich, dass selbiger und seine Freunde ihr schützendes Meer verlassen, um am Strande womöglich Malibus zwischen den nackten Waden von Homo Sapiens auf die Pirsch zu gehen. Aus 2D wird 3D – und aus biodiversitären Underdogs werden Superhelden mit Sixpacks an Stellen, wo niemals ein Sixpack sein kann. Die Avengers lassen grüßen, nur statt Hulk hämmert diesmal ein verschwörerisches Plankton auf seine Widersacher ein. Bizarrer gehts kaum mehr. Bis es aber soweit kommt, darf am Meeresgrund der Doomsday ausgerufen werden. Warum? Das Rezept für den allseits beliebten Krabbenburger ist verschwunden (um dieses Rezept gehts prinzipiell mal immer irgendwie), und womöglich ist das Plankton (klein, aber oho!) wiedermal Schuld daran. Weltverschwörung al la Pinky & Brain. Bikini Bottom liegt in Schutt und Asche – das Einzige, was die Welt noch retten kann, ist eine Zeitmaschine, zusammengeschustert aus einer Passfotobox (what the hell???) und sonstigen Fragmenten. Wohin die Reise geht? Bis ans Ende und an den Anfang. Und irgendwann wissen wir, dass wir nicht von Echenmenschen unterwandert worden sind, sondern die wahren Herren des Universums Delphine sind. Der Antagonist? Niemand geringerer als – haltet auch fest – Antonio Banderas, der als Imbiss-Pirat und Alternativ-Jack-Sparrow Krabs und Co perfide Konkurrenz macht.

Schöpfer Stephen Hillenburg, selbst Meeresbiologe, hat sichtlich ein Herz für all das, was unter dem Meer so kreucht und fleucht. Die 1998 erstmals auf dem Bildschirm erschienene Welt ist die zugedröhnte Version eines umnebelten Besuchs in einem städtischen Aquarium. Gesichtslose Tierarten und mikroskopische Mehrzeller erhalten liebevoll angedichtete Charakterzüge, die sich durch alle Abenteuer ziehen. Irgendwann weiß der Spongebob-Experte, was er bekommt, weiß auch, wie all die Figuren ticken, sogar angesichts unerwarteter Absurditäten. Denn das Unerwartete ist andauernd im Begriff, völlig unvermittelt in einen wohlgeordnteten Alltag einzubrechen, der steht und fällt mit der Verfügbarkeit von Krabbenburgern.

Spongebob Schwammkopf 3D

Teenage Mutant Ninja Turtles: Out Of The Shadows

KRÖTEN IN NÖTEN

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turtles

Viele Leser werden jetzt wahrscheinlich den Kopf schütteln und sich vielleicht fragen, ob ich tatsächlich nichts Besseres zu tun hatte als mir einen infantilen Actionfilm über vier ebenso infantile Schildkröten anzusehen, die unmissverständlich ins Kinderprogramm gehören und noch dazu keinerlei edukative Aufgabe übernehmen. Nun, tatsächlich beinhaltet Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows rein gar nichts, was man sich nach dem Abspann mit nach Hause nehmen kann. (Muss es aber auch nicht immer…) Vielleicht kann man später etwas mehr mit den Namen Leonardo, Raffael, Michelangelo und Da Vinci anfangen – sie richtig zuzuordnen wird man aber auch dann nicht imstande sein, wenn man diese Namen googeln würde. Denn dann würden wieder diese Schildkröten auftauchen – die aber sensationell animiert sind. 

Ich will sicherlich kein Loblied über dieses Machwerk vom Stapel lassen. Wir wissen, es ist ein abendfüllender Werbeclip für Merchandising-Spielzeug. Purer Kommerz, der Kinder, die jugendfreie Action lieben, glücklicher macht – und Eltern um einiges Taschengeld ärmer. Das von Michael Bay produzierte Krötengekloppe bedient sich derselben Effektschmiede wie die Transformers-Filmreihe. Computeranimierter Motion-Capture-Naturalismus bis in die kleinste Pore und bis in jede noch so kleine Faser diverser fester Elemente. Action im HDR-Modus, der das Auge sehr schnell ermüdet. Allerdings – die Mimik und die Animation der fleischgewordenen Spielzeugfiguren ist ziemlich perfekt. Besser kann man diese Dinger nicht kreieren, dafür gibt’s ein Plus. Der Film selber bedarf aber kaum einer Erklärung. Ein plakatives Szenario rund um den Erzfeind Shredder, mittendrin Botox-Schönheit Megan Fox, die sich mit lächerlichem Fantasykram abgeben muss, da ihr Agenturmanagement sonst keine Angebote mehr erhaltet. Doch immerhin – gut bezahlt ist diese Rolle sicher, ist sie doch nur eine von wenigen realen Besetzungen in einem fast zur Gänze trickanimierten Film, der ordentlich dröhnt und klotzt, aber trotz allem in nichtssagender Albernheit versinkt. Wer immer diese Idee hatte, Schildkröten als Actionhelden ins Leben zu rufen – ihm gebührt mein Respekt. Vor allem aber eher in Anbetracht der Tatsache, mit dieser kruden Kreation Lizenznehmer und Wirtschaftspartnern überzeugt zu haben. Wie immer sind die schrägen Ideen die Besseren – somit sei den vier Reptilienbrüdern die Daseinsberechtigung sicher nicht aberkannt.

Die Zeichentrickserie hätte aber gereicht. Für Erwachsene zu dämlich, für Kinder zumindest visuell zu überfordernd. Wem soll dieser Film nun genügen? So schlingert das knallbunte Effektgewitter zwischen den Zielgruppen umher und wirbt für Pizza, Oberlippenbotox und Spielzeug. Popcornkino, bei dem das Popcorn den größeren Kick verleiht. 

Teenage Mutant Ninja Turtles: Out Of The Shadows