Black Water

OH WIE SO TRÜGERISCH

7/10

 

blackwater© 2007 The Australian Film Commission

 

LAND: AUSTRALIEN 2007

REGIE: ANDREW TRAUCKI, DAVID NERLICH

CAST: DIANA GLENN, MAEVE DERMODY, ANDY RODOREDA, BEN OXENBOULD U. A. 

 

Der Urlaub, die Tour, alles fällt ins Wasser. Balkonien liegt heuer zwangsläufig wieder im Trend. Gut, wenn man unlängst vor dem Lockdown noch die eine oder andere Fernreise hinter sich gebracht hat, da lässt sich natürlich noch ein Zeiterl über die Runden kommen. Es gibt aber auch Leute, die erinnern sich nur ungern an ihre Erlebnisse, die, egal wie lange sie womöglich schon zurückliegen, nur noch schlimmer werden. Ich selbst weiß noch nur zu gut, wie mir damals, vor knapp 20 Jahren, ordentlich die Muffe ging, als ich vor der Küste Sansibars fast ertrunken wäre. Andere haben Erlebnisse in petto, die sind so schrecklich, dass sie verfilmt werden müssen. Zum Beispiel jenes Erlebnis junger Urlauber im Norden Australiens, die während einer Boots- und Angeltour in die Sümpfe der Northern Territories Bekanntschaft mit einem Salzwasserkrokodil schließen mussten. Das war garantiert kein freundschaftliches Händeschütteln. Das war ein Fressen- und Gefressen werden, allerdings eher einseitig.

Salzwasserkrokodile, die sind schon ordentliche Kaliber. Da reichen Alligatoren und Kaimane maximal als Mundschenk, obwohl auch die durchaus stattliche Ausmaße erreichen können. Aber so ein Salzwasserkrokodil, sowieso gefährdet und meist auf irgendwelchen Krokfarmen zur Schau gestellt, weiß zumindest in diesem australischen Abenteuer-Slasher nur zu gut, wer es eigentlich auf seine Spezies abgesehen hat. Und beschließt, nicht nur ordentlich zu frühstücken, sondern auch mal ein bisschen den Racheengel zu spielen. Black Water nennt sich dieser knapp 85minütige, bereits schon 13 Jahre alte Reißer aus Down Under. Faustdick hinter den Ohren hat er´s aber immer noch. Drei Urlauber – ein Ehepaar und die Schwägerin – finden sich alsbald auf einer Mangrove wieder, können weder vor noch zurück, unter ihnen Wasser, soweit das Auge reicht, und das Boot, kieloben treibend. Was also tun in so einer Situation, wenn erstens mal kein Trinkwasser vorhanden ist, die Moskitos quälen und Handys zu lange gebadet haben? Beten wäre eine Lösung. Was auch getan wird. Oder einfach allen Mut zusammennehmen und dem Untier trotzen. Was auch getan wird, wobei das Reptil deutlich im Vorteil sein wird – im Heimvorteil sozusagen, weil: My swamp is my castle.

Vergesst Alexandro Ajas Crawl, der vor nicht allzu langer Zeit bei uns im Kino lief. Gegen Black Water ist der Streifen rund um einen Hurrikan in Florida und wild gewordenen Alligatoren, die sich durch Kellerluken zwängen, ein zwar solider, aber vorhersehbarer Versuch, die Bestie bedrohlich genug ins Bild zu rücken. In Black Water, im Gegensatz zu Crawl natürlich ein astreines Low Budget-Movie, geht das Duo Andrew Traucki und David Neulich die Sache etwas anders an: sie verlassen sich auf die allseits bekannte Prämisse mit dem Teufel: einfach mal annehmen, es gäbe ihn gar nicht. Was aber noch sein könnte, wäre filmen nach Vorbild: nämlich Ridley Scott und sein Alien-Original. Das Wesen aus dem All ist nur am Ende des Films so richtig zu sehen. Die Spannung resultiert daraus, eben nicht zu wissen, wo das Monster anfängt und wo es aufhört, und überhaupt, ob und wo es sich befindet. Im Film der beiden Australier haben wir es mit ähnlichen Finten zu tun – die Bedrohung ist gleichzeitig überall und nirgends. Das schwarze, trübe, sich sanft kräuselnde, ungemein lebendige Gewässer lässt die Bestie auf abstrakte Weise jeden Winkel der Botanik einnehmen. Black Water macht auf raffinierte Weise jedes kleine Luftbläschen auf der Wasserfläche zum Feind, das Spiel mit den Lichtreflexen auf den plätschernden Wellen ist besser als jedes CGI. Wie ein Survivalthriller eben alle Stückchen spielen kann, ohne groß budgetiert zu sein, das zeigt diese kleine, garstige Version des Kinderliedes „Affen auf dem Baum“ zwischen Blut, Schlamm, Hitze und trügerischer Ruhe. Wenn einer eine Reise tut, und das noch überlebt, dann hat er was zu erzählen – in diesem Fall am liebsten dem Therapeuten.

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