Zoomania 2 (2025)

JEDEM TIERCHEN SEIN PLÄSIERCHEN

7/10


© 2025 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.


ORIGINALTITEL: ZOOTOPIA 2

LAND / JAHR: USA 2025

REGIE: JARED BUSH, BYRON HOWARD

MIT DEN STIMMEN VON (ORIGINAL): GINNIFER GOODWIN, JASON BATEMAN, KE HUY QUAN, FORTUNE FEIMSTER, ANDY SAMBERG, DAVID STRATHAIRN, IDRIS ELBA, PATRICK WARBURTON, SHAKIRA U. A.

MIT DEN STIMMEN VON (SYNCHRO): JOSEFINE PREUSS, FLORIAN HALM, RICK KAVANIAN, KATHRIN GLAUBE, DENNIS HERRMANN, LUTZ RIEDEL U. A.

LÄNGE: 1 STD 47 MIN



Disney hatte das schon immer: Ein Herz für Tiere. Denn Tiere, die mögen fast alle. Bis auf das ganze Krabbelige. Bis auf Affen, denn die haben in Zoomania anscheinend keinen Platz, weil sie zu sehr… menschlich sind? Und bis auf Reptilien und Amphibien. Über Kaltblüter dieser Art macht sich Disney diesmal aber doch Gedanken. Denn, um ehrlich zu sein, ist die in mehrere Klimazonen unterteilte Metropole Zootopia ein Schmelztiegel an Säugetieren aller Art, die nach wie vor als Elite gelten. Nicht mal Vögel gibt es hier, es fehlt also der Großteil der auf unserem Planeten lebenden Biomasse, und dennoch tun alle so, als würde Zoomania (warum nicht den Originaltitel Zootopia beibehalten?) das ganze Tierreich abklappern, was so natürlich nicht stimmt. Auch drängt sich in mir abermals die Frage auf, wovon sich Tiger, Löwe und Co in dieser Weltgegend denn ernähren. Ich komme zum Schluss: Das, was wir hier sehen, ist eine surreale Utopie, die sämtliche Widersprüche in Kauf nimmt und gar nicht mal innerhalb ihrer eigenen Realität plausibel sein will.

Den Stolperfallen einer Fabel zum Trotz

Doch nach wenigen Minuten ist das sowieso egal. Hinter den Schleier der Harmonie zu blicken, die das Miteinander wie eine Siegesfahne hochhält, ist bei Zoomania nicht erforderlich. Und gar nicht mal erwünscht. Disney tischt uns eine Fabel auf, die sich an klassichen menschlichen Tiergeschichten orientiert und die ganze mühsame, ehrgeizige und schweißtreibende Arbeit in vorallem eines legt: In den konsistenten, einzigartigen Charakter. Denn den haben sie alle, angefangen von Publikumsliebling, dem Faultier Flash, bis zum raunzenden Mafia-Opossum mit den Augenbrauen von Martin Scorsese. Sie alle sind Individuen, Personen bar excellence, und es soll niemand mehr behaupten, dass Tiere nicht genau das sind: Personen, die ihr Verhalten, ihren Charakter, ihren Lebenslauf haben. Die, obwohl sie sich nicht fragen können, warum, doch ein gewisses Selbst entwickeln, dessen sie sich zwar nicht bewusst sind, es aber mittragen. Nun kommt der Figur der Erkenntnis dazu, das Tier wird Mensch, das parodierbare Klischee einer jeden einzelnen Art darf sich entweder konterkarieren, bestätigt sehen oder gar nicht vorhanden sein.

Die Schlange kämpft um ihr Image

Der Spaß am Entdecken all der Charaktere ist das Herzstück dieser Fortsetzung, die den Buddy-Faktor zwischen Fuchs und Kaninchen nach wie vor bedient, diesmal aber die Freundschaft um einiges mehr als im Original auf die Probe stellt. Zoomania 2 ist diesmal voll von abenteuerlicher Mystery, in der sich einer wie Sherlock Holmes wohl selbst gerne wiedergefunden hätte. Der Spaßkrimi beginnt mit einer Jubiläumsfeier, die von einer Grubenotter gecrasht wird, die ein wertvolles Schriftstück entwendet. Reptilien hier in der Stadt der Säuger? Das geht natürlich gar nicht, ist diese Tiergattung doch über den Kamm geschoren eine unerwünschte und daher Verbannte. Doch irgendwie, das wissen Hopps und Nick, kann das nicht der Wahrheit letzter Schluss sein. Und so machen sie sich, obwohl suspendiert, auf die Spur des diebischen Reptils, was beide durch Klimazonen und an wunderliche Kreaturen vorbei in unbekannte Territorien führt, deren Geheimnisse die ganze Ordnung auf den Kopf stellen.

Ein Mehrwertspaß für alle

Mit dabei sind diesmal eine ganze Handvoll Luchse, eine an Shakira erinnernde singende Antilope, knuddelige Walrösser und eine emsige Biberdame. Die aber sind nur ein kleiner Teil aus einer ganzen Riege an Auftritten, die das wohltuende Gefühl eines multikulturellen und diversen Miteinanders zelebriert und, da es sich dabei um Tiere handelt, auf völlig unterschwellige Weise auch in den Gesellschaften von Ländern punkten kann, die mit Vielfalt und Akzeptanz nichts am Hut haben. Allein für diese Arbeit ist Zoomania 2 zu loben, darüber hinaus spickt Regisseur und Autor Jared Bush, der schon für den ersten Teil verantwortlich war, seine Geschichte mit Eastereggs, die nur Erwachsene kennen können, sowie mit einer komplexen, richtig kribbelig-spannenden Verschwörungsgeschichte, die sich eindeutig auch nur an die etwas älteren unter den Kindern richtet. Klar ist, dass Zoomania den Anspruch verfolgt, ein Animationsfilm für alle zu sein, und selbst die ganz Kleinen haben damit schon reichlich genug zu tun, all die Fauna zu entdecken und deren Charaktereigenschaften zu erkennen.

Disneys Steckenpferd war es schon immer, seinen Figuren Seele zu geben. Da kann den Machern in dieser Schmeide wohl niemand das Wasser reichen. Hier, in Zoomania 2, gelingt in dieser Sache wieder Großes.

Zoomania 2 (2025)

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DEM FAULTIER EINEN WITZ ERZÄHLEN

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Wollt ihr mehr über das liebe Federvieh und ihr ungeheuer neurotisches Verhalten wissen? Dann müsst ihr euch Angry Birds ansehen. Oder hättet ihr mehr Lust auf Filme über Chamäleons und ihre nicht minder eigenwillige schuppige Verwandtschaft? Dann wäre wohl Rango von Gore Verbinski die richtige Wahl. Wenn aber jene beiden Bereiche des kinematographischen Tiergartens immer noch nicht zufriedenstellen, wartet immerhin noch ein ganz besonderes Zoo-Erlebnis auf uns. Nämlich das Abenteuer Säugetiere. Und ehe wir uns versehen, finden wir uns in Zootopia wieder.

Ja, Zootopia, das ist kein Tippsler. Im Original heißt der Film nämlich so. Völlig unverständlich, wieso Zootopia in Zoomania umgetauft wurde, bezieht sich doch das Kürzel – topia – auf einen Platz bzw. auf eine Region, ursprünglich, wie so viele Wörter, aus dem Griechischen kommend. Das Attribut mania hingegen bezieht sich auf eine Manie, auf Wahnsinn oder Raserei – wie auch immer. Wir kennen das schon aus Starmania. Daher ist es relativ befremdlich, wenn in der deutschen Synchronisation von Zoomania die Rede ist, als Bezeichnung einer überdimensional großen Stadt voller Säugetiere. Und in diesem phänomenalen Paradies der Kuscheltiere, das wiederum unterteilt ist in unterschiedliche Klimazonen, damit sich sowohl Eisbär als auch Gürteltier wohlfühlen können, geschieht ein Verbrechen. Und wer von all den Nagern, Huftieren, Krallen- und Samtpfoten wird der Sache auf den Grund gehen? Das äußerst knuffige Karnickel- oder Hasenmädchen Judy. Im Schlepptau einen zwielichtigen Fuchs, ein charmanter Ganove, der unfreiwillig zum Handkuss kommt.

Diesmal ganz ohne Unterstützung der Trickmagier aus Pixar wuchten die Disney Animations Studios ganz im Alleingang eine mitreißende Fabel auf die Leinwand, die in Charakterzeichnung, Story und Ideen dem Studio mit der hüpfenden Schreibtischlampe um nichts nachsteht. Zoomania ist rundum gelungen – und vor allem eines: sehr witzig. Wohl jetzt schon eine Szene mit Kultpotenzial ist die Begegnung mit dem Faultier hinterm Schalter am Verkehrsamt. Für alle, die sich bislang immer schon gefragt haben, wie es wohl ist, einem Faultier einen Witz zu erzählen, hat jetzt die Gelegenheit dazu, sich schiefzulachen. Überhaupt lassen die Macher des Filmes kein tierisches Klischee unerwähnt, angefangen von den Spitzmäusen bis hin zu den Elefanten. Und wenn dann der Unterweltboss Zoomanias in Gestalt eines Opossums dem guten alten Don Corleone die Ehre erweist, weiß man, dass das Geld für die Kinokarte kein rausgeschmissenes war. Und dabei haben wir es nicht mal nur mit einem klamaukigen, turbulenten Abenteuer zu tun, dass lediglich den Nachwuchs erfreut, während die Erwachsenen im Dunkel des Kinosaales immerwährend auf die Uhr schielen. Nein – Zoomania bedient das gesamte Besucherspektrum, wobei die ganz Kleinen im Publikum angesichts der komplexen Krimihandlung sehr wahrscheinlich w.o. geben werden. Aber sei´s drum – das Rendezvous im Tierreich entschädigt für jeglichen inhaltlichen Blindgänger.

Das aufgeweckte urbane Abenteuer ist zugleich kurioser Krimi und Situationskomödie vom Feinsten. Eine ausgefuchste Fabel, die an die Disney-Klassiker Basil – der große Mäusedetektiv oder Bernard und Bianca erinnert. Mit einer Story, die tierisch menschelt, ungezwungen sympathisch daherkommt, pointiert parodiert und die Fauna unseres Planeten zu schätzen weiß. Die Stadt, in der sich Fuchs und Hase im wahrsten Sinne des Wortes Gute Nacht sagen, ist auf alle Fälle einen Besuch wert.

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