Sweethearts

GERMANY´S NEXT SCREAM QUEEN

5/10

 

sweethearts© 2019 Warner Bros. Deutschland

 

LAND: DEUTSCHLAND 2019

REGIE: KAROLINE HERFURTH

CAST: KAROLINE HERFURTH, HANNAH HERZSPRUNG, FREDERICK LAU, ANNEKE KIM SARNAU, CORDULA STRATMANN U. A.

 

Sie haben es schon wieder getan – diese Handvoll smarter Filmschaffender, die schon seit geraumer Zeit das deutsche Kino verwöhnen. Begonnen hat das damals alles mit Til Schweiger, dem das Schauspielen nicht mehr genug war – und der jetzt auch schon – allerdings fast vergeblich und zum Leidwesen der Filmpresse – versucht, in Hollywood mit Stars wie Nick Nolte Fuß zu fassen. Nach ihm kamen dann Matthias Schweighöfer, stiltechnisch ganz im Fahrwasser von Vorbild Schweiger. Dann kam Florian David Fitz. Und dann – ja, dann Karoline Herfurth. Weil Schauspielen allein, das reicht nicht – oder doch? Vielleicht ergänzt das die Sicht auf die eigene Profession ja so dermaßen, dass man das einfach einmal gemacht haben muss. Doch was sagte Brad Pitt kürzlich bei einem Interview zu Ad Astra? „Dort draußen gibt es so viele großartige Regisseure, dass ich nicht wüsste, warum es da auch noch mich bräuchte“. Wahre Wörter. Ohnehin hat Pitt genug damit zu tun, seine Produktionsfirma Plan B auch noch zu hosten. Also ein Muss ist der Sprung ins Regiefach nicht wirklich, es sei denn, man will als Schauspieler mal so richtig so sein dürfen, wie man gerne wollen würde. Das heißt: niemand sagt dir, wann du deine Figur, die du dir vielleicht sogar selbst an den Leib geschrieben hast (wie hier der Fall) wie anzulegen hast. Karoline Herfurth kann also herumschreien wie sie will, und auch noch so allerhand schräges Verhalten an den Tag legen. Und sich selbst so richtig in den Mittelpunkt stellen. Das hat seinen Reiz, macht einen zum Wiederholungstäter. Und das Ego dankt.

Wobei das am besten mit Neurotikern funktioniert. Neurotiker und psychisch labile Zeitgenossen sind im deutschen Dramödienfach im wahrsten Sinne des Wortes wahnsinnig beliebt. Da lässt sich so herrlich überzeichnen, aber nicht so weit, dass der Eindruck entsteht, sich über soziale Defizite lustig zu machen. Nein, bei Filmen wie Sweethearts ist das Hadern mit der Neurose ein sympathischer Zug, etwas Skurril-Harmloses, vielleicht Nerviges, aber niemals etwas, dem man die Integration verwehrt. Herfurth setzt also in ihrer zweiten Regiearbeit nach SMS für Dich auf das Motto Scream Queen, und sie kreischt nicht nur ihrem Co-Star Hannah Herzsprung die Ohren voll. Sie quietscht und meckert auch so in der Gegend herum, natürlich zu Recht, denn sie wird entführt, muss eine Zeitlang trotz klaustrophobischer Schübe im Kofferraum ausharren und bekommt Knarren vorgehalten. Und das nur, weil sie ganz zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort war. Immer wieder lustig, solche Zufallsbekanntschaften, wo sich zwei, die gegensätzlicher nicht sein können, zusammenraufen und letzten Endes füreinander da sind, koste es was es wolle – Lemmon und Matthau lassen grüßen. Das Grundprinzip solcher Buddy-Movies nutzt auch Herfurth nach Strich und Faden, und so wie bei den meisten Filmen von Schweiger, Schweighöfer und Fitz kann sie die konveniente und oft probierte Balance zwischen Situationskomik und Tragik halten, noch dazu in gefälliger, wenn auch routinierter Optik. Weh tut hier gar nichts, und all diese Filme fühlen sich unglaublich gleich an. Die, die als sympathische Identifikationsfiguren herhalten sollen, überraschen mitnichten mit keinerlei konterkarierten Wendungen.

Dennoch oder eben deshalb ist Sweethearts im Einheitsbrei der trendigen Schauspielregisseure relativ austauschbar, auch ziemlich vorhersehbar und eigentlich einzig durch das quirlige Spiel seiner rothaarigen Leading Woman einen Blick wert. Jedenfalls kann ich abschließend feststellen, dass, um es mit den Worten von Brad Bitt zu sagen, da draußen weitaus bessere Regisseure längst darauf warten, coole Stoffe zu verfilmen, die sich nicht zwingend um die eigene Person drehen müssen.

Sweethearts

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