Schweinskopf al dente

FÜR DIE WÜRSCHT ´

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schweinskopf

Zefix no amoi! Jetzt ist in dem bayrischen Kaff Niederkaltenkirchen schon wieder was passiert. Ach so, sorry, dieses Zitat hat ja seinen Ursprung in den Krimis von Wolf Haas. Da sind wir komplett am falschen Dampfer. Der launige Provinzsheriff Eberhofer hat es diesmal mit allerhand Schweinernem zu tun – und damit meine ich nicht unbedingt die tägliche Leberkäsesemmel zum Frühstück. Als Finsterling aus den süddeutschen Wäldern steht ihm niemand geringerer als Moretti-Bruder Gregor Bloeb im Weg. Dass der Ehemann von Vorstadtweib Nina Proll tatsächlich so diabolisch aufspielen kann, ist in der nun schon dritten Verfilmung von Rita Falk´s aberwitziger und schwarzhumoriger Bestsellerreihe die wohl einzige erstaunliche Erkenntnis, die man sich aus dem biederen Schwank mit nach Hause nehmen kann. Denn mehr als ein Schwank ist Schweinskopf al dente leider nicht geworden.

Dabei waren die Erwartungen schon etwas höher angesetzt, nach dem gelungenen Erstling Dampfnudelblues und der nicht weniger sehenswerten Fortsetzung Winterkartoffelknödel, obwohl die Abwesenheit Gisela Schneebergers als Omi schon beim zweiten kinotauglichen Kriminalfall leider schmerzhaft ins Gewicht gefallen war – Enzi Fuchs ist in ihrer griesgrämigen Art leider kein Ersatz für Gerhard Polt´s langjährige Filmpartnerin. So muss man nun mit der Zweitbesetzung Vorlieb nehmen – wenn es weiter nichts wäre! Doch das, was in den Büchern tadellos funktioniert, nämlich das skurrile Lokalkolorit, die süffisante Ich-Erzählweise des Eberhofers, die regelmäßig und meist selbstverschuldet zum Handkuss kommenden Saufbrüder Simmerl und Flötzinger (der eine Fleischhauer, der andere Installateur) und die Verkettung kurioser Ereignisse wirkt im Kino nur leidenschaftslos aufgewärmt und hat den Hang zur klamaukigen Sketchparade. Wobei die Eberhofer-Krimis eigentlich etwas ganz Anderes sind. Die geschriebenen Geschichten setzen sehr auf kauzige Stimmung – Schweinskopf al dente tut dies leider nicht.

Auf dem Niveau eines Krüger/Gottschalk-Vehikels kalauern sich die ansonsten treffend besetzten Schauspieler durch ein Drehbuch, dass seine Schwierigkeiten hat, wie aus einem Guss zu wirken und Pointen ohne Gefühl für Timing in plumper Aneinanderreihung versemmelt. Da möge die gewagte Optik noch so innovativ daherkommen – den Schweinskopf kann sich der Weißwurstpolizist behalten. Ich lese lieber das Buch.

 

Schweinskopf al dente

Dampfnudelblues / Winterkartoffelknödel

MORD NACH OMAS REZEPT

6/10


eberhofer

LAND / JAHR: DEUTSCHLAND 2013/14

REGIE: ED HERZOG

CAST: SEBASTIAN BEZZEL, SIMON SCHWARZ, ENZI FUCHS, ILSE NEUBAUER, EISI GULP, SIGI ZIMMERSCHMIED, STEPHAN ZINNER, DANIEL CHRISTENSEN, LISA MARIA POTTHOFF U. A. 

LÄNGE: 1 STD 31 – 36 MIN


Seit Dem Bullen von Tölz oder den Rosenheim Cops stehen zumindest auf den heimischen Bildschirmen bayrische Heimatkrimis hoch im Kurs. Um mitzuziehen, hat man in Österreich mit der TV-Filmreihe „Landkrimi“ jedem Bundesland ein mörderisches Denkmal gesetzt. Die gewiefte Wortkabarettistin und erfolgreiche Autorin Rita Falk hat mit viel Humor, Lokalkolorit und rabenschwarzen Todesfällen eine höchst unterhaltsame Krimireihe auf den Markt gebracht, die jetzt der Reihe nach verfilmt wird. Schade dabei, dass Josef Hader kein Bayer ist, doch sein Alter Ego ist bereits Wolf Haas´ Kommissar Brenner.

Der Polizist Eberhofer, von Sebastian Bezzel als finnisch anmutende Antwort auf Ottfried Fischer herrlich lakonisch wiedergegeben, steht dem verkorksten österreichischen Ex-Ermittler um nichts nach, nur die depressiv-nihilistische Weltsicht wird durch improvisierenden Pragmatismus ersetzt. Dabei sind die Kriminalfälle selbst, so schräg und skurill sie auch daherkommen mögen, geradezu zweitrangig. Viel sehenswerter ist das dörflich-ländliche Lokalkolorit, die verschrobenen Charaktere, seltsamen Begebenheiten und freiwillig oder unfreiwillig komischen Anekdoten über das Auf und Ab eines gesellschaftlichen Mikrokosmos aus der Provinz. Dieses Erzählkonzept eines Milieu- oder Lokalkrimis hat schon bei der mittlerweile zum Kult gewordenen Reihe von Kottan ermittelt funktioniert. Auch hier sind Figuren und das Rundherum, vorallem aber die absurd-schrägen Einfälle fernab der geradlinigen Krimihandlung das eigentlich Besondere.

Durch den Einsatz von optischen Raffinessen wie Fischauge und Weitwinkelobjektiv erhalten die Verfilmungen der literarischen Vorlage Rita Falks noch einen zusätzlichen Kick an Absurdität und fangen den Stil der Bücher ziemlich gut ein, obwohl, wie so oft, das geschriebene Wort einfach mehr Möglichkeiten hat, im eigenen Kopf die Geschichte wohl am Besten zu illustrieren. Was Eberhofer mit Brenner noch gemeinsam hat ist der Sidekick Simon Schwarz, der wiedermal alle Register seines komödiantischen Könnens zieht. Allerdings kann Enzi Fuchs Ilse Neubauer als ewig schwerhörige und durch die Gegend schreiende Oma des Polizisten Eberhofers, die sich wie ein roter Faden durch die Krimiabenteuer zieht, leider nicht das Wasser reichen. Im dritten Krimi – Schweinskopf al dente – dürfte sich Enzi Fuchs aber wohl eher durchsetzen.

Dampfnudelblues / Winterkartoffelknödel