Zombieland: Doppelt hält besser

ALLTAGSWITZE ZUR ENDZEIT

6/10

 

zombieland2© 2019 Sony Pictures

 

LAND: USA 2019

REGIE: RUBEN FLEISCHER

CAST: WOODY HARRELSON, JESSE EISENBERG, EMMA STONE, ABIGAIL BRESLIN, ROSARIO DAWSON, LUKE WILSON U. A.

 

Die Welt der Witze. Es gibt Schülerwitze, Beamtenwitze, morbide Witze und Sexwitze. Es gibt für jede Kategorie im Leben ganz spezielle Witze. Es gibt auch für Zombies Witze. Ruben Fleischer, Macher des Venom-Erstlings (Teil 2 soll folgen) hat eine Menge solcher Witze zusammengesammelt, gehortet und einen Film daraus gemacht. Entstanden ist: Zombieland: Doppelt hält besser. Wenn man so will: Band 2 einer Witzeanthologie, dessen Inhalt sich natürlich ausgiebig und herrlich süffisant über das Wesen des Zombieseins mokiert. Und über den Alltag derer, die diese Apokalypse überleben wollen. Dabei hat man in Zombieland, wenn man es richtig anstellt, eigentlich das schönste Leben. Gratis Stromversorgung (dass alle Umspannwerke dieser Welt immer noch in Betrieb sind, ist bemerkenswert), kostenlose und unverderbliche Waren aller Art, und vor allem Munition, denn die ist lebenswichtig. Und natürlich das ganze Weiße Haus für die Familie rund um Tallahassee, seines Zeichens glorreicher Siebter, der Padre unter den versprengten Nerds. Woody Harrelson agiert als väterlicher Sprücheklopfer mit ausreichend kumpelhaftem Sarkasmus und geradezu kindlicher Spielfreude. Endlich mal wieder eine Rolle, die so leicht von der Hand geht, als wäre erlerntes Schauspiel gar nicht gefragt. So geht es Emma Stone, Jesse Eisenberg und Abigail Breslin auch. Zombieland verlangt nämlich nur eines: Sinn für perfiden Humor, Scheißdirnix-Attitüden und die Bereitschaft, jede Albernheit auszuleben.

Dabei ist die teerblutige Witzkiste mehr ein Benutzerhandbuch für das Ausleben postapokalyptischer Freiheiten mit allerlei Regeln und Geboten, die dann in dreidimensionalen Lettern durchs Bild rauschen. Fit bleiben ist eine davon, mit leichtem Gepäck zu reisen eine andere. Rund um diese Spaßfreudigkeit aber bleibt der Plot so trostlos leergeräumt wie die ganze ex-zivilisierte Welt. Die Spannungsschraube ist dem erodierenden Verfall preisgegeben worden, und die gut aufgelegte Baller-Kombo liebäugelt aber eigentlich mit einem ganz anderen Medium: mit dem einer Sitcom. Dafür passt Zombieland so angegossen wie der Schuh von Elvis Presley. Die Alltagskalauer, aufgefädelt und aneinandergereiht wie Perlenketten vor die Untoten, folgen – und der Vergleich ist durchaus krass – dem inhaltlichen Konzept der prähistorischen Abenteuer von Ice Age: ein Road- oder Feetmovie von A nach B, währenddessen lernt man neue Freunde oder Feinde kennen, nimmt sie mit oder lässt sie zurück, und am Ende kommt ein Showdown, der nun mal kommen muss, sonst hätte Zombieland genauso wie Ice Age keinen Höhepunkt, sondern würde nur so vor sich hinplätschern wie zwar zerstreuendes und durchaus angenehmes, aber beiläufiges Kaminfeuer. Keine Frage, Zombieland unterhält. Dem Ensemble zuzusehen macht Spaß, man lacht und wundert sich. Und wendet nicht mal angeekelt den Blick von Blut und Erbrochenem ab, weil all diese Körper- und Magensäfte Teil eines Gesamtcartoons darstellen, der in seiner lustwandlerischen Überhöhung als groteske Sketchparade sein Handwerk versteht.

Hat man Zombieland aber nicht gesehen, ist die Lust nach Zombiewitzen entweder längst gestillt oder Witzetypen sind andere, was durchaus in Ordnung wäre, da ein Versäumnis von Ruben Fleischers Ramba-Zamba-Streifen zwar ein Guilty Pleasure, aber kein Call of Duty ist. Für Zerstreuung und Abstand von einem teils zomboiden realen Alltag ist die spielfilmlange Sitcom durchaus ideal. Cameos und Easter Eggs auf die untote Popkultur sind sowieso immer der Bringer. Sonst aber fühlt sich Zombieland an wie ein launiges Zwischenspiel, eine Etappe – ein Intermezzo von etwas Gewichtigerem, Substanziellerem, was aber nicht da ist, was man aber gerne vermuten würde. So wie ein Ziel in diesem ziellosen Amerika, dass anscheinend nur die Zombies haben.

Zombieland: Doppelt hält besser