The Christmas Chronicles

DURCHMACHEN MIT SANTA

6/10

 

The Christmas Chronicles© 2018 Netflix

 

LAND: USA 2018

REGIE: CLAY KAYTIS

CAST: KURT RUSSEL, JUDAH LEWIS, DARBY CAMP, KIMBERLEY WILLIAMS-PAISLEY, OLIVER HUDSON U. A.

 

Kennt ihr den? Der Weihnachtsmann kommt in eine irische Bar und sucht eine Mitfahrgelegenheit… Gut, das ist eigentlich gar kein Witz, sondern eine Szene aus dem kürzlich erschienenen Beitrag des Streaming-Riesen Netflix zur Weihnachtszeit. Da kommt dieser Santa Clause tatsächlich in dieses vollbesetzte Pub, im Schlepptau zwei Kinder, und stellt all die Gäste vor die Wahl, ihn entweder von A nach B  oder Weihnachten itself in Gefahr zu bringen. Nun, so wirklich Glauben schenkt man diesem relativ abgerissenen Wuschelbart naturgemäß nicht wirklich. Rot gekleidet ist er ja, naturfarbener Pelz säumt seine Jacke, sonst aber könnte Santa Clause gut und gerne aus einem anderen Film ins Familienkino hinuber gestolpert sein. Nämlich vom Set des letzten Western von Quentin Tarantino. Das liegt zwar auch schon rund zwei Jahre zurück, aber Hauptdarsteller Kurt Russel hat sich eigentlich nicht viel verändert. Gut, der Bart ist dichter, allerdings grau und nicht weiß. Überhaupt schafft es der von mir ansonsten sehr gern gesehene Darsteller nicht, in seine Rolle zu finden. Ist das Absicht? Will dieser Santa Clause endlich mal die Wahrheit ans Licht bringen, dass er erstens einmal überhaupt nicht übergewichtig und zweitens niemals auch nur einmal Ho Ho Ho zu sagen pflegt? Dieses Bürsten gegen den Strich ist tatsächlich eines der Skills in dieser so schmucken wie fahrigen Weihnachtskomödie, die das Fantasygenre mehr als einmal streift und szenenweise sogar etwas von einer Found Footage-Mystery an den Tag legt. Was ursprünglich auch spieldauerfüllend so geplant war, und womöglich zu einem völlig anderen Weihnachtsfilm geführt hätte. Neugierig hätte mich das schon gemacht – doch letzten Endes stürzt der Geschenkebringer mitsamt Kundschaft in recht solider Konventionalität kopfüber durch die Heilige Nacht. Und da passieren jede Menge eigenartiger Dinge – von fliegenden Schlitten, Wurmlöchern in der oszillierenden Gestalt von Nordlichtern bis hin zu Wichteln, die entfernt an die Gremlins erinnern, allerdings mit Fell, und mit Heißhunger auf alles Süße.

Die Sturzfahrt mit dem Rentierschlitten ist das Highlight dieses lässigen, recht ungezwungenen Familienfilms, seltsam hingegen das Abbleiben von Leuchtnase Rudolf und die musikalische Jailhouse-Rock-Performance vom Nikolaus. Nicht alles an The Christmas Chronicles trifft ins Ziel und auch darüber hinaus, die Zügel in der Hand hat – wie schon erwähnt – am Allerwenigsten Leading Man Kurt Russel. Hollywood liegt beim Casting sehr oft genau richtig – hier aber hat es sich vertan. Statt Russel hätten unzählige andere Stars den Job weitaus besser gemacht. Dieser Santa Clause hier ist irgendwie neben der Spur, was ja auch im wahrsten Sinne des Wortes zutrifft. Diese zerstreut-zerfahrene Art hat nichts mehr Gemütliches mehr – und ja, dieser charakterliche Gegenentwurf macht die Sache „cooler“ – aber irgendwie will der Funke dadurch nicht so überspringen, irgendwie überzeugen mich auch diese Wichtel nicht, die unterschwellig sekkant wirken. Im Großen und Ganzen aber unterhält die Irrfahrt über den Dächern Chicagos und anderer nordamerikanischer Städte dennoch. Vielleicht weil es schön anzuschauen ist, und weil eben Weihnachten vor der Tür steht. Den Schlüssel für mein Auto hätte ich diesem Kerl namens Santa Clause aber wahrscheinlich auch nicht gegeben. Auch wenn er noch so viel Retro-Spielzeug aus dem Ärmel schüttelt.

The Christmas Chronicles

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