Gone in the Night (2022)

GHOSTING NACH DEM WOCHENENDE

2/10


goneinthenight© 2022 Vertical Entertainment


LAND / JAHR: USA 2022

REGIE: ELI HOROWITZ

DREHBUCH: ELI HOROWITZ, MATTHEW DERBY

CAST: WINONA RYDER, DERMOT MULRONEY, JOHN GALLAGHER JR., OWEN TEAGUE, BRIANNE TJU U. A.

LÄNGE: 1 STD 30 MIN


Wieder eine Hütte im Wald. Den Amerikanern müssen diese Orte langsam schlimmer vorkommen als die Hölle selbst. Die Einschicht ist der Horror, der vielleicht ausgehobene Keller unter dem rustikalen Bungalow birgt vielleicht okkulte Schätze, von denen man gefälligst die Finger lassen sollte. Sami Raimi weiß, wovon er spricht. Auch Chris Hemsworth und eine ganze Schar ins Gras beißender Mittzwanziger feierten die Hütte als Ort des inszenierten Grauens. Winona Ryder darf nun endlich auch aus dem Kaff namens Hawkins entkommen, um irgendwo anders verstörte Blicke auf Dinge zu werfen, die sie gar nichts angehen. Zugegeben, das kann sie gut. Und aufgrund ihrer nicht gerade bärbeißigen Physiognomie kommt ihr zugute, dass sie manchmal – oder des Öfteren – Personen darstellt, die unterschätzt werden. Niemand legt sich mit einer rehäugigen Otto Normalverbraucherin an, die im Thriller Gone in the Night einfach nur ein Wochenende in der Natur verbringen will.

Die Hütte, die sie und ihr Freund gemietet haben, ist aber leider schon besetzt. Ein schräges Paar in grünen Regenmänteln steht vor der Tür – und ringt sich dazu durch, die von weit her angereisten Turteltauben übernachten zu lassen, damit sie tags darauf frischen Geistes den Umkehrschwung wagen. So weit soll es aber nie kommen: Am nächsten Morgen ist Winona Ryders Lover verschwunden. Gemeinsam mit der Freundin des anderen. Ist natürlich doof und unschön, des weiteren könnte Kath sich ja dem Liebeskummer hingeben, aber nein: irgendwie steckt sie die Sache ganz gut weg, erliegt aber letzten Endes doch der Neugier – und sie macht sich auf die Suche nach Max, um ihn zur Rede zu stellen.

Es wäre allen, einschließlich mir, lieber gewesen, sie hätte das nicht getan. Wen interessiert schon dieser Max – im realen Leben wäre die Sache vom Tisch, spätestens dann, wenn der Typ sich ohnehin auf keinen Anruf mehr meldet. Doch nein: Eli Horowitz treibt Winona Ryders Neugier bis zum Äußersten. Das Repertoire ihrer Emotionen ist aber eher gering, auch das von Co-Star Dermot Mulroney, der stets so wirkt, als hätte man ihn kurz vor Dreh aus dem Bett geholt. So verschlafen wie seine Performance ist auch der ganze Thriller, der sich fortwährend in Dialoge verliert, von denen man eigentlich nie so genau weiß, wohin sie führen. Natürlich kommt das Beste immer zum Schluss – aber in diesem Fall ist die Krönung eines Mysteryfilms, der gern so wäre wie aus der Feder M. Night Shyamalans, so dermaßen an den Haaren herbeigezogen; ist der Plot so unglücklich konstruiert, dass man sich vielleicht gar ein bisschen darüber ärgert, wirklich bis zum Ende drangeblieben zu sein.

Gone in the Night (2022)

47 Meters Down: Uncaged

WIR SIND JUNG UND BRAUCHEN DEN KICK

5,5/10

 

47metersdown_uncaged© 2019 Concorde

 

LAND: USA 2019

REGIE: JOHANNES ROBERTS

CAST: SOPHIE NÉLISSE, CORINNE FOX, BRIANNE TJU, SISTINE ROSE STALLONE, JOHN CORBETT, NIA LONG U. A.

 

Wie oft nur muss man das diesen jungen Leuten denn noch verklickern? So ähnliches lernt der Mensch doch schon als Kind: Messer, Gabel, Scher´ und Licht…. Später dann die Baderegeln beim Schulschwimmkurs: Springe niemals in unbekannt Gewässer, nebst vollem Magen und all das übrige. Später dann beim Tauchschein: Unerforschte Höhlen sind tabu. Zumindest haben sie das Buddy-Prinzip berücksichtigt, diese vier Girlies, die sich im brütend heißen Tropensommer auf Yucatan in einem Waterhole mitten im Dschungel vergnügen. Und da ist da noch die Taucherausrüstung eines Forscherteams, das gerne gehabt hätte, dass Bikinischönheiten sich nicht an den bereits fein säuberlich arrangierten Gegenständen vergreifen. Kinder, das kostet alles Geld! Aber wo kein Kläger, da kein Richter. Und wo augenscheinlich keine Gefahr, lässt sich durchaus auch mit dem Adrenalinspiegel die Sonne reflektieren. Ganz in der Nähe gibt’s nämlich eine versunkene Maya-Nekropole. Eine kleine Ehrenrunde ziehen in diesem völlig unerforschten Areal kann ja niemanden schaden? Nein, natürlich nicht, niemanden außer euch ;-). Denn was haben wir gelernt: Unbekanntes Terrain, Höhlentauchen…? Das Ganze ohne Flossen natürlich, wer braucht die schon?

Man lernt nur aus Erfahrung, also schmeissen sich unsere Galgenvögel in die Tarierjackets und los geht’s. Wir wissen schon angesichts des Titels 47 Meters Down: Uncaged, dass dieser dreiste Abstecher zum Verhängnis werden wird. Denn die vier sind nicht allein. Monströse Höhlenhaie treiben ihr Unwesen. Und wie das mit dem blinden Huhn und dem Korn eben so ist, schafft es auch ein Knorpel wie dieser hier im Film, sein Frühstück zu organisieren.

Johannes Roberts, Alptraummärchenerzähler für Taucher und Hai-Phobiker, hat es wieder getan. Nach seinem raffinierten Erstling 47 Meters Down, in dem es tatsächlich so viele Meter nach unten ging, dümpeln nun seine schadenfroh belächelten Opfer nicht ganz so tief in der Salzsuppe. Taucherkrankheiten sind diesmal nicht das große Übel, wenigstens ist die Nullzeit auf der Habenseite. Das Übel resultiert diesmal aus der vollkommenen Desorientierung in unbekanntem Gebiet. Klaustrophobie und Leute, die beim Tauchen bereits so ihre Panikmomente hatten, seien vielleicht vor einem Flashback gewarnt. Dazwischen fiese Fische und auch so manche Strömung, die natürlich frei nach dem Bernoulli-Effekt stärker wird, je schmäler die Durchgänge sind. Sauerstoff wird logischerweise auch ziemlich knapp, und interessanterweise nimmt Roberts das mit der kontinuierlichen Abnahme selbigem trotz luftverzehrendem Wimmern hinter den Atemmasken nicht ganz so genau. Im Film lässt sich das ja machen, doch man sollte aufpassen, den Zuseher nicht ganz so sehr für dumm zu verkaufen. Nach allen Gesetzen der Logik wäre der Film womöglich ein kurzer Spaß. Oder aber es wäre gar nichts passiert, denn Haie verhalten sich normalerweise auch nicht so wie diese hier. Das sind aber auch zugegeben erschreckende Biester, da gewinnt Spielbergs Weißer Hai ja geradezu einen Schönheitswettbewerb.

Doch allen Meckereien und der fehlenden psychologischen Raffinesse zum Trotz ist 47 Meters Down: Uncaged womöglich einer der Filme, die man zum unterhaltsamen Zerstreuungs-Thrill kurz vor dem bevorstehenden Urlaub, wenn alles schon gepackt ist, auf die Liste setzen kann. Dazu vielleicht einen oder zwei Tequila.

47 Meters Down: Uncaged