Beverly Hills Cop: Axel F. (2024)

NEVER CHANGE A WINNING TEAM?

4/10


Beverly Hills Cop: Axel F© 2024 Netflix Inc.


LAND / JAHR: USA 2024

REGIE: MARK MOLLOY

DREHBUCH: TOM GORMICAN, WILL BEALL, KEVIN ETTEN

CAST: EDDIE MURPHY, TAYLOUR PAIGE, JUDGE REINHOLD, JOHN ASHTON, KEVIN BACON, PAUL REISER, BRONSON PINCHOT, JOSEPH GORDON-LEVITT, MARK PELLEGRINO, PATRICIA BELCHER, LUIS GUZMÁN U. A.

LÄNGE: 1 STD 57 MIN


Irgendwie ist es peinlich, wenn Filmhelden wie zum Beispiel Axel Foley in ihrer persönlichen Entwicklung über dreißig Jahre lang stagnieren und immer noch so tun wollen, als wären sie unorthodoxe Troubleshooter in den knackigen Zwanzigern oder Dreißigern, die sich dank ihrer agilen Lebensphase gegen den herkömmlichen Trott gesellschaftlicher Prozedere stellen können. Mit über sechzig Lenzen darf Eddie Murphy, zumindest was seine Erscheinung betrifft, seine markante Zahnlücke breit grinsend zum Besten geben. Die Jahrzehnte scheinen, hat man keinen direkten Vergleich, an dem 80er-Star fast schon spurlos vorbeigegangen zu sein. Es ist wie die ewige Jugendlichkeit eines Tom Cruise, der fast so alt ist wie Murphy, aber immer noch einen Sprint hinlegt als wäre er ein knackiger Jungspund.

Murphy, der nun schon zum vierten Mal zur Detroit-Jacke greift, scheint in einem Elan vor die Kamera zu hirschen, den Showbiz-Veteranen, die längst von ihren Tantiemen leben, an den Tag legen, wenn sie sich durch klatschenden Da Capo-Beifall nochmal auf die Bühne bequemen müssen. Der Comedian kann dieser aufgewärmten Popkultur-Reminiszenz durchaus etwas abgewinnen, er flegelt sich sympathisch durch ein als Prolog angedachtes Verbrechen, bevor der wahre Plot erst so richtig losgeht. Dann, ja dann erfreuen wir Kinder der Achtziger uns an den nostalgischen Elektrobeat-Klängen eines Harold Faltermeyers, die so unverkennbar Videothekencharme atmen, etwas aufgepeppt durch zeitgemäßere Sound-Würzungen. Doch es scheint auf den ersten Blick, dass im Flow der Krimikomödien-Dramaturgie vieles ganz gut zusammenpasst. Erst dann, wenn Beverly Hills als Klischee-Parade wie aus der hierzulande enervierenden Lutz Möbelhaus-Kampagne das ganz so wie seine Hauptfigur stagnierende Image einer zeitlosen Glamour-Parade präsentiert, fallen einem dramaturgische Schnitzer in den Schoß, die die abgekaute Problematik korrupter Polizisten so austauschbar sein lässt wie so mancher Spruch der Quasselstrippe.

Denn Axel Foley, der ist schließlich Vater einer längst erwachsenen Tochter, die als Juristin pro Bono einen angeblichen Copkiller vertritt. Diese Tochter, die will vom schnippischen Papa eigentlich nichts wissen, hat der doch jahrelang nichts von sich hören lassen. Dem Unwillen des Nachwuchses zum Trotz schneit der Bulle aus Detroit dennoch vorbei, und zwar aufgrund der Bitte eines alten Kollegen, des Sidekicks Judge Reinhold, der, nunmehr Privatdetektiv, einem ordentlichen Korruptionsfall auf der Spur ist – und plötzlich verschwindet. Auch wenn die Familie dysfunktional erscheint – Foley Senior und Tochter müssen sich zusammenraufen, um Kevin Bacon, der einen aus allen Poren nach Bösewicht stinkenden Drogenfahnder abgibt, das Handwerk zu legen.

Wirklich viele Unterschiede zu Actionfilmreihen wie zum Beispiel Bad Boys gibt es nicht. Nur anstatt zu zweit durch Dick und Dünn zu gehen, schiebt sich Eddie Murphy, unterstützt durch farblose Sidekicks (erschreckend dröge: Joseph Gordon-Levitt), durch den Sumpf verbrecherischer Machenschaften. Der Plot ist dabei so abgetragen wie die jahrzehntelang in Verwendung befundene Uniform eines Streifenpolizisten. Allerdings wäre das Konstrukt eines Neuaufgusses oder Da Capo-Filmchens wie dieses zu retten gewesen, hätte sich Mark Molloy und seine Drehbuchautoren an einem Konzept orientiert, welches in der Peter Falk-Krimireihe Columbo regelmäßig zum Einsatz kam: Die Schmackhaftmachung der Story. Wie wir wissen: Jeder Columbo beginnt damit, den Mordfall als solchen zu zeigen und damit die Verbindung der Zuseher mit den Figuren der Episode zu verknüpfen. Bei Peter Falk selbst braucht das keiner mehr machen. Bei Axel Foley sowieso auch nicht. Hätten die Macher dieses Films als einführende Sequenz jene Szene inszeniert, auf welche die Story immer wieder Bezug nimmt, wäre Beverly Hills Cop: Axel F. um Straßenschluchten interessanter geworden – obendrein griffiger, substanzvoller und nicht so austauschbar. Wen juckt schon ein Umstand, den man durch Hörensagen erfährt. Also bleibt der Fokus auf den Popkultur-Bausteinen und der nochmal aus dem Dämmerschlaf mobilisierten Originalbesetzung, die nur dazu da ist, um ihre Phrasen von damals zu wiederholen.

Ein leeres Stück solides Actionkino ist das geworden. Zwar unterlegt mit motivierendem Score, der Rest aber bleibt belanglos.

Beverly Hills Cop: Axel F. (2024)

Beirut (2018)

TAUSCHE FEIND GEGEN FREUND

4/10


beirut© 2018 Bleecker Street


LAND / JAHR: USA 2018

REGIE: BRAD ANDERSON

DREHBUCH: TONY GILROY

CAST: JON HAMM, ROSAMUND PIKE, DEAN NORRIS, SHEA WIGHAM, LARRY PINE, MARK PELLEGRINO, IDIR CHENDER, BEN AFFAN, LEÏLA BEKHTI U. A.

LÄNGE: 1 STD 49 MIN


Für viele Kritiker mag Andor wohl die beste Star Wars Serie bisher gewesen sein. Für viele vielleicht. Nicht aber für mich. Woran das nicht enden wollende Lob wohl gelegen haben könnte? Am Mitwirken von Drehbuch-Mastermind Tony Gilroy. Schließlich hat dieser auch die Vorlage zum fulminanten Rogue One – A Star Wars Story abgeliefert. Dass Gilroy schreiben kann, wissen wir –- unter anderem bewies dieser bereits sein Händchen für komplexe, in sich verwobene Geschichten in der von Paul Greengrass dominierten Jason Bourne-Trilogie. Von Jason Bourne ist es nicht mehr so weit bis Beirut. Auch in diesem Dunstkreis aus Fundamentalismus, Rebellion, Politik und Geheimdienst ließe sich die unkaputtbare Persona non Grata aller Geheimdienste bestens verorten – doch statt Matt Damon gibt sich Jon Hamm den Aufenthalt im Nahen Osten, und zwar gerade zu jener Zeit, in der die Olympischen Spiele in München zur Tragödie wurden. Der Schwarze September hat also zugeschlagen, vom Libanon bis nach Ägypten ist alles am Brodeln und knapp vor dem Überkochen. Als Diplomat richtet man sich‘s trotzdem, mit Blick aufs Meer, und eine einheimische Gattin an der Seite.

Der Sozialen Ader muss dabei aber auch entsprochen werden, also nehmen die beiden einen palästinensischen Teenie auf, um ihn mit den Werten des Westens großzuziehen. Das dauert nicht lange, denn eines Tages wird das Anwesen von Jon Hamms Figur Skiles während einer Party von Islamisten heimgesucht, darunter der Bruder des Teenie, der – am Terroranschlag 1972 in München beteiligt – diesen entführt. Die Gattin stirbt, Skiles zieht sich, verstört, trauernd und erschüttert, wieder nach Großbritannien zurück. Um zehn Jahre später, dem Fusel zugetan und recht devastiert, wieder in die Vergangenheit zu reisen, um als Schlichter und Mittelsmann zu fungieren. Denn ein ehemaliger Kollege wurde entführt, und Skiles soll diesen, nun ein hohes Tier, aus den Fängen seines ehemaligen Schützlings boxen, natürlich mit Worten. Und gut verhandelten Deals.

Obwohl Beirut mit einer komplexen Story aufwartet und noch dazu ein ganzes Ensemble bekannter Gesichter auf dem Set hat, von Rosamund Pike bis „Breaking Bad“-Drogenkieberer Dean Norris, hat dieser Politthriller keinerlei Chance, wirklich länger im Gedächtnis zu bleiben. Tony Gilroy mag zwar seine Drehbücher womöglich in mehreren Durchgängen so sehr verdichten, dass kein Leerlauf entsteht und auch alle Protagonisten oft genug in verbale Interaktion geraten. Doch so paradox es klingen mag, führt diese Methode eher dazu, zu den Schauspielern eine immer weiter fortschreitende Distanz einzunehmen. Was hier passiert, entspricht einer perfektionistischen Routine im Genre des Politfilms, aber dennoch einer gewissen schalen Gleichförmigkeit, in der keine der Figuren ausführlich herausgearbeitet werden und auch den sogenannten Antagonisten kein Charisma verliehen wird. Langweilig ist Beirut nicht, aber abweisend und am Wohlergehen seiner Gesprächspartner seltsam uninteressiert.

Beirut (2018)