Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker

DER GARTEN IST NICHT GENUG

6/10


peterhase2© 2021 Sony Pictures


LAND / JAHR: USA, AUSTRALIEN 2021

REGIE: WILL GLUCK

CAST: ROSE BYRNE, DOMNHALL GLEESON, DAVID OYELOWO U. A.

MIT DEN STIMMEN VON (DEUTSCH): CHRISTOPH MARIA HERBST, HEIKE MAKATSCH, JESSICA SCHWARZ, ANJA KLING U. A.

LÄNGE: 1 STD 33 MIN


Seit ein bekannter Elektronikriese das hoppelnde Saison-Maskottchen auch für die stillste Zeit des Jahres beansprucht hat, muss ein Hase nicht mehr zwingend mit österlichem Eiersuchen in Verbindung stehen. Prinzipiell wäre das zwar mit Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker so vorgesehen gewesen, doch Fellknäuel dieser Art haben auch in den Sommermonaten genug zu tun, also ist der auf zwei Pfoten dahinwackelnde Freigeist mit blauem Jäckchen ein Sommerhase erster Güte, umgeben von einer Entourage ebenfalls eingekleideter Haus- und Hoftiere, vom distinguierten Schwein bis zum geistig recht schlicht gestrickten Hirschen. Die fellfröhliche Truppe ist uns bereits aus dem ersten Film bekannt, da muss keiner mehr seinen Hofknicks machen, da lässt es sich gleich in die Vollen gehen. Einige wenige Neuzugänge gibt es, doch was wäre eine Fortsetzung ohne Charakterboni. Natürlich sind auch wieder Rose Byrne und der zum Glück diesmal weniger hölzerne Domnhall Gleeson mit dabei. Letzterer bemüht sich diesmal redlich, mehr wie eine schlaksige Zeichentrickfigur aus den Disneyfilmen zu fungieren, fast schon ein bisschen wie Dick von Dyke. Diese Anpassungen machen schon einiges aus, und tun der Fortsetzung sichtlich gut.

Der Plot selbst ist klarerweise nicht neu und erinnert stark an Toy Story 3, aber dennoch – darum geht´s: Kinderbuchautorin Bea hat mit ihrem Peter Hase-Büchlein einen guten Erfolg eingefahren. Die Fabel rund um einen Gartenkrieg in der Provinz, wo einem die Karotten nur so um die Ohren fliegen, kommt bei den britischen Familien ganz gut an. Wo sich allerdings Erfolg lukriert, sind andere Verleger nicht weit, und so macht sich der Medienhai Nigel (David Oyelowo) vorstellig, um das Buch nicht nur breit gefächert, sondern auch bereits geplante Fortsetzungen und einen Film auf den Markt zu bringen. Ist doch wunderbar, denkt sich Bea. Die Persönlichkeitsrechte der Hasen werden allerdings nicht eingeholt. Sind doch nur Tiere, allerdings aufrecht gehend und angezogen, aber wen stört das schon in dieser obskuren Alternativwelt, in der die klassische Tierfabel mit einer recht altbackenen Menschenwelt korreliert. Darüber hinaus wird Peter Hase, in Thomas‘ Augen immer noch ein Tunichtgut, für alle weiteren Veröffentlichungen als Bösewicht besetzt, was diesen gar nicht passt. Ziemlich gekränkt macht sich Peter – wie der Subtitel der deutschen Übersetzung schon sagt – klammheimlich vom Acker, um kurzerhand auf den Straßenhasen Barnabas zu stoßen, der Peters Vater angeblich ganz gut gekannt haben soll und der unseren (Anti)helden davon überzeugt, bei seinen Diebstählen mitzumachen.

Ob Mopsi, Flopsi oder Wuschelpuschel ihren Freund wieder rehabilitieren können? Vermutlich schon, denn wir haben es hier natürlich mit einem vergnüglichen Kinder- und Familienfilm zu tun, der die Äuglein der Jüngsten zum Glänzen bringen wird. Was ich selbst stets verwirrend finde, ist die bereits erwähnte Verknüpfung einer Welt intelligent denkender und sichtlich den Menschen nachahmender Tiere mit der unsrigen. Diese seltsame Anomalie gibt’s ja bereits schon bei Paddington – überall sonst aber bleiben die Tiere, zwar ebenfalls intelligent, sprechend und menschelnd, aber mit all diesen von den Zweibeinern unterschätzten Qualitäten, im Verborgenen. In Peter Hase gelingt der Spagat nur bedingt, und daher sind die Szenen mit Hase Barnabas im Untergrund der Stadt wohl jene, die am stimmigsten ausgearbeitet sind, da der Mensch nicht interagiert. Einer konsequenten Logik folgend, müsste diese Welt dominiert sein von einer zivilisationstauglichen Fauna, die Homo sapiens mit Leichtigkeit den Rang ablaufen könnte. Mit diesem Denkfehler muss die inkonsistente Welt von Peter Hase eben weiter existieren. Die leicht verdauliche und nach konventionellem Strickmuster erzählte Identitätssuche eines Hasen, der auf die schiefe Bahn gerät, zieht die Aufmerksamkeit aber ohnedies auf sich.

Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker

Resident Evil

MILLA´S CROSSING

5,5/10


resident-evil© 2002 Constantin Film Verleih


LAND / JAHR: GROSSBRITANNIEN, DEUTSCHLAND, FRANKREICH 2002

REGIE: PAUL W. S. ANDERSON

CAST: MILLA JOVOVICH, MICHELLE RODRIGUEZ, JAMES PUREFOY, ERIC MABIUS, MARTIN CREWES, HEIKE MAKATSCH U. A. 

LÄNGE: 1 STD 41 MIN


Wenn Ihnen eine Frau, die Sie noch nie gesehen haben (ein Kind der 80er, was soll ich tun), plötzlich die Knarre vors Gesicht hält, und Sie wissen nicht warum, dann leiden Sie vermutlich unter Gedächtnisverlust. Das Witzige dabei: Milla Jovovich geht’s ganz genauso. Nur ihr hält niemand die Knarre vors Gesicht. Viel lieber legt man der jungen Dame ein rotes Abendkleid mit einseitiger Beinfreiheit auf das gemachte Bett. Egal, Hauptsache etwas anzuziehen. Und so schlüpft das ehemalige fünfte Element (es sind 5 Jahre später) ins formschöne Outfit und wird der zomboiden Belegschaft eines Science-Bunkers zeigen, dass Gott dort längst nicht mehr unter Vertrag steht, sondern mittlerweile ganz woanders wohnt.

Resident Evil, die Mutter aller Verfilmungen dieses so erfolgreichen Games, hat damals, 2002, Jovovichs zukünftiger Gemahl Paul W. S. Anderson realisiert. Nach sich gezogen hat sich ein Rattenschwanz von gefühlt 30 Sequels (genauer gesagt sind es bislang nur 5), und die Fangemeinde hält sich wacker. Freut sich im Übrigen auch riesig, weil ja demnächst auf Netflix sowas wie eine Serie an den Start gehen soll, nebst einer animierten selbigen. In Raccoon City jedenfalls wird so schnell kein Lockdown stattfinden. Die eben erwähnte fiktive Stadt ist auch Schauplatz dieses wüsten Erstlings, der in einer nicht näher definierten Zukunft angesiedelt ist, in der Megakonzerne zwar nicht offensichtlich, aber dennoch das alleinige Sagen haben und in allen Sparten des öffentlichen Lebens mitmischen. In diesem Fall hat die Schirmherrschaft die sogenannte Umbrella Corporation, und um nicht groß aufzufallen, hat der Konzern tief unter der Erde ein Forschungslabor eingerichtet, den sogenannten Hive. Dort wird an Viren und Genen und sonstigem herumgedoktert und gepanscht, und klarerweise dauert es nicht lang, und so eine Phiole mit wütenden Organismen fällt zu Boden. Die Folge: Zombie-Apokalypse unter Tage. Milla muss her, im Gefolge auch James Purefoy (ein Mann, dem sie noch nie begegnet sind) und Michelle Rodriguez als kernige Soldatin, die auch Ridley Scotts Aliens das Wilde runtergeräumt hätte.

Liebling, ich schenke dir dein Action-Franchise: Der wohl schönste Valentinstag eines Filmemachers für seine Schauspielgattin. Das hätte mal John David Washington für Zendaya in Malcolm & Marie machen sollen, dann hätten wir uns den nächtlichen Streit erspart. Milla Jovovich hat das bekommen. Fast schon zwanzig Jahre hat der Film am mutierten Buckel – und das Action-Model strahlt wie am ersten Tag mit einer 7-Tage-Inzidenz von 0 und Nada. Nichts kann die Dame erschüttern. Sie kann kämpfen, Zerberusse vermöbeln und auch ganz gut mit der Axt umgehen. Jovovich ist ein Hingucker, wenn auch der Verdacht aufkommt – und das liegt vielleicht an der üblen deutschen Synchro – unsere Heldin ist nicht ganz bei der Sache, etwas zeitverzögert und ein bisschen angeleitet. Aber gut, ich wäre auch leicht verwirrt, würde ich rund 1 km unter der Erde einem Virus entkommen wollen. Außerdem muss Milla für ihre folgenden Sequels erst so richtig warmlaufen, also eine Art Heldengenese durchmachen, sich etablieren.

Resident Evil ist dann auch auch nur das, was auf der Packung in großen Lettern draufsteht – ohne Beipackzettel. Recht triviale B-Action, der 2 Jahre nach der Jahrtausendwende immer noch der Stil der 90er nachweht. So richtig hemdsärmelig, in die Hände gespuckt und stereotypisch. Das wirkt manchmal etwas derb und hanebüchen, mittlerweile gibt´s zu dem Thema weitaus Besseres. Allerdings ohne Milla 😉

Resident Evil