IN DIE ECKE, SUPERMAN
6/10
© 2019 Sony Pictures Entertainment
LAND / JAHR: USA 2019
REGIE: DAVID YAROVESKY
CAST: JACKSON A. DUNN, ELIZABETH BANKS, DAVID DENMAN, MATT L. JONES, MEREDITH HAGNER U. A.
LÄNGE: 1 STD 30 MIN
Was für ein Jammer. Wir befinden uns hier weder im DC– noch im Marvel-Universum. Weit und breit gibt’s keine Superhelden, keinen Captain America und keinen Batman. Ein ernüchternder Umstand. Und insofern tragisch, da der einzige Knabe mit besonderen Fähigkeiten nichts Gutes im Schilde führt. Es ist, als wäre Superman ein wütender Vandale und als träfe dieser auf keine ernstzunehmenden Widersacher, die sein Potenzial auch nur irgendwie zügeln könnten. Was für Kräfte Clark Kent hat, ist uns allen bekannt. Es sind die einer Gottheit. Nichts kann ihn bremsen, niemand aufhalten. Er könnte alles um ihn herum vernichten. Er könnte ganze Sonnensysteme in sich zusammenfallen, die Erde in die Sonne stürzen lassen. Ich traue Superman sowieso nicht. Batman tat das eine Zeit lang auch nicht – in Dawn of Justice war sein Grummeln in der Magengegend durchaus berechtigt. Später, in Justice League, soll er dann nochmal den finsteren Blick bekommen. So eine Gratwanderung zwischen unbegrenzter Macht und humanitärem Gewissen bedarf einer gewissen Ausdauer. Und das Herz eines guten Wesens.
Der Junge in Brightburn – Son of Darkness scheint anfangs sein nichtmenschliches Herz noch am rechten Fleck zu haben. Mit einer Raumkapsel eines Nachts abgestürzt, war er als brabbelndes Baby geradewegs in die ausgebreiteten Arme eines kinderlosen Ehepaares gefallen. Jetzt, im präpubertären Alter von 12 Jahren, scheinen gewisse Kräfte in ihm zu erwachen. Nicht solche, die in der Kindesentwicklung üblich sind, sondern eben ähnliche wie die von Superman. Mit so viel Macht muss man mal umgehen können. Das kann so gut wie niemand. Mit dieser Kraft erhält der Junge allerdings auch seltsame Befehle von außerhalb. Und die gehen auf Kosten seines sozialen Umfelds.
Was passiert eben, wenn die Nummer 1 aller Superhelden plötzlich böse wird? Und niemand da ist, der ihn aufhalten kann? Das gute Zureden seiner Ziehmutter? Das Läutern seines Gewissens? Die Suche nach so etwas Ähnlichem wie Kryptonit? Der von James Gunn (Guardians of the Galaxy, Super – Shut up, Crime!) produzierte Science-Fiction-Horror macht es sich mit seiner Antwort auf diese Fragen relativ leicht. Und klar – man braucht da gar nicht viel drum rum reden. Die Aussichten sind blutig, hundsgemein, bedrohlich und erschreckend. Mit so einer Gabe bleibt einem Dreikäsehoch wie diesen gar nichts anders übrig, als nur Schaden anzurichten, allein aus einem impulsiven kindlichen Verhalten heraus, angesichts dessen erlernte Erziehungswerte gnadenlos abstinken. Einmal damit angefangen, gibt’s kein Aufhören mehr. Und das ist es, was Brightburn erzählt: ein recht straightes Coming of Age-Grauen, das allerdings stellenweise mehr Familiendrama als Slasher ist, und das so seine Phasen durchmacht – von der dargestellten Bandbreite kreativer Tötungsmethoden bis hin zu den leisen Selbstzweifeln einer nichtmenschlichen und gleichermaßen erschreckend menschlichen Kreatur. Interessant dabei ist die klar erkennbare Metaebene: Brightburn hat ganz offensichtlich vor, die Sorgen und Ängste der Elternschaft ob der Entfremdung und Abnabelung ihres Nachwuchses in einen Worst Case-Alptraum zu konvertieren. Im Gegenzug ist das Entdecken der eigenen Stärken und das Erstarken eines kolossalen Ich-Bewusstseins der posttraumatische Folgetraum. Alles in allem bleibt David Yaroveskys kleiner, kerniger und letzten Endes gnadenloser Reißer die Visualisierung einer aus biologischer Sicht determinierten Ohnmacht.
[…] Motiven. Verantwortlich für diesen Hokuspokus zeichnet Regisseur David Yaroveski, der mit Brightburn seinen juvenilen Anti-Superman auf die Erwachsenenwelt losließ. Man erkennt auch hier die Ambition […]
LikeLike