NOCH EINMAL ZÄHNE ZEIGEN
6/10
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LAND / JAHR: USA 2024
REGIE: KELLY MARCEL
DREHBUCH: KELLY MARCEL, TOM HARDY
CAST: TOM HARDY, CHIWETEL EJIOFOR, JUNO TEMPLE, STEPHEN GRAHAM, RHYS IFANS, ALANNA UBACH, ANDY SERKIS, PEGGY LU, CLARK BACKO U. A.
LÄNGE: 1 STD 49 MIN
Zumindest in dieser von vermutlich Tausenden von Welten ist die extraterrestrische Grinsekatze mit Vorliebe für Menschenhirn ein Flüchtiger. Denn ein superfieser und uralter Sonderling namens Knull will seiner Schöpfung im gesamten Universum und vermutlich darüber hinaus den Garaus machen. Dank des Multiversum-Gedankens darf in dieser Welt, gesteuert von Sony, dieser Knull alle anderen Superbösewichte aus dem Marvel-Kosmos verdrängen – als gäbe es sie gar nicht. Und so, als gäbe es auch all die anderen Superhelden nicht, die wir bereits kennen. Venom war da immer schon ein Außenseiter, mit Ausnahme des dritten Sam Raimi-Ablegers um den freundlichen Jungen aus der Nachbarschaft. Der durfte in Spider-Man 3 schon seiner Nemesis gewahr werden, doch das ist eine andere Dimension. Marvel mit all seinen unzähligen Figuren funktioniert eben nur unter dem Multiversum-Prinzip. Sonst gäb‘s ein Gedränge mit Hang zur Massenpanik.
Dieser Symbiont, der ohne einen Wirt zwar vor sich hin wabern, aber nicht wirklich sinnvoll existieren kann, steckt schon seit geraumer Zeit im Körper des Journalisten Eddie Brock, der seinen Intimfreund lieben und schätzen gelernt hat. Die beiden sind sogar schon mal gemeinsam gestorben, um wieder aufzuerstehen, was wiederum einen als Codex bezeichneten Schlüssel entstehen hat lassen, mit welchem sich Knull seiner Fesseln entledigen könnte, harrt der doch in einer gewissen Stasis vor sich hin, was einem Gefängnisaufenthalt gleichkommt. Um den Codex zu entwenden, schickt der uralte Häftling äußerst zähe Kreaturen auf die Erde, um Jagd zu machen. Und das sind nicht die einzigen, die Venom das Leben schwer machen. Auch eine als Jury bezeichnete Spezialeinheit will das Duo dingfest machen.
Man sollte sich noch gut an Venom: Let There Be Carnage erinnern können, um zu wissen, womit es sich mit einigen Randfiguren in diesem Abenteuer auf sich hat, allen voran mit Stephen Graham als Polizist Mulligan, der nach seinem Tod aus dem letzten Film sich selbst wieder zu den lebenden zählt, dank eines anderen Symbionten in anderer Farbe. Knull hingegen ist neu, die Jury ebenso, und allesamt haben ihren Ursprung in den Comicvorlagen, die ich selbst nicht kenne. Damit das mit Fachwissen nicht ganz so vertraute Publikum in diesem Chaos aus Namen, Charakteren und Querverweisen den Überblick behält, hat Drehbuchautorin Kelly Marcel, die schon am ersten Venom-Film mitgeschrieben hat und nun auch die Regie übernimmt, den Content häppchenweise angerichtet. Kleinteilig ist Venom: The Last Dance geworden, und trotz seiner Kleinteiligkeit auffallend simpel.
Wer hier wen jagt und warum, mag man so hinnehmen, ohne nach Sichtung des Films eigenmächtig in medias res gehen zu wollen, um mehr über all das zu erfahren. Venom: The Last Dance bietet vorrangig Monster-Action satt, während angesichts der monströsen und ungemein zähen Xenophagen – wie sich Knulls Giga-Monster nennen – Erinnerungen an Starship Troopers wach werden. Schön sind sie anzusehen, reizvoll wie intelligente Knete auch die dick aufgetragene CGI all der Venom-Symbionten aus einem durch Sonne und Mond geschossenen Farbkasten. Rosa, Rot, Blau und Grün – es macht Spaß, sich den formschönsten Symbionten unter ihnen auszusuchen, wenn man nicht sowieso schon einen Narren an den wichtigsten von allen gefressen hat. Es lässt sich auch vermuten, dass durch den omnipräsenten außerirdischen Organismus Eddie Brocks Verstand ein bisschen gelitten zu haben scheint – denn Tom Hardy legt seinen Helden noch fahriger an als in den Teilen davor. Stiernackig und mit eher schlichtem Gemüt stolpert er durch ein radauhaftes Science-Fiction-Spektakel ohne Feintuning, dafür aber mit Unterhaltungswert für Leute, die schon lange keine Monster-Action mehr gesehen haben. Sympathisches Herzstück des Finale Grande ist aber Rhys Ifans als Späthippie und UFO-Nerd, der eine herzhafte Hommage an den Area 51-Mythos orchestriert.


