Copshop

ÄRGER AM REVIER

5/10 


copshop© 2022 Netflix


LAND / JAHR: USA 2021

REGIE: JOE CARNAHAN

CAST: GERARD BUTLER, FRANK GRILLO, ALEXIS LOUDER, TOBY HUSS, RYAN O’NAN U. A. 

LÄNGE: 1 STD 48 MIN


Hab nur ich das Gefühl oder nimmt die Zahl der wirklich lohnenden Actionfilme mit der Zeit kontinuierlich ab? Wenige, darunter Guy Ritchie, bemühen sich noch, im Rahmen von Blutrache, Hopsnehmen und Geballere sowas wie eine Geschichte zu erzählen. Der Rest ist kaum nennenswerte Stangenware. Das liegt aber auch oftmals an den Skripts, die sich sichtlich schwertun, innerhalb der dem Film inhärenten Logik den Konflikt zu einem plausiblen Ende zu führen. Schade drum, denn gute Ansätze sind mit Sicherheit da. So auch im neuen Film von Actionspezialist Joe Carnahan, der mit Gerard Butler und Frank Grillo zwei heiße Eisen aufeinander loslassen kann.

Dabei ist die Ausgangssituation durchaus griffig und hätte jemanden wie Quentin Tarantino in seinen wilden Jahren womöglich hellhörig werden lassen: Ein Hitman namens Teddy Muretto (Frank Grillo mit schulterlanger Mähne) flieht vor einem anderen Hitman (Gerard Butler), der ihn am Kieker hat. Die Idee schlechthin: er lässt sich nahe dem lokalen Polizeirevier mitten in der Wüste festnehmen und inhaftieren. So müsste er sicher sein. Dumm nur, dass der andere Hitman dieselbe Idee hat. Und plötzlich sitzen sie sich gegenüber, jeder in einer Zeile, zur Freude aller direkt vis a vis. Wer sie da reingebracht hat? Jungpolizistin und Revolver-Aficionada Valerie, die gerne wissen will, was die beiden verbindet.

Klingt nach Dialogkrimi? Ist es aber nicht. Klar, dass die beiden nicht lange hinter Gitter bleiben, folglich fliegen bald die Fetzen und es spritzt das Blut quer durch die Büroräume einer Polizeistation, die sehr gut auch als Kulisse für den Klassiker Assault – Anschlag bei Nacht herhalten hätte können. Nicht minder rabiat wird diese dann auch heimgesucht. Und man möchte meinen: Butler und Grillo begleichen die Rechnung, wie es sich für Kontrahenten dieses B-Movie-Kalibers durchaus gehört. Dabei haben sie selbige ohne den Wirten gemacht, und der ist eine Frau, nämlich Alexis Louder, die allen die Show stiehlt. Ihre Rolle des tüchtigen Cops mit einer skeptischen Sicht auf die Dinge, die noch dazu zäh und widerspenstig alten Hasen Paroli bietet, könnte ein neuer Stern am Himmel des Actionkinos sein, eine Mischung aus knallharter Pam Grier und resoluter Lashana Lynch. Blut, Schweiß und jede Menge Patronen markieren ihren Weg durch den nächtlichen Wahnsinn. Das sind Shootouts, wie man sie gerne hat, und zwar auf engstem Raum. Wie eingangs erwähnt, erreicht Carnahans nächtlicher Reißer, der zumindest im Intro und im Abspann so tut, als wäre er ein Grindhouse-Movie aus den Bahnhofkinos der Siebziger, leider nicht sein Ziel. Mächtige Plot Holes tun sich auf, die das Erreichte zurück an den Start schicken. Da haben wir es wieder, das schlecht durchdachte Skript fürs Actionkino, das sich in der letzten Viertelstunde auf die faule Haut legt und keinen Ehrgeiz mehr hat, sein Publikum zu überzeugen, geschweige denn zu überraschen. In Erinnerung bleibt Alexis Louder. Nun – vielleicht war‘s das ohnehin schon wert.

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Cops

MIT KANONEN AUF SPATZEN

6/10

 

cops© 2018 Filmladen

 

LAND: ÖSTERREICH 2018

REGIE: STEFAN A. LUKACS

CAST: LAURENCE RUPP, ANTON NOORI, ANNA SUK, MIRIAM FUSSENEGGER, ROLAND DÜRINGER, MARIA HOFSTÄDTER, MICHAEL FUITH U. A.

 

Es herrscht Krieg im Grätzel. Gewalt in den eigenen vier Wänden, und da sind Parteien, die den Hausfrieden stören. Schießt mal jemand scharf aus dem Fenster oder raubt die laute Musik des Nachbarn den Schlaf der anderen, ist die WEGA zur Stelle. Wiens Spezialeinheit für besonders hartnäckige Fälle, und die decken das ganze Spektrum an ungebührlichem Verhalten ab, bis hin zu den wohlgekannten Ausschreitungen beim Fußball. Vor allem da zählt die Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung, von welcher sich die Abkürzung auch ableitet, mehrere Mann hoch, bewaffnet mit Schild und Automatik, mit Schlagstock und Helm. Fast wie Ritter, wie die Wächter einer Festung. Das hat was Martialisches, starkes, mächtiges. So ausgebildet, gestählt und durchtrainiert, könnte Mann es mit Drachen oder Horden Untoter aufnehmen, wie zurzeit in Westeros. Da braucht es Männer mit Ehrenkodex, und mit der Gewissheit, für gefährliche Unterfangen auserwählt worden zu sein. Da braucht es belastbare Ideale und nicht totzukriegende Loyalität einem gerechten Zorn gegenüber. Das Dumme nur – manchmal fühlen sich jene bestimmt, hier mitzumischen, die mit ihrem Ego so ihre Probleme haben. Und die trotz Muckis und Schrankgröße vom Scheitel bis zur Sohle innen drin ganz klein sind, wie eine Kirchenmaus. Die gekränkt wurden, und das moderne Wächtertum dafür nutzen, um wieder größer zu werden.

Im österreichischen Copdrama von Stefan A. Lukacs tritt Burschi in die Fußstapfen seines Altvorderen Roland Düringer, der selbst bei der Polizei Dienst verrichtet und schon längst Schild und Helm gegen Diplomatie und psychologischer Kriegsführung eingetauscht hat. Gegengewalt durch physische Stärke oder gar präventives Gerangel mit verdächtigen Subjekten geht gar nicht mehr. Das sieht Bursche etwas anders. Und er trainiert, beweist sich und anderen, dass es zum harten Kerl reicht, und schafft die Prüfung zur exekutiven Elite, nur um im ersten Einsatz seiner Karriere an die Grenzen von Leben, Tod und Verantwortung zu stoßen. Burschi greift zur Waffe, um seinen Vorgesetzten zu retten – und tötet einen Menschen. Natürlich ist der Frischling erstmal ein Held, ein Beschützer. Doch war der fatale Eingriff wirklich notwendig? Das Leben eines anderen zu nehmen ist nichts, was sich zu einem Heldenmythos romantisieren lässt. Nichts dass sich durch entsprechende Rechtfertigung mildern lässt. Nach dieser unerwarteten Wendung wird alles anders für den Muskelprotz und aufgeräumten Krieger, für den geschäftigen Verteidiger der Freiheit und des Friedens. Vor allem ändert sich die Sicht der Dinge.

Cops ist bei weitem kein Actionfilm, nicht mal wirklich ein Thriller, obwohl er Anleihen hat. Cops ist ein hemdsärmeliges Psychodrama, welches das stereotype Soll eines harten Kerls hinterfragt. Und dabei herauszufinden versucht, was die Rambos, Bishops und Triple X´s im echten Leben zu dem macht, was sie sind. Und wie es hinter ihren meist tätowierten Muskeln eigentlich aussieht, ganz tief drin. Und wer dieses Männerbild eigentlich verlangt. Lukacs legt in manchen Momenten wirklich dort den Finger drauf, wo es wehtut. Lässt Laurence Rupp zwischen Panik und Absolution in den Spiegel blicken und ziemlich straucheln. Allerdings fehlt der Story etwas der Mut, wirklich zu differenzieren. Denn die Männer der WEGA, die sind hier, sofern sie nicht namenlos bleiben, Mitläufer, Vorspieler und von Minderwertigkeit zerfressene Gestalten, die sich entweder in einer Obsession verlieren oder so tun, als wären sie halbstarke Burschen, die den fiktiven Action-Unsinn aus dem Fernsehen leben wollen, wie schulpflichtige Buben an freien Nachmittagen. Mit Sicherheit lassen sich diese Psychogramme nicht über einen Kamm scheren. Hätte die WEGA Leute rekrutiert, die psychisch labil sind, würde das Konzept dahinter gar nicht funktionieren. Ich denke auch nicht, dass Cops Rekruten besagter Einheit, sofern sie den Film gesehen haben, überhaupt kompromittiert hat. Profis, die sich den urbanen Gefahren einer Großstadt stellen, wären fehl am Platz, würde sie das Bild, das Lukacs hier gezeichnet hat, in irgendeiner Weise stören. Die Männer der WEGA, die stehen da drüber, anders kann das gar nicht sein. Dann sonst hätten wir es mit Ego-Problemen zu tun, wie Burschi sie hat.

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