Until Dawn (2025)

WER HAT AN DER UHR GEDREHT?

5/10


© 2024 Screen Gems, Inc. and TSG Entertainment II LLC. All Rights Reserved.


LAND / JAHR: USA 2025

REGIE: DAVID F. SANDBERG

DREHBUCH: GARY DAUBERMAN, BLAIR BUTLER

CAST: ELLA RUBIN, MICHAEL CIMINO, JU-YOUNG YOO, ODESSA A’ZION, BELMONT CAMELI, MAIA MITCHELL, PETER STORMARE U. A.

LÄNGE: 1 STD 44 MIN


Ist das letzte Körnchen Sand durchgerieselt, klingelt der Wecker erneut bei allen, die die Nacht davor ins Gras gebissen haben. Guten Morgen zur Nachtschicht, könnte man sagen, denn Until Dawn schickt seine unfreiwilligen Kandidaten ins Rennen um die Vorherrschaft der nächsten ersten Sonnenstrahlen. Wer bis dahin überlebt, ist fein raus und kann nach Hause. Wer das nicht tut, den weckt zwar nicht I got you Babe wie in Täglich grüßt das Murmeltier, sondern die immer gleiche Situation zu Beginn der Nacht, wenn die Sanduhr sich dreht und das Rieseln erneut beginnt.

Dieses Spiel aus der Playstation-Familie ist längst Kult, und ja, das Konzept verspricht Challenge genug, um dranzubleiben. Überhaupt sind Horrorspiele die bequeme Alternative zur Geisterbahn im Prater oder zum ausgesuchten Escape-Room, in welchem vielleicht der eine oder andere Schausteller den Ghul mimt. Hier aber sind es Wendigos, zumindest behauptet das der Film. Wenn man es genauer nimmt, gilt die Begrifflichkeit für mythologische, Waldwesen, die aufgrund des Verzehrs von Menschenfleisch verdammt sind, immer mehr davon zu essen, ohne jemals ihren hunger zu stillen. Viel genauer nimmt es dabei Coopers Folk-Horror Antlers, der den Steckbrief dieser Kreatur ganz genau gelesen hat. Was in Until Dawn aber kreucht und fleucht und seine spitzen, blutverschmierten Zahnreihen wetzt, sieht eher aus wie ein waschechter Ghul, blass und gespenstisch und räuberisch. Man kann die I-Tüpfel-Reiterei gerne außen vor lassen und den Begriff Wendigo mit Schulterzucken hinnehmen – nicht aber die geistige Konstitution von vier jungen Erwachsenen, die den Schrecken der Spirale des Grauens hinnehmen, als müssten sie lediglich am Samstagvormittag nachsitzen.

Zu Beginn wirft uns der Film, den David F. Sandberg zu verantworten hat und der sich mit Horror schließlich auskennt, da er Filme wie Lights Out oder Annabelle inszeniert hat, in die potenziell psychopathische Provinz, in der Clover (Ella Rubin, Gossip Girl) mit ihrem Freundeskreis inklusive Ex nach ihrer seit einem Jahr vermissten Schwester sucht. Natürlich haben alle weder Tanz der Teufel noch The Cabin in the Woods gesehen, denn sonst könnten sie bereits erahnen, dass dieser Tante-Emma-Laden samt merkwürdigem Besitzer einfach nichts Gutes bedeutet. Der Mann – Peter „Fargo“ Stormare – spart nicht mit guten Ratschlägen, denen die Gruppe auch folgt, womit wir kurzerhand im Haus des Grauens wären, in welchem Nacht für Nacht ein maskierter Killer die Jungschar dezimiert. Der aber ist nicht das einzige Problem, dass die Fünf daran hindert, den neuen Tag zu erleben. Hexen, Wendigos (bleiben wir dabei) und toxische Flüssigkeiten machen die Nacht zur Hölle, während niemand es wagt, sich dem Grauen entgegenzustellen.

Eigene Pläne zu schmieden oder Improvisation in Momenten der Not könnten in Zeiten von KI, die einem sowieso alles Denken abnimmt und sich dabei ins nicht vorhandene Fäustchen lacht, immer schwieriger werden. In Until Dawn ist der träge Geist der jungen Leute der wohl schlimmste Feind. Es heisst zwar immer, alle müssen an einem Strang ziehen – letztlich tut es niemand. Oder braucht es für ein Team immer einen Leader? Wie schwer ist Demokratie in der Katastrophe und warum ist die Psyche der Protagonistinnen und Protagonisten so dermaßen resilient, dass sie diesen Wahnsinn einfach immer wieder wegstecken? Der psychologisch undurchdachte Film kann wohl auch nicht anders, als dem Playstation-Spielekonzept treu zu bleiben und einen Plot zu entwickeln, der wenig plausibel scheint. Anders als in Escape Room von Adam Robitel hat Sandberg hier den Drang, alles erklären zu müssen, während der Horror in Filmen meistens dann stärker wird, wenn alles oder zumindest das Meiste ein Mysterium bleibt.

Abgesehen von einem sehr stimmigen, raffiniert beleuchtetem Creature Design und einem angenehm schaurigen Spukhaus-Setting, das wohl ganz der Vorlage entspricht, kommt das wenig überzeugende Schauspielensemble nie wirklich in die Gänge. Farblose Charaktere, die sich letztlich abstrampeln – und irgendwann weiß man, und das schon sehr früh, wie der Horror enden wird. Zwischen Young Adult-Mystery und beinhartem Sam Raimi-Horror hat sich Sandberg doch eher für erstere entschieden, obwohl erstaunlich viel Blut fließt und die explizite Gewalt ordentlich wütet. Man merkt, daran liegt es nicht, ob ein Genrefilm das Rennen macht oder nicht. Es liegt wohl eher im Grauen, dass sich in den Augen derer spiegelt, die ihn erleben. In Until Dawn sieht man davon wenig.

Until Dawn (2025)

Gran Turismo (2023)

VOM KINDERZIMMER AUF DIE RENNBAHN

7/10


Archie Madekwe (Finalized)© 2023 CTMG. All Rights Reserved.


LAND / JAHR: USA 2023

REGIE: NEILL BLOMKAMP

DREHBUCH: JASON DEAN HALL, ZACH BAYLIN

CAST: ARCHIE MADEKWE, DAVID HARBOUR, ORLANDO BLOOM, DJIMON HOUNSOU, GERI HALLIWELL, DARREN BARNET, JOSHA STRADOWSKI, MAEVE COURTIER-LILLEY, MAXIMILIAN MUNDT, THOMAS KRETSCHMANN U. A.

LÄNGE: 2 STD 15 MIN


Es gibt diesen von mir als Jugendlicher sehr geschätzten und dutzende Male gesehenen Film aus den Achtzigern: Starfight. Kennt Ihr den? Das Science Fiction-Abenteuer, welches erstmals ganze computeranimierte Passagen für seine Weltraumschlachten verwendet hat, besitzt zumindest anfangs eine vergleichbare Prämisse wie in der eben erst angelaufenen True Story über einen Gamer, der dank seiner exorbitanten Leistungen vor dem Monitor tatsächlich in einen Boliden steigen darf. In Starfight war ein auf Erden aufgestelltes Arcade-Spiel ebenfalls dazu da, um geeignete Kampfpiloten zu finden, die letztlich einen für die Erde kaum relevanten Krieg zwischen zwei Alien-Rassen ausfechten mussten. Alex Rogan war einer von ihnen – und durfte ins All.

Was in der Fiktion vielleicht ein bisschen haarsträubend klingen mag, ist – umgemünzt auf den Rennsport – ähnlich passiert. Spontan würde man diese Methode des Marketings für fahrlässig erachten, denn wie sehr kann ein Stubenhocker, der zwar in der Theorie vieles über Autos weiß, denn wirklich und im echten Leben seine über 300 Sachen fahren, auch wenn er die Rennstrecken dieser Welt so gut wie auswendig kennt? Wer nichts wagt, der nicht gewinnt – doch für diesen PR-Gag akzeptiert der Aufsichtsrat von Nissan dann doch ein gewisses Risiko, dank der charismatischen Überzeugungskraft von Marketing Manager Danny Moore („Legolas“ Orlando Bloom). Natürlich ist die Auswahl des letztlich für den Autohersteller wettreitenden Testimonials kein 6 aus 45, sondern setzt sehr wohl gewaltiges Können voraus. Erstmal auf der Konsole, und dann auf dem Asphalt. Das Rennen macht ein dauerzockender Teenager aus Cardiff, Jann Mardenborough, um als einer von zehn Teilnehmern an der GT Academy unter der Obhut des grimmigen, aber herzensguten Ex-Rennfahrers Jack Salter (David Harbour) zum Bleifuß heranzureifen. In der Welt des Rennsports werden diese sogenannten Sim-Racer wenig willkommen geheißen. Und als während der ersten Rennen an den berüchtigtsten Strecken Europas die Nerven blank liegen, weil es um Leben und Tod geht, stößt sich – was unvermeidbar war –  Jann seine Hörner ab.

Lange schon war Gran Turismo als Verfilmung des gleichnamigen Simulators im Gespräch – für den nun endlich erschienenen Sport-Actioner holten die Geldgeber Science-Fiction-Visionär Neill Blomkamp aus der Versenkung, dessen besten Zeiten mit District 9, Chappie oder Elysium lange zurückliegen. Am Alien-Franchise hätte er herumprobieren sollen, doch daraus wurde nichts. Weg vom Phantastischen hin zu rauchendem Gummi klappt allerdings auch – gepaart mit dem richtigen Timing für das Zwischenmenschliche hinter dem Eifer des Sieges braucht sich Gran Turismo kaum hinter anderen Genrewerken zu verstecken, obwohl sich nicht alles, was wir hier zu sehen bekommen, wirklich so zugetragen hat. Dass David Harbours Figur aus rein dramaturgischen Gründen in die Story eingeflochten wurde und gar nicht wirklich existiert hat; dass Orlando Blooms Charakter auch ganz anders hieß und das 24 Stunden-Rennen statt in Les Mans in Dubai stattgefunden hat – alles Zugeständnisse für eine klassische Sportgeschichte, die von Ehrgeiz, dem Willen zum Sieg und dem Alles ist möglich-Motto erzählen. Es gibt die Freundin, die den Rücken stärkt, der reuevolle Vater, der die Skills des Sohnes nicht richtig zu schätzen wusste und der aufrechte Mentor, der zum Freund wird und Janns Glauben an sich selbst pusht: Alles Versatzstücke, die man gerne bedient – aber auch gerne bedient sieht. Denn Geschichten wie diese, die sind zwar simplifiziert und biedern sich den Wünschen der Geldgeber an, können aber auch ordentlich mitreißen. Wie Gran Turismo eben.

Wenn Mardenborough an den Start geht, wenn am Nürburgring ein spektakulärer Unfall den eingeschlagenen Weg des jungen Idealisten ins Wanken bringt – wenn fiese Wettstreiter wie das Capa-Team vielleicht gar die Oberhand gewinnen: All das ist packend inszeniert und tausendmal spannender als Live-Übertragungen diverser Rennen irgendwo am Planeten, auch wenn sie vielleicht von Heinz Prüller auf sympathische Weise kommentiert worden sind.

Explodieren die Boliden, ist das Publikum zufrieden – so singt es Rainhard Fendrich in seinem Klassiker Es lebe der Sport. Ja, so ist es, da lässt sich nichts schönreden und auch keine Entschuldigung finden. Ein Rennen ist wie das Ziehen in eine Schlacht – wenn dann ein Jungspund den Wagen lenkt, ist das wie Luke Skywalker in seinem X-Wing. Man fiebert mit. Und weiß, dass Rennsportfilme – sowie Sportfilme überhaupt – die bessere Wahl dafür sind, anderen beim Wettstreit um die beste Leistung zuzusehen. Das gilt zumindest für mich.

Gran Turismo (2023)

Werewolves Within

WOLFSGEWINSEL IN HINTERTUPFING

3/10


Werewolves-Within© 2022 EuroVideo Medien GmbH.


LAND / JAHR: USA 2021

REGIE: JOSH RUBEN

CAST: SAM RICHARDSON, MILANA VAYNTRUB, MICHAEL CHERNUS, MICHAELA WATKINS, CHEYENNE JACKSON, REBECCA HENDERSON U. A. 

LÄNGE: 1 STD 37 MIN


Nirgendwo sonst lässt sich so schön in Panik verfallen wie in irgendeinem Kaff am Arsch der Welt. Nirgendwo sonst kann das Böse besser wüten als inmitten einer Handvoll schräger Kleinstadtbewohner Marke Cicely in Alaska, die sich mehr schlecht als recht zusammenrotten müssen. Ob Derry aus Stephen Kings Es oder Hawkins aus Stranger Things. Oder überhaupt Twin Peaks: Das Klaustrophobische aus geographischen Expositionen ziehen, das haut meistens hin. Das ist der Horror, wie er dem Publikum schmeckt. Und es schmeckt auch dem Gesocks aus den Gothic-Annalen. Vampire, Untote und Werwölfe binden sich das Schürzlein um, wenn es heißt: Bitte zu Tisch.

Aus solchen blutigen Späßen lässt sich das eine oder andere Spiel entwickeln. Zum Beispiel: Die Werwölfe vom Düsterwald. Ein Gesellschaftsspiel, in dem es darum geht, herauszufinden, welcher der Anwesenden wohl ein Doppelleben als Mondscheinbestie führt. Aus dieser Spieleabend-Gaudi mit Schaurigkeitsfaktor hat Ubisoft ein Game adaptiert: Werewolves Within. Selbes Prinzip, nur digital. Und da es ja mittlerweile heißt: Aus jedem Konsoleknüller mach’ ein Movie, gibt’s auch hiervon den Film dazu. Könnte ja ganz gut funktionieren. Ungefähr so wie Knives Out oder irgendein anderer Agatha Christie-Whodunit, in welchem der Mörder oder die Mörderin nicht nur Blut an den Händen, sondern auch an den Lefzen hat. Ein Lykanthrop also, Latein für Werwolf. Es ist tiefster Winter, die Straßen sind unpassierbar. So mancher Parameter ist gegeben, kommt nur drauf an, wie sehr das Szenario an der Suspense-Kurbel dreht. Die nüchterne Erkenntnis: Leider gar nicht.

Dabei scheint Sam Richardson als neuer Ranger der Kleinstadt Beaverfield anfangs ein idyllisches Örtchen inmitten friedlicher Natur gefunden zu haben. Doch nichts ist dort so eitel Wonne wie es scheint. Da gibt es einen Unternehmer, der will eine Pipeline durch den Wald bauen. Einige Bewohner sind dafür, manche dagegen – es gibt Diskrepanzen. Komische Käuze und exaltierte Sonderlinge sind da nur das Sahnehäubchen. Fast wie bei David Lynch, nur weitaus uninteressanter. Und dann gibt’s bald den ersten Todesfall, direkt beim dorfeigenen Hotel, indem sich bald alle Protagonisten des Spiels einfinden werden. Ein Sturm zieht nämlich auf. Niemand will mehr nach draußen. Drinnen scheint aber die Bestie umzugehen. Und es könnte jeder sein. Denn der Mond, der scheint auch noch helle.

Diese völlig uninteressanten Figuren sind ein Grundproblem des Films. Das liegt vor allem am hysterischen Gebaren, dass aus Kreischen und Keifen besteht. Nervt ungemein. Prinzipiell sind alle nach ähnlichem Verhaltensschema ins Script geschrieben worden. Figuren vom Reißbrett, flach wie Spielkarten, und es interessiert überhaupt nicht, wen es als nächsten erwischt. Vielleicht wird’s ein bisschen griffiger, wenn der „Werwolf“ versucht, die Eitelkeiten der Bewohner gegeneinander auszuspielen und letzten Endes gar nicht mehr die Zähne fletschen muss, um seine Beute filetierfertig abzuholen. Kaum hat die Horrorkomödie schon begonnen, bahnt sich dann schon das Finale an. Die Lösung des Rätsels ermuntert das müde gewordene Auge, nochmal kurz zu blinzeln: Tatsächlich greift Regisseur Josh Ruben in die „Damit-habt-ihr-nie-gerechnet“-Trickkiste, in die man eben so greift, wenn einem bis dahin sonst nichts eingefallen ist.

Nun ja, nicht jede Gameverfilmung ehrt ihr Spiel. Oder uralte Mythen wie diese des Werwolfes. Dieser Streifen hier macht beides nicht.

Werewolves Within

Uncharted

KOMM, WIR FINDEN EINEN SCHATZ!

7,5/10


uncharted© 2022 Sony Pictures


LAND / JAHR: USA 2022

REGIE: RUBEN FLEISCHER

CAST: TOM HOLLAND, MARK WAHLBERG, ANTONIO BANDERAS, SOPHIA ALI, TATI GABRIELLE, STEVEN WADDINGTON, MANUEL DE BLAS, RUDY PANKOW U. A. 

LÄNGE: 1 STD 56 MIN


Hätte es das Zeitalter der Piraten nie gegeben, wäre die Welt um erquickende Challenges zum allgemeinen Zeitvertreib ärmer. Schade eigentlich. Wir hätten auch keine Schatzinsel nach Robert Louis Stevenson. Wir hätten auch keine Mythen von vergrabenen Kisten irgendwo an küstennahen Orten unbewohnter Inseln. Diese Piraten, vielleicht gar mit Freibrief der britischen oder spanischen Krone, sogenannte Freibeuter, sind bis heute der Inbegriff für Verwegenheit, Abenteuerlust und einer gewissen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber ähnlichen Unternehmern, die vom frühen 16. Jahrhundert an in ihren schwankenden Galeonen die Weltmeere unsicher und die Daheimgebliebenen um Geschichten reicher gemacht hatten. Disney, gemeinsam mit dem schrägen Helden Jack Sparrow, hat das exotische Abenteuer ins 21. Jahrhundert gerettet. Videospiele sind da mitgezogen, wenngleich nicht mehr im Kontext historischer Begebenheiten. Eines davon: Uncharted (was so viel heißt wie; unerforscht, nicht verzeichnet). Spielfigur Nathan Drake, dessen Vorfahr womöglich der berühmt-berüchtigte Sir Francis Drake gewesen sein soll, weckt bei Spielern, und jetzt auch im Kino, das kindliche Entdecker-Gen aus früheren Zeiten, als es im Rahmen des Kindergeburtstags von den Eltern inszenierte Schnitzeljagden gab. Später dann, war der Nachwuchs schon älter, stand Geocaching auf dem Plan. In Uncharted werden Motive der guten alten Piraten aus der moralischen Grauzone mit der spitzbübischen Freude am Schatzsuchen verbunden. Ein bisschen Black Pearl, ganz viel die große weite Welt. Und der Thrill, schneller als die anderen das Rätsel der Schatzkarte lösen zu müssen.

Dazu braucht es Artefakte, gierige Antagonisten und ein Buddy-Team, das einander genauso wenig vertraut wie es Piraten getan haben, die sich zum Entern vereint haben. Kenner des Spiels wissen: Drake ist eine Waise, sein Bruder Sam verschollen. Aus dem Nichts taucht der charismatische Abenteurer Victor Sullivan, genannt Sully auf, erzählt dem Mittzwanziger von seinem Bruder und von der Sache mit Magellans Schatz, dem dieser gemeinsam mit ihm auf der Spur war. Jetzt braucht es Drakes Hilfe, um den Weg zum großen Reichtum zu ebnen, der irgendwo in der Bandasee nahe den Philippinen sein muss, denn Magellan – das weiß man – hat’s damals, 1521, nicht mehr bis ganz nach Hause geschafft. Der ominöse Schatz womöglich auch nicht, welcher aber eigentlich der (fiktiven) Familie Moncada zustehen müsste – damals Geldgeber des berühmten Entdeckers und nun, mit Antonio Banderas als jüngstem Spross, drauf und dran, ihr Recht zu beanspruchen. Was folgt, ist ein Tricksen und Austricksen, mal mit Erfolg, mal so richtig in die Hose gehend. Tom Holland und Mark Wahlberg tragen es mit Fassung, wahren stets einen Seitenhieb für den jeweils anderen auf ihren Lippen und machen auch noch die Rechnung ohne der mysteriösen Chloe, die eine eigene Vorstellung davon hat, wie der Coup laufen soll.

Seit Fluch der Karibik von Gore Verbinski und Janoschs Komm, wir finden einen Schatz! waren Schnitzeljagden quer durch fernwehweckende Territorien nicht mehr so launig und abenteuerlustig wie in Ruben Fleischers Verfilmung des Gaming-Kults. Holland und Wahlberg haben Spaß an der Sache. Sie sind zwar niemals jemand anderer als sie selbst, doch auch bei ihnen wird’s das Flashback aus der eigenen Kindheit gegeben haben, in der man sich aufgeschürfte Knie holt oder mit nassen Klamotten zurück ins Haus läuft. Uncharted hat keinerlei Längen, bringt seinen Plot auf den Punkt und lässt seine romantisierten Neuzeit-Piraten bei gutem Wind perfiden Bolzenfallen ausweichen und über tropische Gewässer schippern. Dabei verbeugt sich Fleischer vor dem Nonplusultra des augenzwinkernden Abenteuers, nämlich der Indiana Jones-Franchise, die in Uncharted garantiert die zeitgemäßere Version seiner selbst erkennen und wohlwollend abnicken wird.  

Zum Glück gerät Uncharted nicht zu einem High-Tech-Spektakel, sondern erdet sich mit rustikalen Freizeitpark-Schauwerten, die Parcours-Action satt bieten und den Escape Room-Hype genauso feiern wie Jump and Run-Sequenzen von der Konsole. Fleischer (u. a. Zombieland) gelingt ein erstaunlich aufgeweckter Einstand, der die Physik des verwegenen Abenteuers bedient, die zwar wenig mit der Realität zu tun hat, ohne die aber ein Genre wie dieses gar nicht existieren kann, würde man sympathischen Burschen wie Nathan Drake den Pfad ins Ungewisse nicht in die Gunst namhafter Ahnen stellen.

Uncharted