John Wick: Kapitel 2

DIE MEUTE HETZT DEN WOLF

7/10

 

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LAND: USA 2017
REGIE: CHAD STAHELSKI
MIT KEEANU REEVES, IAN MCSHANE, RUBY ROSE, LAWRENCE FISHBURNE

 

Da bittet man schon John Wick um einen Gefallen, und dann das! Vor allem, wenn John Wick eine Schuld zu begleichen hat. Da kann man schließlich alles verlangen. Dumm nur, wenn John Wick nicht mehr will. Jetzt hat er ein neues Auto und einen Hund und ein nobles Zuhause – das will der Superkiller nicht mehr morden, sondern in den vorzeitigen Ruhestand treten. Keine Ahnung, was man als menschliche Tötungsmaschine macht, wenn man nicht mehr töten will. Im Supermarkt arbeiten? Andere Killer coachen? Nicht wenn das Schuldmedaillon noch in Gebrauch ist. Mit Blut beeidigt und unabwendbar. Also muss John Wick noch mal ans Eingemachte gehen. Und jemanden erledigen. Nicht irgendwen. Ein hohes Tier im Gomorrha-Syndikat. Man kann sich eigentlich denken, wen der Anzugträger mit Brillantine im Haar da alles aus dem Weg räumen muss.

Was aber überrascht, ist, dass John Wick: Kapitel 2 deutlich besser gelungen ist als der Erstling. Das liegt sicher nicht an Keeanu Reeves. Die ehemalige Matrix-Ikone hat schauspielerisch mittlerweile ungefähr so viel drauf wie Jean Claude Van Damme und bedient sich im Laufe des Filmes im Grunde einer einzigen Mimik. Die des verkniffenen Dreinblickens. Aber sei’s drum. Der Film ist ohnehin so abgehoben wie ein Ego Shooter und teilweise so überzeichnet wie das Ballerkino aus Asien. Nehmen wir nur The Raid. Tatsächlich dürfte sich Regisseur Chad Stahelski, der Teil 1 noch gemeinsam mit Atomic Blonde-Macher David Leitch auf sein Publikum losgelassen hat, einiges am Body Count der mittlerweile zweiteiligen Blutoper abgeguckt haben. Weg von der Schmuddel-Action aus dem Videokeller, stattdessen finden die Schusswechsel in anspruchsvollen Settings statt. Kaltes Neonlicht, verspiegelte Aufzüge, die Ruinen von Rom – Stahelski weiß sein knallhartes Männerkino in Szene zu setzen.

Mitunter etwas prätentiös, ist John Wick: Kapitel 2 allerdings nicht ganz frei von bizarren, fast schon ins irreale tangierenden Momenten. Da fällt mir Sin City ein – auch in diesen äußerst brutalen, aber stilistisch hochkomplexen Unterweltfilmen haben wir es längst nicht mehr mit der Realität zu tun. Da gibt es unter anderem gelbe Gnome und bis an die Zähe bewaffnete Amazonen. John Wick geht nicht so weit. Da genügen schon Extras wie das Hotel Intercontinental, eine Freihandelszone und eine Art Leo für alle Killer dieser Welt. Und da gibt es die Meute, die den Wolf hetzt. Der Wolf, das ist John Wick. Wenn er zum Gejagten wird, macht die Action noch mehr Spaß. Die Meute, das sind Menschen wie wir, in Wahrheit aber alles Killer.

Durch die radikale Karikierung einer Welt der Toten und der Tötenden gefällt John Wick: Kapitel 2 vor allem durch eines: die rücksichtslose, augenzwinkernde Erschaffung einer eigenen Welt. In der Blut genauso dick ist wie Wasser.

John Wick: Kapitel 2

Killer´s Bodyguard

JACKSON´S HIGH FIVE

6/10

 

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LAND: USA 2017
REGIE: PATRICK HUGHES
MIT SAMUEL L. JACKSON, RYAN REYNOLDS, SALMA HAYEK, GARY OLDMAN

 

Was tun nach einem entbehrungsreichen Arbeitstag unter der Woche? Am Besten ins After-Work-Kino gleich ums Eck. Popcorn, ein Getränk mit Blubberblasen, Hirn abschalten und den Rest des Tages einfach nur noch genießen. Da möchte vor allem Mann gerne nur klotzen, ohne mitdenken zu müssen. Denn Kino ist vor allem und für solche Fälle zu Unterhaltung da. Zur Zerstreuung, nicht zur Belastung. Kunst hat hier Pause. Ein Buddy-Movie muss her. Aber eines von den guten.

Bitte, da hätten wir ja schon genau das Richtige im Wochenprogramm der urbanen Kinos: The Hitman´s Bodyguard. Für alle, die nicht wissen, was ein Hitman ist, haben die Verleiher den Titel eingedeutscht in Killer´s Bodyguard. Was ein Killer ist weiß also jeder. Aber kein Killer ist so wie der alte Sack Samuel L Jackson. Mit anderen Worten eine coole Sau, die einzig und allein und immer sich selbst spielt und sich im wahren Leben wahrscheinlich genau so wenig um Unannehmlichkeiten schert wie vor der Kamera. Es gab eine Zeit, da hat Samuel L. Jackson in fast jedem Film mitgespielt, und sei es auch nur eine kleine Nebenrolle. Samuel war immer und überall, und ist es auch heute noch. Ein Phänomen, der Mann. Ein fleischgewordener Chuck-Norris-Witz, nur wüsste ich adhoc nicht, unter wem sich die Erde schneller wegdreht. Unter dem Kampfsportler oder unter dem glatzköpfigen „Motherfucker“ Jackson? Wo Samuel L. Jackson draufsteht, ist Samuel L. Jackson drin. Womöglich lieben ihn die Filmemacher. Weil er eben keinen Plan hat. Und einfach ist wie er ist. Ganz so wie im Film. Wahrscheinlich ein enorm einnehmender, humorvoller Zeitgenosse. Und womöglich auch nicht überbezahlt. Schon allein wegen diesem Buddy, der sich gebärdet wie eine Mischung aus Bruce Willis und Eddie Murphy, ist Killer´s Bodyguard ein kurzweiliges Vergnügen. Ein enorm seichtes zwar, mit einer Story so schlicht wie ein lässiger Oneliner, aber ein Vergnügen. Dazu trägt auch die irre Salma Hayek bei, die jedwede kunstinnige Aura einer Frida Kahlo hinter sich gelassen hat, um als dauerfluchende Killerqueen mit Knackarsch Männerfantasien neu zu entfachen. Zumindest die von Samuel L. Jackson. Von Deadpool Ryan Reynolds wohl eher weniger. Der versucht sich als Saubermann mit Regeln – ein guter Konterpart in diesem Zweiergespann, der aber meist gegen die Dauerdominanz seines Spielpartners nicht ankommt. Auch sitzt natürlich nicht jeder Gag, was bei Buddy-Movies fast unmöglich ist. Und wer sich noch an die alten Haudegen Nick Nolte und Eddie Murphy erinnern kann, denen nur 48 Stunden für ihr Himmelfahrtskommando geblieben sind, wird sich ungefähr vorstellen können, womit er rechnen muss. Mit Kalauern, jeder Menge Pyrotechnik und dem reuelosen Abknallen von offensichtlichen Bösewichten an der Grenze zur Selbstparodie. Das Kunstblut spritzt, und serviert wird, was bestellt ist. Dazu grinsen wir mal zähnefletschend, so wie Samuel L. Jackson.

Killer´s Bodyguard

Atomic Blonde

DIE NOSTALGIE DER EIGHTIES

6/10

 

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LAND: USA 2017
REGIE: DAVID LEITCH
MIT CHARLIZE THERON, JAMES MCAVOY, SOFIA BOUTELLA, JOHN GOODMAN, EDDIE MARSAN

 

Begleitet von den Elektrobeats aus Tom Schilling´s Major Tom teilt eine wunderschöne, wasserstoffblonde Frau am Rücksitz eines Autos mit einem ihrer High Heels gehörige Portionen Backpfeifen aus, bevor das Auto ein Hindernis rammt und sich überschlägt. So in etwa beginnt David Leitch´s Verfilmung einer Graphic Novel mit dem Titel The Coldest City von Anthony Johnston – einem enorm stylischen Agententhriller aus Verrat, Bespitzelung und Verfolgung. Schauplatz ist ein tristes, versifftes Berlin, kurz vor dem Fall der Berliner Mauer. Mittendrin eine kühle Blonde, gekleidet in allem, was die Achtziger auf gefühlt allen Laufstegen der Jetset-Welt damals zu bieten hatten. Von schillerndem Lederschuhwerk, Netzstrümpfen, schulterfreien Pullis und gewagten Minis darf Charlize Theron womöglich alles tragen, was ihr gefällt. Und dabei verdammt cool aussehen. Das Model mit ihren knapp über vierzig Jahren ist immer noch eine enorm aparte Gestalt. Gefühlsduselei sind der Blondine fremd. Ihre zynische Ernsthaftigkeit dürfte sie sich unter anderem von Anne Parillaud aus Bessons Nikita abgeguckt haben – die Frisur in seiner stechenden Intensität von Christopher Lambert aus Subway, ebenfalls ein Klassiker aus den Achtzigern. Und das martialische Know-How vom aktuellen James Bond. Lorraine Braughton ist somit eine bis zur Überzeichnung gestählte Geheimwaffe, die man besser nicht hinters Licht führen sollte. Da dies in der Welt der verdeckten Ermittler und Spione aber gang und gäbe ist, kann sich der Zuseher wohl vorstellen, wohin das führt. Doch bis es einmal so weit kommt, heißt es quälend lange warten. Denn die erste Hälfte von Atomic Blonde hält sich nur allzu gern damit auf, den Agentenfilm von der Stange ins Laufen zu bringen.

Nichts ist hier anders als in vielen anderen thematisch verwandten Spannungsszenarien, die wir alle schon zur Genüge kennen. Eine besagte Liste, die so wertvolle wie entlarvende Daten über die Spione des MI6 enthält, ist ein Objekt der Begierde, das für den Zuseher über keinerlei Relevanz verfügt. Ob Liste, Kapsel, Dokument A oder Dokument B, ob Atomsprengkopf oder die Kronjuwelen der Königin – worum es geht, scheint für Leitch zumindest anfangs zweitrangig zu sein. Er konzentriert sich voll und ganz auf Charlize Theron. Ihr Kommen, ihr Gehen, ihr Zug an der Zigarette und ihr eiskaltes Wannenbad on the rocks – die Dame ist das Zugpferd des Films, der so wirkt wie eine Musikvideo. In pink-türkisen Neonlichtern, vor rebellischen Graffiti-Wänden und im Sound der Achtziger. Die gestalterischen Aspekte des Thrillers, die den Zeitgeist der späten 80er unterstreichen und das nostalgische Gefühl vermitteln sollen, mit Wurlitzer und X-Large nochmal in die Vergangenheit gereist zu sein, sind wie Asse im Ärmel zielsicher ausgespielt. Die Betrachtung kühl-ästhetischer Fassade macht Spaß. Und der eiskalte Engel ebenso. Dass Theron schauspielern kann, wissen wir. Das macht sie auch in diesem Streifen äußerst gut. Der Männer verprügelnde Vamp, der mit Stiefelabsätzen, Herdplatten und Pistolengriffen das Blut spritzen lässt ist allerdings neu. Die völlig klangbefreite, auf Schreie und Keuchen reduzierte Kampfszene in einem Berliner Altbau ist in seiner Intensität fast schon ein bisschen David Cronenberg. Choreographisch perfekt und von enorm physischer Intensität. Und sobald es ums Ganze geht, und Leben auf dem Spiel steht, wird der Film auch richtig spannend. Da läuft Atomic Blonde zur Höchstform an. Die Liste ist bald vergessen, das nackte Überleben und das Herausfinden aus dem Sumpf des Betrügens, Betrügen Werdens und Beschattens hat nun keine Langeweile mehr. Schmerz wird zum Lehrmeister, der Tod hat plötzlich viel zu tun.

Atomic Blonde ist eine visuell sinnliche Reise in die Zeit von Nena, Falco, Neon und Punks. Es ist zu vermuten, dass einige Szenen den Panels aus dem Comic entsprechen. Was den Film in seinem Design noch kunstvoller werden lässt. Die Agentenstory dahinter ist zwar zu banal, um im Gedächtnis zu bleiben. Doch die Plakativität, die anderen Filmen vielleicht vorzuwerfen wäre, rettet den Geheimdienstreißer über den Durchschnitt.

Atomic Blonde

Der dunkle Turm

KING´S SÄMTLICHE WERKE, LEICHT GEKÜRZT

6/10

 

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REGIE: NIKOLAJ ARCEL
MIT MATTHEW MCCONAUGHEY, IDRIS ELBA, TOM TAYLOR

 

Nein, die Bücher von Stephen King kenne ich nicht. Ich habe zwar schon des Öfteren mit dem Lesen des achtbändigen Mammutwerkes geliebäugelt, doch bis auf den oft zitierten ersten Satz des ersten Bandes Schwarz kannte ich vor Sichtung des Filmes keine einzige Zeile. Und das war vermutlich ein großer Segen. Denn die radikal komprimierte Verfilmung Der dunkle Turm erscheint für grünohrige Nichtkenner der Materie als bizarre, ungemütliche und sogar ziemlich fesselnde Fantasy auf der großen Leinwand. 

Dass King´s Opus Magnum so geworden ist, wie es geworden ist, mag in längst gerissenen Geduldsfäden der Drehbuchautoren und Produzenten liegen, die mit dem Damoklesschwert eines Herr der Ringe-Äquivalenten mühsam zu kämpfen hatten. Umgeschriebene Skripten, wechselnde Regisseure und Probleme bei der Finanzierung schoben eine Verfilmung in ungeahnte und nicht mehr greifbare Weiten. Der dunkle Turm mag so etwas wie ein lang liegen gebliebener Auftrag sein, ein Wanderpokal, den keiner wirklich will, und den man endlich vom Tisch haben möchte. Andauernd fällt der Blick auf dieses ungemachte Bett, auf diese unerledigte Sache. Wie fehlende Sesselleisten nach der Wohnungsrenovierung. Und dann kommt irgendwann der Punkt, an dem die Drecksarbeit erledigt werden muss.

Sony Pictures bekam also den sogenannten „Rappel“, engagierte den dänischen Regisseur Nikolaj Arcel, der 2011 mit Die Königin und Ihr Leibarzt ein wirklich famoses Stück Historienkino auf die Leinwand brachte, und wollte das Projekt übers Knie brechen, um es zu den Akten legen zu können. Augen zu und durch – das Ganze ist natürlich eine Vermutung meinerseits, die sich aus dem im Vorfeld Gelesenen und Gehörtem ergeben hat. Und dann noch die Laufzeit! 95 Minuten für ein achtbändiges Werk? Was würde Peter Jackson dazu sagen, der seine Tolkien-Verfilmungen geradezu in Echtzeit bebildert hat? Das nun vorliegende Drehbuch, an dem sogar Arcel selbst Hand angelegt hat, ist wie das Exposé einer Filmtrilogie oder Serie. die da vielleicht noch kommen mag. So jedenfalls fühlt es sich an, wenn man Der dunkle Turm ansieht. Und ich erinnere mich an Wolfgang Petersens Miniserie Das Boot – auch hiervon gab es damals eine filmische Kurz- oder Kinoversion, die aber immerhin zumindest Überlänge hatte. Ich bin kein Fan der langen Filmschinken, aber gerade bei dieser Stephen King-Verfilmung ist die Laufzeit entschieden zu knapp. Die epische Geschichte über den Revolvermann, einem mächtigen Zauberer und allerhand Parallelwelten, die durch einen im Zentrum des Universums stehenden Turm zusammengehalten werden, darf mit nur eineinhalb Stunden auskommen. Ein zeitliches, hautenges Korsett, in dem der Film keine Luft mehr bekommt – und aus Atemnot nur die Eckpfeiler einer spannenden Geschichte erzählt.  

Somit ist klar – Irgendetwas stimmt da nicht. Und damit meine ich nicht den phantastischen, aber etwas sperrigen Plot. Dieser mäandert zwischen paranoidem Invasionshorror, Der Unendlichen Geschichte und Time Bandits mal hierhin und mal dorthin. Ein ungewöhnlicher Genremix, der das Zeug dazu gehabt hätte, die Paradigmen des Fantasykinos umzudefinieren. Einzig – die Produktion kommt über die Doppelfolge einer TV-Show nicht hinaus. Was nicht heißt, dass TV-Shows nicht klotzen können – siehe Game of Thrones. Bei Der dunkle Turm waren die Spendierhosen enger gegürtet. Außer einigen an Matte Paintings erinnernden Supertotalen und akzeptablen Zaubertricks bleibt von epischer Fantasy wenig über. Wider Erwarten bleibt Der Dunkle Turm überraschend unspektakulär, wenn nicht gar irgendwie billig. Dass die Mär aber dennoch auf eine Weise überzeugt – das liegt am Cast. Matthew McConaughey als Mann in Schwarz ist in seiner nüchternen Grausamkeit nicht weniger furchteinflößend als Lord Voldemort, wenn nicht gar furchteinflößender. Die Wucht seiner Zauberkraft liegt in der Reduktion. Selten hat man mit weniger so viel mehr Schrecken verbreitet. Der Oscarpreisträger rettet den Film vor der Belanglosigkeit, genauso wie Idris Elba als verkniffener, alternder Pistolero und Tom Taylor als mit ordentlichem Shining ausgestattetes Medium. Man kann sagen – Der Dunkle Turm ist eine Art filmische Lesung aus Gesichtern, immer wiederkehrenden Zitaten su Stephen King´s Fundus und dem Zusammenspiel der Figuren. Ein reduzierter Ensemblefilm mit starken Charakteren, die das Beste aus dem gemacht haben, was ihnen zur Verfügung stand. Und das ist nicht gerade viel gewesen.

Der dunkle Turm

Sleepless – Eine tödliche Nacht

PAPA, DER MANN MIT DEM KOKS IST DA

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Am Anfang war die Tasche. Schön und gut. Jetzt geht es darum, aus diesem transportablem Behältnis ein sehr begehrenswertes zu machen – die Arbeit der Drehbuchautoren ist gefragt. Aber nicht die Arbeit amerikanischer Drehbuchautoren – die Vorlage für den simpel gestrickten Reißer war wieder einmal aus französischen Landen zu holen. Da hatten die lokalen Filmemacher schon 6 Jahre zuvor die ganze Arbeit getan. Aber wie dies nun mal in den USA so ist – internationale Produktionen erfreuen sich enorm begrenzter Beliebtheit (siehe meinen Blog-Artikel Die Schöne und das Biest). Doch Kopien in englischer Originalsprache mögen meinetwegen ihre Runde machen – die Notwendigkeit allerdings, in einen derart austauschbaren Streifen wie Sleepless zu investieren, der wiederum in Österreich vor vielen anderen sehenswerten Produktionen einen Filmverleih findet, entzieht sich meiner Nachvollziehbarkeit. 

Der an Schauplätzen ziemlich begrenzte Taschen-Thriller besticht durch nichts, was nicht auch schon andere ähnlich gelagerte Produktionen durchgekaut haben. Undercover-Polizisten, kiloweise Drogen und mehrere Parteien, die darauf aus sind, das Vermögen in Form von weißem Schnee zu kassieren – auf kurze Dauer mag der Plot ja unterhalten. Doch dann kommt Jamie Foxx – und spielt sich selbst an die Wand. Allerdings auch nur dann, wenn sich Michelle Monaghan nicht dazwischen stellt. Die Schauspielerin agiert in dieser relativ lieblos heruntergespulten Hotel-Hasenjagd immer noch am besten, da kann Tarantino´s Django diesmal leider gar nicht mithalten. Zwischen beruflichem Ehrgeiz und familiärer Verpflichtung in geradezu paralysiertem Zustand befindend, versucht Foxx seinen Sohn aus den Fängen eines schmierigen Casino-Mafioso zu befreien. Für einen positiven Ausgang dieses Unterfangens ist eben jene Tasche vonnöten, von welcher wir hier schon des Öfteren gelesen haben. Doch die Dringlichkeit und die verzweifelte Vaterliebe, mit welcher der eigene Sohn herausgehauen gehört, sucht man eventuell in einem anderen Film. Der für Ray oscargekrönte Schauspieler dürfte die Rolle Sleepless lediglich zum Zeitvertreib angenommen haben. Und all der übrige Cast erinnert in der Ausarbeitung ihrer Figuren eher an das Videothekenkeller-Sortiment eines Jean-Claude van Damme in der Titelrolle – wobei das nicht heißen soll, dass der gelenkige Belgier Zeit meines pubertären Lebens nicht auch für unterhaltsame Stunden gesorgt hat.

Diese Zeit allerdings ist vorbei, und so wird bereits nach einer halben Stunde Laufzeit ziemlich schnell klar, dass alles zugunsten der Gerechtigkeit enden wird. Der Umstand sorgt für Langeweile, da helfen selbst der eine oder andere Shootout nicht, und genauso wenig ein sadistischer Bösewicht, der mittelalterliche Quälereien praktiziert. Dann lieber selbst irgendwann nach Las Vegas fliegen und eine Schnitzeljagd auf die Kosten des Hauses veranstalten. Da hat man mehr davon. 

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Sleepless – Eine tödliche Nacht