Zoomania 2 (2025)

JEDEM TIERCHEN SEIN PLÄSIERCHEN

7/10


© 2025 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.


ORIGINALTITEL: ZOOTOPIA 2

LAND / JAHR: USA 2025

REGIE: JARED BUSH, BYRON HOWARD

MIT DEN STIMMEN VON (ORIGINAL): GINNIFER GOODWIN, JASON BATEMAN, KE HUY QUAN, FORTUNE FEIMSTER, ANDY SAMBERG, DAVID STRATHAIRN, IDRIS ELBA, PATRICK WARBURTON, SHAKIRA U. A.

MIT DEN STIMMEN VON (SYNCHRO): JOSEFINE PREUSS, FLORIAN HALM, RICK KAVANIAN, KATHRIN GLAUBE, DENNIS HERRMANN, LUTZ RIEDEL U. A.

LÄNGE: 1 STD 47 MIN



Disney hatte das schon immer: Ein Herz für Tiere. Denn Tiere, die mögen fast alle. Bis auf das ganze Krabbelige. Bis auf Affen, denn die haben in Zoomania anscheinend keinen Platz, weil sie zu sehr… menschlich sind? Und bis auf Reptilien und Amphibien. Über Kaltblüter dieser Art macht sich Disney diesmal aber doch Gedanken. Denn, um ehrlich zu sein, ist die in mehrere Klimazonen unterteilte Metropole Zootopia ein Schmelztiegel an Säugetieren aller Art, die nach wie vor als Elite gelten. Nicht mal Vögel gibt es hier, es fehlt also der Großteil der auf unserem Planeten lebenden Biomasse, und dennoch tun alle so, als würde Zoomania (warum nicht den Originaltitel Zootopia beibehalten?) das ganze Tierreich abklappern, was so natürlich nicht stimmt. Auch drängt sich in mir abermals die Frage auf, wovon sich Tiger, Löwe und Co in dieser Weltgegend denn ernähren. Ich komme zum Schluss: Das, was wir hier sehen, ist eine surreale Utopie, die sämtliche Widersprüche in Kauf nimmt und gar nicht mal innerhalb ihrer eigenen Realität plausibel sein will.

Den Stolperfallen einer Fabel zum Trotz

Doch nach wenigen Minuten ist das sowieso egal. Hinter den Schleier der Harmonie zu blicken, die das Miteinander wie eine Siegesfahne hochhält, ist bei Zoomania nicht erforderlich. Und gar nicht mal erwünscht. Disney tischt uns eine Fabel auf, die sich an klassichen menschlichen Tiergeschichten orientiert und die ganze mühsame, ehrgeizige und schweißtreibende Arbeit in vorallem eines legt: In den konsistenten, einzigartigen Charakter. Denn den haben sie alle, angefangen von Publikumsliebling, dem Faultier Flash, bis zum raunzenden Mafia-Opossum mit den Augenbrauen von Martin Scorsese. Sie alle sind Individuen, Personen bar excellence, und es soll niemand mehr behaupten, dass Tiere nicht genau das sind: Personen, die ihr Verhalten, ihren Charakter, ihren Lebenslauf haben. Die, obwohl sie sich nicht fragen können, warum, doch ein gewisses Selbst entwickeln, dessen sie sich zwar nicht bewusst sind, es aber mittragen. Nun kommt der Figur der Erkenntnis dazu, das Tier wird Mensch, das parodierbare Klischee einer jeden einzelnen Art darf sich entweder konterkarieren, bestätigt sehen oder gar nicht vorhanden sein.

Die Schlange kämpft um ihr Image

Der Spaß am Entdecken all der Charaktere ist das Herzstück dieser Fortsetzung, die den Buddy-Faktor zwischen Fuchs und Kaninchen nach wie vor bedient, diesmal aber die Freundschaft um einiges mehr als im Original auf die Probe stellt. Zoomania 2 ist diesmal voll von abenteuerlicher Mystery, in der sich einer wie Sherlock Holmes wohl selbst gerne wiedergefunden hätte. Der Spaßkrimi beginnt mit einer Jubiläumsfeier, die von einer Grubenotter gecrasht wird, die ein wertvolles Schriftstück entwendet. Reptilien hier in der Stadt der Säuger? Das geht natürlich gar nicht, ist diese Tiergattung doch über den Kamm geschoren eine unerwünschte und daher Verbannte. Doch irgendwie, das wissen Hopps und Nick, kann das nicht der Wahrheit letzter Schluss sein. Und so machen sie sich, obwohl suspendiert, auf die Spur des diebischen Reptils, was beide durch Klimazonen und an wunderliche Kreaturen vorbei in unbekannte Territorien führt, deren Geheimnisse die ganze Ordnung auf den Kopf stellen.

Ein Mehrwertspaß für alle

Mit dabei sind diesmal eine ganze Handvoll Luchse, eine an Shakira erinnernde singende Antilope, knuddelige Walrösser und eine emsige Biberdame. Die aber sind nur ein kleiner Teil aus einer ganzen Riege an Auftritten, die das wohltuende Gefühl eines multikulturellen und diversen Miteinanders zelebriert und, da es sich dabei um Tiere handelt, auf völlig unterschwellige Weise auch in den Gesellschaften von Ländern punkten kann, die mit Vielfalt und Akzeptanz nichts am Hut haben. Allein für diese Arbeit ist Zoomania 2 zu loben, darüber hinaus spickt Regisseur und Autor Jared Bush, der schon für den ersten Teil verantwortlich war, seine Geschichte mit Eastereggs, die nur Erwachsene kennen können, sowie mit einer komplexen, richtig kribbelig-spannenden Verschwörungsgeschichte, die sich eindeutig auch nur an die etwas älteren unter den Kindern richtet. Klar ist, dass Zoomania den Anspruch verfolgt, ein Animationsfilm für alle zu sein, und selbst die ganz Kleinen haben damit schon reichlich genug zu tun, all die Fauna zu entdecken und deren Charaktereigenschaften zu erkennen.

Disneys Steckenpferd war es schon immer, seinen Figuren Seele zu geben. Da kann den Machern in dieser Schmeide wohl niemand das Wasser reichen. Hier, in Zoomania 2, gelingt in dieser Sache wieder Großes.

Zoomania 2 (2025)

Die Rosenschlacht (2025)

DIE MISSGUNST DES EITLEN EHEMANNES

4/10


© 2025 Searchlight Pictures All Rights Reserved.


ORIGINALTITEL: THE ROSES

LAND / JAHR: VEREINIGTES KÖNIGREICH, USA 2025

REGIE: JAY ROACH

DREHBUCH: TONY MCNAMARA

KAMERA: FLORIAN HOFFMEISTER

CAST: OLIVIA COLMAN, BENEDICT CUMBERBATCH, ANDY SAMBERG, KATE MCKINNON, NCUTI GATWA, JAMIE DEMETRIOU, ZOË CHAO, SUNITA MANI, BELINDA BROMILOW, DELANEY QUINN, OLLIE ROBINSON U. A.

LÄNGE: 1 STD 45 MIN


„Wuff!“, keift eine angriffslustige Kathleen Turner ihrem nichtsahnenden Ehemann Michael Douglas entgegen, der ein vortreffliches Essen serviert bekommt und gerne wissen möchte, was das Geheimnis hinter diesem kulinarischen Erlebnis wohl sein mag. Dass dabei der hauseigene Hund hat draufgehen müssen, mag stimmen oder nicht: Diese Perfidität schlägt so gut wie alles, was sich Jay Roach in seiner Wennesdennseinmuss-Neuauflage des Rosenkrieges aus dem Jahre 1989 überlegt hat. Denn die Angst namhafter Studios, einen Verlust einzufahren oder nicht genug von dem zu scheffeln, was in die Kassen flutet, ist so groß, dass nun auch schon moderne Klassiker herhalten müssen, die zeitlos genug erscheinen, um nicht neu verfilmt zu werden. Womöglich dauert es nicht mehr lange, und all die Experten für prognostizierten Profit vergreifen sich an Filmjuwelen, die zuletzt so mancher aus der Generation X Geborener am Samstagnachmittag als begleitende Erziehungsmaßnahme in sich aufgesogen hat. Da wären noch Manche mögen‘s heiß oder vielleicht gar Casablanca? Alles von Billy Wilder und so manches von Blake Edwards – letzteres ist ja bereits passiert.

Einen Peter Sellers konnte Steve Martin auch nicht ersetzen. Über seinen Auftritt redet niemand mehr, über den skurrilen Inspektor aus den Sechzigern allerdings schon, genauso wie über Zurück in die Zukunft oder eben Der Rosenkrieg – ein vernichtend komisches Stück Beziehungsdrama mit einem Filmpaar auf Augenhöhe, leidenschaftlich bis in die Unterkleider – wütend, gemein, verzweifelt. Und saukomisch. Während Marianne Sägebrecht als Haushälterin im bayrischen Akzent beschwichtigen will und nicht fassen kann was passiert, und Danny DeVito als juristischer Sidekick mit unterschwelliger Schadenfreude noch Öl ins Feuer gießt, feiert der boulevardeske Nihilismus einer Zweisamkeit ein wildes Spektakel ohne Atempausen. Was man von Die Rosenschlacht (Danke für diese ausgeklügelte Differenzierung, sonst könnte man ja meinen, man säße im alten Film) nicht sagen kann, denn die atmet streckenweise so tief durch, dass einem die Sternchen vor den Augen tanzen. Und damit meine ich nicht, dass Roachs Komödie so schillernd daherkommt. Wohl eher ist es gepflegte Langeweile, sind es ausufernde Anläufe, bis es endlich mal so weit ist, bis beide getrennt von Tisch und Bett sich gegenseitig die Hölle heiß machen. Um das zu erreichen vergehen gefühlt zwei weitere Filme, selbst Benedict Cumberbatch und Olivia Coleman fadisieren sich zusehends, weil die eskalierende Geschichte so dermaßen straight angelegt ist, als würde man stundenlang den Tamiami-Trail in Florida entlangfahren. Der Sekundenschlaf wäre da fast schon garantiert, würden Coleman und Cumberbatch nicht alle Register ihres komödiantischen Könnens ziehen.

Zugegeben: Ja, die beiden sind klasse. Sie tun, was sie können, in einem Film, der nicht tut, was er kann, sondern fast schon zu beliebig und nicht wirklich sehr von sich selbst überzeugt Danny DeVitos Prachtstück von Groteske nacherzählt, so als hätten andere die Pointe ihres Lieblingswitzes vergessen, aber ungefähr so lief dieser ab und durch die dabei entstehende Situationskomik darf man durchaus schmunzeln, wenn schon nicht lachen. Das Lachen nämlich, das blieb in den Achtzigern noch im Halse Stecken, weil es erschütternd und durchaus auch todtraurig gewesen war, zwei ehemals Verliebten dabei zusehen zu müssen, wie ein Leben in die Brüche geht. In der Neuauflage verschieben sich die Beweggründe für den Zwist, wird der Mann zum entmannten Neider und werden Rollenbilder einem Praxistest unterzogen, den Cumberbatchs Figur natürlich nicht besteht. So trägt Die Rosenschlacht deutlich mehr feministische Züge, was dem Krieg aber zu viele Hausaufgaben aufdrängt, die viel zu brav erledigt werden.

Statt messerscharfem Wortwitz übertüncht Roach so einiges mit derben Zoten und vulgären Ausdrücken, die damals gar nicht notwendig waren – ein Zeichen für eine gewisse Ohnmacht im Texteschreiben. Letztendlich ist man froh, wenn der häusliche Tumult losbricht, Ungesagtes gesagt wird und die bittere Erkenntnis in Cumberbatchs Mindset sickert. Doch da ist vieles schon egal, und die Frage nach der Notwendigkeit dieses recht desperat auf die Leinwand gehievten Remakes recht klar beantwortet.

Die Rosenschlacht (2025)

Die Fotografin (2023)

DAS MODEL IN HITLERS BADEWANNE

6/10


diefotografin© 2024 Constantin Filmverleih


ORIGINALTITEL: LEE

LAND / JAHR: VEREINIGTES KÖNIGREICH 2023

REGIE: ELLEN KURAS

DREHBUCH: LEM DOBBS, LIZ HANNAH, JOHN COLLEE & MARION HUME

CAST: KATE WINSLET, ANDY SAMBERG, ALEXANDER SKARSGÅRD, MARION COTILLARD, JOSH O’CONNOR, ANDREA RISEBOROUGH, NOÉMIE MERLANT, VINCENT COLOMBE, SAMUEL BARNETT, ZITA HANROT U. A.

LÄNGE: 1 STD 56 MIN


Als Charakterdarstellerin und als jemand, der biografischen Figuren Seele verleiht, ist Kate Winslet wohl nach wie vor und ungebrochen an der Spitze weiblicher Schauspielgrößen vorzufinden, die ihren Charakteren wie aus dem Ärmel geschüttelt eine ganze Biografie verleihen, ohne sie darstellen zu müssen. Da reichen Auszüge im Rahmen eines zweistündigen Dramas, die wissen lassen, dass davor schon eine ganze Menge passiert sein muss. Komplette Lebensgeschichten sind das geworden, eine komplette Lebensgeschichte wird auch die Chronik des Zweiten Weltkriegs aus der Sicht von Model, Künstlerin und Kriegsreporterin Lee Miller, die als eine der ersten und an der Seite der Alliierten die ganze grausame, himmelschreiende Wahrheit hinter dem Hitler-Regime dokumentieren konnte. Als Berufene und im Auftrag der Allgemeinheit ihre Pflicht erfüllende Reporterin leistete Miller ganze Pionierarbeit. Schließlich waren Frauen an der Front etwas Undenkbares, waren Frauen abseits des Lazaretts aus der Sicht der Männer entweder eine Gefahr für sich selbst oder eine Gefahr für andere. Miller setzte neue Maßstäbe, etablierte wohl einen ganzen weiblichen Berufszweig. Zeigte überdies Mut, Selbstbewusstsein und Leidensfähigkeit. Vor allem die der Psyche. Schließlich muss ein Mensch, reich an Werten und progressiv-humanistischen Idealen das unangekündigt Grausame, das hinter den Mauern der Konzentrationslager von Buchenwald und Dachau zum Vorschein kam, erstmal verarbeiten. Miller konnte das niemals so richtig, all diese Bilder begleiten sie bis ins hohe Alter. Zu diesem Zeitpunkt sitzt sie in ihrer Wohnung einem Journalisten gegenüber, der über ihr Leben so einiges wissen will. Auf einem Couchtisch ausgebreitet sämtliche Fotografien, ihm gegenüber Kate Winslet hinter missglückten Latexfalten, aber immer noch greifbar erfahren und müde von einem Leben voller menschlicher Dramen zwischen Kunst, Egomanie und höheren Aufgaben im Dienste der ganzen Menschheit.

Im Original betitelt Regisseurin Ellen Kuras, die als Kamerafrau wohl am Set von Eternal Sunshine of the Spotless Mind auf Kate Winslet traf und seither immer wieder mit ihr zusammenarbeitet, ihren Film schlicht als Lee. Die Art der Betrachtung einer Künstlerin wie Miller eine war, mag weder huldigend noch deutlich kritisch ausfallen. Die Selbstinszenierung in Hitlers Badewanne war, und das steht außer Frage, eine Aktion, die gemischte Gefühle hervorruft. Geschmacklos oder nicht: das Foto ist wohl als Triumph über das diktatorische Böse zu sehen. Körperpflege an Hitlers statt zu vollziehen, könnte aber auch als unbeabsichtigte Anbiederung durchgehen, sofern man Miller nicht auf diese Weise kennenlernt, wie Kuras es sich vorgenommen hat: Kettenrauchend, nonkonform und zäh genug für den Job, die Wahrheit im wahrsten Sinne des Wortes ans Licht zu bringen. Winslet portraitiert die Ikone souverän.

Wirklich nahe kommt man der Person aber dennoch nicht. Wenig greifbar bleiben auch all die anderen Nebenfiguren wie Alexander Skarsgård als Künstler Roland Penrose oder Andy Samberg als Millers Arbeitskollege David E. Scherman. Sie sind Gaststars im Laufe eines erfüllten Lebens, das dicht mit den Ereignissen um den Zweiten Weltkrieg verwoben ist und auch mit dazu beigetragen hat, das Schwarzbuch der Menschheit zu illustrieren. Als informativer biografischer Spielfilm macht Die Fotografin augenscheinlich nichts verkehrt. Vor allem jene Szenen, die das Entdecken der Konzentrationslager schildern, gehen unter die Haut, ertappt man sich doch dabei, unter furchterfüllter Neugier Miller auf dem Fuß zu folgen und über deren Schulter zu blicken, als wäre man selbst dabei. Darüber hinaus aber berührt der Film wohl weniger, als dass er Aufschluss gibt. Miller bleibt auf Distanz, es bleibt weitestgehend unklar, was sie bewegt oder antreibt. So gesehen fehlt die Lust an der Interpretation, letztlich sind es nur biographische Notizen eines Lebens, das in Filmform und mit weniger Fokus auf die Psyche nur schwer zu fassen ist.

Die Fotografin (2023)

Hotel Transsilvanien 4 – Eine Monster Verwandlung

WENN DRACULA INS SCHWITZEN KOMMT

7/10


hoteltranssilvanien4© 2021 CTMG, Inc. All Rights Reserved. 


LAND / JAHR: USA 2021

REGIE: DEREK DRYMON, JENNIFER KLUSKA

MIT DEN STIMMEN VON (ORIGINAL): BRIAN HULL, KATHRYN HAHN, ANDY SAMBERG, SELENA GOMEZ, STEVE BUSCEMI, DAVID SPADE, FRAN DRESCHER U. A.

MIT DEN STIMMEN VON (DEUTSCH): RICK KAVANIAN, ANKE ENGELKE U. A.

LÄNGE: 1 STD 38 MIN


Wer das Hotel Transsilvanien schon mal besucht hat, weiß, dass die gemächliche Verschrobenheit einer Addams Family oder jener der Munsters in ganz anderen Welten zu finden ist. Hier, im knallbunten Monsterverse der Sony Pictures, exponieren sich Vampire, Mumien und Co wie auf einem Schaulaufen vor VIP-trächtigen Festivals. Das Umsichkreisen sämtlicher Kreaturen aus Horror, Grusel und Fantasy findet in diesen stattlichen Gemäuern seine knallbunte Erfüllung. Manch einer übertreibt dann etwas mit seiner Selbstmotivation, auf jedem Stelldichein seinen Senf dazugeben zu müssen – allen voran Hotelbesitzer Dracula, kurz Draco, der langsam darüber nachdenkt, in Rente zu gehen. Wie denn? Ein Vampir altert doch nicht. Oder doch? Hier scheint alles möglich, und in gewohnter Manier dehnt und verrenkt sich Draculas Cartoon-Körper in eckigem Stakkato zu allen möglichen Fettnäpfchen, in die er tritt. Schwiegersohn in spe, Bürschchen Johnny, ist da noch mehr auf Speed. Wer das aushält, kann darüber hinwegsehen, doch bei so vielen Energydrinks, die der Bursche da intus haben muss, hat man das Gefühl, langsam selbst einem Zuckerschock zu erliegen.

Die beiden ungleichen Helden dieses schreiend komischen Sequels führen dann auch ungeniert das knuffige Abenteuer an, welches sie quer durch den südamerikanischen Regenwald führt. Doch wie kommt’s dazu? Ganz einfach. Wie schon erwähnt – Papa Draco will den Hotelschlüssel an Töchterchen Mavis übergeben, allerdings nicht ihrem Freund, diesem Knallkopp. Um dem Dilemma zu entgehen, erfindet der Graf die Lüge, dass nur Monster Monster beerben können. Der Rotschopf ist verzweifelt und wendet sich an den Steampunk-Opa Van Helsing, den Daniel Düsentrieb des Hauses, der natürlich ein Instrument auf Lager hat, welches Monstern zu Menschen macht. Klar geht das auch umgekehrt. Jonathan ist plötzlich ein Drache, und Dracula ein Biedermann mittleren Alters mit schütterem Haar. Alles rückgängig zu machen geht auch nicht, denn das Artefakt geht kaputt, und so müssen die beiden einen Ersatz finden. Und der liegt im Dschungel.

Und genau da bündelt der launige Animationsstreifen auch all seine Stärken: Wie der temporäre Ex-Vampir unter dem Menschsein leidet, wie er sich durch die Tropen quält und dabei der Endlichkeit des Lebens auf den Zahn fühlt. Wie er in rumänischem Akzent zetert und jammert, begraben unter einem Berg von Rucksack – das ist Situationskomik vom Feinsten. Für mich zumindest zum Brüllen. Egal, wie gut, originell oder dicht der Plot auch sein mag. Egal, wie vorhersehbar – was zählt, ist in Filmen wie diesen der Humor des Moments. Komödie ist kein leicht zu meisterndes Genre. Lacher zu entlocken noch weniger einfach. Umso erstaunlicher, dass Hotel Transsilvanien 4 – Eine Monster Verwandlung seinen zwerchfellkitzelnden Charakterschmäh aus einem angenehm unverkrampften Witzepool lukriert.

Hotel Transsilvanien 4 – Eine Monster Verwandlung

Palm Springs

SCHATZ, DU WIEDERHOLST DICH

7/10


palmsprings© 2021 LEONINE Distribution GmbH


LAND / JAHR: USA 2021

REGIE: MAX BARBAKOW

CAST: ANDY SAMBERG, CRISTIN MILIOTI, J. K. SIMMONS, PETER GALLAGHER, MEREDITH HAGNER, CAMILA MANDES, TYLER HOECHLIN U. A.

LÄNGE: 1 STD 30 MIN


Immer und immer wieder hat Bill Murray versucht, Andie McDowell für sich zu gewinnen. Anfangs manipulativ, schlußendlich aus tiefstem Herzen. Bis es schließlich wirklich geklappt hat. Denn Murray, der war in seiner Murmeltier-Zeitschleife allein auf weiter Flur. Und niemand da, dem er sich hätte anvertrauen können oder der ihn vielleicht nicht für verrückt erklärt hätte. Dieses Zeitschleifen-Paradoxon ist mittlerweile eine gern verwendete Basis für allerhand Spaß, Spiel und Spannung. Doug Limans Edge of Tomorrow zum Beispiel hat aus der Idee ein futuristisches Actiongewitter extrahiert. Frank Grillo wiederum musste erst kürzlich im B-Movie Boss Level den Killern immer und immer wieder von der Klinge springen. Doch allesamt waren sie Solisten. Mit Palm Springs ändert sich dieses Konzept – und bläst der mittlerweile vielleicht recht verbraucht wirkenden Grundidee frischen Wind ins verschlafene Gesicht. Denn aus Eins mach Zwei.

Und weil es schließlich ein Tag sein muss, der nicht zu denen gehört, die man liebend gerne wiederholen würde (sonst wär’s ja halb so lustig), stehen sich auf einer klassischen Hochzeit gelangweilte Gäste die Knie in den Bauch, um gespreizte Konversationen zu führen. Wie wunderbar, denkt sich Nyles, der des Morgens als ebensolcher in fremden Betten erwacht, vor seinen Augen seine Freundin, die sich die Beine cremt. Ein kurzer Quickie, dann Abhängen im Pool, dann starten die Feierlichkeiten. Nyles, ganz leger in Hawaiihemd und Shorts, schmettert in Vertretung einer ziemlich unpässlichen Trauzeugin eine Rede ins Publikum. So, als hätte er die schon hundertmal geprobt. Hat er auch. Denn Nyles steckt in besagter Zeitschleife fest. Trauzeugin Sarah wird auf den selbstlosen Partycrasher mit Charme natürlich aufmerksam – und ehe sie sich versieht, hat auch sie den Tag gepachtet. Für beide geht das Leben also weiter – für den Rest der Welt nicht. Schräg-romantische Momente mit übernatürlichem Touch sind vorprogrammiert. Und nicht zu vergessen: die Rechnung ohne J. K. Simmons darf auch nicht gemacht werden.

Das Turnaround-Ticket gleich für zwei auszustellen, ist wirklich bereichernd. Auch auf diese Weise lässt sich das eigene Leben optimieren. Zumindest hat man so Feedback von außerhalb. Und tatsächlich hebt es das ganze Murmeltier-Chaos auf eine zeitgemäß romantische Ebene. Palm Springs – der wüstenhafte Ort, an welchem das ganze Dilemma stattfindet – ist eine schrullige Liebeskomödie mit einem schlagkräftigen und (selbst)ironisch aufspielenden Paar. Andy Samberg mit Pfeifdrauf-Sarkasmus und hedonistischem Gehabe ist zwar kein Griesgram wie Murray, dafür aber von so schlaksigem Phlegmatismus, dass man gut versteht, dass Cristin Milioti sich zu ihm hingezogen fühlt. Das Gesicht dieser jungen Schauspielerin kommt vielleicht bekannt vor? Kann gut sein – hat sie doch in How I Met your Mother genau die Mutter verkörpert, um die es sich in all den Staffeln eigentlich gedreht. Wir wissen noch: der gelbe Regenschirm! In ihrem so skurrilen wie rotzfrechen Auftreten erinnert sie unweigerlich an Awkwafina.

Zwei Persönlichkeiten, die sich also gefunden haben – und finden mussten. Die mit sich selbst nicht im Reinen sind und nun die Zeit dafür finden, ihre eigene Psycho- und Beziehungshygiene zu betreiben. Das sitzt locker wie ein Sommerkleid, ist eloquent und sympathisch.

Palm Springs