The Woman in the Yard (2025)

DIE PSYCHE IM SONNENLICHT

4/10


© 2025 Blumhouse


LAND / JAHR: USA 2025

REGIE: JAUME COLLET-SERRA

DREHBUCH: SAM STEFANAK

KAMERA: PAWEL POGORZELSKI

CAST: DANIELLE DEADWYLER, OKWUI OKPOKWASILI, PEYTON JACKSON, ESTELLA KAHIHA, RUSSELL HORNSBY U. A.

LÄNGE: 1 STD 28 MIN


Normalerweise beschäftigt sich Regisseur Jaume Collet-Serra eindeutig mehr mit hemdsärmeligen Actionthrillern, kunterbunten  Gehversuchen im DC-Universum oder halblustigen Dschungelfahrten. Auch der eine oder andere B-Movie-Horror geht auf seine Kappe – doch so etwas wie The Woman in the Yard ist im Grunde völlig fremdes Terrain. Was hat Collet-Serra also dort verloren, in diesem metaphysischen, spielfilmlangen Arthouse-Konstrukt, in dieser Homestory einer mysteriösen Heimsuchung, die sich trotz ihrer fantastischen Elemente ernüchternd profan gibt. Ein Psychothriller aus dem populärwissenschaftlichen Nachschlagewerk über psychologische Krankheitsbilder, gerne wohl einsortiert im wohnzimmerlichen Einbauschrank, falls mal irgendetwas mit Vater, Mutter oder Kind nicht stimmen sollte. Und ja, in diesen vier Wänden läuft vieles nicht mehr, wie es sollte, nachdem der gute Ehemann und Vater bei einem Autounfall ums Leben kam. Ramona (Danielle Deadwyler, u. a. Till – Kampf um die Wahrheit) stemmt mehr schlecht als recht den Haushalt und betreut ihre nun halbwaisen Kinder, Mädel und Bub, wobei letzterer seiner jüngeren Schwester immer wieder Angst einjagt.

Das aber wäre das geringste Problem, da die am Unfall beteiligte Mutter, selbst noch in der Rehabilitationsphase, den Alltag nur schwer auf die Reihe bekommt. Unbezahlte Rechnungen, ein desolates Auto und ein leerer Kühlschrank mobilisieren den Ausnahmezustand, Strom gibt’s auch keinen mehr und gerade in diesem Moment, wo man wirklich keine anderen Probleme mehr benötigt, bekommen die drei Besuch von einer Unbekannten. Unweit des Hauses, vor dem Zufahrtsweg, sitzt eine komplett in Trauerflor gehüllte Dame in einem eigens mitgebrachten Stuhl. Sie sitzt hier bei strahlendem Sonnenschein und wartet. Was das zu bedeuten hat, lässt sich nicht so recht in Erfahrung bringen. Ramona will die Verhüllte zur Rede stellen, doch diese spricht nur davon, dass dies nun endlich der Tag sei. Welcher Tag? Was wird passieren? Wie eine Prophetin aus einer anderen Dimension markiert sie als eine Botin des Schicksals den Wendepunkt einer Existenz voller Selbstvorwürfe, Schuldgefühle und ohnmachtsanfälliger Depressionsschübe.

Diese einer Ahnfrau nachempfundene Schreckensgestalt hat ein großes Problem: Sie ist nicht konsistent. Die Figur in ihrer Erscheinung passt nicht zu ihrem Handeln. Natürlich schaffen Drehbuchautor Sam Stefanak und Collet-Sera einen hohen Faktor des Unberechenbaren, doch genau darin wirkt The Woman in the Yard wenig durchdacht. Mal wirkt das Horrordrama wie moderner Gothic-Grusel, dann aber bemüht man psychologischen Surrealismus, der die bislang subtile Erzählweise in plakativer Bedeutungsschwermut übermalt und übertüncht. Als sinnbildliches Psychodrama will The Woman in the Yard zu viel abbilden und überlässt so gut wie nichts der eigenen Vorstellungskraft. Die generischen Charakterbilder einer vom Schicksal gebeutelten Familie genießen hier keinerlei Fine-Tuning, und so wird klar, dass Collet-Sera im Eigentlichen auf einer ganz anderen Klaviatur spielt, auf einer eher soliden, physisch und nicht psychisch starken. Die Schwäche in der Handhabung eines so schwerwiegenden Stoffs, für die es behutsame Dramaturgie braucht, verursacht ein vertracktes Durcheinander voller Budenzauber und langen Schatten – das ist weder neoromantisch noch empathisch, sondern vor allem verwirrend und allzu grob durch diverse Realitäten jagend.

The Woman in the Yard (2025)

I Saw the TV Glow (2024)

TWILIGHT ZONE FÜR SERIENJUNKIES

5/10


isawthetvglow© 2024 Pink Opaque LLC


LAND / JAHR: USA 2024

REGIE / DREHBUCH: JANE SCHOENBRUN

CAST: JUSTICE SMITH, BRIGETTE LUNDY-PAINE, IAN FOREMAN, HELENA HOWARD, FRED DURST, DANIELLE DEADWYLER U. A.

LÄNGE: 1 STD 40 MIN


Das war noch was, als in den Achtzigern und Neunzigern tagtäglich und immer zur selben Uhrzeit die Straßen und Gassen leergefegt waren, wenn auf den wenigen Fernsehkanälen, die man hatte, die Lieblingsserie lief. VHS-Rekorder hatten da noch die wenigsten, später aber dann doch vermehrt, doch als Junkie eines speziellen Formats wollte sich keiner nachsagen lassen, nicht als erster den brandneuen Stoff bereits gesichtet zu haben. Am neuesten Stand zu sein war oberstes Gebot, das wochenlange Warten auf die nächste Folge nur eine Qual. So passiert bei Falcon Crest, Twin Peaks oder Buffy – Im Bann der Dämonen. Letztere ließ Sarah Michelle Gellar groß werden, die toughe Blondine schnetzelte sich sieben Staffeln lang durch Horden von Vampire, Dämonen und sonstigem Gesocks, das aus dem Höllenschlund in der kalifornischen Kleinstadt Sunnydale emporstieg. In I Saw the TV Glow ist es die Serie The Punk Opaque, die sehr stark an den von Joss Whedon erdachten Kult erinnert. Dieser farbintensive Nebel begleitet ein Duo aus zwei jungen Frauen, die nicht viel anderes ihre Mission nennen als Kreaturen aller Art ebenfalls das Fürchten zu lehren wie Buffy, um aber an ein richtig fieses Mondgesicht heranzukommen, dass seine Gegner gerne mal in eine mitternächtliche Dimension sperrt, aus der es kein Entkommen gibt, es sei denn, jemand von außerhalb wappnet sich zur Extraktion. Wie gebannt hängt hier nun Maddy (Brigette Lundy-Paine, u. a. Schloss aus Glas) im Rhythmus des Fernsehprogramms vor der Glotze, und es dauert nicht lang, da gesellt sich der deutlich jüngere Owen (Justice Smith, u. a. Jurassic World, Dungeons & Dragons) hinzu. Beide sind nicht gerade mit einfühlsamen Familien gesegnet, beide sind sich mehr oder weniger selbst überlassen in ihrer Reifung zum Erwachsenen. Die Serie wird zum Zufluchtsort, zur Sucht, zum eigentlich viel besseren Leben. Je mehr die beiden Außenseiter aber diese pinken Nebel inhalieren, je mehr scheinen trostlose Realität und anregende Fiktion zu verschwimmen. Langsam stellen sich Maddy und Owen die Frage, ob nicht ihre Welt die eigentliche Fiktion ist, und The Pink Opaque das echte Leben. Vielleicht, weil sie nicht so kompliziert scheint und klarer erkennbar, worauf es ankommt.

Mystery oder gar Fantasy mit später Coming of Age-Geschichte zu verknüpfen – das ist bekanntlich alles andere als neu. Kein Genre eignet sich besser als das Phantastische, um mit dem komplexen Thema des Erwachsenwerdens einen Deal einzugehen. Die nichtbinäre Person Jane Schoenbrun (We’re All Going to the World’s Fair) sieht in diesem Dilemma, als junger Mensch nirgendwo hinzugehören, eine kaum zu bewältigende Mission, der man am besten mit traumverlorener Lethargie begegnet. Vielleicht genügt es ja, das auf Wohnstraßen applizierte Schwarzlicht-Graffiti zu bewundern, während man auf dem Weg zum nächsten Fernseher noch dazu von sphärischem Licht in allen Pink- und Violetttönen begleitet wird, das sowieso schon den Eindruck erweckt, niemals in der harten, urbanen, rücksichtslosen Realität namens Leben verankert zu sein. I Saw the TV Glow schlurft und schleicht durch eine dem Chemiehaushalt von Teenagern unterworfenen, leicht bis schwer depressive Twilight-Zone, ohne dabei Enthusiasmus und Leidenschaft für irgendetwas zu empfinden. Das mögen die diffus in Szene gesetzten Erwachsenen ihren Kindern Maddy und Owen längst ausgetrieben haben. Der Enthusiasmus springt aber auch nicht auf mich, dem Zuseher über. Das mag vielleicht auch an den traurigen Mix an Musiknummern aus der Independent-Nische liegen, die einzeln gehört als melodisch-melancholische Novemberstimmung wohldosiert funktionieren, in Spielfilmlänge aber die einschläfernde Wirkung eines erratischen Wachtraums, den man schwer beeinflussen kann, da man wie paralysiert im Bett liegt, nur noch verstärken.

Schoenbrun arbeitet mit Symbolen und immer wieder mit den Farben, das unter Schwarzlicht leuchtende Graffiti verschmilzt mit dem ungesunden Licht ausgedienter Röhrenbildschirme. Wie die dargestellte Sucht zweier Suchender, die ihre Welt und Existenz hinterfragen, bleibt I Saw the TV Glow lediglich bei seiner dekorativen Symptombetrachtung, die den Jugendlichen wenig Persönlichkeit lässt. Zu gleichförmig wirken beide, und nicht mal die Zeitspanne von vielen Jahren, die der Film umspannt, lässt bei diesen eine Entwicklung zu. Gefangen im Pink Opaque chillt der unnahbare Selbstfindungstrip in einem immermüden Tal der Ratlosigkeit, die rosarote Brille beschönigt zwar die Optik – das, worauf es ankommt, allerdings nicht.

I Saw the TV Glow (2024)

Till – Kampf um die Wahrheit (2022)

DER HASS AUS DEM WESTEN

7/10


till© 2022 ORION RELEASING LLC. All Rights Reserved.


LAND / JAHR: USA 2022

REGIE: CHINONYE CHUKWU

BUCH: CHINONYE CHUKWU, KEITH BEAUCHAMP, MICHAEL J. P. REILLY

CAST: DANIELLE DEADWYLER, JALYN HALL, WHOOPI GOLDBERG, FRANKIE FAISON, HALEY BENNETT, JAYME LAWSON, TOSIN COLE, SEAN PATRICK THOMAS, KEVIN CARROLL U. A.

LÄNGE: 2 STD 10 MIN


Immer wieder erstaunt es, obwohl man es schon längst wissen sollte – aber vermutlich nicht wahrhaben will: Der Mensch ist in seiner Bösartigkeit jedes Mal aufs Neue Weltmeister. Mit Argumenten wie anderer Mentalität, dem Empfinden einer anderen Wahrheit oder entschuldigenden Beschwichtigungen, die besagen, dass die Täter es nicht besser wussten, lässt sich in Fällen wie diesen nicht mehr beikommen. Das hier sind Manifestationen  kanalisierten, vorsätzlichen Hasses, wie er niederträchtiger kaum sein kann. Unter einem solchen Lustgewinn feierten in Europa Rechtsextreme auf Kosten der jüdischen Minderheit ihre ungehemmte Macht, bevor der Weltkrieg losbrach. Das Trauma der USA hingegen ist der beschämende Umgang mit dem Bevölkerungsanteil, der afrikanischen Ursprungs ist und dessen Vorfahren gewaltsam aus ihrer Heimat verschleppt wurden.

Im 19. Jahrhundert gab es, wie wir alle wissen, den Sezessionskrieg, dann die Befreiung der Sklaven – jedoch kein Umdenken vor allem im Süden, in welchem nicht nur der gesellschaftliche, sondern auch der institutionelle Rassismus die längste Zeit noch seine menschenverachtenden Regeln exekutieren wird. In diesen toxischen Dunstkreis der 50er Jahre will sich der vierzehnjährige Till begeben, der seine Verwandten im Süden besucht. Mama ist da zwiegespalten – sie weiß von den Schikanen da unten im Sumpf, sie bangt um ihren Sohn, bevor er noch seine Taschen packt. Doch er freut sich wie ein Schneekönig, und er soll seine Freude haben. Vorausgesetzt, er benimmt sich unterwürfig genug den Weißen gegenüber, die jede noch so kleine Verhaltensauffälligkeit ahnden würden.

Es kommt leider, wie es kommen muss. Und das noch so schlimme Worst Case-Szenario aus den Angstträumen der Mutter wird von den kommenden realen Ereignissen eingeholt. Emmet Till spricht in einem Laden eine weiße Frau an – und muss dafür büßen. Wie er mitten in der Nacht im Haus seines Onkels und seiner Tante vom lynchbereiten Mob aus dem Bett gezerrt und entführt wird, ist eine Szene, da bleibt einem so ziemlich alles im Halse stecken, was sich gerade dort befindet. Diese Hilflosigkeit, diese Ohnmacht der schwarzen Familie lukriert Panik nicht nur bei den Mitspielenden, auch beim Publikum. Was tun, um diesen armen Jungen die Hölle auf Erden zu ersparen? Letzten Endes ist alles umsonst. Der Junge wird gefoltert, getötet und in den Fluss geworfen.

Wer glaubt, dass dieser Umstand schon die Schwere des Films zur Gänze ausgelotet hat, irrt. Es wird noch tragischer und erschütternder. Spätestens dann, wenn Danielle Deadwyler als trauernde Mutter und spätere Menschenrechtsaktivistin den bis zur Unkenntlichkeit entstellten toten Körper ihres Sohnes in den Arm nimmt, ist das Leid und die Untröstlichkeit so dermaßen greifbar, dass man sich selbst ohne Schwierigkeiten zu impulsiven Rachegelüsten hinreißen lässt, um all diese reuelosen Verbrecher vom Planeten zu tilgen. Der Anblick des Toten schmerzt und verstört, die Zurschaustellung des Opfers mag zwar Grund zur Diskussion über Pietät und Respekt vor den Toten sein, verfehlt aber ihren Zweck, den sie erfüllen sollte, um keinen Millimeter. Wie sehr Deadwyler die Rolle einer Schmerzensfrau einnimmt, die mit Würde ein unerträgliches Schicksal ertragen muss – diese Leistung brachte ihr eine Golden Globe-Nominierung.

Überdies ist es beeindruckend, wie sehr Regisseurin Chinonye Chukwu emotionalen Floskeln ausweicht, auch wenn ihr Film Till – Kampf um die Wahrheit all die Eigenschaften eines konventionellen Dramas trägt, dass vielleicht Gefahr laufen könnte, einer gewissen Tränendrüsen-Sentimentalität zu erliegen. Traditionell, souverän ausgestattet und klassisch Hollywood mag ihr Film sein – die darin eingebettete True Story erreicht aber schon allein aufgrund ihrer so bizarren wie quälend ungerechten Umstände eine selten dagewesene Tiefe, welche den Kummer der Betroffenen aufrichtig ernst nimmt. Das ist Anti-Rassismus-Kino, das mit offenen Armen sein nicht weniger betroffenes Publikum mit auf die Straße holt, um sich einem sinnbildlichen Lichtermeer anzuschließen, das für „Niemals wieder!“ steht.

Dekaden später wird sich ein Drama wie dieses leider noch des Öfteren wiederholt haben.

Till – Kampf um die Wahrheit (2022)

The Harder They Fall

ES GROOVT DER WILDE WESTEN

4/10


thehardertheyfall© 2021 Netflix


LAND / JAHR: USA 2021

REGIE: JEYMES SAMUEL

CAST: JONATHAN MAJORS, IDRIS ELBA, LAKEITH STANFIELD, REGINA KING, ZAZIE BEETZ, DANIELLE DEADWYLER, DELROY LINDO, RJ CYLER U. A. 

LÄNGE: 2 STD 17 MIN


Den Tod seiner Eltern wird der Junge den anderen bösen Jungs sein Leben lang nicht verzeihen. Die Rache wird folgen, und niemand wird seiner Strafe entgehen. Diese Ausgangssituation kommt irgendwie bekannt vor. Was nun fehlt, ist Ennio Morricones hypnotisch-faszinierendes Spiel auf Charles Bronsons Mundharmonika, bevor es brutal wird. Doch nein, die Rede ist nicht von Spiel mir das Lied vom Tod. Viel eher variiert Jeymes Samuel diese Vorlage als einen betont lässigen Videoclip für neu gemixte Versionen diverser Reggae-Nummern, die summa summarum einen Soundtrack oder besser gesagt einen Sampler abliefern, der ganz vorne mit dabei ist und das eigentliche Qualitätsmerkmal dieses Films darstellt, der sonst leider nur in stilsicheren Manierismen untergeht.

Was Samuel von Sergio Leone gelernt hat, das ist so gut wie alles in diesem Film – vorzugsweise die italienische Einstellung. Eine klare Hommage an den Meister des Spaghettiwesterns und der sowieso besten Western überhaupt, wenn es nach mir geht. Wem Samuel noch huldigt, ist natürlich Quentin Tarantino mit seiner Western-Version Django Unchained. Ein bisschen Blaxploitation noch dazu, wieder eine Referenz, und fertig ist ein stylisches Shoutout-Movie, das leider überhaupt keine eigenen Ideen hat.

Als originär gelten immerhin die Charaktere im Film, von denen die meisten tatsächlich existiert haben. Nat Love zum Beispiel war nach dem Sezessionskrieg als freier Mann unter anderem als Cowboy und Rodeoreiter tätig. Stagecoach Mary oder auch Mary Fields galt als erste afroamerikanische Postkutschen-Zustellerin. Rufus Buck hingegen war dann schon eher ein schlimmer Finger. Sie alle hat es gegeben – über den Weg gelaufen sind sie sich womöglich nicht. Zumindest nicht so, wie im Film dargestellt. Die Rachestory ist also rein fiktiv. Und das merkt man, denn die Geschichte schreibt wohl nicht einen Western, der so offensichtlich nach klassischen Formeln aufgebaut ist wie dieser. Samuel, der gemeinsam mit Boaz Yakin das Drehbuch schrieb, war wohl wichtig, den Coolness-Faktor seiner einzelnen Figuren in die Höhe zu schrauben, sich aus dem Westerngenre gierig zu bedienen und ein gerne mal zynisches Outlawdrama ganz einfach mit Schwarzen zu drehen, die auf der staubigen Durchzugsstraße eines Kaffs den Revolver ziehen. Es kommt das große Gähnen bei jenen, die mit Leone, Corbucci und Co aufgewachsen sind. Die Exotik der einzelnen Figuren hält auch nicht länger munter. Vor allem deswegen, weil es erstens viel zu viele nach vorne drängende Individualisten sind, und zweitens sich diese bis auf wenige Ausnahmen (Danielle Deadwyler als Crossdresserin Cuffee zum Beispiel) zu austauschbaren, grob umrissenen Persönlichkeiten hinreißen lassen müssen. Platzhalter für Stereotypen also. Darunter Zazie Beetz, die mit ihrer Rolle überhaupt nichts anfangen kann.

So will The Harder They Fall einfach nur stilistisch gefallen. Findet am Ende gar Momente, die das mögliche Potenzial gerade mal erahnen lassen. Dennoch bleibt das Ganze nur zerfahrenes Patchwork, unterlegt mit einem atemberaubend innovativen Sound. Wär‘s doch nur andersrum gewesen.

The Harder They Fall