Farang – Schatten der Unterwelt (2023)

DIE RÜCKKEHR DER KNOCHENBRECHER

7/10


FARANG© 2023 Studiocanal


LAND / JAHR: FRANKREICH, THAILAND 2023

REGIE: XAVIER GENS

DREHBUCH: XAVIER GENS, GUILLAUME LEMANS, MAGALI ROSSITTO

CAST: NASSIM LYES, OLIVIER GOURMET, VITHAYA PANSRINGARM, LORYN NOUNAY, CHANANTICHA TANG-KWA, SAHAJAK BOONTHANAKIT U. A.

LÄNGE: 1 STD 39 MIN


Was Gareth Evans mit seinen Raid-Filmen an expliziter Gewalt an den Tag gelegt hat, das, so könnte Xavier Gens gedacht haben, kann ich auch auf die Leinwand bringen. Mit dem thailändischen Rache-Actioner Farang (was so viel bedeutet wie westlicher Ausländer, nur diskriminierend gemeint) definiert der Franzose zwar nicht das Actiongenre neu, doch macht er keine halben Sachen dabei, wenn es heisst, nach bewährter Manier und der Held längst totgeglaubt, bei den Bösen ordentlich aufzuräumen, und zwar so sehr, dass das Hinsehen mitunter ordentlich wehtut. Die Genugtuung stellt sich aber trotzdem ein, Gewalt gefällt in Fällen wie diesen. In ähnliches Fahrwasser gerät Dev Patel mit seiner indischen John Wick-Interpretation Monkey Man – auch dort ist der Plot ordentlich aufgeladen mit Pathos, mit subkontinentaler Folklore und ergänzenden Weisheiten aus dem Ramayana. Der Farang, um den es hier geht, hat aber relativ wenig mit religiös motivierten Dogmen am Hut, obwohl auch er einen weisen Guru an der Hinterhand weiß, der ihn als Mentor auf Spur bringt, nachdem alles verloren scheint. So viel darf man durchaus verraten, denn Farang – Schatten der Unterwelt ist kein Film, der mit den Erwartungen spielt oder gar Haken schlägt.

Die südostasiatische Komponente verleiht Farang das gewisse Mehr an Exotik, hinzu kommt Hauptdarsteller und Mixed Martial Arts-Experte Nassim Lyes, der eben erst im Netflix-Megahit Im Wasser der Seine besser noch als Jason Statham gegen mörderische Haie ankämpfen muss und aus den Augenwinkeln fast schon Fußballgott Ronaldo gleicht. In Xavier Gens‘ Gewaltoper spielt er einen Knacki, der wegen Drogendelikten einsitzt, bereits aber so weit rehabilitiert ist, dass man ihn auf Freigänge schickt. Wie in so vielen anderen Fällen des Action- und Thrillerkinos wissen wir, dass die Vergangenheit einen oft nicht in Ruhe lässt. Folglich passieren unschöne Dinge, wenn man sich als einer, der neu anfangen will, dagegen zur Wehr setzt. Und schon ist Sam, wie er sich nennt, auf der Flucht. Er landet schließlich in Thailand – wie auch immer – und gründet dort eine Familie. Um einen Aussteigertraum in die Tat umzusetzen, will er am Strand eine Bar eröffnen – doch Finsterling Narong, ebenfalls ein Farang aus Belgien, schnappt ihm diese Chance mutwillig weg und lockt, weil Sam so dringend an sein Ziel will, diesen in eine blutige Falle. Er selbst wird nicht sterben, fast nicht – jedoch stirbt seine bessere Hälfte und das Kind wird entführt. Man kann sich also vorstellen, wie sehr Sam auf Rache aus sein muss. In die Hände spielen ihm dabei seine Kampfkünste, die er beherrscht wie Statham, Seagal und Chuck Norris zusammen. Xavier Gens will dabei nicht wegschauen, sondern schreit nach Blut in seinem haarscharf getimten Actioner, der es schafft, die tropische Schwüle eines vermeintlichen Paradieses, in welchem es oft und gerne regnet, mit pathetischen Moralvorstellungen und tröstender Genugtuung zu kombinieren. Das Pathos sitzt dabei an rechtem Fleck, nichts anderes will man letztlich empfinden müssen außer die satte Emotion eines väterlichen Berserkers, der deutlich mehr an Schmerzen aushalten muss als Keeanu Reeves‘ John Wick-Ikone. Aufrecht stehen sollten beide nicht mehr – was das Hardboiled-Genre aber aber verlangt, das verlangt es. Originell sind dabei die Darstellungen von Gewalt, insbesondere eine Szene in einem Fahrstuhl bleibt nachhaltig in Erinnerung, bei welcher offene Knöchenbrüche plötzlich einen gewissen Mehrwert besitzen. Solche Spitzen sind es auch, an denen sich Filme wie diese, die alle das Gleiche erzählen, fortan unterscheiden werden.

Wer mit solchen Szenen klarkommt, ist mit Farang – Schatten der Unterwelt bestens bedient. Der Death Wish, den man für das Böse empfindet, geht in Erfüllung. Die emotionale Intensität, die der Film dann aufbringt, fegt über die einfache Geschichte hinweg wie ein Tropensturm, der schlechte Erinnerungen vom Vortag blutig durchnässt zurücklässt.

Farang – Schatten der Unterwelt (2023)

African Queen

AUF ZU NEUEN UFERN, KLEINES

7/10

 

africanqueen© 1951 United Artists

 

LAND: USA 1951

REGIE: JOHN HUSTON

CAST: HUMPHREY BOGART, KATHERINE HEPBURN, ROBERT MORLEY, PETER BULL U. A.

 

Der Meister war selten am Set zugegen, fast alle Crewmitglieder sind während der Dreharbeiten erkrankt, auf den Mehrkosten blieb die Produktion dann auch noch sitzen. Wer dreht schon freiwillig in Afrika, es sei denn, man will es so authentisch wie möglich, so wie Werner Herzog vielleicht mit seinem Dreh-Desaster Fitzcarraldo. Ein Film, dessen Entstehungsgeschichte wohl aufwühlender gewesen war als der Film selbst. African Queen kanns in diesen Dingen aber auch. Zu unser aller Freude sieht man Humphrey Bogart endlich mal lachen, und die sonst sehr zugeknöpfte Katherine Hepburn lässt so manche Hülle fallen und auch das Haar hat gegen Ende schon bessere Zeiten erlebt. Aber was soll´s – African Queen ist ein Abenteuerfilm, oder vielmehr eine Abenteuerromanze, ausgetragen von zwei Publikumslieblingen, die spielen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, und die sich auch jenseits des Sets womöglich schon gut gekannt haben. Dass bis auf Huston und Bogart alle einem Darmvirus ausgesetzt waren, merkt man dem Film zum Glück nicht an, womöglich lässt sich die Keimresistenz der beiden Herren wirklich auf den vielen Whiskey zurückführen, den sie, so wird kolportiert, flaschenweise vernichtet hätten.

Dem Hochprozentigen abgeneigt ist Bogart als der von ihm dargestellte Haudegen und  Bootsmann Charlie Allnutt auch nicht, ganz zum Leidwesen der Missionarin Rose, die nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor deutschen Strafexpeditionen von ihrer Missionsstation hat fliehen müssen. Allnutt nimmt die stocksteife Dame mit ins Boot, beide wollen in die britische Obhut, nur ist der Wasserweg dorthin mit allerlei Hindernissen gepflastert, sind es nun Soldaten, Stromschnellen oder jede Menge Moskitos. Zwischendurch kommen sich die beiden natürlich näher, ob sie wollen oder nicht. Was sich später liebt das neckt sich erst, noch dazu vor exotischer Kulisse, und was sind schon Küsse mit Dschungelfeeling! Der Oscar-Academy war das 1952 einige Nominierungen wert – und Humphrey konnte damals, zugegeben zurecht, seinen Oscar abholen. Die Film Noir-Ikone hat den mimischen Minimalismus, versteckt unter Fedora und im Trenchcoat, in den dunklen Straßen der Unterwelt lassen – mehr als zehn Jahre nach seinem „Schau mir in die Augen, Kleines“ (oder im Original: „Im looking at you, Baby“) ist es fast so, als hätte der Star sich selbst neu definiert: ungehobelt, angetrunken, sein eigener Herr über einen Schrottkahn, da ist der Millennium-Falke ja noch nigelnagelneu dagegen. Im Dschungel, wo dich ohnehin niemand kennt, lebt es sich ganz unrasiert, und Transpiration ist das neue Waschen. Diese draufgängerische Naivität muss man wirklich einmal hinbekommen, ganz großartig spielt er da auf – einmal der Hans-Dampf-in-allen-Gassen, einmal die beleidigte Leberwurst. Hepburn macht’s ähnlich, sie kann die verknöcherte Madame aus dem FF – und wie sie da plötzlich schmachtend ihrem neuen Wasserstraßen-Tarzan anzuhimmeln versteht ist wirklich großes Kino.

Heiß muss es da gewesen sein, so schwitzen beide vor sich hin. Dass die Dreharbeiten nicht einfach waren, abgesehen vom Durchfall, ist den Schauspielern anzusehen. Die Actionszenen sind zwar etwas in die Jahre gekommen, aber die sind nur ein bisschen Feuerwerk am Ende einer tropischen Romanze, die fast schon wie ein Kammerspiel daherkommt, im Grunde tatsächlich ein kleiner, längst kein epischer Film ist, und im kauzigen Schlagabtausch der beiden zeitlos unterhält. Wer noch mehr hinter die Kulissen blicken will: Clint Eastwood hat mit Weißer Jäger, schwarzes Herz die Erinnerungen eines Co-Autors  zu John Hustons Leidenschaft für die Elefantenjagd verfilmt, und Hepburn selbst hat sich auch nicht nehmen lassen, dieses denkwürdige Making Of am Schwarzen Kontinent in Buchform festzuhalten: African Queen oder Wie ich mit Bogart, Bacall und Huston nach Afrika fuhr und beinahe den Verstand verlor.

African Queen

Tomb Raider

DEN BOGEN RAUS

7/10

 

tombraider© 2018 Warner Bros.

 

LAND: USA 2018

REGIE: ROAR UTHAUG

MIT ALICIA VIKANDER, DANIEL WU, DOMINIC WEST, WALTON GOGGINS, KRISTIN SCOTT THOMAS U. A.

 

Sie war die dänische Königin Caroline Mathilde, buhlte im Dunstkreis Anna Kareninas, war die Malerin Gerda Wegener und eine Androidin. Alles anspruchsvolle Rollen, gehobenes Niveau. Persönlichkeiten ganz persönlich, mit viel Tiefgang und nuancierten Gefühlen. Ja, dazu zähle ich auch ihre Rolle in Ex Machina – denn eine künstliche Intelligenz muss man auch erst mal spielen können. Und zwar anders als Arnold Schwarzenegger. Doch selbst ihr sinnlicher Roboter war keine Rolle, die ich ins Action-Genre tun würde. Mit Action hatte die zierliche Schwedin Alicia Vikander bislang rein gar nichts am Hut. Umso mehr war ihre Besetzung im Reboot von Tomb Raider mehr als überraschend. Kann sie das überhaupt? Haben die Studios da nicht auf das falsche Pferd gesetzt? Gut, andererseits konnte ja auch schon Dämonenjägerin Sarah Michelle Gellar ihrer mädchenhaften Erscheinung zum Trotz einen sagenhaften Pflockverschleiß auf Kosten unzähliger Untote verzeichnen. Diese chronisch unterschätzte Frauenpower wird zur taktischen Offensive, und gemäß dieser kalkulierten Gleichung einer verletzbar scheinenden Buffy tritt nun die bildschöne junge Schwedin, gerade mal erst 30 Jahre alt geworden, anfangs gehörig in die Pedale, und einige Breitengrade später in den Allerweresten fieser Grabräuber. Der vielen Worte kurzer Sinn: Yes, she can! Und sie macht das ganz großartig.

Verborgene Talente kann man nicht prognostizieren. Im Grunde wissen wir ja nicht, was in uns steckt. Solange wir es nicht probieren. Da das über Studieren geht, hat Alicia Vikander den Schritt in eine Filmwelt getan, die für sie Neuland bedeutet. Und auf Anhieb war klar – hier könnte eine Meisterin vom Himmel gefallen sein. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die neue Lara Croft tut sich gehörig weh. Sie hängt, sie fällt, sie stürzt, sie schreit. Die Ikone des computergenerierten Abenteuers ist Mensch geworden, darf bangen, hoffen und gehörig Angst haben. Darf Gefahren haarscharf überleben und strotzend vor Schweiß, Blut und Dreck sarkastische Bemerkungen wagen. Genau das macht diese Figur so sehr greifbar und angreifbar. Sie lässt uns spüren, dass glücklich endende Abenteuer hart verdient sind. Und erlaubt uns einzuschätzen und zu reflektieren, wie sehr wir selbst Strapazen dieser Art ertragen würden. Wir wären ungefähr genauso wenig bereit, Verluste, einzustecken. Aber wir würden unter Stress und Todesangst womöglich Kräfte mobilisieren, die uns im Alltag bislang verborgen geblieben sind. Und trotzdem jammern, wenn uns danach wäre. Die Nerven zu schmeißen, wenn gerade mal alles richtig schiefläuft. Das unterscheidet die neue Croft von Indiana Jones oder ihrer Vorgängerin Angeline Jolie. Alicia Vikander ist verletzbar, hat längst noch nicht ausgelernt und macht Fehler. Muss in der Sekunde nicht immer die richtige Entscheidung treffen, wie das andere Filmhelden so getan haben. Gewinnt auch nicht immer, und wenn, dann nur knapp. Gerade deshalb ist der neue Tomb Raider so gelungen. Und zwar nur wegen ihr, wegen dieser weltbewegenden Schauspielerin, die Actionfiguren dort Struktur und Tiefe verleiht, wo man keine vermutet.

Roar Uthaug, der nicht erst seit dem pfiffigen und ungewöhnlichen Wikinger-Abenteuer Escape weiß, wie man bogenschießende Amazonen in die Wildnis entlässt, gönnt seiner klugen Kämpferin einen Survivaltrip zwischen Schiffbruch, Schlammcatchen und blutenden Wunden. Erdig das Ganze, schweißtreibend und durchaus richtig spannend – und das obwohl man weiß, wie das erste Kapitel im Croft-Universum ausgehen wird. Uthaug sucht auch ganz bewusst die Konkurrenz mit Indy und Quatermain – hier aber fällt er in altbekannte Traditionen zurück, die gerne alte Mythen gefährlich aussehen lassen und wo unterirdische Fallen Gerechtigkeit gegenüber den Räubern walten lassen. Das kennen wir, ist längst nichts Neues. Der Plot ist es also nicht, der mich umhaut. Es ist Alicia Vikander´s Lara Croft, die sich ihrer Grenzen so erfrischend bewusst ist. Und wenn sie mich fragen würde, ob ich mitkommen will in den Dschungel, ich würde nicht zögern. Und das ungeachtet aller Blessuren, die ich mir mit Sicherheit einhandeln werde.

Tomb Raider

Black Panther

WIE GOTT IN AFRIKA

7/10

 

nullPhoto: Film Frame © Marvel Studios 2018

 

LAND: USA 2018

REGIE: RYAN COOGLER

MIT CHADWICK BOSEMAN, LUPITA NYONG’O, FOREST WHITAKER, MICHAEL B. JORDAN, MARTIN FREEMAN, ANDY SERKIS U. A.

 

Womöglich wissen wir jetzt, warum das Kongobecken im Herzen des afrikanischen Kontinents so eine unzugängliche grüne Hölle ist, wieso sich hier Mythen und Legenden ein Stelldichein geben und kaum jemand jemals bis ins Herz des Dschungels vorstoßen konnte. Und womöglich ist das gefällige Gedankenspiel des grindigen Bösewichts Ulysses Klaue (wie bezeichnend!) gar nicht mal so weit hergeholt, wenn er sagt, dass El Dorado nie in Südamerika zu finden war. (Näheres lässt sich zum Thema Ur-Amazonas nachlesen). Wenn es nach Marvel ginge, steckt hinter all den unerklärlichen Mysterien nichts anderes als das ähnlich wie Hogwarts verborgene Königreich Wakanda. Der Name klingt wie das neue Zirkusprogramm des Cirque du Soleil, ist aber ein schirmgetarntes High-Tech-Afrika, eine irre Mischung aus palmenbedeckten Lehmhütten, Hochhäusern aus Glas und unterirdischen High-Tech-Zentren, bei denen Bruce Wayne feuchte Augen bekommen würde. Doch zum Glück befinden wir uns im MCU, und nicht bei DC. Also keine Angst vor Batman.

Dieses Königreich regiert ein gewisser Black Panther, seines Zeichens Monopolist auf das Super-Erz Vibranium und krallenbewehrter Avenger im superschnittigen, schwarzen Raubkatzen-Outfit. Chadwick Boseman steht dieses nanotechnologische Superteil ausgesprochen gut, seine Auftritte in Lack, Leder und eben diesem magischen Metall sind angesichts der Formschönheit für meine Begriffe immer noch zu wenig gestreut. Doch darüber kann ich gut hinwegsehen, vor allem, weil Black Panther fast ausschließlich an einem Ort spielt, der noch nie so wirklich Schauplatz für das Superhelden-Gekeile war – eben Afrika. Und weil Afrika in Punkto Exotik nur schwer der Rang abzulaufen ist, muss Disney und Marvel zumindest annähernd mit folkloristischen Versatzstücken aus der Wiege der Menschheit ordentlich Bombast erzeugen, um diesem Status gerecht zu werden. Womit wir bei André Heller wären. Was hat dieser österreichische Universalkünstler jetzt mit Marvel zu tun? Das ist leicht erklärt: Heller´s Bühnenkreation Afrika Afrika!, welche hierzulande wieder die Stadthallen füllen wird, zeigt, so habe ich mir sagen lassen, ein Potpourri aus allen möglichen traditionellen Gesängen, Tänzen und Kostümen. Marvel und Regisseur Ryan Coogler tun es André Heller nach – ihre fiktive Stadt des Unmöglichen ist einerseits eine knallbunte Kostümschau mit Motiven aus West, Ost- und Südafrika, andererseits tänzerische Martial-Arts-Performance, begleitet von Klängen und Stimmen, die an König der Löwen erinnern. Womöglich bewusst, denn König der Löwen ist ja auch von Disney, und im Grunde geht es auch im König der Löwen um Krone und Reich, allerdings auf Widlife-Niveau.

Black Panther ist vom roten Faden der Infinity– und Avengers-Storyline so ziemlich komplett ausgekoppelt. Ein waschechtes Spin-Off sozusagen. Aber eines, das aufgrund seines vorwiegend geglückten Händchens fürs Casting so ziemlich ins schwarze Fell des Panthers trifft. Newcomer Chadwick Boseman – mit Shaft-Attitüde und tatsächlich royalem, aber niemals affektiertem Gehabe – verspricht, zukünftig vermehrt auf der Leinwand präsent zu sein. Lupita Nyong’o, diesmal nicht nur in Motion Capture (Maz Kanata aus Star Wars VII), sprüht vor anmutiger Toughness, und Danai Jekesai Gurira als speerschwingende Pseudo-Massai-Kriegerin sorgt für jede Menge sympathische Female Power – hervorzuheben als Woman in Red in flatternder Rüsche, die den bösen Buben in Südkorea gehörig auf die Pelle rückt. Nur Martin Freeman passt hier nirgendwo hinein. Warum er in dieser Marvel-Produktion als Sidekick zum Handkuss kommt, bleibt im Dunkeln. Freeman mag als Hobbit und Watson seine Fangemeinde zurecht um sich scharen – als CIA-Agent kommt ihm jede Glaubwürdigkeit abhanden, und auch sein Schauspiel zeugt von Ratlosigkeit. Zum Glück hält sich der sympathische Brite im Hintergrund – was kein schwieriges Unterfangen ist, bleibt Black Panther als wohldosierte, in sich abgeschlossene Marvel-Extravaganz in Erinnerung, die mit ganz viel frischem Esprit und neuen, unverbrauchten Gesichtern eine vergnügliche Folklore-Show aus dem schwarzen Afrika auf die CGI-Bühne zaubert – inklusive geharnischten Nashörnern und einem schmissigen Soundtrack zwischen Trommelrythmen und Synthie-Klängen. Marvel hat eine Terra incognita für sich entdeckt und sein Universum um ein sinnvoll bereicherndes Who is Who erweitert. Da freut man sich auf Infinity-War. Und wie immer heißt es – nach dem Abspann sitzenbleiben!

Black Panther