Day Shift

WURZELBEHANDLUNG FÜR VAMPIRE

2/10


dayshift© 2022 Netflix Österreich


LAND / JAHR: USA 2022

REGIE: JJ PERRY

CAST: JAMIE FOXX, DAVE FRANCO, SNOOP DOGG, KARLA SOUZA, NATASHA LIU BORDIZZO, MEGAN GOOD, SCOTT ADKINS, OLIVER MASUCCI U. A.

LÄNGE: 1 STD 54 MIN


Obwohl Netflix allerlei Weltkino in seinem Bauchladen herumträgt und auch sämtliche Festivalperlen das Sortiment aufschmücken, schenkt der Konzern seinen Eventfilmen und deren Qualität am wenigsten Aufmerksamkeit. Was hier oft zusammenkommt, sind Starvehikel mit Oscarpreisträgern und Quotengaranten, die sich in einem Plot wiederfinden, der so wenig durchdacht ist, dass man sich als Konsument das eine oder andere Mal über den Tisch gezogen fühlt. Filme wie Red Notice sind ja gerade nochmal mit dem blauen Auge davongekommen und drehen sich, bevor sie in der Versenkung verschwinden, nochmal um und rufen „Hey, ich war immerhin sauteuer!“. Schön für den Film, langweilig für uns. Um The Man from Toronto habe ich trotz des immer wieder gern gesehenen Woody Harrelson einen großen Bogen gemacht, dank durchaus nachvollziehbarer Kritiken von anderswo. Bei Day Shift habe ich dann doch Halt gemacht. Lust auf Horroraction im Stile von Daybreakers? Gerne! Dass der trotz lichtscheuen Vampiren sonnendurchflutete Film mit Jamie Foxx, auch Mitglied des Haus- und Hof-Ensembles von Netflix (siehe Project Power), wohl kaum tiefgründiges Patschenkino werden wird, war zu erwarten. Doch es muss nicht immer nachhaltig sein, es darf auch so manches Junk-Food mit auf die Watchlist, denn immer wieder sind da kernige Guilty Pleasures dabei.

Day Shift von Regiedebütant JJ Perry gehört definitiv nicht dazu. Qualitätskino? Nein. Nachhaltig auch nicht. Tiefgründig sowieso nicht. Und Guilty Pleasure? Zumindest Night Teeth, der letzte urbane Vampirfilm auf Netflix mit einem geschmackvollen Cameo von Megan Fox als Untote mit Potenzial, hätte die Bezeichnung unter Bauchweh verdient. Day Shift ist weder knackig noch mitreißend, wenn man zumindest von der ersten Actionsequenz des Filmes absieht. Da lässt man gar kurzzeitig die Finger über der Popcornschüssel ruhen, wenn Jamie Foxx als angeblicher Poolreiniger den Bungalow eines Blutsaugers infiltriert und mit einer zähnefletschenden Oma aneinandergerät, die sich so verbiegen kann wie die Schlangenmenschen des Cirque du Soleil (welche dann auch wirklich für den Film engagiert wurden) und dem Vampirjäger ordentlich Paroli bietet. Sieh einer an, denke ich mir. Das sieht vielversprechend aus. Nach diesem Schlagabtausch hat der Film allerdings sein As bereits aus dem Ärmel gezogen. Der Rest ist liebloser Pfusch, schlecht gespielt und von der Story her so sehr zerfahren, dass diese in der Belanglosigkeit versinkt und einzig Jamie Foxx, der es nicht schafft, so zu tun, als würde er sich für die präpubertären Zoten von Dave Franco interessieren, durch einen Actionfilm stolpert, der wirklich nur dazu da ist, restverwertet zu werden, bevor das verantwortliche Studio ihn eingestampft hätte.

Worum es geht? Anscheinend gibt es in dieser phantastischen Version der USA eine Gewerkschaft, die sich mit dem Jagen und Eliminieren von Vampiren beschäftigt. Jamie Foxx als sorgender Papa müsste mitansehen, wie seine Tochter samt geschiedener Mama nach Florida zieht, hätte er nicht innerhalb weniger Tage ein schönes Sümmchen an Dollar zur Verfügung, um seine Alimente zu zahlen. Dafür fleht er um Wiederaufnahme in die Vampirjägergilde, die ihm auch gewährt wird, allerdings mit Aufpasser Franco an seiner Seite, der keine Ahnung vom Außendienst hat. Und da ist dann noch irgendeine Obervampirin, die sich für den Tod an eingangs erwähnter Oma rächen will.

Selten hatten Vampire so wenig Charisma wie hier. Was daran liegt, dass das Skript falsche Prioritäten setzt. Um eine Welt zu schaffen, in der Untote wie diese inhärent sind, braucht es einen erklärenden Unterbau, der viel zu spät aufpoppt – und zwar dann, wenn sich niemand mehr dafür interessiert. Die Blutsauger, darunter Oliver Masucci, der sich womöglich aufgrund guten Geldes dazu hinreißen ließ, eine Dreiwortsatzrolle wie diese anzunehmen, sind fade und uninteressant, die Effekte billig und schal. Day Shift ist trotz diverser spitzer Zähne, die auf dem Schwarzmarkt landen, so zahnlos wie schlafende Vampire mit verschriebenen Dritten, die, würden sie von diesem Film wissen, wütend darüber wären, wie nachlässig mit ihrem Mythos umgegangen wird.

Day Shift

The Rental – Tod im Strandhaus

WOCHENEND‘ UND TOTENSCHEIN

6/10


TheRental© 2021 Pandavision


LAND / JAHR: USA 2020

BUCH / REGIE: DAVE FRANCO

CAST: DAN STEVENS, ALISON BRIE, SHEILA VAND, JEREMY ALLEN WHITE, TOBY HUSS, ANTHONY MOLINARI

LÄNGE: 1 STD 28 MIN


Das sind Zeiten – so gut waren sie schon lange nicht. Die Arbeitswoche neigt sich dem Ende zu, genussvolle zwei Tage stehen vor der Tür. Man kann auch jetzt wieder problemlos zwei Haushalte unter einem Dach halten – überhaupt kein Problem mehr. In den eigenen vier Wänden muss man auch nicht abhängen, da bieten sich natürlich vermietfreudige Immobilien an, vorzugsweise am Meer. Strandhäuser, die alle Stückchen spielen, und dessen Potenzial man ja für zwei Tage sowieso nie ausschöpfen kann. Aber Luxus ist genau das, und warum sich diesen nicht mal gönnen. Das findet Charlie (Dan Stevens, großartig in Maria Schraders Ich bin dein Mensch), der CEO seiner eigenen, mühsam auf die Beine gestellten Firma, ebenfalls. Und mietet für sich, seine Frau und seinem Bruder samt Anhang eine schmucke Örtlichkeit an der amerikanischen Ostküste, fernab jeglichen Trubels. Das kostet natürlich – aber hey: geschäftlich läuft’s ja prima. Also warum nicht feiern. Diese Einstellung wird durch den Hausvermieter etwas getrübt – der lässt nämlich seltsame rassistische Bemerkungen vom Stapel, worauf ihm die, die es betrifft, ebenfalls blöd kommt. Aber gut – mal davon abgesehen kann das Wochenende mit Alkohol, einer Prise Ecstasy und einem Whirlpool beginnen, indem allerdings zu nachtschlafener Zeit Dinge passieren, für die es eigentlich keine Entschuldigung gibt. Dann ist auch noch der Hund weg und irgendwie beschleicht so manchen das Gefühl, als ob alle beobachtet werden.

In The Rental – Tod im Strandhaus braut sich was zusammen. Und das ist nicht das Wetter, denn das hält. Dave Franco entwirft in seinem Regiedebüt ein Beziehungsdrama mit sehr vielen scheelen Zwischentönen. Ein Konzept, welchem sich zum Beispiel Claude Chabrol immer wieder gern bedient hat. Dessen Filme schleichen förmlich um den als Prophezeiung im Raum stehenden, unheilvollen Höhepunkt herum, doch so richtig fassen lässt sich diese Tendenz trotzdem nicht. Dieses in der Luft hängende, vage Dilemma lässt auch Franco mit sehr viel Laune herumwabern, setzt mitunter falsche Fährten und geizt auch nicht mit dem Verdacht über ein vom Bösen beseeltes Gemäuer, das in maroden Details in eine recht düstere nahe Zukunft blicken lässt. Doch die vier sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt – oder mit den Dingen, die sie aus einer gewissen Kränkung oder Impulsivität heraus anstellen.

Allerdings verlässt sich Franco leider nicht auf sein Gespür für die Eigendynamik menschlichen Fehlverhaltens. Gegen Ende gibt’s die mit dem Vorschlaghammer präsentierte, drastische Wendung – die wenig zimperliche Interaktion von außerhalb, die wohl besser nur als Anstupser für einen Dominoeffekt des Grauens genügt hätte. Doch nein – Franco dürfte von einem Horrorexperten wie John Carpenter Zeit seines Lebens recht beeindruckt gewesen sein, um zumindest als Hommage an das Genrekino den alles erweckenden Paukenschlag für sein sorgfältig eingestimmtes Ensemble zu proben. Ich gebe zu: selbst diese Methode hat was, und beharrlich bleibt sie ja, in ihrer tiefschwarzen, (im wahrsten Sinn des Wortes) hundsgemeinen Konsequenz. Wenn auch nicht so scharfsinnig und lustvoll sezierend wie bis zuletzt noch gedacht.

The Rental – Tod im Strandhaus

6 Underground

BLEIBEN SIE DRAN BIS NACH DER WERBUNG

2/10

 

6-underground© 2019 Netflix

 

LAND: USA 2019

REGIE: MICHAEL BAY

CAST: RYAN REYNOLDS, MÉLANIE LAURENT, DAVE FRANCO, ADRIA ARJONA, COREY HAWKINS, MANUEL GARCIA-RULFO U. A.

 

Durch das viele Streaming auf diversesten Plattformen und dem individuellen Zusammenstellen des Abendprogramms verlieren Werbeblöcke immer mehr an Bedeutung. Wer tut sich das heute noch an, einen Film auf einem Privatsender zu sehen, der mindestens dreimal von fünfminütigem Werbegedusel unterbrochen wird? Abgesehen vom Show-affinen Publikum wohl niemand mehr. Kommt der Film also nicht zur Werbung, muss die Werbung in den Film: Product-Placement. Und niemand nimmt hier so wenig ein Blatt vor dem Mund wie Michael Bay. Penetranter kann man Produkte nicht präsentieren, maximal bei James Bond war das so, aber Michael Bay rückt Whiskey, Kaffee und Uhrenmarken so dermaßen großformatig ins Bild, als würde er uns damit erschlagen wollen. Gusto auf Kaffee bekomme ich dennoch nicht, und die Digitaluhr meines Receivers zeigt mir ohnehin an, wie spät es ist – oder wie lange dieser Film, den ich mich bar jeder Vernunft entschieden habe, zu Ende zu gucken, noch dauern wird.

Dabei hat Michael Bay anfangs gar nicht mal so schlechte Filme gemacht. Das Handwerk hat meist gestimmt. The Rock mit Sean Connery war da noch ein richtiger Knüller, Pearl Harbour punktete abgesehen vom vielen Pathos mit ordentlichen Schauwerten und Pain & Gain war zwar heillos überzeichnet, dafür aber im Ganzen stimmig. Die Transformers-Filmreihe erwähne ich aber lieber nicht. Ich denke ich lehne mich da nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass dieses CGI-Gekloppe neben der unsäglichen Police Academy wohl für die schlechteste Filmreihe aller Zeiten herhalten muss. Und jetzt hat Michael Bay eine Stange Geld von Netflix in die Hand gedrückt bekommen, um zu machen, was er eben gerne machen will, weil es ohnehin schon egal ist, weil Kaffee, Uhren und Whiskey ohnehin schon ordentlich Bares auf den Tisch gelegt haben. Bei 6 Underground klappt einem durchaus die Kinnlade herunter, aber die ist schon bei Armageddon der Schwerkraft erlegen, und das sicher nicht, weil das Werk so gut war. Es ist auch schon wieder eine Art Kunst, einen durchschnittlichen Action-Plot (The Expendables ohne Bezahlung oder Rachegeister, die keiner gerufen hat) aus der Feder der Deadpool-Autoren so dermaßen ins Groteske zu verzerren, dass man beim Sichten des Filmes das Gefühl hat, am Restless-Leg-Syndrom zu leiden. Mit anderen Worten: ständig in ruheloser, unkoordinierter Bewegung, und auf äußerst unangenehme Weise. Bay kombiniert triefenden Gegenlicht-Pathos vor ganz viel Sunset mit fehlplatzierten Gore-Elementen und einer Werbeclip-Schnittästhetik, die eigentlich für 30 Sekunden-Spots gedacht ist, nicht aber für ein 2-Stunden-Monstrum wie dieses. Inmitten dieses Mischmaschs hypernervösem Krawumm und kreischigem Bumm Bumm ein stereotyper Ryan Reynolds, der sich in ein Deadpool-Sequel wünscht. Mélanie Laurent aber hat sichtlich Spaß, denn sowas in der Art hat sie noch nie gemacht.

6 Underground ist wie ein Indoor-Spielplatz für Erwachsene, auf die keiner ein Auge hat. Dass das ins Auge geht, zumindest dramaturgisch, ist nur die logische Folge. Platte Actionfilme gibt es natürlich wie Sand am Meer, aber solch einen noch dazu so aufzupolieren, als wäre er etwas Besonderes, ist so faszinierend wie Trash Marke Dschungelcamp, bei dem man genauso wenig wegsehen kann.

6 Underground

The Disaster Artist

WIE IM FALSCHEN FILM

6/10

 

disasterartist© 2017 Warner Bros. Ent. Inc.

 

LAND: USA 2017

REGIE: JAMES FRANCO

MIT JAMES FRANCO, DAVE FRANCO, SETH ROGEN, JACKI WEAVER, ZAC EFRON, ALISON BRIE U. A.

 

Es gibt sie, diese Filmemacher, die ihr eigenes Ding durchziehen. Sie nennen es Herzensprojekt, zahlen mit dem eigenen Kleingeld oder nennen gar ein Produktionsstudio ihr eigen. Mangelt es an Flüssigem, darf sich dann der Director´s Cut den eigenen Visionen des Regisseurs widmen. Leute wie David Lynch oder Peter Greenaway tun mittlerweile seit jeher das, was sie wollen, ungeachtet fehlender Resonanz jenseits der bereits etablierten Zielgruppe. Sonderling Tommy Wiseau ist auch so ein Vogel. Angesichts der vielen schrägen Vögel, die in Hollywood ein und aus gehen, sollte so jemand wie Tommy Wiseau ja gar nicht mal groß auffallen. Allerdings – er tut es. Der Typ vom andern Stern (und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass der Zeitgenosse vielleicht gar nicht irdischen Ursprungs ist) ist noch sonderbarer als das selbstverliebte Klientel der Traumfabrik. Im Grunde wäre das ja ein Gewinn für die Filmwelt – würde da nicht eine gewisse Voraussetzung fehlen, die der Schlafwandler mit seiner Alice Cooper-Gedächtnisfrisur leider nicht mitbringt: Nämlich Talent. Da denke ich natürlich sofort an den leidgeprüften Barden Troubadix aus den französischen Comics, der sich alle Nase lang Dellen einfängt und am Ende der Geschichte niemals mitfeiern darf (mit einigen Ausnahmen). In der selben Reihe steht Florence Foster Jenkins, ihres Zeichens Opernfan und leidenschaftliche Sängerin. Oder an Ed Wood. Natürlich – Ed Wood! Das war ein Visionär, ein versponnener Trash-Poet, völlig orientierungslos und zum Scheitern verurteilt, wenn es darum ging, Geschichten zu erzählen. Die Ideen waren ja vorhanden. Die konzeptorientierte Umsetzung leider weniger.

Mit dem Barden, Foster Jenkins und Trashfilmer Ed Wood hat Tommy Wiseau nämlich folgendes gemeinsam: ihre ganz persönliche Wahrheit. Die Welt der Talentlosen ist ein sagenhaftes Ego-Ding, das eine Sicht auf die Welt erzeugt, die an Realitätsverweigerung grenzt. Da fragt man sich wieder. Was ist Wahrheit? Der größte gemeinsame Meinungsnenner des Publikums? Die Kunst, die lebt doch immer nur von der Resonanz. Erfolg ist, wenn Fabriziertes seinen Zuspruch findet. Bei The Disaster Artist ist die Bedingung für massenhaft Resonanz beileibe nicht die Qualität des Vollbrachten. Sondern das Geld, das die Musik macht. Von Foster Jenkins, Ed Wood und Tommy Wiseau (den Barden lass ich mal weg) hätte man nie auch nur das Geringste wahrgenommen, wären die Anti-Genies nicht vom Mammon gesegnet. Wiseau selbst, von dem bis heute keiner weiß, woher er kommt, wie alt er ist und überhaupt, hat Unmengen Kröten auf dem Konto. Woher er die hat, weiß auch keiner. Und wieviel da noch ist, ebenso wenig. Wer zahlt, schafft an. Also schart der Mann mit dem höchst eigenartigen Akzent, der stets so wirkt als wäre er stoned und Dinge sagt und tut, die nicht zusammenpassen, ein Ensemble an Fachkräften und Schauspielern um sich, um das größte Drama nach Tennessee Williams (O-Ton) zu drehen – nämlich The Room.

James Franco ist als Trash-Visionär des neuen Jahrtausends eine einnehmende Attraktion. Der Allrounder, der vom Survival-Sportler bis zum Kindermörder alles spielen kann, was man ihm vorlegt, hat auch mit so bizarren Charakteren wie Wiseau nicht das geringste Problem. Im Gegenteil – da er selbst Regie führt, dürfte ihn die skurrile Making-Of-Dramödie ein gewisses Anliegen gewesen sein. Beim genaueren Hinsehen aber ist The Disaster Artist inhaltlich längst nicht so ein sagenhaftes Hollywood-Wunder wie beworben. Frei nach der Hornbach-Methode „Du kannst es dir vorstellen, also kannst du es auch bauen“ ist die Challenge, die eigenen Träume und Visionen umzusetzen längst kein Kunststück, wenn die Geldbörse zum Bersten voll ist. Da kann ich machen, was ich will, ohne mich beim Casting blamieren zu müssen oder als Klinkenputzer in den Studios anzustehen. Da kann ich den größten Schmarren fabrizieren, meine eigene Filmpremiere inszenieren und für gehörig Werbung sorgen. Hätte es Tommy Wiseau aber als kleingeldloser Schlucker durch Idee und Improvisation und nan den Glauben an eine Sache zum Ziel geführt, wäre die True Story schon von anderem Kaliber. Investitionsfreude, Sturheit und ein monströses Ego alleine sind noch keine Skills, die den Glauben ans Machbare zurückbringen. Als Disaster Artist kann sich Wiseau all diese ignoranten Eigenschaften leisten, weil er sich als Diktator am Set einkauft und noch dazu glaubt, mit herrischem Getue a la Hitchcock dem Walk of Fame näher zu sein. Das ist nicht wirklich sympathisch, vielleicht unfreiwillig komisch wie The Room, obwohl Wiseau anfangs jemand ist, der durch sein Andersdenken und Anderssein fasziniert – dessen verquerer Erfolg letzten Endes aber kein Kraftakt war, sondern nicht mehr als ein ausgerollter roter Teppich, der sich willkürlich beschmutzen lässt. Geld für die Reinigung ist ja vorhanden.

The Disaster Artist