The Invitation – Bis dass der Tod uns scheidet

FAMILIENFESTE UND ANDERE GRAUSAMKEITEN

5,5/10


theinvitation© 2022 CTMG, Inc. All Rights Reserved.


LAND / JAHR: USA 2022

REGIE: JESSICA M. THOMPSON

BUCH: BLAIR BUTLER

CAST: NATHALIE EMMANUEL, THOMAS DOHERTY, ALANA BODEN, STEPHANIE CORNELIUSSEN, HUGH SKINNER, SEAN PERTWEE, VIRAG BARANY U. A. 

LÄNGE: 1 STD 46 MIN


Wenn sie nur gewusst hätte, worauf sie sich da eingelassen hat! Oft weiß man es nicht, und wenn man es dann weiß, ist es schon zu spät: Familienfeiern können die reinste Tortur sein, vor allem Familienfeiern mit Leuten, die man vielleicht einmal in zehn Jahren auf irgendeiner Beerdigung trifft oder wenn sich jemand mal in den Kopf gesetzt hat, unbedingt wissen zu wollen, wer nun alles gerade noch als Familie gilt. Der Schwager vom Großcousin väterlicherseits oder der angeheiratete Großonkel von der Tante aus Siegheilkirchen – irgendwie gehören wir dann doch alle zusammen, und das Gemeinschaftsgefühl macht es aus, dass nicht jeder jedem gleich am ersten Tag an die Gurgel geht. Es kann auch anders laufen, es kann auch alles harmonisch sein. Das Risiko einzugehen ist eine Challenge, aber wenn Frau – wie in diesem Fall Evie (Nathalie Emmanuel, als Melisandre in Game of Thrones allseits bekannt geworden) – sowieso gar keine Familie hat und sich auf Spurensuche begibt, um dann wenige Wochen später mit einem neu entdeckten Cousin beim Kaffee zu sitzen, dann scheint das etwas anderes zu sein. Dieser zeigt sich freudig und engagiert, zeigt sich höflich und charmant. Was Besseres kann einem familientechnisch überhaupt nicht passieren. Oder doch? Kann es: Besagter Cousin lädt Evie sogleich zur ersten großen Sause ein: zu den Hochzeitsfeierlichkeiten eines betuchten Adeligen, der all die neugierigen Verwandten auch gleich mit auf der Gästeliste hat. Besser sofort als nie mit all der dazugewonnenen Sippschaft warm werden. Also willigt Evie ein – und ist froh, ihrer Einsamkeit entrinnen zu können. Woraus sie allerdings bald nicht mehr entkommt, dass ist der Herrensitz, auf welchem es bald nicht mit rechten Dingen zugeht, vor allem nachts. Irgendwas oder irgendwer ist da plötzlich in ihrem Zimmer. Seltsame Schreie kommen aus den Stallungen jenseits des Gartens. Und mit der Zeit verschwinden auch die Bediensteten.

Mit The Invitation – Bis dass der Tod uns scheidet haben wir es mit einem erstaunlich altmodischen, fast schon selbstbewusst geradlinigen Gruselwochenende zu tun, das sich ein bisschen so anfühlt wie eine der vielen Themenversionen des beliebten Einweg-Spiels EXIT, welches das Konzept des Escape Rooms durch Vorlesen diverser Karten in den Köpfen der Mitspielenden entstehen lassen soll. So viel kreativer Anstrengung bedarf es hier nicht, und es reicht, sich einfach darauf einzulassen, wenn Nathalie Emmanuel ein hübsches Kleid nach dem anderen anprobiert und dem undurchsichtigen Hausherren, dem man dank seines Anbagger-Grinsens keinen Millimeter weit über den Weg trauen sollte, schöne Augen macht. Ein Lover würde aber dennoch gerade recht kommen, und so lässt sich der attraktive Star auch sofort auf Intimitäten ein. Andererseits: Mit dem, was dann passiert, rechnet Fau auch nicht. Es sei denn, man heißt Buffy. Doch da die Jägerin indisponiert bleibt, muss Emmanuel allein klarkommen. Bis es so weit kommt und endgültig Panik ausbricht, weiß Regisseurin Jessica M. Thompson, die geheimnisvolle Stimmung, die sich an einem Schauplatz wie diesem ganz gut entfachen lässt, hochzudrehen. Das gelingt mit einigen smarten Schreckmomenten, die fruchtbaren Boden für Spekulationen bieten. Die anfängliche Suspense ist etwas, womit man als Zuseher auch gerne arbeiten will. Welches dunkle Geheimnis verbirgt die ganze Gästeschar? Oder sind die ganzen gefälligen Typen das dunkle Geheimnis selbst?

Ist der Schleier mal gelüftet, sind auch die gut gemeinten Ansätze mehr oder weniger zum Fenster raus. Mit untotem Gesocks hat man schon viele blaue Wunder erlebt, siehe Day Shift mit Jamie Foxx. Man könnte ja das Genre konterkarieren und neue Impulse abgewinnen. The Invitation zeigt diesbezüglich nicht die geringsten Ambitionen. Nicht mal das Wortspiel bezüglich des Namens des Gastgebers – De Ville – scheint abgedroschen genug zu sein, um sich dessen nicht zu bedienen. Doch bei einer so charmanten Protagonistin wie Emmanuel, die bis zuletzt alles mit einer verbalen Schlagfertigkeit kontert, was noch zu kontern ist, bleibt das hämoglobinhaltige, aber meist unoriginelle Familienfest nicht deswegen ganz unterhaltsam, weil es das Storytelling neu erfunden hat, sondern weil es auch dem letzten moralisch verpeilten Drehbuchautor kaum einfallen würde, der jungen, klugen Dame die Gunst zu entziehen.

The Invitation – Bis dass der Tod uns scheidet

Day Shift

WURZELBEHANDLUNG FÜR VAMPIRE

2/10


dayshift© 2022 Netflix Österreich


LAND / JAHR: USA 2022

REGIE: JJ PERRY

CAST: JAMIE FOXX, DAVE FRANCO, SNOOP DOGG, KARLA SOUZA, NATASHA LIU BORDIZZO, MEGAN GOOD, SCOTT ADKINS, OLIVER MASUCCI U. A.

LÄNGE: 1 STD 54 MIN


Obwohl Netflix allerlei Weltkino in seinem Bauchladen herumträgt und auch sämtliche Festivalperlen das Sortiment aufschmücken, schenkt der Konzern seinen Eventfilmen und deren Qualität am wenigsten Aufmerksamkeit. Was hier oft zusammenkommt, sind Starvehikel mit Oscarpreisträgern und Quotengaranten, die sich in einem Plot wiederfinden, der so wenig durchdacht ist, dass man sich als Konsument das eine oder andere Mal über den Tisch gezogen fühlt. Filme wie Red Notice sind ja gerade nochmal mit dem blauen Auge davongekommen und drehen sich, bevor sie in der Versenkung verschwinden, nochmal um und rufen „Hey, ich war immerhin sauteuer!“. Schön für den Film, langweilig für uns. Um The Man from Toronto habe ich trotz des immer wieder gern gesehenen Woody Harrelson einen großen Bogen gemacht, dank durchaus nachvollziehbarer Kritiken von anderswo. Bei Day Shift habe ich dann doch Halt gemacht. Lust auf Horroraction im Stile von Daybreakers? Gerne! Dass der trotz lichtscheuen Vampiren sonnendurchflutete Film mit Jamie Foxx, auch Mitglied des Haus- und Hof-Ensembles von Netflix (siehe Project Power), wohl kaum tiefgründiges Patschenkino werden wird, war zu erwarten. Doch es muss nicht immer nachhaltig sein, es darf auch so manches Junk-Food mit auf die Watchlist, denn immer wieder sind da kernige Guilty Pleasures dabei.

Day Shift von Regiedebütant JJ Perry gehört definitiv nicht dazu. Qualitätskino? Nein. Nachhaltig auch nicht. Tiefgründig sowieso nicht. Und Guilty Pleasure? Zumindest Night Teeth, der letzte urbane Vampirfilm auf Netflix mit einem geschmackvollen Cameo von Megan Fox als Untote mit Potenzial, hätte die Bezeichnung unter Bauchweh verdient. Day Shift ist weder knackig noch mitreißend, wenn man zumindest von der ersten Actionsequenz des Filmes absieht. Da lässt man gar kurzzeitig die Finger über der Popcornschüssel ruhen, wenn Jamie Foxx als angeblicher Poolreiniger den Bungalow eines Blutsaugers infiltriert und mit einer zähnefletschenden Oma aneinandergerät, die sich so verbiegen kann wie die Schlangenmenschen des Cirque du Soleil (welche dann auch wirklich für den Film engagiert wurden) und dem Vampirjäger ordentlich Paroli bietet. Sieh einer an, denke ich mir. Das sieht vielversprechend aus. Nach diesem Schlagabtausch hat der Film allerdings sein As bereits aus dem Ärmel gezogen. Der Rest ist liebloser Pfusch, schlecht gespielt und von der Story her so sehr zerfahren, dass diese in der Belanglosigkeit versinkt und einzig Jamie Foxx, der es nicht schafft, so zu tun, als würde er sich für die präpubertären Zoten von Dave Franco interessieren, durch einen Actionfilm stolpert, der wirklich nur dazu da ist, restverwertet zu werden, bevor das verantwortliche Studio ihn eingestampft hätte.

Worum es geht? Anscheinend gibt es in dieser phantastischen Version der USA eine Gewerkschaft, die sich mit dem Jagen und Eliminieren von Vampiren beschäftigt. Jamie Foxx als sorgender Papa müsste mitansehen, wie seine Tochter samt geschiedener Mama nach Florida zieht, hätte er nicht innerhalb weniger Tage ein schönes Sümmchen an Dollar zur Verfügung, um seine Alimente zu zahlen. Dafür fleht er um Wiederaufnahme in die Vampirjägergilde, die ihm auch gewährt wird, allerdings mit Aufpasser Franco an seiner Seite, der keine Ahnung vom Außendienst hat. Und da ist dann noch irgendeine Obervampirin, die sich für den Tod an eingangs erwähnter Oma rächen will.

Selten hatten Vampire so wenig Charisma wie hier. Was daran liegt, dass das Skript falsche Prioritäten setzt. Um eine Welt zu schaffen, in der Untote wie diese inhärent sind, braucht es einen erklärenden Unterbau, der viel zu spät aufpoppt – und zwar dann, wenn sich niemand mehr dafür interessiert. Die Blutsauger, darunter Oliver Masucci, der sich womöglich aufgrund guten Geldes dazu hinreißen ließ, eine Dreiwortsatzrolle wie diese anzunehmen, sind fade und uninteressant, die Effekte billig und schal. Day Shift ist trotz diverser spitzer Zähne, die auf dem Schwarzmarkt landen, so zahnlos wie schlafende Vampire mit verschriebenen Dritten, die, würden sie von diesem Film wissen, wütend darüber wären, wie nachlässig mit ihrem Mythos umgegangen wird.

Day Shift

Night Teeth

ZÄHNEFLETSCHEN AM RÜCKSITZ

5,5/10


nightteeth© 2021 Netflix

LAND / JAHR: USA 2021

REGIE: ADAM RANDALL

CAST: JORGE LENDEBORG JR., DEBBY RYAN, LUCY FRY, ALFIE ALLEN, RAÚL CASTILLO, ALEXANDER LUDWIG, MEGAN FOX U. A. 

LÄNGE: 1 STD 47 MIN


Längst sind sie da, wir wissen es nur nicht: Vampire – verfluchte Untote mit Stil, Tischmanieren und Intellekt.Urvater Dracula legt natürlich die Latte hoch. Der war schließlich ein Graf und klug genug, sich stets Vorteile zu verschaffen. Oder eben Kompromisse einzugehen. So einen Pakt schlossen in diesem erst kürzlich auf Netflix veröffentlichten Eckzahn-Thriller Blutsauger mit Menschen bereits schon vor 100 Jahren. Bislang haben sich noch beide Parteien an die Abmachungen gehalten, ganz nach dem Motto: du kommst mir nicht in die Quere, und ich dir nicht. Und ja, wir wissen auch – es reicht immer ein Einzelner, um das ganze mühsam errichtete Gefüge zum Einsturz zu bringen. Dieser Einzelne ist Vampir Victor, der sich als möglicher Clanleader hintergangen fühlt und aus Trotz und Eitelkeit gleich die ganze Stadt übernehmen will. Hierfür schickt er zwei seiner Mädels in den nächtlichen Großstadtdschungel, um den partyfeiernden, blutschlürfenden Pöbel, der ihm in die Quere kommen könnte, auszumerzen. Die wiederum buchen dafür einen Chauffeur, der zufällig auch den Menschenclan vertritt: der Mexikaner Jay. Dumm nur, dass Jay an diesem Abend ganz andere Termine wahrnehmen muss, währen der kleine Bruder Benny die ganze rote Blutsuppe alleine auslöffeln muss, sehr zu seinem Missfallen.

Bei Night Teeth schien man wohl recht unschlüssig, für welches Zielpublikum diese teils handzahme, teils ganz vergnügliche, teils ein bisschen blutige Neu- und Uminterpretation von Michael Manns Taxi-Thriller Collateral mit Tom Cruise wohl geeignet sein kann. In diesem Bemühen, das breite Spektrum der Young-Adults abzudecken, gerät der Film in eine unausgegorene Zwangslage: nämlich dem Wunsch, zu zeigen, was man nicht zeigen darf, auf unwillige, aber resignative Weise zu wiederstehen. Ach würde man doch den Blutkonsum so ausufernd zelebrieren können wie im handfesten Reißer Daybreakers oder im eiskalten Polarnacht-Horror 30 Days of Night. Zumindest aber dürfen Vampire ihrem klassischen Steckbrief mehr entsprechen als die im Sonnenlicht glitzernden Convenience-Vampire aus Twilight. Bis heute lässt sich diese Blutverdünnung nur schwer verzeihen.

Die beiden Darstellerinnen Debby Ryan (Letztendlich sind wir dem Universum egal) und Lucy Fr, die bereits mit Vampire Academy Erfahrung im Blutsaugergenre sammeln konnte, schwören auf ihre zudringlichen Skills und präsentieren auch auf recht elegante Weise ihren Bonus an der Kauleiste. Ihre Rollen verkörpern sie tatsächlich mit Spaß am Spiel, irgendwo zwischen Joss Whedons Buffyverse und Teenieromanze. Fragen wie: Was würdest du tun, wenn es deine letzte Nacht wäre, kokettieren mit Zweideutigkeiten und lenken das urbane Roadmovie in die entsprechende Richtung. Wuschelkopf Jorge Lendeborg (Bumblebee) tut was er kann, um verzweifelt zu wirken, während er versucht, den Mut eines Slackers aus dem Hut zu zaubern. Das Dreieck stimmt, alles andere ist halbgar, vom Lack- und Lederfetischismus aus den Underworld-Filmen gibt es keine Spur, denn die Vampire, die haben sich eben noch besser in den Alltag integriert als in Beckinsales strenger Kammer. Vieles sonst scheint fehlbesetzt, wie zum Beispiel Alfie Allen, der gerne die Rolle mit Megan Fox hätte tauschen sollen. Ihr überraschend kurzer, schicker Cameo enthält das Potenzial für einen ganzen Film. Sie als Endgegnerin hätte man als Gutmensch zwar nicht haben wollen, wäre aber für die Qualität des Films die bessere Option gewesen.

Night Teeth

Blood Red Sky

NOSFERATU FLIEGT ECONOMY

5,5/10


bloodredsky2© 2021 Netflix


LAND / JAHR: DEUTSCHLAND 2021

REGIE: PETER THORWARTH

CAST: PERI BAUMEISTER, CARL ANTON KOCH, ALEXANDER SCHEER, KAIS SETTI, DOMINIC PURCELL, ROLAND MØLLER, GRAHAM MCTAVISH U. A.

LÄNGE: 2 STD 3 MIN


So eine Anreise mit dem Flugzeug ist oft langwierig, vor allem, wenn man von Europa aus nach Übersee will. Ereignisreich ist was anderes, es sei denn, man hat Flugangst, was natürlich nichts ist, was sich auszuleben lohnt. Während man also im Halbschlaf auf Stand-by verweilt, bleibt genug Gelegenheit, darüber nachzusinnieren, was in einem Flieger, kilometerhoch über den Wolken, sonst noch alles passieren könnte. Wie wär’s zum Beispiel mit Snakes on a Plane? Samuel L. Jackson weiß nun, wie sich hochgiftige Reptilien fern ihres Habitats nicht zu benehmen wissen. Terroristen on a Plane ist leider ein allzu realistisches Szenario, da denkt man lieber gleich weiter und wünscht sich Liam Neeson dazu – Non-Stop gefällig? Zombies fahren da lieber Zug (Train to Busan), doch wie wäre es mit Vampiren, die nach einer Bloody Mary in der Economy Class plötzlich unruhig werden? Guillermo del Toro und Chuck Hogan lassen ihre Vampirsaga The Strain ebenfalls in einem Flugzeug beginnen, doch dieses war da schon am Boden. In Blood Red Sky können wir, exklusiv auf Netflix, den ganzen Flug hautnah miterleben. Und wie es ist, nicht auszukönnen, wenn die Blutgier keine Klassenunterschiede mehr macht.

Im Zentrum des recht geradlinigen Geschehens steht Nadja – natürlich eine Vampirin, die aber immer noch die Pflichten einer Mutter lebt. An ihrer Seite ein kleiner Junge, der über Mamas Befinden natürlich Bescheid weiß. Nadja durchlebt dank spezieller Medikamente, die das Böse unterdrücken, ein halbwegs normales Leben, doch auf Dauer kann das so nicht weitergehen. In den USA verspricht ein Experte neue Hoffnung – also alles zusammenpacken und rein in den Flieger. Nur: so viel Pech muss man mal haben. Dieser Transatlantikflug wird von einer duschgeknallten Räuberbande übernommen, die mit dem Absturz der Maschine über London die Börsenkurse durcheinanderbringen und damit groß absahnen will. Alle Hausaufgaben haben die Jungs allerdings nicht gemacht, die eigenen Leute schießen buchstäblich quer – und entfesseln in Nadja ihr dunkles Geheimnis.

Voller Ungeduld wartet der Zuschauer natürlich auf das Hereinbrechen der panikmachenden Ausnahmesituation, die Motivation hinter jedem Katastrophenfilm. Viel anders als bei allen anderen Filmen, in denen es um entführte Flugzeuge geht, läuft dieses Szenario auch nicht ab. Bis eben Peri Baumeister, deren Schicksal in knackigen Rückblenden aufgearbeitet wird, ihre entsprechende Wandlung durchmacht und plötzlich so aussieht wie Max Schreck aus Nosferatu. Die Maske hat ganze Arbeit geleistet. Das Aussehen, kombiniert mit dem expressiven Gebaren eines solchen Dämons, der – halb Tier, halb Mensch – fauchend und zähnefletschend durch die schmalen Gänge tigert, ist die eigentliche Attraktion des von Peter Thorwarth inszenierten Horror-Actionthrillers, um dessen Realisierung dieser eine gefühlte Ewigkeit lang werben hat müssen. Weder hat, wie versprochen, Universal den Film unter seine Fittiche genommen, noch hat die Covid-Krise die Umsetzung des Projekts in die Gänge gebracht. Letzten Endes hat sich Netflix erbarmt, und nach vielem Hin und Her ist Thorwarths Herzensprojekt endlich Wirklichkeit geworden.

Die Idee ist ja prinzipiell eine gute – sieht auch hübsch aus, und das Volk der Nacht darf sich auch ausgiebigst am menschlichen Buffet gütlich tun. Wirklich auf Zug ist Blood Red Sky aber nicht inszeniert. Zu fahrig und zwischendurch in seiner Spannungskurve absackend, scheint sich der Plot des Reißers immer wieder neu orientieren zu müssen, so, als hätte er die Übersicht verloren. Der Horror gerät ins Stocken, ergötzt sich manchmal zu viel an blutverschmierten Mündern, und dann fragt man sich gar, wo denn Buffy eigentlich bleibt. Doch wie auch immer: Thorwarth führt seinen Flug der Verdammnis dann doch noch souverän bis an sein wie auch immer geartetes Ziel, und Peri Baumeisters so monströses wie verschrecktes Konterfei bleibt nachhaltig, aber interessanterweise nicht unangenehm, in Erinnerung.

Blood Red Sky