Die Theorie von Allem (2023)

DAS TRAURIGE LOS VERKANNTER PHYSIKER

6/10


dietheorievonallem© 2023 Stadtkino Filmverleih


LAND / JAHR: DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH, SCHWEIZ 2023

REGIE: TIMM KRÖGER

DREHBUCH: TIMM KRÖGER, RODERICK WARICH

CAST: JAN BÜLOW, OLIVIA ROSS, HANNS ZISCHLER, GOTTFRIED BREITFUSS, PHILIPPE GRABER, DAVID BENNENT, IMOGEN KOGGE, EMANUEL WALDBURG-ZEIL, PAUL WOLFF-PLOTTEGG, PETER HOTTINGER U. A.

LÄNGE: 1 STD 58 MIN


Johannes Leinert (Jan Bülow), seines Zeichens Physikstudent und unter der Fuchtel eines herrischen Doktorvaters, wäre wohl ein Kandidat für das Goldene Brett vorm Kopf gewesen. Pseudowissenschaftlicher Unfug, reinste Spekulation, nichts Handfestes; nicht mal eine Theorie, vielleicht eine Hypothese, doch mit Hypothesen kann niemand etwas anfangen. Was wohl den Inhalt seiner Arbeit darstellt: Nichts Geringeres als eine Formel zur Erbringung der Theorie von Allem – den mathematischen Schlüssel zur Welt, den Zahlenstairway to Heaven, und wenn das nicht hinhaut, dann zumindest der Beweis für die Existenz von Multiversen, die nicht nur neben, sondern innerhalb der uns bekannten existieren. Dieser Leinert, dem wird nicht nur einmal gesagt, er soll die Klappe halten und rechnen, denn Mathematik ist schließlich die Sprache der Wissenschaft. Sein Mentor, Dr. Julius Strathen (Hanns Zischler), hat den eifrigen Jungspund in die Schweizer Alpen mitgenommen, zu keinem futurologischen, aber physikalischen Kongress, an welchem bahnbrechende Erkenntnisse offengelegt werden sollen, die womöglich die Welt verändern könnten.

Nur: besagter Redner kommt nicht, die Veranstaltung verzögert sich, Leinert und Strathen entschließen sich zu warten. Ein Fehler? Ja und nein, zumindest für den Studenten verkompliziert sich die ganze Sache, denn nicht nur bekommt dieser seine Doktorarbeit zurückgeschmissen – er trifft auch auf eine rätselhafte junge Frau, die ihm seltsam bekannt vorkommt und die wiederum Dinge von ihm weiß, die sie nicht wissen kann. Der seltsamen Tatsache nicht genug, ziehen apokalyptisch anmutende Wintergewitter über Graubünden dahin, gesäumt von seltsamen Wolkenformationen. Das ließe sich vielleicht noch irgendwie erklären, aber nicht der Umstand, dass einer der Physiker, ein gewisser Dr. Blomberg, eines Tages tot aufgefunden wird, während er gleichzeitig andernorts aufschlägt. Wie kann das sein? Welche Anomalien sind da im Gange? Und was rumort denn so, unter dem Hotel?

Diese Mystery fängt so gut wie alle Motive ein, die in den letzten Jahren so im Dunstkreis trendiger Mindfuck-Science-Fiction Mode war. Portale in andere Welten, Multiversen, Zeitreisen und Personen, die doppelt oder gar dreifach verfügbar sind. Wer Dark gesehen hat, wird den Knoten im Kopf vielleicht noch gar nicht gelöst haben. Everything Everywhere All at Once trieb die Paralleluniversen-Hypothese bis zum ermüdenden Exzess, und das MCU lässt Loki und die TVA an den Zeitsträngen herumschrauben. Die beschauliche Kleinstadt Hawkins (Stranger Things) wiederum hat sich selbst als düstere Kehrseite zu bieten, mit allerlei Monstern darin. Timm Kröger ist aber nicht danach, xenomorphen Schrecken auf die Menschheit loszulassen. Ihm gefällt es, all diese Überlegungen lediglich anzudeuten und ein großes Mysterium daraus zu machen, dass als neoexpressionistischer Quantenkrimi im Sixties-Look klassische Paranoia-Motive bemüht, die in den Werken eines Franz Kafka zu finden wären. Seltsame Männer mit Hut, die grimmig dreinblicken, darunter ein dubioser Inspektor mit heller Stimme, dargestellt von Ex-Blechtrommler David Bennent, der bei Josef K‘s Prozess vermutlich dabei gewesen war. Ein bisschen Lovecraft, ganz wenig Lynch und ganz viel Conny & Peter-Albtraum in kontrastreichem, mitunter gruseligem Schwarzweiß, erdrückt vom dominanten Score eines Big Band-Orchesters, das mit der Tür ins Haus fällt.

Kröger liebt es, seiner Theorie von Allem diesen wilden Retro-Schliff zu verpassen und sich vor Alain Resnais Letztes Jahr in Marienbad auf die Knie zu werfen. Dieser zugegeben sperrige Kultfilm lässt sein Verwirrspiel ebenfalls in einem Hotel stattfinden, und auch dort sind so manche Identitäten längst nicht mehr mit sich allein. War der Stil dort aber von unterkühlter Ordnung geprägt, herrscht in diesem Film hier verwirrtes Chaos, und das Werk mag so tun, als trüge es die Offenbarung, die nicht mehr lange geheim gehalten werden kann, unter einem dicken, schwarzen Wintermantel. In Wahrheit aber sind all die gängigen Versatzstücke zu Zeit und Raum längst durchgewunken worden, während Kröger nicht wirklich viel davon mitbekommen hat. Ganz beglückt von seiner wuchtigen Bildsprache, in die er sein Herzblut leitet, merkt er kaum den Fahrtwind, den all die anderen Filme und Formate verursacht haben, die an ihm vorbeigerauscht waren. Was bleibt, ist ein nettes, atmosphärisch allerdings stimmiges Retrospektakel mit Film Noir-Romantik und schrägen Subjekten, viel zu dominanter Musik und einem kolportiertem Verständnis für Quantenphysik. Manch Mysteriöses scheint dabei weniger zu verbergen, als es den Anschein hat.

Die Schwurbeleien mal außen vorgelassen, könnte Die Theorie on Allem als Ballade vom verkannten Physiker noch viel besser funktionieren. Dieses traurige Los, der Wahrheit so nahe gekommen zu sein wie Ikarus der Sonne, und dabei nicht über den Tellerrand geblickt zu haben, ist vielleicht ein Umstand, den so einige Vertreter der Wissenschaft bisweilen schlaflose Nächte bereitet.

Die Theorie von Allem (2023)

Oppenheimer (2023)

IM LICHTE DER SPALTUNG

6,5/10


oppenheimer© 2023 Universal Pictures. All Rights Reserved.


LAND / JAHR: USA, GROSSBRITANNIEN 2023

REGIE: CHRISTOPHER NOLAN

DREHBUCH: CHRISTOPHER NOLAN, AUF BASIS DER BIOGRAFIE VON KAI BIRD U. MARTIN J. SHERWIN

CAST: CILLIAN MURPHY, EMILY BLUNT, ROBERT DOWNEY JR., MATT DAMON, FLORENCE PUGH, JOSH HARTNETT, GUSTAF SKARSGÅRD, KENNETH BRANAGH, BENNY SAFDIE, DYLAN ARNOLD, ALDEN EHRENREICH, DANE DEHAAN, JASON CLARKE, MATTHIAS SCHWEIGHÖFER U. A. 

LÄNGE: 3 STD


Er ist der Experimentalphysiker unter den Filmemachern, denn reine Theorie ist ihm zu wenig. Christopher Nolan jongliert seit Memento mit Zeit, Raum und der Chronologie von Ereignissen. Lässt den Anfang das Ende sein und umgekehrt, blickt hinter Superstrings und geht baden am Ereignishorizont, wenn das Meer seine steinernen Wellen an die Küste wirft. Geht in Tenet rückwärts und will so Geschehenes ungeschehen machen. Oder lässt in Inception mit seiner berühmt-berüchtigten Schlussszene bis heute offen, ob nicht alles, was wir da gesehen haben, nur ein Traum von vielen sein könnte. Selbst sein Kriegsdrama Dunkirk, womit er meiner Meinung nach sein Opus Magnum definiert hat, spielt gekonnt mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und führt letzten Endes diese temporäre Dreifaltigkeit kongenial zusammen. Dabei kommt Dunkirk zugute, dass dieser trotz seiner drei Erzählebenen so kompakt anmutet wie ein Kammerspiel.

Dieses Dreiecks des Storytellings nutzt Nolan auch in seinem brandneuen Kino-Blockbuster, der trotz der Anmutung einer körnigen Biografie mit der Verheißung verheerender Feuersbrünste die Scharen nur so ins Kino lockt. Wer will nicht gern den Atompilz sehen, wie er auf den Ebenen von Los Alamos in den Himmel steigt, noch dazu so ganz ohne Brille und Augenschutz, erste Reihe fußfrei? Nolan-Afficionados dürfte das egal sein, die lieben seine Filme ohnehin, weil sie wissen, dass die Ballade auf den theoretischen Physiker sicher wieder zur labyrinthartigen Spielwiese gerät, auf welcher der surreale Impressionismus eines Rene Magritte auf den reportagehaften Faktensturm eines Oliver Stone trifft, der an sein Meisterwerk JFK erinnert, ebenfalls namhaft besetzt bis in die kleinsten Nebenrollen und inhaltlich aufgedröselt bis zum Gehtnichtmehr, in Fakten, Fiktion und Vermutungen.

Dabei warten wir alle gespannt auf den einen Moment. Wir im knallvoll besetzten Auditorium und halb Hollywood im Film. Wir warten auf den einen Moment, wenn die Bombe endlich explodiert. Es ist der Höhepunkt des Schaffens eines J. Robert Oppenheimer, es ist der Höhepunkt des gleichnamigen Mammutwerks von drei Stunden Länge. Dann, wenn der Himmel erstrahlt, als wären Spielbergs Außerirdische wieder gelandet – in aller Stille und in allem Staunen – kriecht selbst beim größten Pazifisten auf dieser Erde die Gänsehaut über den Arm. Was für eine Show! Doch beeindruckend finden lässt sich das moralisch gesehen nur aus der Perspektive der Wissenschaft, die es wohl in Rekordzeit (naja, in knapp drei Jahren) geschafft hat, unsere Mutter Erde keinem Weltenbrand auszusetzen, sondern die Kernspaltung zu bündeln, sodass die Elementarteilchen wussten: bis hierhin und nicht weiter. Der fachsimpelnde Diskurs, das ist nur einer der trimagischen Elemente in Nolans Film. Hinzu kommt die Biografie eines Masterminds, der sich schwer fassen und als Schubladencharakter definieren lässt. Hinzu kommt auch die Politik hinter Glück und Niederlage eines American Prometheus, wie es schon im Titel der Buchvorlage heißt. Damit verbunden ist ein Mann namens Lewis Strauss, Schuhverkäufer und Politiker sowie Vorsitzender der Atomenergiebehörde, furchtbar wehleidig und rachsüchtig. Einer, der Oppenheimer nach dem Urknall das Leben schwer machen wird. Und dessen Ungemach Christopher Nolan die meiste Zeit seines Films schenkt.

Eine gute Entscheidung? Für jene, die immer schon wissen wollten, wie Oppenheimers Werdegang in Wechselwirkung mit der amerikanischen Politik so ablief, ein cineastischer Triumph. Für jene, denen die Fragen nach dem Warum und dem Wieso des atomaren Zeitalters längst unter den Nägeln brennen, vielleicht gar etwas dürftig. Mit einfachen Worten: Die Balance im Dreiklang gelingt Nolan längst nicht mehr so gut wie in Dunkirk. Während der verzweifelte Versuch, als Dr. Seltsam die Bombe lieben zu lernen, immer mehr in den Hintergrund tritt und sich nach zwei Stunden relativ gänzlich aufgezehrt hat, bleibt das frohlockende Kammerspiel einer Anhörung in charakteristisch für Nolan kühl komponierten Bildern. Der hagere Mann mit Hut als Heilsbringer und unfreiwillige Geißel der Menschheit zugleich geht die Via Dolorosa entlang, während das Interieur hinter ihm zu beben scheint. Als ikonischer Paulus erduldet ein intensiv aufspielender Cillian Murphy das geplagte Gewissen – ganz im Gegensatz zu einem zynischen Amerika der Uneinsichtigkeit, das Nolan mit diabolischem Pragmatismus den Welt-Alltag bestreiten lässt.

Das ist vielleicht nicht das, was man erwarten würde. Doch was soll man erwarten bei einem Film, der sich Oppenheimer nennt? Viele Perspektiven in Schwarzweiß und entsättigter Farbe, Bilder vom Teilchenkrieg als Intermezzi. Vieles mag zwar in Nolans Film beeindrucken, von manchem aber bekommt der Virtuose nicht genug. Das hat zur Folge, dass Oppenheimer überlang wirkt und zu keinem Ende kommen will. Am Ende dominieren zu viele Fragen und Antworten, obendrein ein überrumpelter Robert Downey jr., der plötzlich zum Main Act wird, während Murphy zunehmend verblasst. Mit mehr Fokus aufs Wesentliche, auf die wirklich wichtigen Fragen, hätte der sehnlichst erwartete Sommerhit aufgrund seiner Druckwelle das interessierte Publikum von den Stühlen geblasen. Der Wind of Change ist dann nur noch die Brise nach dem Sturm, Hiroshima ein anderes Thema. Und die amerikanische Truman-Politik irgendwie entbehrlich.

Dennoch ist Oppenheimer ein sehenswertes Stück Arthousekino, das sich verblüffenderweise zum Blockbuster aufgeschwungen hat – vielleicht, weil es keine Erwartungen bedient und kein Fan- Service bietet. Weil es das Grauen nicht explizit zeigt, sondern in den Köpfen entstehen lässt. Weil die Freude beim Knall der Bombe alle beschämt. Oder vielleicht auch nur, weil Nolan mit seinem Image als unbezwingbarer Freund des Corona-Kinos abermals eine so heile wie unheilvolle Anderswelt verspricht.

Oppenheimer (2023)

Ant-Man and the Wasp

QUANTENWELT IM DAUERZOOM

6,5/10

 

antman_wasp© Marvel Studios 2018

 

LAND: USA 2018

REGIE: PEYTON REED

MIT PAUL RUDD, EVANGELINE LILY, MICHAEL DOUGLAS, LAURENCE FISHBURNE, MICHELLE PFEIFFER, HANNAH JOHN-KAMEN U. A.

 

Eine kleine Anekdote aus der Schule, die mir zu Ohren gekommen ist: Fragt die Lehrkraft in die paukende Runde, was sich wohl in einem Atom zwischen Atomkern und Elektronen befindet. „Und wehe es antwortet mir jemand, da befände sich Luft!“  Luft ist ein Gasgemisch, kann also unmöglich innerhalb eines Atoms sein, da ja selbst das Gas und alles, was wir kennen und begreifen können, eben aus Atomen besteht. Noch kleiner als Atome sind Quarks. Und irgendwo mit unserer fassbaren Wirklichkeit verschränkt, da liegt die Qantenwelt. Die zwanzigste Episode aus dem Marvel Cinematic Universe, das meiner Meinung nach gegenwärtig zu den besten Kinoserien der Filmgeschichte zählt, holt sich physikalisches Halbwissen aus dem Brockhaus, unter Q wie Quanten, und baut um diese philosophischen Unmöglichkeiten und Möglichkeiten herum ein relativ autarkes Abenteuer auf, das zwar nicht dramaturgisch, dafür aber in seiner dem Marvel- Universum inhärenten Schlüssigkeit den Erklärungsnotstand ausruft.

Natürlich, die Convenience-Technologie des Schrumpfens und Expandierens, wie sie Ant-Man and the Wasp an den Tag legt, und zwar auf Knopfdruck, widerspricht komplett allen erdenklichen Naturgesetzen – ist aber im Rahmen der freien Beweglichkeit spaßhalber ersonnener Kinowelten durchaus vertretbar, solange Hank Pym´s Versuchs-Aameisenmenschen ihren Anzug tragen. Im Rahmen des Anzugs selbst erlaubt mein logisches Verständnis, dass das wirre Herumskalieren organischer wie anorganischer Atomhaufen zur Verblüffung aller sehr gerne passieren darf. Wenn Regisseur Peyton Reed aber in die Quantenwelt reist, und dort seinen Stars auch ohne Helm die Luft zum Atmen lässt, dann stößt das schmerzlich an die Grenzen eines ungezügelten Schwachsinns, der sich einer gewissen universellen Logik nicht mal mehr durch Science-Fiction-Technologien widersetzt, oder mithilfe dessen Unmögliches erklärt. Ginge es nach dem Verständnis des Marvel Cinematic Universe, fährt zwar das Mikro-U-Boot zwischen Zellen und Teilchen dahin, müsste aber außerhalb dieser künstlich erschaffenen Anomalie spätestens im subatomaren Raum von den Molekülen der atembaren Luft erschlagen werden.

Sehe ich mal von dieser Drehbuchschwäche ab, lässt sich leicht feststellen, dass die Fortsetzung des verspielten Ant-Man aus dem Jahr 2015 zwar längst nicht mehr das Überraschngsmoment auf ihrer Seite hat, dafür aber nicht weniger launig bewährte Ideen in vollendeter Tricktechnik weitervariiert. Reed´s Sequel ist eine in sich abgeschlossene Geschichte, wobei es sich allerdings empfiehlt, neben Ant-Man auch The First Avenger: Civil War gesehen zu haben. Der Rest erklärt sich aus dem Epilog vor dem Marvel-Intro. Und wie es meist bei Filmen aus diesem Hause so ist, hält der Cast, was er verspricht. Gäbe es keinen Ryan Reynolds, der die Rolle des Deadpool übernimmt, hätten wir immer noch Paul Rudd – der langgesichtige Pfeifdrauf ist genauso ein schelmischer Kindskopf wie der Untote in roter Montur, inszeniert sich aber im Gegensatz zu Reynolds selbst nicht immer als Dauerclown und hat eindeutig mehr Understatement. Ihm zur Seite eine so gewissenhafte wie toughe Evangeline Lilly als kommende Konkurrenz für Black Widow und eine physisch wie psychisch labile Gegenspielerin Hannah John-Kamen, die als Grenzgängerin Ghost zwischen Quanten- und atomarer Welt lediglich versucht, ihre fast schon ektoplasmische Haut zu retten. Ähnlich wie in Spider-Man: Homecoming haben wir hier eine Antagonistin, die eigentlich keine ist, und so nicht abgedroschenen Schwarzweiß-Mustern unterliegt. Hingegen hätte Peyton Reed den sinistren, aber austauschbaren Walton Goggins durchaus weglassen können. Allerdings hätten wir dann um die Hälfte weniger Actionszenen, die aber allesamt so kurios sind, dass ich bei Goggins doch noch ein Auge zudrücke. Was mir bei Michelle Pfeiffer als Neuzugang irgendwie nicht gelingen will.

Unterm Strich ist Ant-Man and the Wasp nicht das am strahlendsten leuchtende Gelbe vom Ei, auch wenn die Szene mit den unkaputtbaren Bärtierchen jetzt schon zu einer meiner Lieblingsseqenzen dieses Jahres gehört (diese mikroskopischen Superwesen mit dem Staubsaugerrüssel sind einfach wunderbar – und existieren tatsächlich!). Die erste Halbzeit hat so seine unmotivierten Längen, und manch ein Kalauer wirkt einfach zu gewollt und aufgewärmt, um aus dem Fluss der Story heraus entstanden zu sein. Enttäuschen mögen auch die fehlenden Referenzen zum roten Faden des Infinity-Überbaus, doch die bewährte Credit-Szene weiß in nur wenigen Sekunden so manches aufzuklären und anzudeuten. Mit Sicherheit hat Ant-Man im Finale des Infinity-Krieges noch Großes vor, bis dahin dürfen wir gespannt bleiben. Und das jüngste Abenteuer von Marvel als das zu nehmen, was es ist: ein vergnügliches Größen-Jo-Jo mit gut aufgelegtem Ensemble und pfiffiger Action-Akrobatik zwischen Matchbox-Autos und Formicula.

Ant-Man and the Wasp