Attraction

ALIEN NON GRATA

6/10

 

attraction© 2017 Capelight Pictures

 

LAND: RUSSLAND 2017

REGIE: FJODOR BONDARTSCHUK

MIT OLEG MENSHIKOV, ALEXANDER PETROV, IRINA STARSHENBAUM U. A. 

 

So ein Pech aber auch: Da betreibt man als außerirdische Intelligenz Feldforschung im Geheimen, und tut alles daran, um nicht aufzufallen. Und dann das! Ein Asteroidenschauer, der das fremde Raumschiff von seinem Inkognito-Status befreit und in die Atmosphäre des Planeten Erde schleudert. Für einen stofflichen Körper ist so ein Eintritt nicht gerade angenehm. Das Vehikel wird selbst zum Meteor und glüht dem Erdboden entgegen. Doch damit nicht genug. Zusätzlich zur Arschkarte, die die Aliens gezogen haben, gesellt sich der schwarze Peter in der Gestalt von Abfangjägern dazu, die den Eindringling unterstützend vom Himmel holen. Und aus dem doppelten wird dreifaches Pech – das Ding geht über bewohntem Gebiet nieder. Was an sich schon relativ unwahrscheinlich ist. Da muss man schon richtiges Bad Karma haben, damit sowas passiert. Normalerweise wäre ein Eintauchen in den Ozean oder eine Landung auf unbewohnten Gebieten das plausiblere Szenario. Aber sei´s drum, wie es der Zufall so will, kracht das einem Perpetuum Mobile ähnliche Schiff nach verheerendem Kollateralschaden zwischen die Plattenbauten eines Moskauer Vorortes. 

Wenn man jetzt erwartet, dass der russische ÖAMTC mitsamt Rettung im Schlepptau herangeschneit kommt, hat man sich gehörig geschnitten. Das Raumschiff ist auf der Erde gelandet, nicht auf irgendeinem anderen Planeten! Also wird das Gebiet abgesperrt und das UFO erstmal nicht willkommen geheißen. Alles, was fremd ist, ist mal potenziell gefährlich. Vor allem, wenn es von anderen Planeten kommt. Da haben die Amerikaner ja schon ganz andere Erfahrungen gemacht. Verheerende, um genau zu sein. Wie kann dann dieses Ding da in Frieden kommen? Am besten ist es, abzuwarten und die Sache auf sich beruhen zu lassen. Vielleicht repariert sich das Ding von selbst und verschwindet wieder. Doch so viel Selbstbeherrschung ist Homo sapiens nicht zuzutrauen. Da braucht es nicht lange, und aggressive Xenophobie zieht eine weitere Schneise der Verwüstung bis hin zum Objekt ihres Hasses. 

Dabei ist es nur ein Schiff. Das war es bei Neil Bloomkamp´s Alien-Parabel District 9 genauso. Nur um einiges größer. Und mit viel mehr Besatzung. Wohin damit? Nun, in ein Township, wie in den Zeiten der Apartheid die schwarze Bevölkerung Südafrikas. In Attraction sind es nur eine Handvoll Aliens. Und als Alien ist man unter Menschen Persona non grata. Haben die alle zu viel Roland Emmerich-Filme gesehen? Mitnichten. Der Mensch ist laut Regisseur Fjodor Bondartschuk weit davon entfernt, für so eine weltbewegende Begegnung bereit zu sein. Vielmehr ist sein Erdenbürger noch ein Kind, das auf das Unerklärliche und Unverstandene mit Wut und Angst reagiert, egal, welchen Grund das Eindringen des Fremden in die vermeintlich heile Welt des russischen Alltags hat. Solange wir Menschen nationale Grenzen ziehen, Flüchtlingsrouten schließen und Asylantenheime anzünden, ist hier auf Erden für einen Besuch von ganz weit Außen lange noch nicht aufgeräumt. Der Streit der Ethnien um Grund und Boden und die Religionen der Rechthaberei, Kräftemessen mit Nuklearwaffen und das Töten Ungläubiger gibt dem Universum wieder mal ein gutes Gefühl, seine benachbarten Sonnensysteme und Galaxien in Lichtjahren Entfernung zu platzieren, denn die Erde, die ist für Fremde kein einladender Ort. Doch manch ein Terraner oder eine Terranerin fühlt sich zu den humanoiden Astrobiologen dann aber doch irgendwie hingezogen – daher auch der Titel des Filmes. Was aber die Situation auch nicht viel besser macht.

Die russische, tricktechnisch beeindruckende Großproduktion ist bei Weitem besser gelungen als der Superhelden-Actioner Guardians, war in den Kinos im IMAX-3D-Format zu sehen und wartet mit leinwandfüllenden, opulenten UFO-Bildern auf. Die zwar etwas zu lang geratene, weniger unheimliche Begegnung der dritten Art ist ein teils derbes, teils augenzwinkerndes Gleichnis von der Xenophobie und der Entwertung des Ungleichen mit Darstellern, die mal mehr mal weniger ihren emotionalen Anforderungen gerecht werden. Doch unterm Strich ist der Mix zwischen Independence Day, District 9 und Der Mann der vom Himmel fiel ein durchaus solides Stück osteuropäisches Science-Fiction-Kino.

Attraction

Power Rangers

DER STOFF, AUS DEM DIE SPIELZEUGHELDEN SIND

4/10

 

powerrangers

REGIE: DEAN ISRAELITE
MIT ELIZABETH BANKS, BRYAN CRANSTON, BECKY G, NAOMI SCOTT, DACRE MONTGOMERY

 

„Bis zur Unendlichkeit, und noch viel weiter!“ Das Leitmotiv kennen wir doch, oder? Niemand geringerer als der legendäre Buzz Lightyear, Beschützer des Universums, hat dieses motivierende Credo drauf. Dabei ist der grünweiß gepanzerte Knilch eine Spielfigur aus Toy Story, die auf Knopfdruck die Arme heben, Heckspoiler aufklappen und einige blecherne Onliner von sich geben kann. Da sind die Power Rangers nicht viel anders. Auch sie beschützen das Universum, und auch sie sind nur Spielzeug. Dass man Spielzeug zu einer Bedrohung werden lassen kann, wissen wir spätestens seit Transformers. Und frühestens seit Masters of the Universe. Es ist Zeit, es zuzugeben – ja, auch ich habe diese Fantasygurke mit Dolph Lundgren als Halbwüchsiger genossen, ungeachtet aller haarsträubenden Logiklöcher. Mittlerweile ist in Sachen Spielzeugverfilmungen einiges weitergegangen – doch weiter als bis zur Wiederbelebung totgeglaubter Actionfiguren dann doch auch wieder nicht. Dabei fängt der zu erwartende infantile Science-Fiction-Spaß sogar ganz vielversprechend an.

5 Teenager, allesamt Außenseiter, die an die Nachsitzrunde des Breakfast Clubs erinnern, geraten zufällig und sogar erst ungewollt aneinander, um dann gemeinsam auf ein seit prähistorischen Zeiten dahinsiechendes, eingegrabenes Raumschiff zu stoßen, dass als mobile Zentrale der ersten Power Rangers reaktiviert wird. Natürlich sind die fünf Freunde die Auserwählten, keine Frage. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Da ist es scheinbar egal, ob der Retter der Welt ein Charakterschwein ist oder ein Intellektueller mit sozialer Ader. Welch ein Zufall, dass genau die richtigen das Schiff betreten haben. Richtig zumindest im Sinne des Castings. Alle 5 sind neue, motivierte Gesichter, und könnten bald in kommenden Serienformaten wiederentdeckt werden. Im Bordcomputer der entdeckten Basis steckt „Walter White“ Bryan Cranston, der wie durch ein Wunder amerikanisches Englisch spricht. Wenn er doch zumindest so herumstottern würde wie Max Headroom. Ihm zur Seite ein seltsam aufgeweckter Roboter mit ALF-Attitüden. Der Film hat seine besten Momente, als jeder einzelne der Kandidaten oder Kandidatinnen seine bzw. ihre Superkräfte entdeckt. Ein bisschen Mystery, ein bisschen Chronicle. Dieser lockere Independentanspruch verblasst dann, wenn Elizabeth Banks als üble Antagonistin die Bühne betritt.

Was passiert hier? Zuerst als Mumie wiedererweckt, mutiert der Tribute von Panem-Star zu einer Trash-Ikone Marke Xenia. In ihrem relativ textilfreien Hartschalen-Kampfbikini und dem goldenen Zepter ist Bösewicht Rita Repulsa ungefähr so ernstzunehmend wie Dolph Lundgren mit blonder Föhnfrisur. Eine zum Fremdschämen lächerliche Figur, was aber nicht an den schauspielerischen Ambitionen von Elizabeth Banks liegt, sondern an der Figur an sich. Und dann der Supergau: Blecherne Dinos und Riesenkäfer ackern sich durch eine Kleinstadt und beeindrucken mit der Beschaffenheit aufgeblasenen Plastikspielzeugs. Dagegen wirken Michael Bay´s Transformers-Kreaturen wie ernstznehmende Bedrohungen. Der Anspruch, martialischen High-Tech anders zu gewanden als Optimus Prime & Co, geht nach hinten los. Power Rangers verspricht anfänglich ein vergnügliches, erfrischendes Aha-Erlebnis, um dann auf ganzer Linie zu enttäuschen. Tatsächlich ist die lebendig gewordene Spielzeugwelt mehr Schein als Sein. Trivialer Kinderkram, hinter dem sich leider kein lohnenswertes Cinematic Universe verbirgt.

Power Rangers

Der dunkle Turm

KING´S SÄMTLICHE WERKE, LEICHT GEKÜRZT

6/10

 

darktower

 

REGIE: NIKOLAJ ARCEL
MIT MATTHEW MCCONAUGHEY, IDRIS ELBA, TOM TAYLOR

 

Nein, die Bücher von Stephen King kenne ich nicht. Ich habe zwar schon des Öfteren mit dem Lesen des achtbändigen Mammutwerkes geliebäugelt, doch bis auf den oft zitierten ersten Satz des ersten Bandes Schwarz kannte ich vor Sichtung des Filmes keine einzige Zeile. Und das war vermutlich ein großer Segen. Denn die radikal komprimierte Verfilmung Der dunkle Turm erscheint für grünohrige Nichtkenner der Materie als bizarre, ungemütliche und sogar ziemlich fesselnde Fantasy auf der großen Leinwand. 

Dass King´s Opus Magnum so geworden ist, wie es geworden ist, mag in längst gerissenen Geduldsfäden der Drehbuchautoren und Produzenten liegen, die mit dem Damoklesschwert eines Herr der Ringe-Äquivalenten mühsam zu kämpfen hatten. Umgeschriebene Skripten, wechselnde Regisseure und Probleme bei der Finanzierung schoben eine Verfilmung in ungeahnte und nicht mehr greifbare Weiten. Der dunkle Turm mag so etwas wie ein lang liegen gebliebener Auftrag sein, ein Wanderpokal, den keiner wirklich will, und den man endlich vom Tisch haben möchte. Andauernd fällt der Blick auf dieses ungemachte Bett, auf diese unerledigte Sache. Wie fehlende Sesselleisten nach der Wohnungsrenovierung. Und dann kommt irgendwann der Punkt, an dem die Drecksarbeit erledigt werden muss.

Sony Pictures bekam also den sogenannten „Rappel“, engagierte den dänischen Regisseur Nikolaj Arcel, der 2011 mit Die Königin und Ihr Leibarzt ein wirklich famoses Stück Historienkino auf die Leinwand brachte, und wollte das Projekt übers Knie brechen, um es zu den Akten legen zu können. Augen zu und durch – das Ganze ist natürlich eine Vermutung meinerseits, die sich aus dem im Vorfeld Gelesenen und Gehörtem ergeben hat. Und dann noch die Laufzeit! 95 Minuten für ein achtbändiges Werk? Was würde Peter Jackson dazu sagen, der seine Tolkien-Verfilmungen geradezu in Echtzeit bebildert hat? Das nun vorliegende Drehbuch, an dem sogar Arcel selbst Hand angelegt hat, ist wie das Exposé einer Filmtrilogie oder Serie. die da vielleicht noch kommen mag. So jedenfalls fühlt es sich an, wenn man Der dunkle Turm ansieht. Und ich erinnere mich an Wolfgang Petersens Miniserie Das Boot – auch hiervon gab es damals eine filmische Kurz- oder Kinoversion, die aber immerhin zumindest Überlänge hatte. Ich bin kein Fan der langen Filmschinken, aber gerade bei dieser Stephen King-Verfilmung ist die Laufzeit entschieden zu knapp. Die epische Geschichte über den Revolvermann, einem mächtigen Zauberer und allerhand Parallelwelten, die durch einen im Zentrum des Universums stehenden Turm zusammengehalten werden, darf mit nur eineinhalb Stunden auskommen. Ein zeitliches, hautenges Korsett, in dem der Film keine Luft mehr bekommt – und aus Atemnot nur die Eckpfeiler einer spannenden Geschichte erzählt.  

Somit ist klar – Irgendetwas stimmt da nicht. Und damit meine ich nicht den phantastischen, aber etwas sperrigen Plot. Dieser mäandert zwischen paranoidem Invasionshorror, Der Unendlichen Geschichte und Time Bandits mal hierhin und mal dorthin. Ein ungewöhnlicher Genremix, der das Zeug dazu gehabt hätte, die Paradigmen des Fantasykinos umzudefinieren. Einzig – die Produktion kommt über die Doppelfolge einer TV-Show nicht hinaus. Was nicht heißt, dass TV-Shows nicht klotzen können – siehe Game of Thrones. Bei Der dunkle Turm waren die Spendierhosen enger gegürtet. Außer einigen an Matte Paintings erinnernden Supertotalen und akzeptablen Zaubertricks bleibt von epischer Fantasy wenig über. Wider Erwarten bleibt Der Dunkle Turm überraschend unspektakulär, wenn nicht gar irgendwie billig. Dass die Mär aber dennoch auf eine Weise überzeugt – das liegt am Cast. Matthew McConaughey als Mann in Schwarz ist in seiner nüchternen Grausamkeit nicht weniger furchteinflößend als Lord Voldemort, wenn nicht gar furchteinflößender. Die Wucht seiner Zauberkraft liegt in der Reduktion. Selten hat man mit weniger so viel mehr Schrecken verbreitet. Der Oscarpreisträger rettet den Film vor der Belanglosigkeit, genauso wie Idris Elba als verkniffener, alternder Pistolero und Tom Taylor als mit ordentlichem Shining ausgestattetes Medium. Man kann sagen – Der Dunkle Turm ist eine Art filmische Lesung aus Gesichtern, immer wiederkehrenden Zitaten su Stephen King´s Fundus und dem Zusammenspiel der Figuren. Ein reduzierter Ensemblefilm mit starken Charakteren, die das Beste aus dem gemacht haben, was ihnen zur Verfügung stand. Und das ist nicht gerade viel gewesen.

Der dunkle Turm

The Great Wall

AUF DER MAUER, AUF DER MAUER…

6/10

 

greatwall

Regie: Zhang Yimou
Mit: Matt Damon, Pedro Pascal, Willem Dafoe

 

Alle Kenner der Game of Thrones-Saga wissen – die Mauer im Norden schützt Westeros vor den Wildlingen und den Weißen Wanderern. Wie gut und wichtig so eine Mauer sein kann, beweist der mönchartige Orden der Nachtwache, gewandet in ästhetisch-unbuntem Schwarz, spaßbefreit und grimmig. So eine Mauer gab und gibt es auch in unserer Welt. Zwar längst nicht so hoch, aber ich schätze mal viel länger. Und am Wehrgang tummeln sich ganz andere Leute, nämlich Krieger in atemberaubend kunstvollen, knallbunten Rüstungen. Blau, Grün und Rot, schillernd und blank poliert. Fast wie die extraterrestrischen Outfits aus dem neuen Power Rangers-Film. Nur mehr davon, viel mehr. Und wozu das Ganze? Wozu dieser Aufwand, diese gigantische Verteidigungsanlage auf einer Mauer, durch die der Illusionist David Copperfield bereits hindurchgegangen ist?

Dazu muss man wissen – wir befinden uns zeitlich gesehen im letzten Drittel des Mittelalters, wo das Wissen um das berüchtigte, in China boomende Schwarzpulver seine Runde macht. Und man muss auch wissen – bei Zhang Yimou´s Monstergemetzel handelt es sich angeblich um eine von vielen Legenden, die sich um die große Mauer ranken. An dem Oscarpreisträger und Regisseur von Meisterwerken wie Hero oder Rote Laterne ist das Blockbusterkino aus dem Westen jedenfalls seine Spuren hinterlassen. Womöglich hat Yimou an der Revival-Schwemme der Monstergiganten doch irgendwie Gefallen gefunden. Zumindest haben es fernöstliche Filmproduzenten geschafft, gemeinsam mit Universal Pictures den Regie-Altmeister ins Boot zu holen. Jemand, der weiß, wie man Schlachtengetümmel ähnlich einem Kostümballett in Szene setzt, Martial Arts zur überstilisierten Kunst erhebt und Pfeilregen in mathematischer Symmetrie perfekt choreographiert.

Dieses Know-How braucht man, denn in The Great Wall trifft Marco Polo auf Pacific Rim. Die unerschöpfliche Herde an Kreaturen, die die sagenumwobene Mauer erklimmen wollen, um ins altchinesische Königreich zu gelangen, ist in ihrer Biomasse mit Guillermo del Toro´s Giganten aus dem Meer fast gleichzusetzen. Das uralte Bauwerk stemmt sich wie Helms Klamm aus Tolkiens Herr der Ringe den blutgierigen Vierbeinern entgegen. Inmitten des zähnefletschenden Herdentriebs thront die Königin – ein formschönes wie grausames Wesen, bewacht von drachenartigen Leibwächtern, die das auf Vibra-Call kommunizierende Geschöpf mit ausfahrbaren Nackenschildern vor den brennenden Katapultgeschossen der Menschen schützt. Das Design der zahnbewehrten Kreaturen erinnert frappant an Del Toro´s Ideenfundus, und die Gefechte auf der Mauer sind bunt, blutig, bis zum Abwinken glorifiziert und mit eleganten Frozen Stills durchsetzt. Das haben wir schon bei Hero mit heruntergeklappter Kinnlade beobachten können, da zeigt uns der Film zwar nichts Neues, aber gern Gesehenes. Weta-Effekte sind es keine, doch die Ausstattung macht es wieder wett. Allerdings – Matt Damon und „Prinz Oberyn“ Pedro Pascal als zottelige Abenteurer, die dann noch auf einen sinisteren Willem Dafoe stoßen, wirken tatsächlich wie schlecht geschminkte Auslandsreisende ohne Ortsplan. Damons unterfordertes Spiel in diesem üppigen Monumental-Trash weicht nur gelegentlich einem Staunen, das der exotischen Extravaganz geschuldet ist. Warum der talentierte Mr. Ripley als Quotenamerikaner das asiatische Kino auch für den Westen zur Salonfähigkeit verhelfen muss, erklärt sich womöglich aus dem Revival der Kaiju-Fantasy und der immer enger werdenden, wirtschaftlichen Zusammenarbeit der amerikanischen mit den asiatischen Produktionsstudios. Geteilte Kosten sind halbe Kosten. Da können sich westliche Schauspieler wie Matt Damon oder Willem Dafoe durchaus erkenntlich zeigen. Was sie auch tun – halbherzig und als launige Groschenroman-Charaktere, eng verwandt mit den Filmfiguren der Karl May-Abenteuer.

Wen das nicht stört, und wer schon immer triviales Retro-Abenteuer im Popcornkino der frühen Sechziger mit einer Monster-Apokalypse kombiniert sehen wollte – der sollte sich The Great Wall nicht entgehen lassen. Dabei ist das Geheimnis um die Tao Ties, wie die Viecher genannt werden, ja gar nicht mal so unoriginell. Und sollte demnächst eine Besichtigung des achten Weltwunders anstehen, wäre der Film während des Fluges nach China nicht nur Zeitvertreib, sondern auch eine passende Einstimmung der pittoresken Art.

The Great Wall