Die Rosenschlacht (2025)

DIE MISSGUNST DES EITLEN EHEMANNES

4/10


© 2025 Searchlight Pictures All Rights Reserved.


ORIGINALTITEL: THE ROSES

LAND / JAHR: VEREINIGTES KÖNIGREICH, USA 2025

REGIE: JAY ROACH

DREHBUCH: TONY MCNAMARA

KAMERA: FLORIAN HOFFMEISTER

CAST: OLIVIA COLMAN, BENEDICT CUMBERBATCH, ANDY SAMBERG, KATE MCKINNON, NCUTI GATWA, JAMIE DEMETRIOU, ZOË CHAO, SUNITA MANI, BELINDA BROMILOW, DELANEY QUINN, OLLIE ROBINSON U. A.

LÄNGE: 1 STD 45 MIN


„Wuff!“, keift eine angriffslustige Kathleen Turner ihrem nichtsahnenden Ehemann Michael Douglas entgegen, der ein vortreffliches Essen serviert bekommt und gerne wissen möchte, was das Geheimnis hinter diesem kulinarischen Erlebnis wohl sein mag. Dass dabei der hauseigene Hund hat draufgehen müssen, mag stimmen oder nicht: Diese Perfidität schlägt so gut wie alles, was sich Jay Roach in seiner Wennesdennseinmuss-Neuauflage des Rosenkrieges aus dem Jahre 1989 überlegt hat. Denn die Angst namhafter Studios, einen Verlust einzufahren oder nicht genug von dem zu scheffeln, was in die Kassen flutet, ist so groß, dass nun auch schon moderne Klassiker herhalten müssen, die zeitlos genug erscheinen, um nicht neu verfilmt zu werden. Womöglich dauert es nicht mehr lange, und all die Experten für prognostizierten Profit vergreifen sich an Filmjuwelen, die zuletzt so mancher aus der Generation X Geborener am Samstagnachmittag als begleitende Erziehungsmaßnahme in sich aufgesogen hat. Da wären noch Manche mögen‘s heiß oder vielleicht gar Casablanca? Alles von Billy Wilder und so manches von Blake Edwards – letzteres ist ja bereits passiert.

Einen Peter Sellers konnte Steve Martin auch nicht ersetzen. Über seinen Auftritt redet niemand mehr, über den skurrilen Inspektor aus den Sechzigern allerdings schon, genauso wie über Zurück in die Zukunft oder eben Der Rosenkrieg – ein vernichtend komisches Stück Beziehungsdrama mit einem Filmpaar auf Augenhöhe, leidenschaftlich bis in die Unterkleider – wütend, gemein, verzweifelt. Und saukomisch. Während Marianne Sägebrecht als Haushälterin im bayrischen Akzent beschwichtigen will und nicht fassen kann was passiert, und Danny DeVito als juristischer Sidekick mit unterschwelliger Schadenfreude noch Öl ins Feuer gießt, feiert der boulevardeske Nihilismus einer Zweisamkeit ein wildes Spektakel ohne Atempausen. Was man von Die Rosenschlacht (Danke für diese ausgeklügelte Differenzierung, sonst könnte man ja meinen, man säße im alten Film) nicht sagen kann, denn die atmet streckenweise so tief durch, dass einem die Sternchen vor den Augen tanzen. Und damit meine ich nicht, dass Roachs Komödie so schillernd daherkommt. Wohl eher ist es gepflegte Langeweile, sind es ausufernde Anläufe, bis es endlich mal so weit ist, bis beide getrennt von Tisch und Bett sich gegenseitig die Hölle heiß machen. Um das zu erreichen vergehen gefühlt zwei weitere Filme, selbst Benedict Cumberbatch und Olivia Coleman fadisieren sich zusehends, weil die eskalierende Geschichte so dermaßen straight angelegt ist, als würde man stundenlang den Tamiami-Trail in Florida entlangfahren. Der Sekundenschlaf wäre da fast schon garantiert, würden Coleman und Cumberbatch nicht alle Register ihres komödiantischen Könnens ziehen.

Zugegeben: Ja, die beiden sind klasse. Sie tun, was sie können, in einem Film, der nicht tut, was er kann, sondern fast schon zu beliebig und nicht wirklich sehr von sich selbst überzeugt Danny DeVitos Prachtstück von Groteske nacherzählt, so als hätten andere die Pointe ihres Lieblingswitzes vergessen, aber ungefähr so lief dieser ab und durch die dabei entstehende Situationskomik darf man durchaus schmunzeln, wenn schon nicht lachen. Das Lachen nämlich, das blieb in den Achtzigern noch im Halse Stecken, weil es erschütternd und durchaus auch todtraurig gewesen war, zwei ehemals Verliebten dabei zusehen zu müssen, wie ein Leben in die Brüche geht. In der Neuauflage verschieben sich die Beweggründe für den Zwist, wird der Mann zum entmannten Neider und werden Rollenbilder einem Praxistest unterzogen, den Cumberbatchs Figur natürlich nicht besteht. So trägt Die Rosenschlacht deutlich mehr feministische Züge, was dem Krieg aber zu viele Hausaufgaben aufdrängt, die viel zu brav erledigt werden.

Statt messerscharfem Wortwitz übertüncht Roach so einiges mit derben Zoten und vulgären Ausdrücken, die damals gar nicht notwendig waren – ein Zeichen für eine gewisse Ohnmacht im Texteschreiben. Letztendlich ist man froh, wenn der häusliche Tumult losbricht, Ungesagtes gesagt wird und die bittere Erkenntnis in Cumberbatchs Mindset sickert. Doch da ist vieles schon egal, und die Frage nach der Notwendigkeit dieses recht desperat auf die Leinwand gehievten Remakes recht klar beantwortet.

Die Rosenschlacht (2025)

Zikaden (2025)

LAUTER ZIRPEN ALS DIE ANDEREN

4,5/10


© 2025 Filmladen Filmverleih


LAND / JAHR: DEUTSCHLAND, FRANKREICH 2025

REGIE / DREHBUCH: INA WEISSE

KAMERA: ANNETTE FOCKS

CAST: SASKIA ROSENDAHL, NINA HOSS, VINCENT MACAIGNE, THORSTEN MERTEN, CHRISTINA GROSSE, ALEXANDER HÖRBE, BETTINA LAMPRECHT U. A.

LÄNGE: 1 STD 40 MIN


Bei den Zikaden sind es ausschließlich die Männchen, die mit voller Dröhnung ihr Zirpen durch Wald und Wiese erklingen lassen. Das tun sie, um entweder Weibchen anzulocken oder ihr Revier zu markieren. Interessant, dass Ina Weisse gerade diese Gattung der Insekten zum Titel ihres Films gemacht hat, da doch zwei Frauen im Zentrum des Geschehens agieren. Vielleicht ist es dann doch nur eine Metapher darauf, sich selbst zu behaupten und aus dem Dickicht eines gemeinsam mit anderen Menschen geführten Lebens, in das man mehr oder weniger geworfen wird, hervorzutreten. Sei es nun akustisch oder auf andere Art. Ich nehme mal hin, dass mit diesen Zikaden wohl Nina Hoss und Saskia Rosendahl (u. a. Sterben) gemeint sind, auch wenn sie eben weiblich sind. Ihr Zirpen ist anfangs noch recht verhalten, man hört es vielleicht nur, wenn alles andere um sie herum verstummt. Irgendwann im Laufe des Films, der sich anfühlt, als würde er drei Stunden dauern, bleibt Zeit genug, um den Lautstärkepegel etwas aufzudrehen. Hoss und Rosendahl zirpen also, doch sie zirpen aneinander vorbei und scheinen nur kurze Zeit der falschen Annahme zu erliegen, dass dieses Geräusch der jeweils anderen gilt.

Oder zirpt vielleicht jemand ganz anderer – und die beiden Frauenfiguren in diesem sommerlichen Dilemma aus Schicksalen aller Art dürfen die Allgegenwart der Insekten als akustischen Richtungsweiser in sich aufnehmen? Beide laufen sich nämlich im ländlichen Brandenburg über den Weg, wo es ganz viel Wald und Wiese gibt. Die eine, Isabella, ist gescheiterte Architektin und kümmert sich um das elterliche Landhaus, das der eigene Papa, kein gescheiterter Architekt, damals eigenhändig aufgebaut hat. Jetzt ist der Patriarch ein Pflegefall und andauernd gibt es Zores mit den Heimhilfen. Die andere, Anja, ist überhaupt ein Mysterium. Alleinerziehend, in Untermiete bei anderen wohnend, die ihr die kalte Schulter zeigen. Und noch dazu gerade gekündigt. Mehr scheitern geht wohl kaum, doch da kann Isabella auch nochmal mitziehen, denn ihre Ehe steht kurz vor dem Aus. Beide haben nichts zu lachen, doch lächeln sich an, weil sie irgendetwas aneinander entdecken, das sie Leidensgenossinnen im Geiste werden lässt.

Ich hingegen kann diese Gemeinsamkeiten nicht entdecken. Vielleicht ist das Gemeinsame doch nur das Scheitern am Leben. Vielleicht ist es der Trotz der beiden, das Aufmüpfige, doch auch diese Verhaltensmuster sind nur vage konturiert. Womit Zikaden aber am meisten überfordert zu sein scheint, ist die Ambition, zwei parallele Existenzzustände zu entwerfen, die ihrer eigenen Biografie ausweichen. Ina Weisse, die schon in Das Vorspiel mit Nina Hoss zusammengearbeitet hat, verankert ihre Figuren bewusst nicht. Sie treiben durch ihre Leben ohne viel Bodenhaftung, vor allem Rosendahls Charakter der Anja ist ein einziges Fragezeichen, findet weder Ursachen noch wagt sich Weisse an das Innenleben dieser vielschichtigen, ambivalenten Person, deren Hintergründe wert gewesen wären, sie näher zu betrachten. Es scheint, als wolle dieser Sommer mit seinen Problemen und schicksalhaften Wendungen nicht enden, überall blickt Weisse nur ungenau hin, es fällt kaum möglich, sich zu fokussieren. Das Publikum wird von einer Tristesse in die nächste geschickt, alles Mögliche findet Erwähnung, nur nicht das Wesentliche – die Personen selbst.

In diesem komplexen, aber zunehmend langatmigen Wirrwarr aus aufeinanderfolgenden kurzen Szenen, die von Nina Hoss zu Saskia Rosendahl wechseln und wieder zurück und dabei vieles offen lassen, fragt man sich, warum hier zwei parallele Geschichten erzählt werden, die sich nur manchmal kreuzen, und nicht das Abenteuer einer beginnenden Freundschaft, die letztlich viel zu kurz kommt.

Zikaden (2025)

Malcolm & Marie

DIE KRÄNKUNG EINER NACHT

5,5/10


malcolm_marie© 2021 Netflix


LAND / JAHR: USA 2020

DREHBUCH UND REGIE: SAM LEVINSON

CAST: ZENDAYA, JOHN DAVID WASHINGTON

LÄNGE: 1 STD 46 MIN


Wie heisst das Zauberwort? Das lernt man schon im Kleinkindalter. Und eigentlich sind es zwei dieser Sorte. Bitte und Danke. Ein Basislehrgang in Sachen Respekt und Wertschätzung. Wie ist das in einer Beziehung? Muss man da auch andauernd Danke sagen? Ja, muss man. Denn nichts in einer Beziehung ist, nur weil es eine Beziehung ist, selbstverständlich. Das ist etwas, das muss Filmemacher Malcolm noch lernen. Der hat nämlich völlig vergessen, bei der Premiere seines Regiedebüts vor allem seiner besseren Hälfte jenen verbalen Tribut zu zollen, den sie verdient hätte. Meint Marie. Und schon ist die Lunte für eine hitzige Nacht aus Küssen und verbalen Schlägen gezündet. Eine knapp über hundert Minuten lange Wippschaukel an Stimmungen. Da ließe sich ja ein zweites Wer hat Angst vor Virginia Woolf? dahinter vermuten, Edward Albees Beziehungsdrama, ebenfalls an einem Abend, und vor allem einer, an dem sich beide nichts schenken.

Geschenkt haben sich Schauspielerin Zendaya (eben noch in Spiderman: Far from Home als Parkers nonkonforme Klassenkollegin – und schon im bauchfreien Abendkleid) und Tenet-Star John David Washington anlässlich dieses heimlichen Corona-Drehs erstmal ihren negativen Antigentest. Damit sie überhaupt so sehr auf Tuchfühlung gehen können, wie sie es in diesem Zwei-Personen-Drama tun. Location ist ein großzügig verglaster Bungalow irgendwo in Kalifornien, die elegante Bildsprache macht auf sophisticated Schwarzweiß und setzt obendrein noch auf eine angenehm grobkörnige Struktur der Bilder. Das ist schon mal erlesen, da kann man gut und gerne darin versinken. Dazu ein paar jazzige Musiknummern und, am Türrahmen lehnend, den Glimmstängel zwischen den Fingern. Lauren Bacall, Richard Burton, Humphrey Bogart oder wie sie alle heißen, hätten sich in diesen Rollen wohl wiedergefunden. Klar, das sind alles Stars mit unübersehbaren Egos. Malcolm und Marie haben diese auch – stolze Egos, die deren Kränkung zum Anlass nehmen, den Mittelpunkt auf sich zu lenken.

Womit sich die emotionale Teilnahme des Zusehers an diesem schicken Geplänkel mit dispkrepanten Stimmungsschwankungen in Grenzen hält. Sam Levinson hat gar nicht vor, wie ein Edward Albee wirklich ans Eingemachte zu gehen. Klar, die Vergangenheit holt sich ihre Erwähnungen, um diesen Hickhack besser zu verstehen. Die Bekümmernisse der Beiden, ihren Trotz und ihre ständige Eigenrotation, die bleiben in diesem Schloss aus Glas, finden keinen Bezugspunkt nach draußen und haben auf Dauer auch nichts wirklich Relevantes mehr zu berichten.

Annerkennung, Achtsamkeit – Zendaya unter artiger, allerdings aber professioneller Ausführung akkurater Regieanweisungen fordert dieses Verhalten ein, gibt aber nicht viel Einblick in ihre Psyche. John David Washington ebenso wenig, er ergeht sich in gut ausformulierte, aber völlig belanglose Monologe über Kritiker und Filmbiz, die den kargen Plot auf Spielfilmlänge strecken. Malcolm & Marie zelebriert eine eigene Welt, eine eigene gesellschaftliche Biosphäre, so fern von einem greifbar hemdsärmeligen Leben. Das ist das, was Sam Levinson schafft: Eine prätentiöse Blase, darin eine kunstvolle Fotoshow mit zwei hippen Stars, die noch einige Karrierestufen vor sich haben. Das ist Beziehungskiste mit Glamour.

Malcolm & Marie

Die Wunderübung

SCHLIMMER GEHT IMMER

7,5/10

 

wunderuebung© 2018 Luna Filmverleih

 

LAND: ÖSTERREICH 2018

REGIE: MICHAEL KREIHSL

CAST: AGLAIA SZYSZKOWITZ, DEVID STRIESOW, ERWIN STEINHAUER

 

Demnächst kommt Daniel Glattauers Email-Roman Gut gegen Nordwind in die Kinos. Wie bitte soll das gehen, einen digitalen Briefroman für die Leinwand zu adaptieren? Anscheinend hat´s geklappt, das Feedback des interessierten Publikums ist noch ausstehend, immerhin war Gut gegen Nordwind auch schon auf der Bühne, was aber nichts heißen mag, denn Lesungen gibt’s da genug, Zuhören ist im Theater noch mehr die Devise als im Kino, wo man auch visuell gerne verwöhnt wird. Bei Glattauers Bühnenstück Die Wunderübung hatte ich allerdings ähnliche Bedenken. Ein Drei-Personen-Stück von relativ kurzer Dauer, Schauplatz eine therapeutische Praxis für Eheprobleme. Wie packend kann das sein? Und wie sehr erfreue ich mich dabei am Beziehungsleid anderer, die sich in sittsamem Abstand von einer Sesselbreite Gemeinheiten an den Kopf werfen? Die Wunderübung allerdings war ein Bühnenerfolg. Und 3-Personen-Stücke gibt es auch jede Menge im Kino, so zum Beispiel Ariel Dorfmanns Bühnenstück Der Tod und das Mädchen, adaptiert von Roman Polanski. Dennoch habe ich bei Erscheinen im Kino die Ehekomödie nicht vorrangig auf meine Watchlist gesetzt. Umso willkommener war es, Michael Kreihsls (u. a. Heimkehr der Jäger) Kinoadaption später dann als zerstreuendes Zuckerl im Streaming-Portal meines Vertrauens zu finden. Man kann´s ja mal probieren, auch wenn der Abend schon recht vorgeschritten ist, man nächsten Morgen früh raus muss oder die Stimmung für üppiges Ausstattungskino gerade mal nicht die Heimkinoatmosphäre dominiert. Problemfilme sollen es auch nicht sein, nicht im klassischen Sinn. Dann lieber eine Problemkomödie, denn um irgendwas etwas muss sich ja schließlich das Ganze drehen, wenn es kein Bildessay a la Geyrhalter sein will, das auf meditativem Wege das Oberstübchen durchbläst.

In Die Wunderübung sammelt das in die Jahre gekommene Ehepaar Dorek alle seine Countenance zusammen, um einen Therapeuten aufzusuchen, der den letzten Rest an Zuneigung aus 17 Jahren Zweisamkeit und Familie ähnlich einem Archäologen aus dem Sand der Zeit kratzen muss. Der Therapeut ist Erwin Steinhauer – ich liebe diesen Mann! Egal, welche Rolle er verkörpert. ganz so wie Peter Simonischek besitzt Steinhauer ein unvergleichlich angenehme wie gehaltvolle Erzähl- und Sprechstimme, seine Mimik ist grandios, die natürliche Beiläufigkeit, in der seine Figuren Gestalt annehmen, schwer nachzuahmen. Steinhauer spielt den wortkargen Polt genauso mit Charisma wie den schmierigen Bezirkspolitiker aus Thomas Roths erlesenen Trautmann-Filmen. Unvergessen seine Rolle als Benedikt Höllrigl in Felix Mittlerers NS-Satire In der Löwengrube. Die Rolle des Therapeuten ist zwar weniger anspruchsvoll, aber bietet genug Fläche für eine einstudierte Sozialkompetenz am Rande der Überheblichkeit, verständnisvoll nickend und innerlich resignierend. Denn die beiden – Devid Striesow und Aglaia Szyszkowitz, sind ein hoffnungsloser Fall, wie es scheint. Schenken tun sie sich nichts, womöglich hassen sie sich gar. Wie diese verstockte Riesenkrise befrieden? Vielleicht mit einem Wunder? Aber wie, wenn gar das eigene beziehungstechnische Kartenhaus in sich zusammenstürzt?

Das Wunder haben bei dieser Adaption eigentlich Michael Kreihsl und Dichter Glattauer vollbracht, der nebst dem eigentlichen Drama auch die Screenfassung schrieb. Die Wunderübung ist eine der souveränsten Überraschungen des österreichischen Films, unerwartet sehenswert und sehr gewitzt. Langeweile kommt keine auf, das Problem ist schwerwiegend, aber nicht unlösbar, je nachdem, in welche Relation man es bringt. Glattauer hievt die Sicht der Dinge auf einen ganz eigenen Blickpunkt, entlarvt menschliches Wohlbefinden als ein Aufraffen im Schatten der Krisen anderer und lässt Beziehungen einfach niemals seiner launenhaften Schwingungen entkommen. Kennt man das Bühnenstück nicht, ist der Story-Twist am Ende ein tatsächlich kaum vermutbarer, vielleicht einer, bei welchem sich denken lässt, es wäre zu schön, um wahr zu sein, ginge die etwas mehr als 90minütige Sitzung am Ende wirklich diesen Weg der geschickten Manipulation. Doch was zu schön ist, kann auch wirklich wahr sein, und das zugunsten eines humorvollen Dreiers voller spitzer Bemerkungen, versteckter Finten und relativer Wahrnehmungen. Ein Film, in seiner inszenatorischen Schlichtheit und seiner schauspielerischen Spielfreude gerade richtig, um wiedermal klug unterhalten zu werden.

Die Wunderübung