A Working Man (2025)

SELFMAN MIT VORSCHLAGHAMMER

4/10


© 2025 Amazon Content Services LLC.


LAND / JAHR: USA, VEREINIGTES KÖNIGREICH 2025

REGIE: DAVID AYER

DREHBUCH: DAVID AYER, SYLVESTER STALLONE

CAST: JASON STATHAM, ARIANNA RIVAS, JASON FLEMYNG, DAVID HARBOUR, MICHAEL PEÑA, NOEMI GONZALES, EMMETT J. SCANLAN, EVE MAURO, MERAB NINIDZE U. A.

LÄNGE: 1 STD 57 MIN


Was tun bei scheiternden Gewerkschaftsverhandlungen? Der ÖGB schickt jemanden wie Jason Statham an die Front, denn der wird reinen Tisch machen. Schließlich ist Statham einer von denen, die am Bau die Drecksarbeit machen, die hart mit anpacken, die sich auf Augenhöhe motivierend zunicken und dann schwitzend, verdreckt und müde von einem langen Tag vor langsam sinkendem Gestirn die 0,5l-Flasche Bier köpfen, sich dabei zuprosten und das pathetische Ideal eines Hoch- und Tiefbau-Commercials leben. Sieht man aber genauer hin, ist diese gnadenlos austauschbare Figur des Levon Cade ganz und gar nicht einer, der sich für eine Arbeit wie diese qualifiziert sieht. Er weiß, dass er mehr kann als alle anderen. Er weiß, dass er über dem einfachen Volk steht, weil er jeden, der ihm auch nur ansatzweise blöd kommt, zu Kleinholz verarbeiten könnte. Levon Cade weiß, dass er ein Held ist. Ein starker Mann, frei von störenden Emotionen, frei von Selbstzweifel: straight, hart und gerecht.

Wenn einer wie Statham sein Können nicht dafür nutzt, um Macht auszuüben und andere zu unterdrücken, liegt diese wohl in den richtigen Händen. Wie bei Superman, Batman oder Daredevil auch. Doch Stathams Figuren – oder sagen wir: die eine Universal-Figur, die er in jedem seiner Filme anwendet – verankert seine Skills in einer realen Alternativwelt, in der jene, die sich für das Gute einsetzen, immer gewinnen. Das ist es, was die Zielgruppe sehen will. Steht Statham drauf, ist Statham drin. Hat einer wie Sylvester Stallone am Drehbuch mitgeschrieben, ist die Idee eines Rambo nicht weit, die als Blaupause für alles steht, was Statham je verkörpert hat. Er ist der über Leichen gehende Berserker in einer einfachen, schwarzweiß gestrickten Welt, wo die Bösen wirklich Böse sind und die Guten so schwach, dass sie die Hilfe eines einzelnen erbeten, der niemals auch nur in die Nähe eines Krankenhauses gerät, weil er niemals auch nur mehr als einen Kratzer davonträgt, den man mit Hansaplast überkleben könnte.

So behelfen sich Jason Statham-Filme oft des gleichen Grundmusters, das in leichten Farbvariationen immer die gleiche Geschichte erzählt. Der nach außen hin scheinende einfache Mann trägt das Geheimnis mit sich herum, in Wahrheit eine Kampfmaschine zu sein, die diesem alten Leben den Rücken kehrt. Stets wird der, der die Gewalt ausübt, dazu genötigt, dies zu tun. Es ist schließlich für das Allgemeinwohl, für das Leben der anderen, nie für den Selbstzweck. So einfach macht es sich das amerikanische Actionkino, und wie die Besucherzahlen zeigen, ist diese Mechanik, obwohl bis zur Geschmacksneutralität ausgelutscht, immer wieder eine sichere Bank, die mit unangenehmen Überraschungen im Handlungsablauf hinter dem Berg hält.

David Ayer lässt sich immer wieder für Projekte wie diese gewinnen. So auch für A Working Man, wobei es wesentlich interessanter gewesen wäre, wenn dieser kolportierte Steuerzahler aus der Arbeiterklasse auch wirklich nur das gewesen wäre: einer, der Ziegel schleppen, Zement anmischen und Baugerüste verschweißen kann, und nicht einer, der obendrein noch Martial Arts beherrscht und im Alleingang ganze Heerscharen an bösen Stümpern tötet. Als Ex-Royal-Marine, der ein neues Leben angefangen hat, muss er hier die Tochter seines Baumeisters aus den Händen von Menschenhändlern befreien. Dass ihm dies gelingt, ist kein Spoiler, sondern bereits in den ersten Minuten eine zweifelsfrei klar eingeschlagene Richtung. Mehr braucht man über den Plot gar nicht zu berichten, denn wirklich mehr gibt es auch nicht. Dass Levon Cade mit dem Attribut eines alleinerziehenden Witwers auch noch Familiengefühle weckt, ist zuviel der Ambitionen.

Hat Statham unter der Regie eines Guy Ritchie doch mehr charakterliche Facetten als in anderen Filmen, mangelt es ihm in A Working Man akut an Persönlichkeit. Nach Schema F prügelt und killt er sich bis in die obersten Kreise eines Syndikats. Da man ohnehin weiß, dass dem Helden nichts passiert, und Stallone die banalste aller Ordnungen verfechtet, wird der leb- und lieblose Reißer zu einem Stück bärbeißiger Langeweile ganz ohne Schutzhelm und Zollstock, dafür mit Stereotypie und Genre-Klischees. Und einer nervtötenden Dosis selbstgefälligem Beschützerinstinkt.

A Working Man (2025)

The Beekeeper (2024)

DIE AKTIVISTISCHE ADER EINER WUTBIENE

7/10


beekeeper© 2023 Constantin Filmverleih


LAND / JAHR: USA 2024

REGIE: DAVID AYER

DREHBUCH: KURT WIMMER

CAST: JASON STATHAM, EMMY RAVER-LAMPMAN, JOSH HUTCHERSON, JEREMY IRONS, BOBBY NADERI, MINNIE DRIVER, PHYLICIA RASHAD, DAVID WITTS, TAYLOR JAMES, JEMMA REDGRAVE, MICHAEL EPP U. A.

LÄNGE: 1 STD 45 MIN


Wenn die Königin eines Bienenstocks, so werden wir uns im Laufe des Films erklären lassen müssen, unzureichenden Nachwuchs erzeugt, könnte diese durch den Eifer eines einzelnen Individuums entthront werden, einzig und allein aus dem Grund – und es ist ein driftiger –, das ganze System zu retten. Die aufgebrachte Wutbiene würde die Matriarchin töten. Ob jemand anderes ihren Platz einnimmt, ist fraglich. Ob sich der Bienenstock dann demokratisch verwaltet? Wohl kaum. Zumindest faule Erben folgen keine nach. Nach diesem Prinzip schaltet und waltet in David Ayers Genugtuungs-Actionthriller eine allen Gesetzen, nicht aber allen Werten erhabene Geheimorganisation namens The Beekeeper, die dort ansetzen, wo das System versagt. Und das tut es. Sonst würde einer wie Jason Statham nicht notgedrungen aus dem Ruhestand zurückkehren und die Sache selbst in die Hand nehmen, um den Missstand auszumerzen. Wie würde man sich nicht so jemanden wie ihn gleich in mehrfacher Ausführung wünschen, um gefühlt überall auf dem Globus für eine Ordnung zu sorgen, die mit bewährten Mitteln derzeit nicht erreicht werden kann.

Im Laufe der Geschichte sind es oftmals die Guten, die über die Klinge springen müssen, denn das Böse findet seine Handlanger. Umgekehrt mag so ein Vorhaben zwar geplant gewesen sein – am Beispiel Adolf Hitler zeigt sich aber, wie gut sich Diabolisches wegducken, wie gut es sich schützen kann. Und wie sehr das Weltoffene, positiv Progressive durch seinen Idealismus mitten ins Fadenkreuz gerät. All diese Gedanken kommen hoch, wenn das Ausüben von Gewalt für eine bessere Welt in David Ayers gelungenem Actionfilm das effektivste Mittel bleibt, um Ungerechtigkeiten zu bekämpfen. Da der rechtschaffene Weg nicht funktioniert, kommt jener von Statham zum Zug. Zumindest im Kino lässt sich daran erfreuen, wie gierige, korrupte, arrogante Herrenmenschen, die ich weiß nicht wie auf die Butterseite des Lebens gefallen sind, die Leviten gelesen bekommen. Von einem, der längst schon das Erbe von Chuck Norris angetreten hat. Der Bienen isst, statt sich Honig aufs Brot zu schmieren. Unter dessen Füßen die Erde hinwegrollt, der nicht schläft, sondern wartet. Statham-Witze könnten bald in Mode kommen, so unkaputtbar pflügt sich der stoische Glatzenkrieger durch den Sündenpfuhl eines Machtgefüges, das an jenes von Donald Trump erinnert. Das das Volk für dumm verkauft und sich an dessen Reichtum labt. Das es sogar geschafft hat, ins Weiße Haus zu gelangen. Wie, weiß keiner so genau.

Einen Beekeeper aufzuscheuchen, ist das Schlimmste, was Verbrechern passieren kann. Es ist ungefähr so schlimm, wie John Wicks Hund zu erschießen und sein Auto zu klauen. Keanu Reeves‘ Schlipsträger-Nemesis treibt persönliche Rache um, er ist für sich und sonst niemanden bereits vier Teile lang unterwegs, um die Königin irgendwann am Schlafittchen zu fassen. Jason Statham hingegen tut das zwar wohl auch für persönliche Schmach, hat aber eine deutlich sozialere Agenda im Rücken: Das Allgemeinwohl. Das macht ihn, obwohl in kühler Akkuratesse unnahbar, sympathischer als manch andere Ein-Mann-Armee. Und noch etwas: Während bei anderen, ähnlichen Filmen kaum andere Instanzen mitmischen außer jene, die sich frontal ans Leder wollen, bringt David Ayer die Instanz der rechtlich abgesicherten Exekutive ins Spiel, die verzweifelt versucht, Gerechtigkeit ins vorherrschende System zu integrieren. Natürlich geht dieser Diskurs nicht sonderlich in die Tiefe. Natürlich ist The Beekeeper vorrangig ein glatter, aber nicht aalglatter Actionfilm, der den überirdisch widerstandsfähigen Tausendsassa auch mit bis an die Zähne bewaffneten Kleinarmeen umspringen lässt wie eine Katze mit ihrem Wollknäuel. Dass in der realen Welt einer wie Statham nicht weiterkommen würde als bis vor seine Haustür, ist eine Tatsache, die Kinogeher allerdings nicht wissen wollen. Zu sehen, was in einer Welt, in der Gerechtigkeit und Genugtuung Teil eines Evolutionsgedankens sind, alles passieren kann, ist wohltuend und beglückend wie ein Espresso am Morgen.

The Beekeeper (2024)

The Expendables 4 (2023)

DER LETZTE REST VOM SCHÜTZENFEST

5/10


expend4bles© 2023 Leonine Distribution


ORIGINAL: EXPEND4BLES

LAND / JAHR: USA 2023

REGIE: SCOTT WAUGH

DREHBUCH: KURT WIMMER, TAD DAGGERHART & MAX ADAMS

CAST: JASON STATHAM, SYLVESTER STALLONE, MEGAN FOX, DOLPH LUNDGREN, RANDY COUTURE, 50 CENT, ANDY GARCIA, IKO UWAIS, LEVY TRAN, TONY JAA, EDDIE HALL U. A.

LÄNGE: 1 STD 43 MIN


Weihnachten kommt früher, als man denkt. Und zwar in Gestalt des mimisch auf Nummer sicher gehenden Actionhelden Jason Statham, der seit Sylvester Stallones vor vielen Jahren ins Leben gerufenen 80er-Reminiszenz The Expendables als Lee Christmas sets in Erscheinung tritt, wenn er nicht gerade mal für Guy Ritchie im Tweed gute Figur macht oder Riesenhaie mit Füßen tritt. Als Gespielin, mit der er zu Anfang des Films Zoff hat, darf die mit sowohl dauergeschürzten als auch aufgeschminkten Lippen bewaffnete Megan Fox herumzetern, was ihr leidlich gelingt, denn für Größeres geschaffen zu sein als den freizügigen Vamp zu geben – das ist dem Ex-Transformers-Hingucker, der sich entweder selbst sexualisiert oder sexualisiert wird, leider nicht vergönnt. Statham tut sein Bestes, um darauf mit allerlei Klischees des verständnislosen Adonis zu reagieren – eine Rolle, die noch dazu cool genug sein muss, damit Sylvester Stallone auch noch was davon abbekommt. Der ist als 77jähriger und mehrfach unterm Messer gelegener Barney Ross Zugpferd der Söldnertruppe titelgebenden Namens, und das bereits zum vierten Mal. Als er bei Stathams an die Tür klopft, lässt sich schon irgendwie erahnen, dass das für den 80er-Haudegen das letzte Mal sein wird. Lang genug hat er den Rambo- und Rocky-Drachen schließlich geritten oder als Glücksschwein vor sich her gepeitscht. Für diesen Barney bleibt kaum mehr über als die Rolle eines Conférenciers, der einen generischen Actionfilm einläuten darf, um dann wieder, am Ende, den Final Curtain fallen zu lassen. Dazwischen ist Platz für Gastauftritte aus dem Osten: Ong Bak-Haudrauf Tony Jaa als Kampfkunstguru, der genug vom Töten hat. Und Iko Uwais – bekannt geworden als zähe Nuss, die sich in The Raid in feinster Martial Arts-Choreografie durch ein Hochhaus voller Böslinge schnetzelt.

Mittlerweile sind fast alle größeren und kleineren Actionhelden der Achtziger und Neunziger-Dekade zum Handkuss gekommen. Wir hatten Bruce Willis, Arnold Schwarzenegger, Wesley Snipes, Jean-Claude van Damme oder Antonio Banderas. Wir hatten Harrison Ford, Mel Gibson, Mickey Rourke und sogar Chuck Norris! Geblieben sind Dolph Lundgren und der Wrestler Randy Couture, das Zusammentragen eines ebenso starken Ensembles wie in den Vorgängerfilmen fiel diesmal sichtlich schwerer. Na gut, 50 Cent ist dabei und eingangs erwähnte Megan Fox, die in das Ensemble natürlich reinpasst. Levy Tran kennen allerdings nur Fans der McGyver-Neuauflage, sonst ist dieser Star wohl eher auf mittleren Comic Cons zu finden. Die Luft ist draußen, die Gästeliste kurz. Ach ja, Andy Garcia mischt mit. Doch der hat auch schon mal bessere Filme erlebt. Denn The Expendables 4 ist die Molke einer durchraffinierten Idee zur Mobilisation junggebliebener Kinder der Achtziger, die Arnie, Stallone und Co mit der Muttermilch abbekommen haben. Ein Who is Who gut gealterter Jahrgänge, mit Selbstironie vollgepumpt statt mit Anabolika, und agierend inmitten rustikaler Action, die vor allem mit einer Vielzahl an Waffen und satter Pyrotechnik punkten durfte. Darüber hinaus war das ganze pures Adrenalinkino – weibliche Ikonen wie Brigitte Nielsen, Cynthia Rothrock, Linda Hamilton oder Sigourney Weaver hätten das Starensemble noch mehr Nuancen verliehen – doch zumindest jetzt, im Finale Grande, gibt’s ein kleines Zugeständnis.

Sieht man aber von der kleinen Möchtegern-Selbsthilfegruppe genötigter Actionstars ab, die ihre Genre-Highlights, die sie großgemacht haben, kaum mehr zitieren können, darf die Angelegenheit als routiniertes Auslaufmodell betrachtet werden. Als ein durch pflichtbewussten Applaus zurück auf die Bühne geholtes Ensemble, das, längst schon müde vom heutigen Abend, nochmal eine Nummer schiebt. Das große Gähnen bleibt jedoch aus. Vielleicht liegt das daran, dass man The Expendables 4 (nach eigener Erfahrung) genau dann konsumieren sollte, wenn nach einer harten Woche wirklich nichts mehr geht, wenn das Blödschauen im Kino besser funktioniert als das Fernsehschlafen daheim, ersteres ist schließlich exklusiver. Und so folgt der sympathisierende Actionfan einem austauschbaren, von Kurt Wimmer (u. a. Equilibrium) mitverfassten Plot rund um Zündkapseln und Atombomben, um einen fiesen Mr. X, der sich Ozelot nennt und einen gekaperten Frachter auf hoher See, dessen Szenen, die darauf abgehen, klar unterschieden werden können zwischen Greenscreen und einigen wenigen Outdoor-Minuten. Das wirkt billig, und ist es auch. Doch High Quality ist schließlich nicht das, was auf den Expendables draufsteht. Meine Güte, es ist Trash. Es bietet nichts sonst, außer vorgestrige männliche Stereotypen, die dem Franchise geschuldet sind (denn so müssen sie schließlich auftreten) und dem Willen, den dritten Weltkrieg zu verhindern. Das ist ja immerhin etwas.

The Expendables 4 (2023)

Meg 2: Die Tiefe (2023)

FUSSTRITTE FÜR DIE FRESSMASCHINE

6/10


meg2© 2023 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.


LAND / JAHR: USA, CHINA 2023

REGIE: BEN WHEATLEY

DREHBUCH: JON & ERICH HOEBER, DEAN GEORGARIS, NACH DEM ROMAN VON STEVE ALTEN

CAST: JASON STATHAM, CLIFF CURTIS, WU JING, SHUYA SOPHIA CAI, PAGE KENNEDY, SKYLER SAMUELS, SIENNA GUILLORY, SERGIO PERIS-MENCHETA U. A. 

LÄNGE: 1 STD 56 MIN


Bevor man in einen Film wie diesen geht, sollte gewiss sein, dass so gut wie alles, was in den nächsten zwei Stunden zu sehen sein wird, eigentlich absolut unmöglich ist. Nein, ein Mensch kann nicht in einer Tiefe von 25.000 Fuß eine beträchtliche Strecke ohne Schutzanzug zurücklegen. Und das auch nicht, wenn er seine Nebenhöhlen entlüftet, wie Jason Statham es tut. Nein, ein Megalodon rudert nicht bis ins seichte Gewässer, um kreidezeitliche Amphibienwesen zu jagen, während diese dann kurze Zeit später in besagter Tiefe von 25.000 Fuß auf menschliche Beute spitzen. In Meg 2: Die Tiefe stimmt so einiges nicht, ist die Physik nur eine Frage künstlerischer Freiheit und Ben Wheatley einer, der eine diebische Freude daran hat, endlich machen zu dürfen, was ohnehin kaum jemand anpacken würde. Vielleicht, weil das Skript so sehr das Mögliche verbiegt, dass es andere beschämen könnte, zu einem Tierterror-Reißer wie diesen Journalisten Rede und Antwort stehen zu müssen.

Die Welt des Films aber bietet genau solche Freiheiten und die Möglichkeit für ausreichend Chuzpe, mit der niemand auch nur im Traum daran denkt, sich für so viel unwahrscheinlichen Murks zu rechtfertigen. Im Film ist alles möglich. Und je unmöglicher und unlogischer, umso neugieriger wird man auch als prinzipieller Monster-Action-Fan, der die französische Comicbuchreihe Carthago von Christophe Bec verschlungen und Megalodons seit jeher bewundert hat. Auch in Carthago erblicken Riesenhaie das Licht der Gegenwart, und nicht nur diese. Allerdings versuchen in dieser Geschichte, deren Heldinnen und Helden den Naturgesetzen zu folgen, auch wenn so einiges im Reich der Fantasie zu verorten ist. Ernsthafter als Meg 2 ist es allemal. Und Meg 2 – den sollte man ohnehin keine Sekunde lang ernst nehmen. Obwohl es niemals so hanebüchen wird wie zum Beispiel im Asylum-Kultstreifen Sharknado – ein Guilty Pleasure mit Fangemeinde und für alle, die mit permanenter Hai-Angst leben.

Es ist kurios genug, dass Ben Wheatley, Autorenfilmer und Kino-Exzentriker (u. a. High-Rise, Rebecca), einen Film wie diesen wählt. Der Grund dafür ist verständlich: Warum denn nicht mal dürfen, was man sonst nie darf. Übertreiben, wo andere die Augen verdrehen. Reuelos einfach draufklotzen und Jason Statham zum neuen Chuck Norris ausrufen, unter dessen Füßen sich die Erde womöglich wegdreht und der Haie zum Frühstück verspeist. Der auch unter gnadenlosem Druck und eisiger Kälte immer noch geistesgegenwärtig potenzielle Prädatoren abwehren kann und gar keine Dekompression braucht, um sekundenschnell wieder auf die Beine zu kommen. Statham ist momentan die coolste Socke des Actionkinos, da fehlt einem wie Chris Hemsworth noch einiges an Gelassenheit. Und da Statham in seinem Kampf gegen Ungetüme ganz bewusst und rotzfrech über die Stränge schlägt, um ein parodistisches Jurassic Park unter Wasser abzufeiern, ist Meg 2: Die Tiefe unter diesen Konditionen erstens besser als das relativ handzahme Original Meg, und zweitens tatsächlich (un)freiwillig spaßig.

Inhaltlich gibt’s kaum etwas zu berichten. Kenner des Originals wissen: es gibt dieses isolierte Ökosystem irgendwo nahe den Philippinen, dort kreucht und fleucht es wie vor 65 Millionen Jahren. Klar bleibt dieser ökologische Schatz nicht unbemerkt, und während Jason Statham als Jonas Taylor samt seinem Team auf Erkundung geht, stoßen diese auf eine illegale Bergbaustation, die wertvolle Erze schürft. Zwischen beiden Parteien gibt’s bald Clinch, und zum fröhlichen Hickhack gesellen sich bald eine Handvoll Haie, die als lachende Dritte aufs Frühstück spechteln. Das ganze bizarre Szenario verlagert sich aus der Tiefe bald an die Oberfläche, und das Chaos ist perfekt. Humoristische Einlagen wechseln mit brachialer Monster-Action, Kreischalarm ist garantiert. Da es diesmal nicht nur Haie sind, die den Menschen das Leben schwer machen, darf man sich auf allerlei gefräßiges Zeugs freuen. Der Trash-Platte ist serviert, samt offensichtlich ignorierten Continuity-Fehlern, die trotz oder wegen ihrer Auffälligkeit gleich im Film behalten wurden, denn auch das macht einen trivialen Reißer wie diesen noch trivialer. Spätestens wenn Statham den Monsterhai mit seinen Füßen abwehrt, gibt’s kein Halten mehr.

Natürlich ist, wenn man das Meg-Franchise in dieser Genre-Nische auch weiterhin verorten will, noch Luft nach oben vorhanden. Will heißen: da lässt sich noch einiges draufsetzen an kuriosen Eskapaden, die gerne noch grotesker ausfallen könnten, frei nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert: Vielleicht erreicht Meg 3 dann jene Sphäre, in der sich satirische Kasperein wie Iron Sky sichten lassen. Wichtig dabei wäre aber nach wie vor, eine gewisse dramaturgische Spannung zu garantieren. Denn die sitzt im Schlauchboot ohne Ruder, den spitzen Zahnreihen der Knorpler widerstandslos ausgesetzt. Spannung entsteht dann, wenn dem Film inhärente Naturgesetze den Plan durchkreuzen. Bei Meg 2: Die Tiefe gibt’s diese fast gar nicht mehr, dafür aber den Spaß an der Freude, prähistorisch baden zu gehen.

Meg 2: Die Tiefe (2023)

Operation Fortune

ROUTINE FÜR DEN MACHO MAN

5,5/10


operation-fortune© 2023 Leonine Studios


LAND / JAHR: USA 2022

REGIE: GUY RITCHIE

CAST: JASON STATHAM, AUBREY PLAZA, BUGZY MALONE, JOSH HARTNETT, HUGH GRANT, CARY ELWES, EDDIE MARSAN, MAX BEESLEY, LOURDES FABERES U. A.

LÄNGE: 1 STD 54 MIN


Wenn man Jason Statham auf eine Mission schickt, egal, wie schwierig sie sein mag, dann zeigt sich stets das gleiche Bild: Böse Buben räkeln sich am Boden, wenn sie nicht schon mit einer Kugel zwischen den Augen keinen Mucks mehr geben. Die Action-Glatze mit Dreitagebart richtet sich das Sakko, während seine saloppen Sprüche über das Schlachtfeld wehen. Niemand kann Statham beugen, geschweige denn brechen. Das liegt daran, dass niemand Statham anders sehen will als so. Als das Erbe von Chuck Norris, mit tief versteckten Emotionen, als männlicher Stereotyp, als Vertreter des mit Action gesättigten Hard Boiled-Krimis.

Klar, solche Rollen darf und soll das Kino haben. Fern der Realität, unkaputtbar, eine Konstante in einer volatilen Werte-Entwicklung, die über das Kino hinwegbläst. Guy Ritchie mag das. Er besetzt Statham nicht das erste Mal, aber das erste Mal kommt es einem so vor, als wüsste er mit seinem Star nichts mehr Neues anzufangen. Und das im Rahmen einer Geschichte, die sich in ihrer Austauschbarkeit verliert und nur gelegentlich das Zeug dazu hat, Ritchies Vorliebe für Krimi-Understatement auszuspielen. Zum Glück hat dieser noch Hugh Grant an Bord, der in fortgeschrittenem Alter nichts lieber macht, als sein Image zu persiflieren. Und das beherrscht er gut. Sehr gut sogar. Diese süßelnde Süffisanz, die Bedrohliches verbirgt, liefert die nötige Würze für eine seichte Agentenkomödie, die nicht minder unterhält, obwohl Guy Ritchie gerade mit diesem Werk in einer kreativen Auszeit zu stecken scheint, wovon in stilsicheren Meisterwerken wie The Gentleman noch überhaupt gar nichts zu erahnen gewesen wäre.

Dabei ist selbst die mit auffallenden akustischen Extras unterlegte Eingangssequenz so vielversprechend wie Hugh Grant am Filmplakat. Wir hören klackenden Schritte auf glattem Marmor, wenn Cary Elwes ins Büro des Chefs vom MI6 eilt. Diese vermengen sich Sekunden später mit anderen, musikalischeren Rhythmen, das Geklacke geht in ein rockiges Stampfen über, dabei gibt es Szenen von Stathams letzten Einsatz. Das hat was, und die Vorfreude auf weitere solche Spielereien hängt greifbar im Auditorium.

Plot hin oder her, wen interessiert hier eigentlich noch wirklich, wer wem was verkaufen will? Ob die Russen mitmischen oder der deutsche Geheimdienst. Ob dieses Objekt der Begierde, dass da für schlappe 10 Milliarden Dollar feilgeboten wird, nun eine Festplatte mit Daten darstellt, eine diabolische KI oder Plutonium. Ob die Sicherheit der Welt auf dem Spiel steht oder eben nicht. Plots, die wir schon zu Genüge inhaliert haben, und die nun auch in der neuen Flatrate-Staffel von Jack Ryan auf amazon prime ähnlich ausgebreitet auf dem Tisch liegt. Um diesen Deal also abzufangen, engagiert der MI6 eben Orson Fortune, den Mann fürs Grobe mit Erfolgsgarantie von 100%, die pfiffige und nicht auf den Mund gefallene Hacker-Schönheit Aubrey Plaza und den lakonischen Sniper-Experten JJ, gespielt von Rapper Bugzy Malone. Dieses Trio holt sich Josh Hartnett als öligen Macho-Schauspieler Danny Francesco unter ihre Fittiche, der einem trojanischen Pferd gleich den Weg in die heiligen Hallen des Waffenhändlers und Multi-Milliardärs Greg Simmons ebnen soll, ist dieser doch größter Fan des eitlen Actionstars. Simmons, der hat mit diesem weltbewegenden Deal so einiges zu tun, und schon bald hackt und schleicht und schlägt sich das charmante Agententrio durch ein Mission Impossible-Abenteuer mit vielen Namen und Figuren, die sich das Publikum alle merken soll, aber nicht unbedingt will.

Wie gesagt: Wer wen wann reinlegt, ist nur das Libretto für plakativen Spaß, der auch ohne geistigem Rasterplan vom Who is Who des Films funktioniert. Statham haut zu, und Aubrey Plaza macht Hugh Grant schöne Augen, der so leidenschaftlich aufspielt, dass es dem Film manchmal verziehen sei, dass Ritchie überhaupt nicht so genau gewusst hat, welchen seiner filmtechnischen Extras er nun einsetzen will. Konsequent bleibt da gar nichts, so was wie in der Anfangssequenz kehrt auch nicht wieder, während dazwischen immer mal wieder völlig deplatzierte Kameraeinstellungen eingesetzt werden, die den Film zur Makulatur für die richtige Farbmischung degradieren. Und dann plötzlich das: Wenn die Schnitttechnik versagt, und während Aubrey Plaza noch ihren Text zu Ende sprechen will, schneidet ein Szenenwechsel ihr Wort ab. Das passiert dann noch ein zweites Mal – und wirkt so schlampig und gehudelt wie manche Sequenz im Film.

Operation Fortune lässt also an manchen Stellen und in seiner Kontinuität so richtig aus. Dafür entschädigt eben der Ex-Romantikstar Grant für einige dramaturgische Fehler, und Statham-Kenner bekommen das, worauf sie längst vertrauen können.

Operation Fortune

Cash Truck

NUR BARES IST WAHRES

7/10


CashTruck© 2021 Studiocanal GmbH


LAND / JAHR: USA 2021

REGIE: GUY RITCHIE

CAST: JASON STATHAM, SCOTT EASTWOOD, HOLT MCCALLANY, JEFFREY DONOVAN, JOSH HARTNETT, LAZ ALONSO, RAÚL CASTILLO, NIAMH ALGAR, EDDIE MARSAN U. A. 

LÄNGE: 1 STD 59 MIN


Ein Mann übt Rache. Da schau her, doch so kreativ? Das kann einem im Grunde aber egal sein, denn Rache, die zieht immer. Und lässt sich auch im Bauchladen sämtlicher Billiproduzenten ganz ohne Déjà-vu-Effekt immer wieder auffüllen. Das ist der Stoff, auf dem die B-Movie-Schiene dahinfährt. Das ist auch der Stoff, der bereits im Jahre 2004 im französischen Thriller Cash Truck – der Tod fährt mit Verwendung fand. Müsste man theoretisch keinen Aufguss mehr machen. Aber Hollywood macht das immer. Weil Filme aus Übersee dortzulande einfach nicht funktionieren. Dabei kann der Stoff noch so billig sein, es kommt immer darauf an, was man daraus macht. Kleines Beispiel: Mehrere Künstler treffen sich in einem Atelier und malen eine inmitten des Raumes stehende, simple Vase, dabei dürfen sie ans Werk gehen, wie sie wollen. Bilder von Vasen, in denen Blumen stecken, gibt es viel zu viele, will doch keiner mehr sehen. Am Ende des Tages aber ist die Vase auf jedem Bild eine andere. Und Banales wird zu Besonderem. Dabei muss die narrative Basis nicht schon alle Stückchen spielen.

Dieses „Wie“ hat sich Guy Ritchie zu Herzen genommen. Filmfans kennen seinen persönlichen Stil: Erdig, kantig, lakonisch, hemdsärmelige Action und eine Vorliebe für das Actionkino der Siebzigerjahre, wo vorzugsweise im Tweed oder im grobem Textilsakko um die Ecke geschossen wird. Herumstehende Mannsbilder, mit markigen Textpassagen auf den Lippen. So funktioniert ein guter Ritchie, und trotz dieser banalen Vase als Kernstück seines Projekts hat dieser den plotmäßigen Ramsch so dermaßen gewieft aufpoliert, als hätten wir es mit einer völlig anderen und weitaus komplexeren Geschichte zu tun, als sie tatsächlich ist.

Das liegt auch an Ritchies Vergnügen, die Story nicht geradlinig ablaufen zu lassen, sondern zu zerschnipseln, irgendwo in der Mitte zu beginnen und die rätselhafte Bedeutung von Jason Stathams finsterer Figur langsam zu beleuchten. Keine Ahnung, ob das im Original auch so war. Ich jedenfalls würde vermuten, dass dieser dramaturgische Kniff neu ist. Ähnliches Muster gab es ja auch in seinem Vorgänger The Gentlemen, übrigens „der“ Geniestreich unter Ritchies Arbeiten. In Cash Truck (im Original: Wrath of Man) geht’s klarerweise und trotz des umgearbeiteten Scripts deutlich geradliniger zu. Und einsilbiger. Denn Jason Statham darf wieder mal, völlig spaßbefreit, die knallharte und bierernste Socke sein, die er immer gerne sein will. Das liegt ihm, wenn er nicht mit der Wimper zucken muss. Da weiß man schon: Bruder Mahlzeit, dieser Mann könnte im Alleingang alle Geldtransporer dieser Welt vor kriminellen Übergriffen schützen.

Das denkt sich die Firma, bei der Harry, genannt H, anheuert, bald ebenso. Schweigsam wie Chuck Norris und stoisch wie Statham eben selbst macht sich der Unbekannte in Arbeitskreisen bald einen Namen als Held und vor allem einer, der sich nichts gefallen lässt. Der mit griesgrämiger Miene ein finstere Vergangenheit mit sich herumträgt. Zeitgleich allerdings macht sich eine Bande Ex-Soldaten munter ans Werk: Ihr Plan ist es, nach mehreren Cash-Truck-Überfällen gleich das ganze Depot auszuräumen. Sie werden bald sehen, dass sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben. Denn H hat eine solche noch offen.

Das ist er, der ganze Plot. Doch schon allein der wummernde Score von Oscarpreisträger Christopher Benstead macht aus dem Actioner ein bisschen was Spezielleres. Die heftigen Töne, das grobkörnige Bild und ikonisch arrangierte Stills verleihen der Rachemär etwas Tragödienhaftes, ansatzweise gar ein Shakespeare’sches Drama, das den Noir-Charakter von Ben Afflecks Räuberballade The Town ebenso in sich trägt. Es wird schmutzig, blutig und pragmatisch. Sympathieträger gibt’s kaum, und wenn, dann nur für kurze Zeit. Etwas zu sagen hat in dieser Welt nur jener am Ende der kriminellen Nahrungskette. Es lässt sich erahnen, wer das ist. Und es überrascht wenig. Erstaunlich aber, wie aus wenig mehr werden kann.

Cash Truck

Fast & Furious: Hobbs & Shaw

ZWEI BÄRENSTARKE TYPEN

5,5/10

 

FAST AND FURIOUS PRESENTS: HOBBS & SHAW© 2019 Universal Pictures Germany GmbH

 

LAND: USA 2019

REGIE: DAVID LEITCH

CAST: DWAYNE JOHNSON, JASON STATHAM, VANESSA KIRBY, IDRIS ELBA, EDDIE MARSAN, RYAN REYNOLDS, KEVIN HART U. A.

 

Nein, sie schenken sich wirklich nichts: Luke Hobbs und Deckard Shaw. Nicht-Kenner der Fast & Furious-Filmreihe werden sich wohl fragen: Moment, wer sind die zwei? Das gleiche habe ich mich auch gefragt. Ich kenne nämlich keinen einzigen der vorangegangenen acht Teile, wobei man bemerken muss, das Fast & Furious: Hobbs & Shaw eigentlich ein Spinoff ist und eher weniger etwas mit dem – falls vorhandenen – roten Faden des Franchise zu tun hat. Wie erwartet sind tatsächlich keine Vorkenntnisse nötig, um Hobbs & Shaw charakterlich auf die Reihe zu bekommen. Das war bei Bud Spencer und Terence Hill genauso wenig der Fall. Biographischen Background gibt es hier allerdings mehr als beim Krokodil und seinem Nilpferd. Aber im Grunde sind die beiden Streithähne, die in Wahrheit aber sowieso wie Pech und Schwefel zusammenhalten (was jetzt keine Überraschung ist) genauso frechzüngige vier Fäuste wie es seinerzeit Spencer und Hill waren. Nur Spencer und Hill fuhren die Italo-Schiene wie keine zweiten. Das war natürlich Prügeltrash vom Feinsten, irre naiv und albern, und nur noch alles, was den Anschein eines Italowestern hat, auch heute noch ansehbar. Der raumfüllende Dwayne „The Rock Johnson“ mit dem unvergleichlichen Stiernacken und Oberarmen so breit wie meine Oberschenkel und der smarte Dressman im dunkelgrauen Rollkragen und Dreitagebart in Gestalt von Jason Statham – die sind da schon globaler unterwegs, so wie ein James Bond oder Ethan Hunt, das Buddy-Prinzip aber sitzt wie bei den Italienern – und sorgt so für eine Menge Schmunzel-Intermezzi zwischen einem Actionszenario, das sich in seinen rasant gefilmten Hochglanz- und Prügel-Stunts als reines, triviales Bubenkino verkauft. Und es verkauft sich gar nicht mal so schlecht.

Unterhaltsam ist er ja, dieser Film, durch Dwayne Johnson, der mit seiner Statur in jeder Szene neu erstaunt (herrlich: der Auftritt im samoanischen Wickelrock), sogar auch recht sympathisch. Durch Vanessa Kirby, die als Stathams unfolgsame Schwester einen todbringenden Virus mit sich herumträgt und dafür aber recht gelassen in die Zukunft blickt, ergänzt sich das ungleiche, dynamische Duo mit einem aufgeweckten sexy Sidekick, der schon mal ab und an das Ruder des fahrigen Plots herumreißen will. Soweit ich mich erinnern kann, hatte Kirby einen kurzen, aber denkwürdigen Auftritt im letzten Mission-Impossible-Abenteuer Fallout. Keine Frage, dass ihre herausfordernde Mimik (zumindest kommt das bei mir so an) auch in die Storyline einer ganz anderen Action-Franchise passen könnte. Das tut es, sehr gut sogar. An dem quer über den Erdball tingelnden Trio, das verblüffenderweise immer alles mithat, was es braucht, und auch alles, was zum Gelingen des Abenteuers beitragen kann, am Zielort vorfindet, könnte man aber relativ schnell das Interesse verlieren, wäre da nicht der stichelnde Humor und das schneidige Teamwork, das für gute Laune sorgt, auch wenn so ein Superschurke wie Idris Elba Sodbrennen verursacht. Seine Figur steckt irgendwo zwischen Wolverine und dem Terminator fest und sorgt für ordentlich Kollateralschäden, um an eben besagtes Virus ranzukommen, dass für seine ganz eigene Interpretation der Evolution des Menschen eingesetzt werden soll. Was für eine Gefahr – vor der man sich aber kaum fürchtet, solange es Kaliber gibt wie Hobbs & Shaw, die alles wieder ins Lot hämmern und so lange auf die Tube drücken, bis selbst einem Kampfhubschrauber die Hutschnur platzt.

Da frage ich mich nun: Macht es Sinn, jetzt wirklich einmal mit der Fast&Furious-Reihe anzufangen? Hat mich das hanebüchene Szenario des Films mit all seinen unmöglichen Möglichkeiten eigentlich auf den Geschmack gebracht? Oder reicht es, eben Hobbs&Shaw gesehen zu haben, damit man sagen kann – hat man einen gesehen, kennt man alle? Will ich Vin Diesel und Paul Walker sehen, müsste ich an die Anfänge zurückgehen. Will ich mehr schnittige Karosserie sehen, dann müsste ich das auch. Wenn noch Zeit bleibt, würde ich sagen. Wirklich notwendig wird’s wohl nicht sein.

Fast & Furious: Hobbs & Shaw

Meg

REVOLVERGEBISS MIT LADEHEMMUNG

2/10

 

meg© 2000-2018 Warner Bros.

 

LAND: USA 2018

REGIE: JON TURTELTAUB

MIT JASON STATHAM, LI BINGBING, RUBY ROSE, CLIFF CURTIS, RAINN WILSON U. A.

 

Zugegeben – letztwöchiges Baden auf den Balearen hatte schon so seinen leichten Urlaubs-Thrill, wissen wir doch dank objektiver News, dass weiße und blaue Haie rund um die Inselgruppe des westlichen Mittelmeers vermehrt gesichtet wurden. Die Bilder im Kopf beim Schnorcheln durch relativ artenfreie Zonen brachten exorbitant mehr Spannung in den Alltag als der neueste, weitgehend familienfreundliche Tierhorror aus amerikanischen Landen, vorwiegend unter Beteiligung der chinesischen Film- und Fremdenverkehrsindustrie. Was Stoppelbart Jason Statham da ausbaden muss, geht auf keine Haifischflosse – und zählt mit aktuellem Datum zu den misslungensten Filmen dieses Jahres.

Der Meg oder Megalodon, wie der prähistorische maritime Urzeitriese nicht nur taxonomisch, sondern auch umgangssprachlich genannt wird, steckt natürlich alle rezenten Knorpelfische in die Kiementasche. Früher war alles größer, das freut natürlich den Mainstream, denn der kann ungeachtet der Naturgesetze all das schreckliche Vergangene wiederaufleben lassen. Ein Riesenhai wie Megalodon – das war, soweit ich weiß, bis dato noch nicht da. Keine Ahnung, ob es den bereits in irgendeinem Sharknado-Teil vom Himmel geregnet hat. Fürs Big Budget pflügt der Allesfresser erstmals durchs chinesische Meer – und sollte aber angesichts der versenkten Gurke von Film schnellstmöglich wieder in die Erdgeschichte abtauchen. Das weiß der Zuseher natürlich in den ersten Minuten des Filmes noch nicht, da erfreut man sich sogar noch des gewieften Suspense-Faktors, wenn das Tier in der ersten halben Stunde noch nicht zu sehen ist. Gut gemacht, fast schon Spielberg, möchte man meinen. Das „Fast“ wächst sich aber zu einem niederschmetternden „Absolut nicht“ aus, angesichts eines Drehbuchs, das von Nasenspitze bis Schwanzflosse einfach nicht versteht, wie Spannungsbögen aufzubauen sind. Dem Möchtegern-Haithriller Meg liegt ein storytechnisches Konzept zugrunde, das anmutet wie eine Aneinanderreihung halb ausgearbeiteter Episoden, die dann mangels weiterführenden kreativen Inputs einfach aneinandergeknüpft wurden. In regelmäßigen Intervallen von sagen wir 20 Minuten sackt das bisschen Spannung auf den Nullpunkt ab, um sich erneut wieder hochzuarbeiten zu katastrophalen Ist-Zuständen Marke Mensch gegen Hai, die wir seit Spielbergs Der weiße Hai aus dem Jahre 1975 alle schon mal viel besser und innovativer gesehen haben. Boote kentern, irgendwer fällt irgendwo ins Wasser, entbehrliche Nebenrollen, die von der ersten Sekunde ihres Auftretens an das Stigma der Opferrolle tragen, werden relativ unblutig am Stück verzehrt. Offshore-Forschungsstationen wurden bereits mit weitaus kleineren marinen Killern spätestens ins Deep Blue Sea von Renny Harlin weitaus knackiger und fieser in die Mangel genommen.

Wäre es nicht der ungelenke, hanebüchene Patchwork-Plot des Films, dann wären es die halbgaren CGI-Effekte aus dem Diskonter, die mit 3D-Brille noch zusätzlich um einiges unschärfer und diffuser wirken. Brillanz ist was anderes, das Ausbleiben selbiger fügt sich aber nahtlos an das hölzerne Schauspiel der Protagonisten an, die wohl lieber bei Piranha 3D mitgewirkt hätten als bei dieser zahnlosen Produktion, für die sich ein Regisseur verantwortlich zeichnet, der Romanzen wie Während du schliefst in seinem Oeuvre hat. Dementsprechend genreverwirrt lässt er seine Schauspieler Dinge sagen, die wir aus billigen Asia-Soaps kennen (sofern man die überhaupt kennen will) und eiert über die algigen Planken eines unmotivierten Ökothrillers, bei dem man sich gewünscht hätte, der Peilsender für den Hai hätte bereits das Gift enthalten, das ihm injiziert werden soll. Das hätte allen ein früheres Ende beschert, auch wenn sich der konstante Filmcharakter Jason Statham als barfüßiger Held im Neopren, der anfangs ein bisschen an Terence Hill erinnert, halbgottgleich der 13ten Herkulesaufgabe nur zu gerne gegenüberstellt.

Meg ist eine ärgerliche Enttäuschung, auch wenn Unkenrufer gerne darauf plädieren, dass nichts anderes zu erwarten gewesen wäre. Oh doch, kann ich nur entgegnen. Das ganze Szenario hätte man ordentlich würzen können, so ein Urzeitmonster hätte schon Potenzial für überdimensionierten Tierhorror, der seine Zielgruppe nicht so schamlos unterschätzen müsste und Erwartungshaltungen durchaus untergraben könnte, ohne sich sinkende Besucherzahlen einzutreten. Trotz einiger weniger Schrecksekunden ist Turteltaub´s Hai-Ausflug so prickelnd wie ein Gratis-Cluburlaub mit zwangsbeglückender Heizdecken-Verkaufsshow. Trotz all der vielen Zähne, die da zubeißen, fehlt dem Machwerk jeglicher Biss.

Meg

The Mechanic: Resurrection

DER AUSTAUSCHBARE

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mechanic

Wie funktioniert eigentlich das Drehbuchschreiben bei einem Actionfilm? Hat man da erstmal alle Actionszenen im Kopf, die man gerne machen will? Alle Stunts, die man ausführen, alle Sets, die man explodieren lassen möchte? Könnte sein. Und dann? Ja, dann ordnet man diese unter dramaturgischen Gesichtspunkten entsprechend an und flickt dazwischen eine Geschichte ein. Das macht dann nichts, wenn die Handlungsstränge so sehr verbogen werden, dass sie eine Actionszene mit der anderen verbinden. Das klingt irgendwie nach Pfusch. Und ist es auch.

Nach ähnlichem Tutorial dürfte der zweite Teil der Auftragskiller-Action mit der lakonischen Halbglatze Jason Statham entstanden sein. Dabei hat sich der deutsche Regisseur Dennis Gansel für dieses Abenteuer verpflichtet. Jemand, der bereits durchaus handwerkliches Geschick bewiesen hat, wie zum Beispiel in der Neuverfilmung von Morton Rhues Die Welle. Doch wie so oft hängen Drehbuch und Regie sehr eng zusammen. Und für den Inhalt kann man Gansel nicht wirklich belangen.  The Mechanic: Resurrection nimmt zwar gleich von Anbeginn an ziemlich Fahrt auf, verheddert sich aber wie eingangs erwähnt in einem kruden Setzkasten billigster Versatzstücke, die auf Biegen und Brechen versuchen, das Geschehen von einer Keilerei zur nächsten voranzutreiben. Nicht nur einmal stellt sich die Frage des Warums, und im Kopf des Betrachters rattern bereits Handlungsalternativen dahin, die für das Szenario viel plausibler gewesen wären. Abgesehen davon ist der Expendable Statham ein für ausgedehnte Langeweile sorgender, weil unkaputtbarer Elitekämpfer, dem man außer Fesselspielen nichts wirklich anhaben kann. Sich die Kampfmaschine zum Feind zu machen, allein das entbehrt nicht einer gewissen Dummheit, die der Bösewicht an den Tag legt, übrigens wieder mal in feinster Stereotypie dargestellt und vorhersehbar wie das Wetter zu Weihnachten. Ob einen afrikanischen Diktator im Knast oder einen Waffenhändler im eigenen Swimming Pool – Statham schafft sie alle. Und das ist kein Spoiler, weil ohnehin klar. Langsam wird es an der Zeit, auch für den Chuck Norris des neuen Jahrtausends witzige Zweizeiler zu kreieren. Und nebenbei ziert Jessica Alba in absolut talent- und schulterfreier Aufmachung die bessere Seite des Haudegens, da ja nicht nur martialische Schauwerte, sondern auch weibliche Reize den routiniert-belanglosen Actioneintopf erst so richtig komplettieren sollen.

Bei aller Liebe zu Jason Statham und seinem ersten Auftritt als Arthur Bishop – hier haben die Macher von The Mechanic: Resurrection viel zu sehr mit den affektierten Largo Winch-Eskapaden aus dem Frankenreich geliebäugelt. Diese aalglatten Actionfilme hat man ob ihrer relativ ungriffigen, vorhersehbaren Nachahmerei unerreichbarer Vorbilder schnell wieder vergessen. Und dasselbe Schicksal wird auch der zweite Aufguss von The Mechanic ereilen. Ein schlecht durchdachter Actionfilm im Stile der 80er, aber ohne dem augenzwinkernden Retro-Charme von Sylvester Stallones Altherrenbande. An dem vieles gefällig wirkt, aber nichts wirklich Sinn macht. Was da vielleicht noch überbleibt, ist Tommy Lee Jones in einem gegen sein Image gebürsteten Cameo-Auftritt eines schwulen Waffenschmugglers, der ebenfalls auf der unfreiwillig auszuführenden Todesliste Stathams steht. Ihn vergisst man vielleicht nicht so schnell.

The Mechanic: Resurrection