Amsterdam

DREI MUSKETIERE GEGEN DEN FASCHISMUS

7/10


AMSTERDAM© 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.


LAND / JAHR: USA 2022

BUCH / REGIE: DAVID O. RUSSELL

CAST: CHRISTIAN BALE, JOHN DAVID WASHINGTON, MARGOT ROBBIE, ZOE SALDANA, RAMI MALEK, ANYA TAYLOR-JOY, MICHAEL SHANNON, MIKE MYERS, CHRIS ROCK, ROBERT DE NIRO, MATTHIAS SCHOENAERTS, ANDREA RISEBOROUGH, TAYLOR SWIFT, TIMOTHY OLYPHANT, ALESSANDRO NIVOLA U. A.

LÄNGE: 2 STD 14 MIN


Angekündigt war David O. Russells stargespickter Historienfilm bereits diesen Spätsommer in unseren Wiener Kinos. Angesichts der Fülle an bekannten Gesichtern wäre Amsterdam sowieso ein Must-See gewesen. Schon allein Christian Bale als ausgemergelter Veteran des ersten Weltkriegs mit Glasauge hätte ein Kinoticket wert sein sollen. Und dann versprach der knappe Einblick sogar noch Margot Robbie und den für mich einzig wahren James Bond-Nachfolger, nämlich John David Washington. Michael Shannon hätte sich die Ehre gegeben, Anya Taylor-Joy, Zoe Saldana und der wie immer hinter seinem Make Up verborgene Mike Myers. Nicht zu vergessen: Altstar Robert de Niro, diesmal nicht als Dirty Grandpa. Kurzum: Amerikas Stars in einer uramerikanischen Nachkriegssatire rund um eine politische Verschwörung, die in Ansätzen tatsächlich so stattgefunden haben soll. Man möchte sich kaum vorstellen, hätten diese Revoluzzer es geschafft, nach dem Vorbild Nazi-Deutschlands und des faschistoiden Italiens unter Mussolini eine ähnlich radikale Diktatur zu errichten. Doch die Geschichte hat uns gelehrt: So kam es nicht. Genauso wenig wie die Auswertung des epischen, prall ausgestatteten Schinkens für die Leinwand.

Grottenschlecht sollen die Kritiken für Amsterdam vorab gewesen sein. Niemand jenseits des Atlantiks hätte sich daraufhin für den Film interessiert. Da hatten sogar all die bekannten Gesichter den Karren keinen Zoll weit aus dem Schlamm hieven können. Amsterdam wurde zum teuren Murks – und verschwand auf Nimmerwiedersehen von den Programmagenden der europäischen Kinos. Einige Monate später dann das: Russels Streifen erscheint als Streaming-Perle auf Disney+. Für all jene, die sich gerne selbst ein Bild von einem Film machen wollen, der keine Chance aufs Überleben hat und womöglich bei den diesjährigen goldenen Himbeeren abstauben wird müssen, allein schon aufgrund des von der Publicity gesteuerten, wenig schmeichelnden Richtungsdrangs. Die eigene Meinung, die hätte ich mir so oder so bilden wollen. Natürlich auch im Kino. Jetzt eben in den eigenen vier Wänden, mit Ausblick auf ein braun getünchtes Babylon New York der Dreißigerjahre, voller Untergrund, Intrigen und Bündnisse, deren Reichweiten aufgrund bedachter Vernetzung bis in alle Kreise langt. Dabei passiert es, dass der eine oder die andere, die im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder nachkriegerischer Verschwörungen gerät, wiederum andere, die in ihrer Moral und sozialer Verantwortung dank ihres Korsetts noch aufrecht stehen können, hellhörig werden lässt. Einer dieser Veteranen ist Burt Berendsen, ein knorriger Arzt mit Glasauge und besagter Leibesstütze, der gemeinsam mit seinem Buddy aus dem Krieg, Advokat Harold Woodman, Versehrten sowohl rechtlich als auch medizinisch unter die Arme greift. Und natürlich kommt es, wie es kommen muss: Einer dieser Fälle, die Obduktion eines plötzlich verstorbenen Armeegenerals Bill Meekins, wird zutage bringen, dass es sich hierbei um Giftmord gehandelt hat. Als die Tochter des Verblichenen kurz davorsteht, die Sache öffentlich zu machen, stirbt auch sie. Berendsen und Woodman sind von da an auf der Flucht, wird doch ihnen die Straftat in die Schuhe geschoben. Und während sie so durch die dunklen Gassen einer vergangenen Großstadt koffern, versuchen sie gleichermaßen, sich zu rehabilitieren. Dabei kommt ihnen das Auftauchen jener Vertrauten und Freundin gelegen, die sich damals, mit den beiden, in Amsterdam Marke Drei Musketiere auf eine lebenslange Zweckgemeinschaft eingeschworen hat.

Amsterdam ist ein Film, der diesen feisten Abwärtsdaumen nicht verdient hat und maßlos unterschätzt wird. Vielleicht deshalb, weil er seine Story relativ langsam erzählt und seinen Schwerpunkt weniger auf das Aufdecken der faschistoiden Machenschaften legt, sondern vielmehr auf die besondere Freundschaft dreier grundverschiedener Lebenskünstler, die mit Rückblenden aus dem Ersten Weltkrieg auf die Entstehung selbiger eingeht. Die kleinen, feinen Szenen, geschmackvoll ausgestattet und getextet, ufern nie in pathetische Dramatik aus. Es werden selten Leute auf offener Straße erschossen, wie in Sergio Leones Es war einmal in Amerika. Es geht nicht um Rache und Eifersucht und Missgunst, die sich in emotionalen Showdowns entlädt. Amsterdam hat das alles gar nicht. Das originell konzipierte Werk bleibt augenzwinkernd, jovial und ironisch. Und genießt dabei die Performance von Christian Bale in jeder Einstellung, der den hilfsbereiten, selbstlosen und gutmütigen Kriegsheimkehrer mit einnehmender Sympathie verkörpert. Diese Figur hat Tiefe, Licht und Schatten gleichermaßen. Ist so greifbar wie das Absonderliche eines eigenen, verschrobenen Onkels, der aber trotz seines Auftretens scharfsinnig wie kaum ein anderer bleibt. Fast schon wie die Gestalt eines gewitzten Inspektor Columbo, der für Bales Figur ein Bruder im Geiste des Glasauges bleibt. Dabei bieten Washington und Margot eine nicht weniger formidable Rückendeckung.

Amsterdam atmet die Aufbruchsstimmung und die Umbruchsstimmung des frühen 20. Jahrhunderts, wie die Sky-Hitserie Babylon Berlin. Ein neuer Krieg war da kaum noch denkbar, fast unmöglich. In dieser Erschöpfung findet Amsterdam auch seine entspannte, allerdings dialoglastige Kraft, und es mag fast sein, dass dieses an ein posthum entdecktes Werk Billy Wilders erinnernde Schaulaufen den Film über seine Erzählstränge stolpern lässt. Trotz der Wortgewalt und der scheinbar vielen, gedehnten Szenen gelingt O. Russell, die Übersicht zu bewahren. Ist man mal mittendrin, in dieser Amsterdam-Verschwörung, bleibt man gerne dran – bis zum mit Spannung erwarteten Finale, das einen Staatenbund vor dem Sturz in den Abgrund bewahren wird. Andernorts hat man, wie wir längst wissen, weniger Glück gehabt.

Amsterdam

Don’t Look Up

DER BLICK AUF’S WESENTLICHE

6/10


dontlookup© 2021 Netflix


LAND / JAHR: USA 2021

BUCH / REGIE: ADAM MCKAY

CAST: LEONARDO DICAPRIO, JENNIFER LAWRENCE, MERYL STREEP, CATE BLANCHETT, ROB MORGAN, JONAH HILL, MARK RYLANCE, TIMOTHÉE CHALAMET, RON PERLMAN, ARIANA GRANDE, HIMESH PATEL, MELANIE LYNSKEY U. A. 

LÄNGE: 2 STD 18 MIN


Heute, am letzten Tag des Jahres 2021, ist der Titel des auf Netflix veröffentlichten Star-Vehikels wohl der falsche Imperativ. Heute gilt wohl eher die Devise, rund um den Jahreswechsel gen Himmel zu blicken, um das eine oder andere illegal von der Leine gelassene Stadtfeuerwerk aus sicherem Abstand mitzuerleben. Dann, ja dann kann man gerne wieder die Häupter senken, zum Tagesgeschäft übergehen und sich mit Eitelkeiten aufhalten. Der Blick fürs Wesentliche läuft dann zumindest nicht Gefahr, überanstrengt zu werden.

In Don’t Look Up, Adam McKays neuem Film, wäre es allerdings an der Zeit, die eigene Existenz in gesundem Maße zu hinterfragen und herauszufinden, worauf es im Leben wirklich ankommt. Denn in einer alternativen Realität, in welcher ein weiblicher Donald Trump in den USA die Fäden zieht, scheint der Menschheit das zu widerfahren, was den Dinos vor 65 Millionen Jahren passiert ist: die Vernichtung durch einen Kometen. Der ist nach Schätzungen von Astronom Dr. Randall Mindy sogar noch größer als das Exemplar von Yukatan. Was jetzt gilt, ist schnelles Handeln. Das setzt wiederum voraus, diese wirklich schlechte Nachricht an die richtige Frau oder den richtigen Mann zu bringen, damit geschieht, was geschehen muss. Doch das ist gar nicht leicht. Die Menschheit ist mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Mit Geld und Gier und sozialen Medien. Mit Ruhm und Trends und Gossips. 

So bequemt sich zumindest das amerikanische Volk (ein anderes bekommen wir nicht zu Gesicht) mit den Verführungen des Technologiezeitalters und der NLP-Message Control einer dekadenten Politik, während die Kacke am Dampfen ist und die Katastrophe alles, nur das nicht ist, was gerade in zu sein scheint. Für Mindy und seiner wissenschaftlichen Kollegin Kate Dibiasky ist das zum Haareraufen. Vielleicht wäre alles einfacher gewesen, hätte es da nicht diesen wirren Charaktermix aus Steve Jobs, Bill Gates und dem Computerguru aus Ready Player One gegeben, der weiß, dass, geht es der Wirtschaft gut, wohl allen gut gehen wird. Falsche Prämissen, die offene Türen einrennen.

Michael Bay hat damals, in der Actiongurke Armageddon, auf High-Tech und coole Sprüche gesetzt. So einer wie Bruce Willis fehlt in diesem galligen Szenario, dafür aber haben wir den Haudegen Ron Perlman, der gerne so sein will wie Chuck Norris, und den der Komet garantiert nicht lebend bekommen wird. Gabs bei McKays Politzynismus Vice – Der zweite Mann noch fein gesponnene realsatirische Spitzen, knotzt sich der Autorenfilmer lieber zu Greta Thunberg an die Hausmauer, um als Aktivist an vordester Front für mehr Selbstverantwortung angesichts unserer Planetenlage zu plädieren. Mit nichts anderem lässt sich das besser veranschaulichen als mit einem heranrasenden Trümmerstück aus der Oortschen Wolke. Der Klimawandel gibt zu wenig her, die kausalen Zusammenhänge mit Unwetter und menschengemachter Sauwirtschaft sind auch nicht eindeutig genug, um nicht auch hier Verschwörungstheoretiker auf den Plan zu rufen. Wäre Corona ein Komet, gäbe es diese aber immer noch. Und das so lange, bis der Mensch endlich sieht, was er glauben muss. Der Mensch, so Adam McKay, ist ein Wesen voller Widersprüche und Meister egozentrischen Handelns. In einem Film wie diesem wird klar, in welchem selbstgemachtem Korsett unser Verstand steckt. Mehr als notwendig, um unsere Art zu erhalten, können wir auch nicht tun. Zumindest noch nicht.

Dabei ereifern sich allerlei namhafte Star, von Leonardo DiCaprio über Jennifer Lawrence bis zu Timothée Chalamet (in einer entbehrlichen Rolle), um sich in das Gewissen der zusehenden Massen zu spielen. Mit einmal mehr, einmal weniger cholerischen Ausrastern. Dabei ist DiCaprio wieder ganz vorne mit dabei – sein Mut zum teigig-konservativen „Christian Drosten“ für die Apokalypse sei ihm hoch angerechnet, und auch Jennifer Lawrence erdet ihren Charakter mit dem Nonkonformismus einer Anti-Ikone. Dazwischen brilliert Cate Blanchett im Lifting-Look. Sie alle tragen ihr Scherflein dazu bei, im übertragenen Sinne die Weltlage zu erklären. Doch beileibe hat das nichts mit der ganzen Welt zu tun. Adam McKay tut so, als hätte sich die USA den Erdball vollständig unter den Nagel gerissen, und als wäre sein Land nun endlich die Supermacht Nummer eins, angesichts derer eine Institution wie die UNO zum beliebten Kartenspiel reduziert wird. Ist das Absicht, oder vergisst McKay auf den Rest der Welt, weil er der Leidenschaft für die ambivalente Politik der Vereinigten Staaten unterliegt? Das globale Problem ist ein Amerikanisches, was mitunter etwas arrogant erscheint. Auch pfeift sich die Geschichte rund nach der Hälfte selbst auf die Ersatzbank, und bis das bereits arg Vorhersehbare eintritt, geht dem Katastrophenfilm die Luft aus.  

Doch immerhin: Desastermovie geht auch anders, könnte anders gehen, aber kaum subtiler als es einer wie Roland Emmerich selbst zu Wege bringen kann.

Don’t Look Up

Curveball – Wir machen die Wahrheit

MÜNCHHAUSEN BRINGT DIE WELT ZU FALL

8/10


curveball© 2021 Polyfilm Verleih


LAND / JAHR: DEUTSCHLAND 2020

BUCH / REGIE: JOHANNES NABER

CAST: SEBASTIAN BLOMBERG, DAR SALIM, MICHAEL WITTENBORN, THORSTEN MERTEN, VIRGINIA KULL, FRANZISKA BRANDMEIER U. A. 

LÄNGE: 1 STD 49 MIN


Wenn es nicht so erschütternd wäre, würde man ja wirklich von Herzen darüber lachen. Es läge auch der Verdacht nahe, dass, wenn diese Geschichte hier nicht eben wahr wäre, die Coen-Brüder, Steven Soderbergh oder Adam McCay (Vice) bei diesem Film ihre Virtuosität von der Leine gelassen hätten. Manchmal beschleicht mich das Gefühl, so etwas wie Burn After Reading zu verfolgen, voller grotesker Wendungen und einem heillos überforderten Anti-Helden, der langsam, aber sicher, mitbekommt, wie sehr sein anfangs kaum abschätzbares Zutun dazu geführt hat, dass die Welt ins Wanken gerät. Doch es bleibt der ernüchternd bittere Geschmack im Mund zurück, nachdem klar wird, dass Curveball – Wir machen die Wahrheit alles andere als eine Politsatire mit zynischen Vermutungen über Politik und Geheimdienst darstellt, die jemand einfach mit enorm viel Schadenfreude niedergeschrieben hat. Curveball ist nicht erfunden. Denn sowas – denkt man länger darüber nach – kann man gar nicht erfinden. Die Realität, die schreibt wieder mal die krassesten Geschichten, und so folgt man Sebastian Blomberg als Biowaffenexperte Wolf durch ein zum Fremdschämen eskalierendes Schmierentheater voller Eitelkeiten und boshafter Geltungsgier, die mit Gerechtigkeit nur mehr wenig zu tun hat.

Längst weiß die Welt ja, was schlussendlich der Funke an der Zündschnur gewesen war, die die Invasion der Amerikaner in den Irak legitimiert hat. Aalglatte Fake News, die niemals validiert wurden, und die, falls sie geprüft worden wären, nichts mehr mit den ursprünglichen Aussagen zu tun gehabt hätten, die sowieso nur einer der Flüchtlinge aus dem Irak von sich gegeben hat, der mit einem deutschen Pass seine Familie nach Deutschland holen will. Natürlich nutzt man die Gunst der Stunde und den Umstand, dass im Irak gerade niemand seinen Geheimdienst herumschnüffeln lässt, um das zu sagen, was alle hören wollen: nämlich die Sache mit den Biowaffenfabriken auf Rädern, tödlichen Tests und Unfällen mit Anthrax. Biochemiker Wolf, der als erste Ansprechperson der Quelle namens Curveball fungiert, freundet sich mit dieser sogar an und hat kurze Zeit später Behauptungen zu präsentieren, die sich der Bundesnachrichtendienst sofort an seine Fahnen heftet, um endlich aus dem Schatten aller anderen Geheimdienste zu treten. Nur: diese Behauptungen sind allesamt falsch. Doch wen schert das – die Wahrheit scheint was für Luschen. Mit den Lügen allerdings haben alle was davon.

Was ist Wahrheit?, lässt Blomberg am Anfang des Films fragen. Und: Was sind wir ohne das Ringen um Wahrheit? Nach Filmen wie diesen kann man getrost zu dem Schluss kommen, dass Politik wirklich das Letzte sein muss. Und das ihr innewohnende Machtpotenzial eine Verhaltensanarchie legitimiert, bei der sich eitle Fassadenkletterer immer noch in den Spiegel schauen können, ohne sich selbst zu sehen. Die Frage nach der Wahrheit hat schon der Politiker Pontius Pilatus im alten Rom gestellt. Die Antwort wissen wollte er genauso wenig wie seine Fachkollegen der Neuzeit. Das teuer erkaufte Image ist das, woran alle Rechtgläubigen abgleiten. Johannes Naber hat diese händeringende Ohnmacht gegenüber denen von ganz oben in einen präzisen, zynischen Politfilm gepackt, der nicht viel tun muss, außer den Fakten zu folgen und der selbst fassungslos dabei zusieht, wie die Weltordnung sich selbst verrät. Für diesen vorzüglich verfassten Streifzug durch die Niederungen nicht nur deutscher Politik findet Naber ein Ensemble, das immer wieder Lust hat, seine realen Vorbilder zu karikieren. Curveball – Wir machen die Wahrheit bleibt immer mit einem gewissen Ernst bei der Sache, kann aber oft nicht anders, als manches einfach nur noch als Realsatire zu sehen, denn der pure Ernst würde sonst zu sehr einer weitreichenden Desillusion folgen. Deutschland hat wieder einmal mehr bewiesen, dass es sich im Genre des politischen Kinos befreiend wohl fühlt. Ein Must-See, so genau und gleichzeitig erfrischend sentimental auf den Punkt gebracht, dass das bisschen weltpolitische Interesse in einem selbst ausreicht, um traurigen Tatsachen wie diese ins Auge sehen zu müssen.

Curveball – Wir machen die Wahrheit

Borat Anschluss Moviefilm

TOCHTER ZU VERSCHENKEN

6/10


borat-subsequent-moviefilm© 2020 Amazon Studios

LAND / JAHR: USA 2020

REGIE: JASON WOLINER

CAST: SACHA BARON COHEN, MARIJA BAKALOWA, JEANISE JONES, RITA WILSON, RUDY GIULIANI, TOM HANKS, MIKE PENCE U. A. 

LÄNGE: 1 STD 36 MIN


Da ist sie wieder, Sasha Baron Cohens Kunstfigur. Der kasachische Reporter, der peinliche Nationalist und der völlig ahnungslose Sexist, dessen Weltbild immer noch das einer Scheibe ist. Borat Sagdiyev ist kein Intellektueller, kein Horizonterweiterer und schon gar kein Humanist. Ein Unterdrücker, der es gut meint. Gibt es sowas? Klar gibt’s das. Man braucht hier nur mit dem Finger über die Weltkarte wandern und auf einzelne Nationen tippen, die genau so sind wie Borat. Die genauso wie dieser Mann keine Ahnung haben von liberalen Ideen, sexueller Gleichberechtigung und Bildung. Ihr Vorteil: eine Bevölkerung, die in diese Art Schlamassel hineingeboren wurde – und es gar nicht anders kennt. Wie Borat eben. Einer, der es nicht besser weiß. Der aber trotz seines verqueren Gedankenguts zumindest jemand ist, der, sobald sein Weltverständnis auf Widerstand stößt, den dazugehörigen Absolutismus hinterfragen könnte. 

Der Mann mit buschiger Rotzbremse und grauem Anzug gebärdet sich wie ein reaktionärer Mr. Bean, der im Ausland seine Haut retten muss, um nicht hingerichtet zu werden, falls er seine zweite Mission vermasselt: der lokale Geheimdienst schickt ihn abermals in die US+A, mit einem Geschenk für den Vizepräsidenten Michael Pence, um die Beziehungen zwischen den beiden Ländern wieder aufleben zu lassen. Das Geschenk sollte ein Affe sein – doch der lebt nicht mehr, als die ominöse Holzkiste in Amerika ankommt. Stattdessen hat sich Borats Tochter reingeschmuggelt – verdreckt, verlaust und aufmüpfig (erfrischend extrovertiert und oscarnominiert: Marija Bakalowa). Na gut, wenn schon nicht den Affen, muss Borat wohl seine Tochter verschenken. Vorher allerdings muss die Gute noch „formschön“ verpackt werden, um sie präsentieren zu können. Während dieses Unternehmens allerdings wird Tochter Tutar langsam klar, in welchem gestörten Umfeld sie wohl bisher aufgewachsen war. Da sind die US + A ja Gold dagegen. Bis auf ein einige Ausnahmen – die zumeist im politischen Establishment zu finden sind.

Satire darf zwar nicht alles, aber vieles. Was Jason Woliner seinem Duo aus dem Osten dürfen lässt, ist trotz der üblichen Geschmacklosigkeiten, die aber alle unter einen Nenner zu bringen sind, weil sie alle dasselbe Ziel verfolgen, durchaus akzeptabel. Borat Anschluss Moviefilm (der Originaltitel würde sich über drei Zeilen ziehen) ist eine überraschend unzynische, direkt versöhnliche Satire im klassischen Sinn, die zum Ziel hat, einen überall vor sich hintümpelnden, latenten oder gar militanten Sexismus aufzubrezeln. Das geht von den Grundrechten der Frau bis hin zum Zwang, sich die Brüste vergrößern lassen zu müssen. Das lässt auch kein gutes (Scham)haar an der Tabuisierung der Menstruation oder dem Mythos, Frauen könnten nicht autofahren. In erschreckender Deutlichkeit darf sich die republikanische Witzfigur Rudy Giuliani selbst an den Pranger stellen – wohl das frappanteste Armutszeugnis einer Person in diesem Film, während Tom Hanks (zum Glück) nur Autogramme zu geben braucht und der Rest der amerikanischen Bürger, denen Borat begegnet, sich überraschend wenig über dessen seltsames Verhalten wundern, weil sie mitunter selbst so ein reaktionäres Weltbild wie Borat haben. 

Den guten Ton findet Borat Anschluss Moviefilm natürlich absichtlich nicht – da mag man mit den Augen rollen. Allerdings hat der Streifen eine Mission, die er sich zu Herzen nimmt. Diese auf Schiene zivilisierter Norm gebrachten Erkenntnisse mögen dem obszönen Sarkasmus wohl den Wind aus den Segeln nehmen, unter welchem der Erstling aus dem Jahre 2006 noch Fahrt aufnehmen konnte. Dieses Sequel hier ist fast schon zu befriedend für manche, die den bösen, unbelehrbaren Witz des schlaksigen Hampelmanns so nice gefunden hätten. Borats Wanderjahre sind in diesem kaum noch als Mockumentary zu bezeichnendem Roadmovie jedoch längst vorbei.

Borat Anschluss Moviefilm

Irresistible – Unwiderstehlich

MACH DEIN DING IM STATE OF SWING

7/10


Irresistible© 2020 Universal Pictures International Germany


LAND: USA 2020

REGIE: JON STEWART

CAST: STEVE CARRELL, ROSE BYRNE, CHRIS COOPER, MACKENZIE DAVIS, TOPHER GRACE, BRENT SEXTON U. A. 

LÄNGE: 1 STD 43 MIN


Wann, wenn nicht zur aktuellen Situation des nun zu Ende gehenden Wahlkampfes zwischen Donald Trump und Joe Biden, findet ein Film wie dieser bevorzugtes Interesse: Irresistible – Unwiderstehlich darf sich als ein zur Gänze aufs amerikanische Publikum zugeschnittener Film verstehen; als eine kauzige Politkomödie, die sehr viel Lokalaugenschein strahlen lässt und ein Ensemble ins Rennen um die bessere der beiden Politparteien schickt, das ausgeschlafener kaum sein kann.

Natürlich ist es politisch gesehen stets ein Armdrücken zwischen Republikanern und Demokraten. Im Swing State Wisconsin allerdings könnten für die nächste Wahl wohl die Letztgenannten das große Rennen machen. Denn Parteifuzzi Gary hat schlichtweg die Hirnidee: im von 15.000 auf 5.000 Einwohner geschrumpften Provinzkaff Deerlaken tut sich vor allem via Youtube ein Mann hervor, der zwischen konservativ und progressiv genau jenes Sprachrohr wäre, den die Demokraten bräuchten, um den Staat auf ihre politische Richtung einzuschwören. Gary, voller Motivation, reist dorthin und unterbreitet dem Viehbauern, winkend mit allen möglichen Boni, die Chance, doch Bürgermeister zu werden. Ein demokratischer wohlgemerkt. Der wortkarge Farmer willigt ein. Gary macht den Rest. Sammelt Spenden, organisiert den Wahlkampf und so weiter. Dauert natürlich nicht lange bis die Republikaner anrücken und im Gegenzug den amtstragenden Bürgermeister für die Wiederwahl pushen. Ganz vorne mit dabei: Politstrategin Faith, die Gary gut kennt. Man kann schon ahnen, dass ein verbaler Schlagabtausch nicht lange auf sich warten lässt. Werbeideen auf der einen, das Modell des Schmutzkübels auf der anderen. Jeder auf seine Art.

Steve Carrell, der zuletzt eher mit ernsteren Rollen überzeugen konnte, darf hier endlich wieder mal den selbstironischen, durchaus distinguierten und redegewandten Kasper geben, der die Dorfgemeinschaft für sich und die seinen instrumentalisiert. Mit seinen detailverliebten, humoristischen Einlagen kommt in Jon Stewarts Politposse der schräge Humor auch nicht zu kurz. Chris Cooper als lakonisch-behäbiges Landei ist ebenfalls sehenswert. Rose Byrne tut sich da gegen die beiden Großkaliber sichtlich schwer. Alle gemeinsam aber formen ein leichtes, durchaus nicht realitätsfernes und vor allem klug geschriebenes Lustspiel, das die Methoden des politisch-populistischen Systems auf kumpelhafte und ausnahmsweise mal weniger zynische Weise denunziert. Das macht den Film sympathisch, weniger mit Zeigefinger, auch sehr klar in seiner Message. Irresistible – Unwiderstehlich ist zwar kein Film vom Kaliber zum Beispiel eines Werkes wie Vice, bedient sich aber freundlicher- und auch legitimerweise wieder mal den Erzählelementen fein ausformulierter 90er-Komödien wie Speechless oder Dave. Ein angenehmer, augenzwinkernder Film, ideal zur Einstimmung möglicher politischer oder nichtpolitischer Neuordnungen im so schönen Amerika.

Irresistible – Unwiderstehlich

Bacurau

DAS DORF DER UNBEUGSAMEN

6,5/10

 

bacurau© 2019 MUBI

 

LAND: BRASILIEN, FRANKREICH 2019

REGIE: KLEBER MENDONÇA FILHO

CAST: SÔNIA BRAGA, UDO KIER, BARBARA COLEN, THOMAS AQUINO, SILVERO PEREIRA, THARDELLY LIMA U. A.

LÄNGE: 2 STD 10 MIN 

 

Brasilien, ein wunderbares Land. An landschaftlicher Vielfalt, Biodiversität und Lokalesprit kaum zu überbieten. So beeindruckend Brasilien aber auch ist, an gleichviel schwierigen Problemen muss das Land herumkauen. Da ist erstmal dieser Präsident, der das Land, dem er verpflichtet ist, an den Meistbietenden verhökert, keine Rücksicht auf Ethnien nimmt und die grüne Lunge unseres Planeten roden lässt. Da gibt es jede Menge Korruption, reaktionäres Gedankengut direkt aus der Chefetage und sonstige zweifelhafte Vorgehen, den riesengroßen Staat gefügig zu machen. Wie so etwas funktionieren kann – und gleichsam doch nicht – das zeigt ein südamerikanischer Killer-Western mit hohem Bodycount, der in offenen Wunden bohrt und mit jeder Menge Sarkasmus das gesellschaftspolitische Versagen eines gewählten Establishments vorführt.

Dabei erinnert Bacurau streckenweise stark an den diesjährigen Skandalfilm The Hunt von Craig Zobel. Gleichermaßen aber ist Bacurau ein Werk, das ähnlich huldigend die Genres mixt und mit genau jener Art von Gewaltdarstellung arbeitet, wie Quentin Tarantino es tut. Ein dramatisches Märchen, das zwischen kauzigem Trash und explizit eingeforderter Gerechtigkeit Probleme auf ungestraft radikale und wohlwollend naive Art der Vergangenheit angehören lässt. War das nicht schon bei Inglourious Basterds so? Oder bei Once Upon a Time … in Hollywood? Bacurau ist genauso – es gibt den Verlieren zumindest im Kino die Möglichkeit, ordentlich zurückzuschlagen.

Bacurau gibt es nicht wirklich. Gleichzeitig allerdings schon. Ein nachtaktiver heimischer Vogel wird so bezeichnet. Das Dorf selbst allerdings, diese kleine Gemeinde mit lokalem Museum als einzige Touristenattraktion, ist alles anderer als das. Die paar Gestalten müssen sich nämlich schon länger mit dem Provinzbürgermeister herumschlagen, der den Leuten den Wasserhahn zudreht. Eine Bande Rebellen wettert dagegen. Zur selben Zeit aber geschehen seltsame Anschläge in der Gegend, was folgt sind brutale Morde an ganzen Familien. Könnte sein, dass eine Gruppe Ausländer hier sportlich aktiv geworden ist und nur so zum Spaß die Bewohner des Dorfes auslöschen will. Könnte sein, dass der Mann mit dem stahlblauen Blick, Udo Kier, dahintersteckt. Doch wie auch immer – Bacurau lässt sich nicht einschüchtern. Und rüstet sich zum kollektiven Widerstand.

Im Werk des auch im privaten Leben politisch aktiven Regisseurs Kleber Mendonça Filho geht´s deutlich gesellschaftskritischer zu als in The Hunt. Die Kritik richtet sich hier auch mehr auf das politische Establishment, das versucht, seine Bürger ruhig zu stellen und einzulullen, während die kleine Apokalypse hereinbrechen kann. Trotz all der Gewalt und des Blutes und auch der hemmungslosen Rache der unbescholtenen Einwohner hat Bacurau etwas Stolzes und Befreiendes. Ein eigensinniger, mit folkloristischem Gitarrensound untermalter Shootout, der eine simple, aber aufrichtig wütende Geschichte erzählt, stellvertretend für ein ganzes Land.

Bacurau

Tel Aviv on Fire

NAHOST IM SERIENWAHN

6/10

 

telavivonfire© 2019 MFA

 

LAND: ISRAEL, BELGIEN, FRANKREICH, LUXEMBURG 2018

REGIE: SAMEH ZOABI

CAST: KAIS NASHEF, LUBNA AZABAL, YANIV BITON, MAISA ABD ELHADI, NADIM SAWALHA U. A.

 

Wir wissen alle, dass es sie gibt, und zugegeben, manche davon haben wir sogar gesehen: Soap Operas. Vom Haus am Eaton Place über Die Sklavin Isaura bis zur Lindenstraße und Reich und Schön. Dauerbrenner und Guilty Pleasures fürs nachmittägliche Homesitting, tägliche Fixpunkte in Phasen ereignislosen Alltags, die aber für den nötigen Thrill sorgen, und ist es nur der, nicht zu wissen, wer jetzt mit wem liiert ist und wer vom Cast nun doch etwas im Schilde führt. Auch der Nahe Osten hat so seinen Straßenfeger – in der israelisch-französischen Gesellschaftssatire Tel Aviv on Fire ist das die erste Staffel eines aufregenden Schmachtfetzens selbigen Namens, mit einer international renommierten französischen Schauspielerin als Leading Actress. Gedreht wird in Ramallah im Westjordanland, und manch ein Crewmitglied tingelt täglich von Jerusalem nach Palästina, bewaffnete Grenzkontrollen inklusive. Das ist ganz schön mühsam, aber wohl das geringste Übel, wenn man betrachtet, welchen Fehden dieser Fleck auf Erden gefühlten Äonen schon ausgesetzt war. Ob das jemals zu einem Konsens führen wird, und ob irgendwann diese unsägliche und menschenverachtende Grenzmauer ganz im Stile von Deutschland 89 abgerissen wird, ist fraglich. Zu wünschen wäre es beiden Volksgruppen, die, jeder für sich, fest davon überzeugt sind, im Recht zu sein.

Natürlich handelt diese kostengünstig produzierte Dramaserie, die drehscheibe des Films, von einem ganz anderen einschneidenden Konflikt in den 60ern – nämlich vom Sechstagekrieg. Am Vorabend dieser Auseinandersetzung spielen da ganz im Sinne des amerikanischen Spionagefilms Mata Hari-ähnliche Schönheiten eine Rolle, die israelische Generäle bezirzen, um irgendwann zuzuschlagen, am Besten im Zuge eines Attentats. Und die Serie, die wird gedreht, aber keiner weiß, wohin sie führen soll. Bis Regieassistent Salam einem Grenzbeamten in die Hände fällt, der dramaturgisch durchaus was am Kasten  und eine ganz eigene Vorstellung davon hat, wie die erste Staffel enden muss.

Der Israeli Sameh Zoabi nähert sich der religions- und volkspolitisch offenen Wunde von der Maschekseite, nämlich durch die Hintertür eines Filmstudios. Das Fernsehen, das hat eine ganz andere Politik als die der Straße. Das Fernsehen, das verbindet Feinde wie Freunde, mediales Interesse macht weder vor Muslimen noch vor Juden halt, da sind alle anderen Befindlichkeiten zweitrangig. Allerdings – auch bei einer Serie, die genau das thematisiert? Der Serienwahn steckt in Tel Aviv on Fire alle an, doch lassen sich in den Kulissen eines Studios die Konflikte einfacher beiseitelegen als im echten Leben? Und lässt sich der Friede zwischen Palästinensern und Israelis auf völlig naive Weise einfach so inszenieren? Dem Israeli Assi wäre das am Liebsten, das Ideal eines Zugeständnisses von der anderen Seite des Grenzzaunes. Der „Hans im Glück“ Salam, der, plötzlich Drehbuchautor, wie die Jungfrau zum Kind kommt (um hier auch noch die Christen zu bemühen), sieht alle Türen geöffnet, um Geschichte zu schreiben. Die Geschichte einer Vereinigung, die doch so undenkbar scheint.

In Zoabis Film ist vieles möglich, ist vieles auch absichtlich auf klischeehafte Weise karikiert, und mit Hummus geht sowieso alles besser. Doch so richtig bissfest will die augenzwinkernde Komödie dann doch auch nicht sein, will nirgendwo anecken noch kompromittieren. Will in erster Linie natürlich unterhalten, und die Diskrepanz zwischen den beiden Parteien auf versöhnliche Weise durch den Kakao ziehen. Versöhnlich ist ja schon mal gut, auch der Anspruch ein lobenswerter, doch wenn vielleicht Hauptdarsteller Kais Nashef nicht ganz so den Phlegmatiker herauskehren würde, wäre das Feuer in Tel Aviv wohl mehr der Burner, wohl mehr leidenschaftlicher und auch mehr bei der Sache. Es ist also wie mit den Soaps, die zwar immer irgendwelche Hiobsbotschaften heraufbeschwören, aber in ihrer weitgefächerten Zielgruppenorientierung in routinierter Gleichförmigkeit vor sich hinplätschern. Das tut vorliegender Film auch, und er regt nicht auf oder sorgt für Kontroversen, weil es doch nur ein Boulevardstück ist, das in sich sowieso nochmal ein massentaugliches Sprachrohr nutzt, um einen Konsens für alle zu suchen. Weil das Unmögliche nicht mal im inszenierten Traum möglich sein kann. Da hört laut Regisseur Zoabi dann der Spaß auf, so optimistisch will er dann doch nicht in die Zukunft blicken, eher resignierend, oder nur einen kleinen Schritt tun, nämlich den aus der momentan geschilderten Affäre. Ein geflissentliches Zugeständnis also, das man ihm nicht übelnehmen kann. Und noch etwas stellt sich ein, nachdem der Abspann so abläuft wie das kitschige Intro einer dieser eingangs erwähnten Langzeitshows: ein unglaublicher Heißhunger auf Hummus, obwohl man Hummus eigentlich gar nicht so mag.

Tel Aviv on Fire

Vice – Der zweite Mann

DIE STAATEN BIN ICH

8,5/10

 

vice© 2019 Universum

 

LAND: USA 2019

REGIE: ADAM MCKAY

CAST: CHRISTIAN BALE, AMY ADAMS, STEVE CARELL, SAM ROCKWELL, EDDIE MARSAN, JESSE PLEMONS U. A.

 

Fahrenheit 9/11, oder 11/9 – wie auch immer. Mit Adam McKays Rückblick auf die politischen Umstände in den USA von den 90ern bis nach der Jahrtausendwende wird es deutlich wärmer, wenn nicht gar so heiß, dass man sich sämtlicher Scheuklappen, die womöglich erschreckende Zusammenhänge verbergen, entledigen möchte. Vice – Der zweite Mann schlägt gefühlt alle scheinbar so launigen wie persönlich gefärbten Dokusoaps eines Michael Moore um Längen, schon alleine von der Konzeption her, und ist die deutlich bessere Wahl, wenn es darum geht, die Mechanismen politisch motivierter Egomanen zu entbeinen. Vice, das ist nicht unbedingt in erster Linie die dramaturgische Passform für erlesene Schauspielkunst. Das ist es auch, aber nicht vorrangig. Vice, das ist natürlich auch eine Meinung, so wie Michael Moores Filme Meinungen vertreten. Fakten auf eine reine Objektivität herunterzubrechen, damit tut sich das Genre des erhellenden Dokumentarfilms ohnehin schwer, obwohl der Anspruch auf Unbefangenheit ein erfüllter sein will. McKay gelingt es, die Chronik der Ereignisse rund um einen schattenhaften Regierungs-VIP zumindest auf solche Art in die teils frei interpretierte True Story einzustreuen, dass sie einem Modul gleich immer noch bei Bedarf entnehmbar bleibt, wie das Corpus delicti bei einem Prozess. Natürlich kann ich mich der Richtigkeit all der Fakten nicht versichern, dazu fehlt mir die Zeit, das überlasse ich Leuten, die so tun, als wären sie Journalisten vom Kaliber eines Bob Woodward oder Carl Bernstein, und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich das auch bei Adam McKay glauben. Aber Adam McKay ist ein Komiker, einer, der die erogenen Zonen der Macht ertasten kann und messerscharfe Satiren schreibt, der mit Tina Fey gemeinsam gearbeitet hat, der ähnlich unserer Staatskünstler im ORF reingewaschener Politik das Wilde herunterräumt und dabei fast schon investigativ wirkt. Diese als Semidokumentation getarnte Teilbiographie eines stillen Wüterichs ist keine reine Satire an sich, denn dann hätten wir eine Burleske wie The Death of Stalin. Eine reine Satire aus Vice zu machen wäre aber auch am Ziel vorbei, denn erschreckenderweise braucht McKay in seinem Film kaum wirklich Raum, um dramaturgischen Übertreibungen Luft zu machen. Wie schwer sich Satire tun kann, den unglaublichen Begebenheiten der realen Regierungsgeschichte Nordamerikas den Rang abzulaufen, in diesem Punkt lässt Vice ziemlich tief blicken.

Die Skandale ausgehend vom 11. September und George W. Bushs Machtdemonstration ist uns allen – eben auch spätestens seit Moores polemischem Fahrenheit 9/11 – weitestgehend bekannt. Dass der Irak vorrangig aus wirtschaftlichem Interesse okkupiert wurde und auch der Terrorist az-Zarqāwī erst durch die USA selbst erstarkte, wie zuvor schon Osama Bin Laden (der im Afghanistankrieg von den USA bis an die Zähne bewaffnet wurde), entlockt kaum mehr ein überraschtes Aha.  Dass Adam McKay seine Version des George W. aber keineswegs (wie auch all die anderen Persönlichkeiten) dem Gespött preisgibt und ihm sprichwörtlich die Hosen runterzieht, während er vor dem Volk predigt, kommt dann doch unerwartet. Der von Sam Rockwell erstaunlich gut imitierte Präsidenten-Cowboy bleibt maximal ein Naivling, eine Marionette, die glaubt, autark zu handeln, dabei aber von unsichtbaren Kräften geführt wird, deren Oberhaupt der scheinbar unscheinbare Dick Cheney sein könnte, ein lakonischer Kauz von Politiker, der sich, wäre nicht seine Frau Lynne gewesen, in jungen Jahren womöglich in den Notstand gesoffen hätte. Wir wissen, es ist anders ausgegangen, und Cheney wird sich mit dem harmlos scheinenden Äußeren eines bequemen Onkels an die Spitze der Macht aalen, wie einst und vor vielen hundert Jahren ein gewisser Thomas Cromwell, der König Heinrich VIII regieren hat lassen, allerdings nach seinem Gutdünken, und stets nah am Verrat an seinem Herren über selbigem hinwegentschieden hat, nur um sich dann wieder auf dessen angebliche Entscheidungen zu berufen. Cromwell war der Mann im Hintergrund, und gleichzeitig das Schreckgespenst einer sündenbockenden Henkerspolitik. Wir sehen: Geschichte wiederholt sich, und auch das finstere Erbe mittelalterlicher Machtgier war mit im Gepäck der ersten europäischen Siedler nach Übersee. Die Schemata sind also die gleichen, nur Cromwell wird selber Opfer seiner Politik, während Cheney scheinbar die Absolution von irgendwo oben erhält, um seine Interessen zu wahren. Mit höherer Gerechtigkeit hat das Ganze gar nichts mehr zu tun, die gibt es nicht in McKays sezierendem Drama, das die Absurdität der Tatsachen in galligen Sarkasmus kleidet, nur um nicht überzuschnappen in Anbetracht einer Paranoia auslösenden Willkür von wenigen, die das Land der unbegrenzten Möglichkeiten matt setzen. Bleibt nur noch ein Gott, der Blitze schleudert – aber das tut er nicht. Diese Ohnmacht hat schon Karl Kraus in seinem Opus Magnum Die letzten Tage der Menschheit bis zum Exzess beschrieben – und tatsächlich finden sich in Vice Szenen, die den Visionen des kritischen Denkers entnommen sein könnten. Wenn Cheney mit Rumsfeld, Wolfowitz und Powell fein diniert und das Menü, bestehend aus Angstmache, Folter und der Theorie der einheitlichen Exekutivmacht wählt, dann wähnt man sich in einer der bizarren Szenen von Kraus´ Tragödie in 5 Akten. Wenn Cheney und Ehefrau Lynn im ehelichen Bett plötzlich anfangen, in shakespeare’schen Floskeln zu sprechen, erreicht Vice satirische Spitzen von einprägsamer Wucht und schafft erst durch solche Übertreibungen, die unerhörte, scheinbar willkürliche Niedertracht wie das pochende Herz Dick Cheneys mit beiden Händen zu fassen. Das ist schon bitteres, intelligentes Kino mit Verstand und nagendem Gewissen, dazu noch ohne viel liberaler Gutmenschtümelei des Verfassers.

Was Christian Bale betrifft – der hat zum Glück nicht so viel Makeup benötigt wie letztes Jahr Gary Oldman in Die dunkelste Stunde. Bale ist ja bekannt für seine Bereitschaft zum Jojo-Schauspieler, breiter kann das Spektrum an Rollen kaum sein, wenn wir uns auf der einen Seite mal Filme wie The Machinist oder Rescue Dawn hernehmen, wo der gebürtige Waliser als Schatten seiner selbst dahinvegetiert – und auf der anderen Seite eben Filme wie Vice, wo Bale womöglich mit wenigen Kniffen bis zur Unkenntlichkeit adaptiert und mit Schmerbauch den feisten Polit-Kalifen gibt. Das ist schon eine Sensation, was da geht – und womit eigentlich das ganze Ensemble spielfreudig miteifert, wobei Sam Rockwell und Steve Carell als werteverachtender Rumsfeld Performance-Gigant Bale fast schon die Show stehlen.

Vice ist, obwohl er in der jüngeren Geschichte nach Schuldigen fischt, gerade mit dieser Vergangenheit, aus der wir lernen sollten, ein klug konstruiertes Meisterwerk, dass die Schuppen von den Augen friemelt, dass die eigene rosarote Brille putzt und mit Komplementärverstand die schmeichelnde Farbe der eigenen Verdrängung wegfiltert. Zu Recht für den Oscar als bester Film nominiert, ist dieses großartige Stück Politkino im Gewand einer Art Lebensbeichte ein wichtiger, wenn auch peinlich berührender Knüppel zwischen den Beinen einer „Weltpolizei“, die eigentlich ihr Amt missbraucht hat.

Vice – Der zweite Mann

BlacKkKlansman

DER KUCKUCK IM KU-KLUX-KLAN

5/10

 

BlacKkKlansman© 2018 Universal Pictures International Germany GmbH

 

LAND: USA 2018

REGIE: SPIKE LEE

CAST: JOHN DAVID WASHINGTON, ADAM DRIVER, LAURA HARRIER, TOPHER GRACE, JASPER PÄÄKKÖNEN, ALEC BALDWIN U. A.

 

Als Ron Stallworth im Polizeikommissariat Colorado Springs, Abteilung Undercover-Ermittlungen, nach einem Blick in die Tageszeitung zum Hörer greift und auf eine plötzliche Eingebung hin die Nummer des Ku-Klux-Klans wählt, unterliegen nicht nur die Kinnladen der Filmkollegen der Schwerkraft. Dieser Ron Stallworth, der ist nämlich ein Afroamerikaner. Einer der wenigen, die zu dieser Zeit überhaupt in staatliche Dienste gestellt werden, noch dazu sichtbar für das latent rassistisch geprägte amerikanische Volk der Weißen, die damit wenig anfangen können und wo verdeckte Ermittlungen grandios funktionieren, weil einfach niemand damit rechnet, das Schwarze im Umfeld potenzieller Gefahrenquellen herumschnüffeln könnten. Diese einmalige Gelegenheit, die lässt Ron Stallworth nicht verstreichen. Und landet schon alleine mit seinem unverschämten Anruf beim lokalen Gruppenleiter der Kapuzen-Rassisten eine schallende Ohrfeige auf den Wangen Reinheitsgebot predigender Herrenkrieger.

Mit diesem Stoff hat sich Kultregisseur Spike Lee etwas ganz Brisantes ausgesucht. Diese True Story, die sich in den 70ern ereignet hat und auf den Erinnerungen des echten Stallworth beruht, ist kaum zu glauben und schreit danach, vor allem in Zeiten wie diesen verfilmt zu werden: Ein Schwarzer infiltriert und unterwandert das superrechte Lager und gibt ale eine Art „Till Eulenspiegel“ mit Afro den kleinkarierten Unfug der Möchtegern-Arier der Lächerlichkeit preis. Dieses Kunststück der Entlarvung wäre wohl nicht gelungen, hätte Ron Stallworth nicht Kollegen an seiner Seite gehabt, die bei diesem präventiven Schildbürgerstreich mitgespielt hätten. Dank des Juden Flip Zimmerman erschaffen die Undercover-Experten eine fiktive Figur echten Namens, die sowohl vor als auch hinter dem Telefon funktioniert und selbst den nationalistischen Abgeordneten und Oberguru David Duke aufs schneeweiße Glatteis führt.

Wie sehr doch Spike Lee die Möglichkeiten dazu gehabt hätte, den rechtsradikalen Ku-Klux-Klan mithilfe des aufblätternden Witz eines Charlie Chaplin als haltloses Ad-Absurdum-Vehikel darzustellen. Doch die Wut und die Furcht des Filmemachers konnten einfach nicht dulden, der erlebenswerten Realsatire ganz allein das Feld zu überlassen. Spike Lee wollte ein politisches Statement verkünden, dass er aber als Understatement ohnehin schon gehabt hätte. Lee macht es letzten Endes wie Michael Moore – er wird populistisch, und stiehlt durch seinen Populismus seiner intelligenten Chronik der Ereignisse voller Länge die Show. Hätte es die Realszenen am Ende des Filmes zu den Ereignissen des August 2017 wirklich gebraucht? Oder Harry Belafonte´s (welche Überraschung, ihn nochmals auf der Leinwand zu sehen) Chronik der Hinrichtung eines geistig behinderten Schwarzen? Meiner Meinung nach nicht. Meiner Meinung nach fühlt es sich so an, als hätte Spike Lee auf den Zündstoff seiner subversiven Beinstellerei letzten Endes nicht mehr vertraut. Und so soll im Nachhinein die Angst vor Trump und den gewalttätigen Rechten jene Wirkung erzielen, die eigentlich Stallworth als Wolf im Schafspelz hätte erzielen sollen. Dieser Semidokumentarismus, der wäre in Filmen wie Detroit von Kathryn Bigelow besser positioniert gewesen. Aber nicht in einem Film wie BlackkKlansman, der ohnehin ein gebildetes, linksorientiertes Publikum zu erwarten hat, das längst weiß, wie sehr das rechte Nationalbewusstsein derzeit neu erstarkt. BlackkKlansman hätte mit all seiner souveränen Hinterfotzigkeit das Problem von einer ganz anderen, überraschenden Seite anpacken können – nämlich aus der Mitte heraus, wie ins Auge des Sturms teleportiert, und nicht frontal und für alle sichtbar von außen.

BlacKkKlansman ereignet sich vor dem Hintergrund der Black Power-Bewegung. Doch von Power ist der Film weiter entfernt als gedacht. Lee erzählt die irren Ereignisse in einem scheinbar contraindizierten Chill-Modus. Das entschleunigte Tempo bewahrt zwar einen lässigen Überblick, findet aber im Gegensatz zu den anklingenden Soulklassikern kaum einen eigenen Rhythmus. Dieser folglich unentschlossenen Ambition für den Film und des streckenweise verhobenen Timings fallen auch Hauptdarsteller John David Washington und Adam Driver zum Opfer, die natürlich als Undercover-Profis alles andere als wütend, dafür aber von einer gewissen entrückten Gelassenheit beseelt sind, die dem Film noch dazu einiges von seiner eigentlich elektrisierenden Wirkung nimmt. Im Gegensatz dazu gebärden sich die radikalen Sektierer des Ku-Klux-Klans in beängstigendem Fanatismus, allen voran Vikings-Darsteller Jasper Pääkkönen. Vielleicht sollen sogar die unterschiedlichen Verhaltensmuster die Kluft zwischen Absurdität und Verstand stark konstrastieren – die motivierende Energie der Aufklärer fällt allerdings seltsam schal aus.

So muss ich trotz der vielen hochlobenden Kritiken, die zu BlacKkKlansman zu lesen waren, eher enttäuscht feststellen, dass Spike Lee seiner sarkastischen Demaskierung eines so kruden wie zerstörerischen Weltbilds selbst nicht ganz vertraut und dort politische Tagungsreden schwingt, wo cleveres Understatement mit ordentlichem Nachhall für sich allein Bände gesprochen hätte.

BlacKkKlansman

Am Ende des Tages

DER FREUND VON FRÜHER

7,5/10

 

amendedestages© 2011 Thimfilm

 

LAND: ÖSTERREICH 2011

REGIE: PETER PAYER

MIT NICHOLAS OFCZAREK, SIMON SCHWARZ, ANNA UNTERBERGER U. A.

 

Bei meinen Reviews versuche ich stets, so gut es geht allen Spoiler-Versuchungen großräumig auszuweichen, sodass meine Beiträge auch gelesen werden können, auch wenn der betreffende Film noch nicht zur Sichtung kam. Bei dem österreichischen Thriller Am Ende des Tages ist es wirklich sehr schwierig, nicht zuviel zu verraten. Worüber ich aber rezensieren kann, das sind die Schauspieler – und das Genre des Streifens, der eigentlich weitaus mehr ist, als die Synopsis vermuten lässt. Was Peter Payer´s Roadmovie eben auch ist: ein Werbefilm für Österreich. Wir sehen einen österreichischen Politiker, gespielt von Simon Schwarz, der im schulterklopfenden Erfolgstaumel eines Sebastian Kurz kurz davor steht, in den Nationalrat einzuziehen, steht die Riege einflussreicher Politbonzen doch hinter ihm und hofiert, dass die Parlamentsbänke krachen. In kessem Schwarz und mit überheblichem Gutmenschen-Grinser will Robert in Tirol ein angenehmes Wochenende verbringen, gemeinsam mit seiner Frau und zukünftigen Mutter, die Tochter superreicher Eltern. Vielleicht zwischendurch ein Interview mit dem Magazin Profil, aber sonst will das exklusive Paar zwischen den Gipfeln Westösterreichs so ziemlich für sich sein. Sie fahren mit dem Auto – also quer durch das schöne Land von Mozartkugel und Arnold Schwarzenegger. Und da geizt der Film natürlich nicht mit panoramaformatierten Reizen, von den agrardominierten Niederungen des Ostens bis zu den schneebedeckten Gipfeln des Westens. Auch Salzburg darf seine Schokoladenseite präsentieren, und irgendein See im Salzkammergut, in dem sich gut baden lässt. Tourismuswerbung all inclusive, das Budget des Filmes dürfte damit schon auf der Haben-Seite sein. Doch warum eigentlich nicht, was das Filmland Österreich hat, das hat es. Und es hat nicht nur wohlgeteerte Autobahnen und Freilandstrassen, sondern auch Schauspieler, die, während sie fahren und an Tankstellen und Raststationen halten (Danke Landzeit und BP), ein recht subversives, garstiges Drama vom Zaun brechen, das als Stalkerthriller alleine zwar auch sehr gut funktioniert, mit den Seitenhieben einer Politsatire aber noch besser punktet. Und das überrascht mich dann doch.

Was mich weniger überrascht, ist Nicholas Ofczarek´s famoses Spiel. Stets in seiner Rolle, wunderbar nuanciert, ekelhaft gut: der Sohn österreichischer Opernsänger ist ohnehin als Qualitätsgarant auf Bühnen, im Kabarett und im Fernsehen eine stets Erwartungshaltungen erfüllende Kunstfigur. Immer mit dem Hang zum Vulgären, Absonderlichen, Brutalen. Aber niemals plump, stets überlegt und mit cleverem Pfiff. Genauso legt der schwerfällig scheinende Hüne auch seine Rolle des vermeintlichen Psychopathen Wolfgang an, der seinem ehemaligen Jugendfreund scheinbar zufällig über den Weg läuft, um ihn dann nicht mehr aus den Augen zu lassen. Was für ein Stalker unter der sommerlichen Sonne, der sich noch dazu in Frauenkleider zwängt und dem werdenden Polit-Star fortan mit unangenehmen Fragen konfrontiert, von dessen Inhalt selbst die neureiche Kathi keinen blassen Schimmer hat. Simon Schwarz allerdings stößt bei seinem Spiel des souveränen Weltmenschen manchmal an seine Grenzen, da wirkt sein Spiel aufgesetzt und schulisch. Darstellerische Fehler, die er in anderen Szenen aber wieder wettmacht.

Die kompakt konzipierte, schneidige Story nimmt von Anfang an und im wahrsten Sinne Fahrt auf, hat keinerlei Verschnaufpausen notwendig und führt den etwas anderen Politthriller zu einem konsequenten, schlüssigen Finale, das sogar ein bisschen an Roman Polanski´s Der Tod und das Mädchen erinnert. Um Wahrheit geht es hier, um Ehrlichkeit und Verdrängung. Um weiße Westen und die Gier nach Macht, die jeden selbstherrlichen Orator in die Politik drängt.

Ich hätte nicht vermutet, hinter Am Ende des Tages einen so differenzierten Mix aus mehreren Genres vorzufinden. Einen schnittigen Thriller, der vieles will, dieses Viele klug komprimiert und eigentlich alles erreicht, was er sich vorgenommen hat. Inklusive Wetterpanorama von unserem schönen Österreich.

Am Ende des Tages