The Stranger

DER AUSTRALISCHE FREUND

6/10


thestranger© 2022 Netflix Österreich


LAND / JAHR: AUSTRALIEN 2022

BUCH / REGIE: THOMAS M. WRIGHT

CAST: JOEL EDGERTON, SEAN HARRIS, EWEN LESLIE, KAMERON HOOD, JADA ALBERTS, STEVE MOUZAKIS, MIKE FOENANDER, FLETCHER HUMPHRYS U. A. 

LÄNGE: 1 STD 57 MIN


Was heuer auf den Filmfestspielen so präsentiert wurde, lässt sich oftmals und gar nicht mal so sehr verspätet auf Netflix finden. Da spart man sich das mühsame Kartenkaufen, vor allem bei Filmen, die sowieso nie das Licht der großen Leinwand erblicken würden und sonst sang und klanglos in den lichtlosen Archiven der Kinogeschichte verschwinden würden. Dabei hätte man vielleicht Lust auf einen neuen Film mit Joel Edgerton, einem charismatischen und stets opaken Darsteller, dessen wahre Gesinnung erst immer gegen Ende seiner Filme zum Vorschein kommt. Edgerton ist ein Kaliber, und auch wenn The Stranger die Finsternis der Filmarchive vielleicht ganz guttun würde – ihm beim Ermitteln zuzusehen, inmitten eines Australiens, das sich ausnahmsweise mal von einer Seite zeigt, die wir nicht aus Bildbänden und Reisemagazinen kennen, hat schon was für sich. Noch dazu, wenn er sich mit einem nicht weniger mysteriösen Charakter herumschlagen muss, der, auf eindringliche Weise von Sean Harris verkörpert, die ganzen dunklen Schatten einer australischen Jetztzeit mit sich herumträgt, ohne es zu wissen. Wie ein Wirt einen Virus birgt, dabei aber selbst nicht erkrankt und nur den ganzen Mist an die anderen abgibt, freilich, ohne vorsätzlich gehandelt zu haben.

Das Fremdenverkehrsamt hat für The Stranger sicherlich keinen Cent locker gemacht. Man könnte meinen, irgendwo sonst auf den gemäßigten Graden dieser Welt unterwegs zu sein. Australien wird hier austauschbar, protzt nicht mit Stränden, Wäldern und artenreichen Wüsten, sondern mit Staub, Einöde und urbaner Verbauung. Ein Bus fährt anfangs durch die kontinentale Nacht, mittendrin eben Sean Harris als einer mit stechendem Blick. Man nennt ihn Henry, und dieser Henry reist von Queensland in den Westen, um Vergangenes hinter sich zu lassen. Paul (Joel Edgerton) ist ebenfalls Fahrgast, und am Ende der Reise angekommen, tun sie sich zusammen. Der eine braucht ein Auto, der andere einen Job. Eine Hand wäscht die andere, beide arbeiten für Australiens Unterwelt, die für zahlungskräftige Kunden falsche Papiere ausstellt, und bald wird aus Teamgeist sowas wie Freundschaft. Was Henry aber nicht weiß: Paul ist als Ermittler undercover unterwegs, um den seltsamen Freund genauer unter die Lupe zu nehmen, gilt der doch als Hauptverdächtiger in einem Fall von Kindesentführung und vermutlich Mord. Keine leichte Sache, das Ganze, denn Henry ist verschwiegen wie ein Grab und gibt keinerlei Hinweise darauf, mit dieser grauenhaften Sache überhaupt etwas zu tun zu haben.

Engagement im Investigieren ist eine Sache. Verbissenheit eine andere. Und so nimmt diese ungesunde Beziehung zwischen den beiden verkappten Männern unangenehme Ausmaße an, die The Stranger auch unangenehm für den Zuschauer werden lassen. In fröstelnder Nüchternheit und traumartiger Herumspinnerei entwickelt Thomas M. Wright eine auf den wahren Fall des 2003 verschwundenen Daniel Morcombe beruhenden Mystery-Thriller, bei welchem lange Zeit völlig unklar zu sein scheint, wessen Identität plausibel genug erscheint, um sie als wahr aufzufassen. Welche Vergangenheit gehört wohl wem? Manchmal scheint es, als würden Sean Harris und Edgerton die Rollen tauschen. Als hätte letzterer das ganze schon mal erlebt, und als wäre Harris nur ein Hirngespinst? The Stranger spielt mit dem Fremdartigen und Dunklen wie David Lynch, hat mitunter auch den Hang zum spukhaften Horror, der sich in Visionen manifestiert. Unwohlsein ist also Wrights oberste Devise in einem Werk, das genauso gut von David Michôd sein könnte, der mit dem postapokalyptischen Streifen The Rover zumindest noch die astralische Wüste als pittoreske Kulisse hochfuhr, wenn schon der Plot genauso finster war. Harris und Edgerton faszinieren – begegnen möchte man aber keinem von beiden, zu unberechenbar wäre die soziale Interaktion. Die beiden scheinen festzustecken in einem Katz- und Mausspiel auf engstem Raum, das Erwin Schrödinger wohl gerne in seiner Kiste veranstaltet hätte. Denn auch bei The Stranger ist das Licht, das auf den Film fällt, so schwach, dass es den Zustand der beiden Protagonisten nicht offenbaren kann. In dieser Atmosphäre ist der Thriller durchaus gelungen. Andererseits bleibt dieser ein sperriges, seltsames Ding. Und im Keller des Unterbewusstseins, da rumort es.

The Stranger

The Informer

MÄNNER MIT TATTOOS

6,5/10

 

the-informer© 2019 Senator Home Entertainment

 

LAND: USA 2019

REGIE: ANDREA DI STEFANO

CAST: JOEL KINNAMAN, ROSAMUNDE PIKE, COMMON, CLIVE OWEN, ANA DE ARMAS, MARTIN MCCANN U. A. 

 

Küss die Hand, Herr Kerkermeister, ich bin wieder da! So singt schon seit den 80ern die Erste Allgemeine Verunsicherung vom Verweilen hinter schwedischen Gardinen. Was in diesem Liedchen noch für eine heimelige Zellenatmopshäre mit Assel sorgt, definiert sich in den Kittchens der USA stets mit schwerfälligen Muskelgiganten und deren Tattoos. Hast du kein Tattoo, bist du kein Verbrecher. Oder einfach nicht cool genug, um einer zu sein. Hast du keine, musst du klein und unscheinbar sein, denn je kleiner und unscheinbarer, desto mehr hast du das Zeug zu deligieren. Auch das wird aus dem Gefängnis kolportiert. Und das Personal ist sowieso so korrupt, das es schlimmer kaum geht. In so einen Häfen muss Special Ops-Agent Pete Koslow, selbstredend Dauergast beim Tätowieren, wieder zurückkehren, um der Drogenmafia das Handwerk zu legen. Was erstmal so aussieht wie eine gemähte Wiese, nämlich, dass Koslow nach verrichteter Arbeit wieder gemütlich aus dem Gefängnis spaziert, darf später bei all den Betroffenen nicht ganz unbegründet für Panik sorgen. Pete wird fallengelassen. Und muss sich auf eigene Faust freikämpfen.

Lock up könnte man sagen. Doch statt Sylvester Stallone darf diesmal Joel Kinnaman (u.a. Robocop, die Serie Hanna, Staffel 1) die Läusedusche über sich ergehen lassen. So finster wars im Knast schon lange nicht. Und so adäquat finster kann auch nur Joel Kinnaman dreinschauen, der wirklich nichts zu lachen hat. Das sind bewährte, aber knallharte Versatzstücke für einen wenig schienbeinschonenden Härtefall von Thriller, der auf spannende und mitunter gehörganglädierende Art zeigt, wie sehr ein Mann mit Erfahrung und einigem Abgucken von Mac Gyver den aussichtslosen Blick in die Zukunft abwenden kann. Daheim bangt Ana de Armas mit unvermuteter Lockenpracht, und FBI-Agentin Rosamunde Pike quält das Gewissen. Waren das alle namhaften Stars in diesem Film? Nein, Clive Owen ist das cellophanartige Zerrbild eines schmierigen Über-Leichen-Gehers. Und Rapper Common (Oscar für den Song Glory) von der CIA-Fraktion kommt einiges Spanisch vor.

Das Casting für die in Haft sitzende Belegschaft in diesem Film dürfte viele ärmellose Feinripps kommen und gehen gesehen haben, nicht ohne gewissen Unterhaltungswert. Kinnaman hat man seine wuchtigen Gemälde natürlich raufappliziert – und er ist auch unterm Strich der richtige Mann für diese Drecksarbeit, die Andrea di Stefano (Escobar – Paradise Lost) hier ergrimmte Gemüter machen lässt. Ein kurzweiliger, wenig zimperlicher Thriller mit allerlei Agenten- und Intrigenkram, der in seiner zornigen Art Althasen wie Stallone oder Schwarzenegger den Escape Plan klaut.

The Informer

Spione Undercover

LIEBER DIE TAUBE AUF DEM DACH

6,5/10

 

spioneundercover© 2019 Twentieth Century Fox Deutschland

 

ORIGINALTITEL: SPIES IN DISGUISE

LAND: USA 2019

REGIE: NICK BRUNO, TROY QUANE

MIT DEN STIMMEN VON (ORIGINAL): WILL SMITH, TOM HOLLAND, BEN MENDELSOHN, RASHIDA JONES, KAREN GILLAN U. A.

 

Eine gute Bekannte meinerseits darf momentan Zeuge des mütterlichen Instinkts einer Taube werden, denn die nistet gerade auf ihrem Balkon. Wer weiß, was sie sonst noch im Schilde führt. Vielleicht ist es ja gar keine Taube, vielleicht, und das sage ich nur im Flüsterton hinter vorgehaltener Hand, ist sie eine Agentin, die nur so tut, als ob. Klingt nach Unsinn? Prinzipiell ist es das ja auch, was aber nicht für den parodistischen Agentenspaß gilt, der Ende letzten Jahres in unseren Kinos zu sehen war. Dort ist ja bekanntlich alles möglich, also auch die Cartoon-Version des Ex-Men in Black Will Smith, der mit Cornetto-Torso und eng sitzendem Anzug überzeichneten Finsterlingen das Handwerk legt. Anschließend wird der Gute auch entsprechend umjubelt, allein dieser lebenden Legende die Hand zu schütteln macht aus einem schmachtenden Fan bereits einen Placebo-Spion, der es mit der ganzen Welt aufnehmen könnte. In diesen heiligen Hallen der Undercover-Ermittlung und Weltenrettung gibt’s natürlich auch sogenannte „Q“s in allen Altersklassen. Erfahrene Erfinder und Ferialpraktikanten. Anfänger und alte Sprengkopf-Hasen. Einer von ihnen ist der Jungspund Walter Beckett, ein etwas zerstreuter, aber genialer Tüftler, der die perfekte Tarnung hinbekommen will. Schnösel Lance Sterling, also eben Will Smith im Kantenprofil, lässt als Antwort darauf ordentlich viel Arroganz raushängen, doch wenig später muss er sich mit der halben Portion, die aber ganz schön viel im Köpfchen hat, zusammentun, um Schlimmes zu verhindern.

Im Original heißt der kunterbunte Streifen Spies in Disguise – ein netter Reim, der natürlich in der Übersetzung untergeht. Was nicht untergeht, ist die teils brüllend komische Situationskomik, die daraus resultiert, dass Agent Sterling versucht, um alles in der Welt als Taube Haltung zu bewahren – was natürlich nicht gelingt, denn dieser bekommt als urbanes Federvieh zwar die perfekte Tarnung, vom Heldenimage bleibt aber dank umstandsbedingter Peinlichkeiten nicht viel übrig. Vor allem in diesen Momenten ist der von Fox/Disney produzierte und auch liebevoll ausgearbeitete Animationsfilm ein Lachgarant für Jung und Alt. Zugange sind stets sympathische Figuren, die sich irgendwie durchwursteln und bei völliger Überforderung im Einzelnen nur gemeinsam dem Antagonisten das Handwerk legen können. So ein Konzept kennen wir natürlich zur Genüge. Alles, was James Bond ausmacht, darf familiengerecht durch den Kakao gezogen werden. Richtig kreativ wird’s dann im sogenannten Showdown, wenn zum Beispiel das Kindchenschema eines süßen Kätzchens beim gewaltbereiten Gegner entwaffnende Emotionen hervorlockt. Bis dahin aber gibt’s auch so Slapstick genug, wobei Tauben, wie wir am Ende feststellen werden, nicht wirklich zu den attraktivsten Geschöpfen des Universums zählen. Trotz Ekelfaktor, zumindest bei manchen Exemplaren, sind die oft verpönten „Ratten der Lüfte“ gerade im Kontext eines actionreichen Family-Events einen zweiten Blick wert – und leicht kann es passieren, dass man die Taube auf dem Dach dem Spatzen in der Hand vorzieht.

Spione Undercover

La Gomera

DRAUF GEPFIFFEN

4/10

 

lagomera© 2019 Alamode Film

 

LAND: RUMÄNIEN, FRANKREICH, DEUTSCHLAND 2019

REGIE: CORNELIU PORUMBOIU

CAST: VLAD IVANOV, CATRINEL MARLON, RODICA LAZAR, SABIN TAMBREA, ANTONIO BUÍL, AGUSTI VILLARONGA U. A.

 

Wenn die Spatzen es von den Dächern pfeifen, dann ist alles längst kein Geheimnis mehr. Eine Redewendung, die, wenn man sie genau nimmt, ja gar nicht stimmen kann, denn: verstehen wir, was Spatzen so pfeifen? Natürlich nicht, blöde Frage. Das verstehen nur die Spatzen untereinander. Oder vielleicht die Ureinwohner aus La Gomera, einer relativ grünen Insel der Kanaren, westlich von Nordafrika und ein Teil Spaniens. Dort ist El Silbo sowas wie eine Geheimsprache, gleichzeitig aber auch ein Kulturgut und wirklich eine ziemlich ausgefallene Art und Weise, sind nicht im Klartext unter vier Augen zu unterhalten, auch wenn die Gesprächspartner zur Stoßzeit in der U-Bahn stecken. Diese Sprache hat es nun aus dem Tourismusbüro von La Gomera und aus jedem noch so erdenklichen Reiseführer ins Kino geschafft. In einen Film, der womöglich nicht ganz so viel Geld vom Fremdenverkehrsamt der Insel zugesteckt bekommen hat und, statt die Sonnenseiten des Eilands zu zeigen oder einen pfiffigen Inselkrimi zu präsentieren, ganz auf Schema F in Sachen Drogenkrimi setzt.

Man könnte ja meinen, hier hätte Aki Kaurismäki so seine Finger im Spiel. Hauptdarsteller Vlad Ivanov ist wohl der mit Abstand stoischste Schauspieler, den es gibt. Allerdings ist diese fehlende Mimik nicht Mangel eines schauspielerischen Talents wie bei manch einem B-Movie-Star. Man sieht, Ivanov versucht sichtlich, sich gar nichts anmerken zu lassen. Das ist fast schon grotesk, dieses zomboide Auftreten. Aber gut, es gibt diesem Streifen einen lakonischen Touch, dafür umwuselt ihn eine Femme fatale mit kohlrabenschwarzem Haar und steckt dem Undercoverpolizisten ein Ticket nach La Gomera zu, damit dieser die Pfeifsprache erlernen kann. Wenn er die beherrscht, gehts wieder zurück nach Rumänien, um einen ganz anderen Mittelsmann aus dem Gefängnis zu boxen, der 30 Millionen Euro verschwinden hat lassen. Ein Plot also, der von den Socken haut? Mitnichten. Dieses Hin und Her aus Verrat und Gegenverrat im mafiösen Rauschgiftmilieu ist leider Dutzendware, darüber hinaus ist der Thriller des rumänischen Regisseurs Corneliu Poromboiu unnötig verschwurbelt erzählt. Das Interesse daran ist endenwollend, zumindest bei mir. Und gleichermaßen stellt sich mir die Frage: Warum eigentlich El Silbo, warum diese Pfeifsprache, warum muss dieser stoische Phlegmatiker so ein schwieriges Lautealphabet büffeln? Gibt´s keine verschlüsselten Handys mehr?

Nun, genau das ist das Problem in La Gomera. Diese verschlüsselten Handys gibt es schon, und darüber hinaus auch sonst alles, was der Elektronikmarkt an Überwachungsgadgets zu bieten hat. Poromboiu weiß schon, was er mit seinem Film ausdrücken will. An allen Ecken und Enden beobachten versteckte und weniger versteckte Kameras das Geschehen oder harren Wanzen hinter vier Wänden auf heißen Hörstoff. Da heisst es: zurück zu den Wurzeln, ausweichen auf ein analoges, am besten verbales Medium, das keiner entschlüsseln kann. Eine nette Idee, keine Frage. Doch der Anspruch, hier eine zynische Antwort auf den gläsernen Menschen zu geben, auch wenn dieser durch kriminelle Aktivitäten diese regelrecht heraufbeschwört, bleibt aufgrund des konfusen Plots und trotz einer stimmigen Pointe am Schluss einschläfernd ungehört. Wie ein missglückter Pfiff.

La Gomera

Die Agentin

DIE SPIONIN, DIE MICH LIEBTE

4,5/10

 

dieagentin©  2019 Luna Filmverleih

 

LAND: DEUTSCHLAND, ISRAEL, FRANKREICH, USA 2019

REGIE: YUVAL ADLER

CAST: DIANE KRUGER, MARTIN FREEMAN, CAS ANVAR, ROTEM KEINAN, LANA ETTINGER U. A.

 

Sie war der Grund für die Vernichtung Trojas und ein fiktiver Filmstar der Nazis aus einer alternativen Vergangenheit. Jetzt ist sie auch noch Agentin des Mossad geworden. Diane Kruger, deutscher Export nach Hollywood, sehr souverän, sehr professionell – eine gute Schauspielerin. Natürlich kommt es auch auf die Regie und auf den Film an. Bestes Beispiel für eine Diskrepanz zwischen Cast und filmischer Ausführung wäre das Spionagedrama Die Agentin unter der Regie des israelischen Filmemachers Yuval Adler. Ein Film, der sich anfühlt wie ein waschechter John Le Carré. Zumindest anfangs. Tatsächlich aber beruht das entschleunigte Politdrama auf Yiftach Reicher Atirs Bestseller The English Teacher, und Adler selbst hat das Drehbuch hierfür adaptiert. Als Bestseller wird die melodramatische Geschichte, die zaghaft ins Bourne-Universum schielt, mit dem Timing wohl kaum seine Probleme haben. Die Verfilmung hat das allerdings schon. Vergleichbar wäre das mit einem Autor, der sein Notizbuch vollkritzelt, auf den letzten Seiten selbiger erst so richtig in Fahrt kommt und sich das Ende gedanklich aufzeichnen darf, weil einfach die letzten Seiten dafür fehlen, um es niederzuschreiben. Aber gut, alles der Reihe nach. Womit haben wir es eigentlich zu tun?

Neben Diane Kruger erfreulicherweise auch mit „Bilbo“ bzw. „Watson“ Martin Freeman. Der agiert als Mittelsmann beim Mossad, quasi als Betreuer von Agentin Rachel, die nach einem privaten Aufenthalt in London plötzlich spurlos verschwindet. Coach Freeman erhält lediglich eine Nachricht auf der Mailbox. Der Rest des Films besteht aus manchmal schwer unterscheidbaren Rückblicken auf all die Geschehnisse, die sich zuvor abgespielt haben – und die sind mitunter romantischer Natur, da Rachel in Teheran, wo sie als Spionin fungiert, einen Geschäftsmann (Cas Anvar aus der Sci-Fi-Serie The Expanse) kennenlernt, der bald auch ihr Liebhaber wird. Solche Liaisonen belasten die Arbeitsqualität als Spion natürlich immens, und vorwiegend emotional. Und lässt auch so manchen ungern Ermordeten zurück. Nähe sollte man als Profi also tunlichst nicht zulassen. Aber wer ist schon sein Leben lang durch die Bank immer nur Profi? Man ist ja schließlich auch Mensch. Und als Mensch hat man Gefühle – Befehle, Missionen oder sonst irgendwelche Aufträge für den Staat hin oder her.

Der wirkliche Zünder ist Die Agentin nicht geworden. Wie bereits erwähnt: Das Timing ist das Problem, denn anfangs hält sich Adler unglaublich lange damit auf, die beginnende Beziehung der beiden Hauptfiguren fast schon in Form einer Romanze voller relevanter Geheimnisse mit einer allzu sorglos entspannt zu beschreiben. Irgendwann wird er wohl gemerkt haben, dass ihm die Zeit davonläuft und die Story nicht so wirklich in die Gänge kommt, also wird im letzten Drittel noch alles auf eine Karte gesetzt. Um den Film scheinbar aus heiterem himmel abrupt zu beenden. Als wäre der Speicher voll, der Akku leer oder eben das Ringbuch fürs Skript ausgeschrieben. Oder kommt da noch was? Womöglich Die Agentin 2? An sich wäre das Ende gut geeignet für den Cliffhanger eines weiteren, relativ austauschbaren Serienformats, das sich sein Fernsehpublikum für Staffel 2 sichern will. Für einen Film hinterlässt das abgeschnippelte offene Ende ein unrundes Gefühl. Da fehlt ganz einfach ein ganzer Brocken, was das Thrillerdrama relativ undurchdacht und ziemlich fehlkonzipiert zurücklässt. Endet das Buch genauso? Kann ich nicht beurteilen, nur wenns so wäre dürfte mir so manches Detail aus welchem Grund auch immer entgangen sein.

Die Agentin

Destroyer

INS GESICHT GESCHRIEBEN

4/10

 

destroyer© 2019 Concorde Filmverleih

 

LAND: USA 2019

REGIE: KARYN KUSAMA

CAST: NICOLE KIDMAN, SEBASTIAN STAN, SCOOT MCNEARY, TATIANA MASLANY, BRADLEY WHITFORD U. A.

 

Das Leben ist ein einziges Risiko. Zu viel Sicherheit langweilt, also warum nicht mal Bungee springen, sich in die Stratosphäre schießen lassen oder in Krisenländern Urlaub machen? Natürlich ist das Risiko da sehr groß, und das wissen diese Leute auch, und wenn sie dann unglücklich landen oder aus dem Urlaub nicht mehr zurückkommen, war das leider der hohe Prozentsatz an Risiko, den man nicht als Katze im Sack mitgekauft hat. Klarer Fall von bewusster Selbstentscheidung. Der Mensch ist ja an sich intelligent, kann in die Zukunft planen und Situationen richtig oder falsch abschätzen, und auch die Risiken bei seinem Tun reflektieren. Auch wenn es darum geht, sich als Undercover-Polizistin in eine Verbrecherbande einzuschleusen. Sowas tut man freiwillig. Nicole Kidman als Polizistin Erin Bell hat das gemacht, nämlich undercover in der Clique eines Räubers mitzumischen (Toby Kebell mit unfreiwillig komischer Tommy Wiseau-Mähne). Aber das ist lange her.

Jetzt sitzt Polizistin Erin Bell entweder auf den Stufen, liegt am Boden oder sitzt bevorzugt im Auto – und starrt resignierend vor sich hin. Und sie sieht furchtbar aus. Nicole Kidmans Gesicht spricht Bände schlafloser Nächte und regelmäßiger Vollräusche. Die Haut ist trocken und fleckig, Augenringe bis zu den Mundwinkeln, und abgemagert bis auf die Knochen. Die aparte Juristenmama aus Big Little Lies ist längst vergessen. Dass es sich hierbei um dieselbe Schauspielerin handelt, ist ungefähr genauso schwer zu begreifen wie die Rolle Charlize Therons in Monster. Beide sehen zum Fürchten aus. Kidman hat noch dazu so einen glasigen Blick, der im Nirgendwo endet. Und sie starrt. Sitzt und starrt. Rafft sich manchmal auf, setzt sich aber bald wieder irgendwo nieder. Und trinkt. Warum? Aus purem Selbstmitleid. So ein Eigenjammer kann ganz schön runterziehen, da lässt man sich als armes Opfer gerne gehen bis es nicht mehr geht. Selbst die Rache für etwas, das im Laufe des Films lange im Dunkeln bleibt, boxt den larmoyanten, mieselsüchtigen Schlendrian auch nicht aus ihr raus. Das Gambling mit erhöhtem Risiko war allerdings hausgemacht, und auch das selbstgewählte Abbiegen von Geplantem war ein Wachsen auf eigenem Mist. Also warum nicht die Konsequenzen erhobenen Hauptes tragen? Erin Bell tut das nicht, kann es nicht. Und das bitteschön grenzt schon etwas prätentiös an Selbstgefälligkeit.

Eine Märtyrerin im Thrillergenre, die das Schicksal nicht ertragen kann, rückt sich selbst in all ihrem Leiden direkt ikonenhaft ins Bild, abgöttisch verehrt von Filmemacherin Karyn Kusama (u. a. Aeon Flux und Jennifers Body, ebenfalls zwei Damen am Rande des Erträglichen), die diese Selbstbeweinung großzügig duldet und während dessen aber sonst nicht mehr weiß, was sie mit ihrem Film eigentlich machen soll. Nicole Kidman ist natürlich ein Profi zweifelsohne, aber es lässt sich schwer einen Profi zwei Stunden lang beweisen lassen, wie gut er nicht auch ganz andere Rollen spielen kann. Das müsste man bei Kidman gar nicht mal wissen wollen, sie ist schon so lange im Filmbiz, dass sie Filme wie Destroyer nicht mehr nötig hat. Denn was transportiert das Thrillerdrama denn noch? Eine trostlose Chronik der Vergeltung, die keine Erkenntnisse birgt, die vielleicht ganz geschickt ihre Zeitebenen montiert, womit der Film wirklich punktet, aber sonst in unbedingt gewollter Lethargie völlig die Kraft verliert. Tragische Polizeigeschichten dieser Art können auch ganz im Stile des Film Noir in gewisser prosaischer Verklärung die Antithese zum Happy End zelebrieren, andere verlieren das Ziel einer Geschichte aus den Augen, um die zentrale Figur stolpern zu sehen. Das ist bei Destroyer der Fall, noch dazu ist die Kausalität des Verzweifelns eine in Kauf genommene. Mein Mitleid hält sich dabei in Grenzen. So bleibt nur mehr jenes von Kidmans Filmfigur, das aber keiner mit ihr teilen will.

Destroyer

BlacKkKlansman

DER KUCKUCK IM KU-KLUX-KLAN

5/10

 

BlacKkKlansman© 2018 Universal Pictures International Germany GmbH

 

LAND: USA 2018

REGIE: SPIKE LEE

CAST: JOHN DAVID WASHINGTON, ADAM DRIVER, LAURA HARRIER, TOPHER GRACE, JASPER PÄÄKKÖNEN, ALEC BALDWIN U. A.

 

Als Ron Stallworth im Polizeikommissariat Colorado Springs, Abteilung Undercover-Ermittlungen, nach einem Blick in die Tageszeitung zum Hörer greift und auf eine plötzliche Eingebung hin die Nummer des Ku-Klux-Klans wählt, unterliegen nicht nur die Kinnladen der Filmkollegen der Schwerkraft. Dieser Ron Stallworth, der ist nämlich ein Afroamerikaner. Einer der wenigen, die zu dieser Zeit überhaupt in staatliche Dienste gestellt werden, noch dazu sichtbar für das latent rassistisch geprägte amerikanische Volk der Weißen, die damit wenig anfangen können und wo verdeckte Ermittlungen grandios funktionieren, weil einfach niemand damit rechnet, das Schwarze im Umfeld potenzieller Gefahrenquellen herumschnüffeln könnten. Diese einmalige Gelegenheit, die lässt Ron Stallworth nicht verstreichen. Und landet schon alleine mit seinem unverschämten Anruf beim lokalen Gruppenleiter der Kapuzen-Rassisten eine schallende Ohrfeige auf den Wangen Reinheitsgebot predigender Herrenkrieger.

Mit diesem Stoff hat sich Kultregisseur Spike Lee etwas ganz Brisantes ausgesucht. Diese True Story, die sich in den 70ern ereignet hat und auf den Erinnerungen des echten Stallworth beruht, ist kaum zu glauben und schreit danach, vor allem in Zeiten wie diesen verfilmt zu werden: Ein Schwarzer infiltriert und unterwandert das superrechte Lager und gibt ale eine Art „Till Eulenspiegel“ mit Afro den kleinkarierten Unfug der Möchtegern-Arier der Lächerlichkeit preis. Dieses Kunststück der Entlarvung wäre wohl nicht gelungen, hätte Ron Stallworth nicht Kollegen an seiner Seite gehabt, die bei diesem präventiven Schildbürgerstreich mitgespielt hätten. Dank des Juden Flip Zimmerman erschaffen die Undercover-Experten eine fiktive Figur echten Namens, die sowohl vor als auch hinter dem Telefon funktioniert und selbst den nationalistischen Abgeordneten und Oberguru David Duke aufs schneeweiße Glatteis führt.

Wie sehr doch Spike Lee die Möglichkeiten dazu gehabt hätte, den rechtsradikalen Ku-Klux-Klan mithilfe des aufblätternden Witz eines Charlie Chaplin als haltloses Ad-Absurdum-Vehikel darzustellen. Doch die Wut und die Furcht des Filmemachers konnten einfach nicht dulden, der erlebenswerten Realsatire ganz allein das Feld zu überlassen. Spike Lee wollte ein politisches Statement verkünden, dass er aber als Understatement ohnehin schon gehabt hätte. Lee macht es letzten Endes wie Michael Moore – er wird populistisch, und stiehlt durch seinen Populismus seiner intelligenten Chronik der Ereignisse voller Länge die Show. Hätte es die Realszenen am Ende des Filmes zu den Ereignissen des August 2017 wirklich gebraucht? Oder Harry Belafonte´s (welche Überraschung, ihn nochmals auf der Leinwand zu sehen) Chronik der Hinrichtung eines geistig behinderten Schwarzen? Meiner Meinung nach nicht. Meiner Meinung nach fühlt es sich so an, als hätte Spike Lee auf den Zündstoff seiner subversiven Beinstellerei letzten Endes nicht mehr vertraut. Und so soll im Nachhinein die Angst vor Trump und den gewalttätigen Rechten jene Wirkung erzielen, die eigentlich Stallworth als Wolf im Schafspelz hätte erzielen sollen. Dieser Semidokumentarismus, der wäre in Filmen wie Detroit von Kathryn Bigelow besser positioniert gewesen. Aber nicht in einem Film wie BlackkKlansman, der ohnehin ein gebildetes, linksorientiertes Publikum zu erwarten hat, das längst weiß, wie sehr das rechte Nationalbewusstsein derzeit neu erstarkt. BlackkKlansman hätte mit all seiner souveränen Hinterfotzigkeit das Problem von einer ganz anderen, überraschenden Seite anpacken können – nämlich aus der Mitte heraus, wie ins Auge des Sturms teleportiert, und nicht frontal und für alle sichtbar von außen.

BlacKkKlansman ereignet sich vor dem Hintergrund der Black Power-Bewegung. Doch von Power ist der Film weiter entfernt als gedacht. Lee erzählt die irren Ereignisse in einem scheinbar contraindizierten Chill-Modus. Das entschleunigte Tempo bewahrt zwar einen lässigen Überblick, findet aber im Gegensatz zu den anklingenden Soulklassikern kaum einen eigenen Rhythmus. Dieser folglich unentschlossenen Ambition für den Film und des streckenweise verhobenen Timings fallen auch Hauptdarsteller John David Washington und Adam Driver zum Opfer, die natürlich als Undercover-Profis alles andere als wütend, dafür aber von einer gewissen entrückten Gelassenheit beseelt sind, die dem Film noch dazu einiges von seiner eigentlich elektrisierenden Wirkung nimmt. Im Gegensatz dazu gebärden sich die radikalen Sektierer des Ku-Klux-Klans in beängstigendem Fanatismus, allen voran Vikings-Darsteller Jasper Pääkkönen. Vielleicht sollen sogar die unterschiedlichen Verhaltensmuster die Kluft zwischen Absurdität und Verstand stark konstrastieren – die motivierende Energie der Aufklärer fällt allerdings seltsam schal aus.

So muss ich trotz der vielen hochlobenden Kritiken, die zu BlacKkKlansman zu lesen waren, eher enttäuscht feststellen, dass Spike Lee seiner sarkastischen Demaskierung eines so kruden wie zerstörerischen Weltbilds selbst nicht ganz vertraut und dort politische Tagungsreden schwingt, wo cleveres Understatement mit ordentlichem Nachhall für sich allein Bände gesprochen hätte.

BlacKkKlansman

Triple 9

HIT ME, KATE!

5,5/10

 

triple9

REGIE: JOHN HILLCOAT
MIT KATE WINSLET, CASEY AFFLECK, AARON PAUL

 

Wer am Längsten finster dreinblickt hat gewonnen! Der Sieg geht eindeutig an Kate Winslet. Als gewohnte Interpretin wohlwollender Charaktere und guter Menschen, die maximal noch in ernsthaften Schwierigkeiten stecken (mit Ausnahme von Peter Jackson´s Heavenly Creatures), will die Titanic-Ikone nun ganz andere Saiten aufziehen. Und zwar die dunkel gefärbten. Ihre Rolle als weiblicher Unterweltboss mit ausgeprägt mafiösen und richtig richtig bösen Zügen mag wohl das Einzige sein, dass von diesem Polizeithriller nachwirkt.

Gute und böse Cops, Korruption und verdeckte Ermittlung – Triple 9 erzählt Geschichten, die wir nach Sichtung von Internal Affairs, Training Day und The Town im Grunde schon zur Genüge kennen. Das Wissen, dass nicht alles schwarz und weiß ist, erschließt sich bei Genreliebhabern spätestens beim weitaus gelungeneren Black Mass, des biografischen Thrillers rund um einen abgrundtief verdorbenen Unterweltler, der Recht und Ordnung mit in den Sumpf des Verbrechens zieht. Was soll da nun also Triple 9 Neues oder gar Erfahrenes weitererzählen können? Im Grunde nur, dass der dringliche Funkcode 999Polizist unter Beschuss – gleichgesinnte Ordnungshüter zum kollektiven Halali gegen das Verbrechen zwingt. Und des Weiteren die Tatsache, dass die fiesen Drahtzieher im Zwielicht des Unkontrollierbaren auch weiblicher Natur sein können.  Dabei hat Winslet erstaunlich wenig Sendezeit. Ihr Auftritt beschränkt sich auf einige wenige, aber denkwürdige Szenen, die von ernüchternder Kompromisslosigkeit gegenüber Leib, Leben und Hörigkeit zeugen. Rund um das Zentrum der Finsternis entspinnt sich unter der Regie des australischen Regisseurs John Hillcoat ein Verwechslungsdrama in dunklen Bildern, die teils in morastigem Rotlicht ertrinken. Zwischen Heist- und Copthriller schenkt Hillcoat seinen Zusehern wie gewohnt keinerlei Sympathien. Ähnlich wie in seinem Film The Proposition zeigt der Filmemacher eine illusionslose Welt, in welcher sowohl die Guten als auch die Bösen keine Menschen sind, die man gerne zu sich nach Hause einlädt. Allesamt kaputte Figuren, die auf zweifelhafte Art schwer nachvollziehbare Ideale verfolgen, um dann entweder ins Gras zu beißen oder so gut wie alles zu verlieren. Bei Hillcoat kann ich mir gut vorstellen, dass Musiklegende Nick Cave die Kreation seiner Songvideos vertrauensvoll in dessen Hände gelegt hat.

Triple 9 bleibt ein bleischwerer Polizeifilm mit einigen bekannten Gesichtern, unnahbarer Kaltschnäuzigkeit sowie raubeinigen Schuss- und Seitenwechseln in gewohnter Life is Hard-Manier. Da gehen leider Nebenrollen wie jene von Gal Gadot sehr schnell unter. Und wo keine Identifikationsfigur, da auch keine besondere Anteilnahme am Geschehen. Hillcoat wird wohl wieder ins australische Outback wechseln müssen, wo sich seine verlorenen Seelen in ihrem Archaismus besser zurechtfinden. Kate Winslet kann er da ruhig mitnehmen.

Triple 9

Sleepless – Eine tödliche Nacht

PAPA, DER MANN MIT DEM KOKS IST DA

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sleepless

Am Anfang war die Tasche. Schön und gut. Jetzt geht es darum, aus diesem transportablem Behältnis ein sehr begehrenswertes zu machen – die Arbeit der Drehbuchautoren ist gefragt. Aber nicht die Arbeit amerikanischer Drehbuchautoren – die Vorlage für den simpel gestrickten Reißer war wieder einmal aus französischen Landen zu holen. Da hatten die lokalen Filmemacher schon 6 Jahre zuvor die ganze Arbeit getan. Aber wie dies nun mal in den USA so ist – internationale Produktionen erfreuen sich enorm begrenzter Beliebtheit (siehe meinen Blog-Artikel Die Schöne und das Biest). Doch Kopien in englischer Originalsprache mögen meinetwegen ihre Runde machen – die Notwendigkeit allerdings, in einen derart austauschbaren Streifen wie Sleepless zu investieren, der wiederum in Österreich vor vielen anderen sehenswerten Produktionen einen Filmverleih findet, entzieht sich meiner Nachvollziehbarkeit. 

Der an Schauplätzen ziemlich begrenzte Taschen-Thriller besticht durch nichts, was nicht auch schon andere ähnlich gelagerte Produktionen durchgekaut haben. Undercover-Polizisten, kiloweise Drogen und mehrere Parteien, die darauf aus sind, das Vermögen in Form von weißem Schnee zu kassieren – auf kurze Dauer mag der Plot ja unterhalten. Doch dann kommt Jamie Foxx – und spielt sich selbst an die Wand. Allerdings auch nur dann, wenn sich Michelle Monaghan nicht dazwischen stellt. Die Schauspielerin agiert in dieser relativ lieblos heruntergespulten Hotel-Hasenjagd immer noch am besten, da kann Tarantino´s Django diesmal leider gar nicht mithalten. Zwischen beruflichem Ehrgeiz und familiärer Verpflichtung in geradezu paralysiertem Zustand befindend, versucht Foxx seinen Sohn aus den Fängen eines schmierigen Casino-Mafioso zu befreien. Für einen positiven Ausgang dieses Unterfangens ist eben jene Tasche vonnöten, von welcher wir hier schon des Öfteren gelesen haben. Doch die Dringlichkeit und die verzweifelte Vaterliebe, mit welcher der eigene Sohn herausgehauen gehört, sucht man eventuell in einem anderen Film. Der für Ray oscargekrönte Schauspieler dürfte die Rolle Sleepless lediglich zum Zeitvertreib angenommen haben. Und all der übrige Cast erinnert in der Ausarbeitung ihrer Figuren eher an das Videothekenkeller-Sortiment eines Jean-Claude van Damme in der Titelrolle – wobei das nicht heißen soll, dass der gelenkige Belgier Zeit meines pubertären Lebens nicht auch für unterhaltsame Stunden gesorgt hat.

Diese Zeit allerdings ist vorbei, und so wird bereits nach einer halben Stunde Laufzeit ziemlich schnell klar, dass alles zugunsten der Gerechtigkeit enden wird. Der Umstand sorgt für Langeweile, da helfen selbst der eine oder andere Shootout nicht, und genauso wenig ein sadistischer Bösewicht, der mittelalterliche Quälereien praktiziert. Dann lieber selbst irgendwann nach Las Vegas fliegen und eine Schnitzeljagd auf die Kosten des Hauses veranstalten. Da hat man mehr davon. 

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Sleepless – Eine tödliche Nacht