Wonka (2023)

IN DER SCHOKO LIEGT DIE KRAFT

7/10


wonka© 2023 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.


LAND / JAHR: USA, VEREINIGTES KÖNIGREICH 2023

REGIE: PAUL KING

DREHBUCH: PAUL KING, SIMON FARNABY

CAST: TIMOTHÉE CHALAMET, CALAH LANE, OLIVIA COLMAN, KEEGAN-MICHAEL KEY, JIM CARTER, PATERSON JOSEPH, MATT LUCAS, MATHEW BAYNTON, HUGH GRANT, ROWAN ATKINSON, SALLY HAWKINS, TOM DAVIS, NATASHA ROTHWELL U. A.

LÄNGE: 1 STD 57 MIN


Musicals sind nicht so mein Ding, es sei denn, sie sind von Leonard Bernstein oder Andrew Lloyd Webber. Was Wonka betrifft, so war mir anfangs gar nicht mal bewusst, es hier mit einem Singspiel zu tun zu haben, denn wäre es so gewesen, hätte ich sicher gezögert, den Film auf die Watchlist zu setzen. Timothée Chalamet als jugendlich-hübscher Chocolatier mit magisch-alchemistischen Fähigkeiten wäre an sich schon genug des Zuckergusses, da müsste dieser doch nicht noch zu singen anfangen. Letzten Endes aber war die Lust am Eventkino mit einem seit Call Me By Your Name für Kultcharaktere etablierte Schauspieler und Olivia Coleman als schreckschraubige Hotel-Diktatorin größer als meine Abneigung zu zwanghaft intonierten Drehbuchtexten, die sich oftmals sträuben, gesungen zu werden.

Wonka von Paul King startet sogleich volle Dröhnung mit einem an Jack Sparrow erinnernden Auftakt, in dem der heimatlose Willy Wonka mit voller Motivation und nur wenigen Geldstücken in der Tasche seinem Lebenstraum nur wenige Trippelschritte entfernt scheint: In einer womöglich als London durchgehenden Großstadt will er ein Schokoladengeschäft eröffnen – mit Produkten, die das gewisse Etwas besitzen sollen. In den Galeries Gourmets – dem piekfeinen kulinarischen Zentrum der urbanen Gefilde steht gar eine Lokalität zum Verkauf, sehr zum Missfallen der Konkurrenz, die aus drei irrwitzig überzeichneten Unternehmern besteht, die nicht davor zurückschrecken, unlautere Mittel anzuwenden, um den hageren Virtuosen im auberginefarbenen Mantel zu vertreiben. Zum vorübergehenden Verhängnis wird dem Träumer das Etablissement der grätzigen Mrs. Schrubbes, nachdem dieser das Kleingedruckte in seinem Mietvertrag nicht gelesen hat. Der Schuldenberg ist enorm, also muss er in die Waschküche, wo bereits andere Schuldnerinnen und Schuldner für Jahre ihr Dasein fristen müssen, um sich freizukaufen. Wonka verliert sein Ziel aber nicht aus den Augen und tut sich mit dem Waisenmädchen Noodle zusammen, um sein Schoko-Konfekt so lange unters Volk zu bringen, bis das Geld zumindest reicht, um den süßen Laden zu eröffnen.

Beim Song Nummer eins tauche ich noch mit gutem Willen unter die halbgare Musik hindurch, um bei der nächsten dann doch eines gewissen eingehenden Rhythmus gewahr zu werden, der nicht anders als ansatzweise mitreißend bezeichnet werden kann. Schön, das macht Laune, und diese steigert sich mit den Filmminuten, die mit originellen Ideen selten sparen und klarerweise übers Ziel hinausschießen, wobei man mitunter vermuten und befürchten würde, dass Wonka nicht doch noch ein Griff zur billigen Kochschokolade werden könnte wie vor einigen Jahren das unsägliche Sequel zu Mary Poppins. Obwohl so mancher dem Süßen zugeneigter Bürger die Bodenhaftung verliert, bleibt der Fremdschämfaktor aus. Paul King, der mit Paddington bereits genug Erfahrung im Verfilmen von Kinderbüchern sammeln konnte, hat Roald Dahl eingehend studiert und kennengelernt, um zu wissen, wie dieser wohl ein Sequel wie Wonka verfasst hätte. Und er bringt es auf den Punkt: Sein Film mag zwar an der einen oder anderen Stelle sowohl visuell (die viel zu dünne Flüssigschokolade) als auch dramaturgisch (wie kann sich Wonka plötzlich so ein Geschäft leisten?) ein bisschen auslassen, weil dieser seinen Ambitionen selbst nicht ganz hinterherkommt, in den meisten Fällen aber regiert der Spirit eines unverwechselbaren Schriftstellers, der die Themen von autoritärer Erziehung, Unterdrückung, Freiheit und Willenskraft in liebevoll-bizarre Grotesken verpackt hat. Auch Wonka wird zur Groteske – doch immer nur so weit, um sich nicht den Magen zu verderben bei so viel Süßem. Die drei Antagonisten Slugworth, Prodnose und Fickelgruber (eine Anlehnung an Schickelgruber – die Figur spricht Bände) sind vorzüglich skizzierte Karikaturen, die Mechanik ihrer Machenschaften schönste Verschwörungsliteratur für jüngere Semester und solche, die in knallbunt illustrierten Schnurren polemische Seitenhiebe auf unlauteren Wettbewerb nur zu gerne entdecken möchten.

Alle weiteren Songs tun dann nicht mehr weh, sie sind Teil der Abstrahierung ins Realitätsferne. Mit Hugh Grants Umpa-Lumpa-Auftritt ist die Fantasie komplett, nichts ist mehr real oder lässt sich in die Realität uminterpretieren. Wie ein verschrobenes Zauberspiel von Ferdinand Raimund und all den Versatzstücken, die zukünftig in Roald Dahls Charlie und die Schokoladenfabrik eintauchen werden wie das Marshmallow in den Schokobrunnen, hält Wonka sein Abenteuer dank eines durchwegs gut aufgelegten und synergetischen Ensembles die Story bei der Stange. Vieles hat Witz, manches Detail ist zum Brüllen, Paul Kings tiefe Verbeugung vor einem Star der Kinderliteratur ist wie das Stückchen Schokolade, lässt man sich gemütstechnisch etwas gehen, leichte Glücksgefühle beschert, um wieder auf Spur zu kommen. Die Lust am Süßen muss dabei nicht zwingend damit einhergehen, denn dafür bleibt Wonka auffallend frei von gesetzten Impulsen. Im Gegenteil: Süßes macht dick, Keegan-Michael Kaye als Polizeichef macht die Probe aufs Exempel.

Wonka (2023)

In My Mother’s Skin (2023)

MARIA DURCH DEN MYTHENWALD GING

7/10


inmymothersskin© 2023 Amazon Studios


LAND / JAHR: PHILIPPINEN, SINGAPUR, TAIWAN 2023

REGIE / DREHBUCH: KENNETH DAGATAN

CAST: FELICITY KYLE NAPULI, JASMINE CURTIS-SMITH, ANNE RAJA, JAMES MAVIE ESTRELLA, ANGELI BAYANI, RONNIE LAZARO, ARNOLD REYES U. A.

LÄNGE: 1 STD 37 MIN


Das Jesuskind in prächtigem Ornat hatte Filmemacher Kenneth Dagatan schon in jungen Jahren verstört. Aufgewachsen mit den Dogmen, Verboten und Geboten des erzkonservativen, aber massentauglichsten Zweigs des Christentums, blieb, wenn schon sonst nichts mehr, eine gewisse Ehrfurcht vor fast schon heidnisch anmutenden Götzen und übertrieben prunkvollen Darstellungen der Heiligen Familie. Wir kennen das schließlich selbst: Die heilige Jungfrau Maria im bodenlangen Rock, geschmückt mit allerlei Firlefanz, hinter ihrem Haupt die Corona des Heiligenscheins. Diese Art der Heiligenverehrung verschmilzt nun nahtlos mit der Folklore einer üppigen, tropischen, feuchtheißen Inselwelt: Den Philippinen. Kann so eine Konvergenz aus Glauben, Ahnen und Hoffen denn zu einem synergetischen Zweiklang führen? Kam oder kommt hier jemals etwas Gutes dabei raus? Mancherorts haben Völker den missionierten Katholizismus insofern selbst adaptiert, dass dieser zu ihrer sowieso längst gewohnten und auch weiterhin praktizierten Folklore passt, zum Beispiel auf Madagaskar. Anderswo blieb von den alten Geschichten kaum mehr etwas über. Doch wenn sie hochkommen, wird die gebenedeite Jungfrau zu einer Schreckensgestalt, die so verführerisch scheint wie die dreizehnte Fee aus den Grimm’schen Märchen, in Wahrheit aber den vergifteten Apfel, saftig, drall und rot schimmernd, arglosen Hoffenden entgegenhält. Was soll man schließlich tun, bei so einem verlockenden Angebot, das, zur rechten Zeit und scheinbar ohne Tribut fordern zu wollen, aus allen Wolken bricht und zerfahrene Situationen wieder geradebiegen kann?

In so einem Dilemma der Angst und der Sorge muss das Mädchen Tala rasch entscheiden, wie es mit dem Schicksal ihrer Familie weitergeht. Wir schreiben das Jahr 1945, das Ende des Krieges ist greifbar nah, die Japaner haben den Archipel besetzt und die Amerikaner rufen zur Schlacht. Der Vater, genötigt von den Mächtigen, muss ersteren zur Hand gehen und verschwindet in den Wirren des Krieges. Zurück bleiben eine erkrankte Mutter und zwei Kinder, eben Tala und ihr jüngerer Bruder Bayani, nebst des Hauspersonals, denn die Familie konnte bislang, mehr recht als schlecht, in einem feudalen Kolonialbau residieren, irgendwo fernab der Stadt im Dschungel. Als sich Mamas Gesundheitszustand rapide verschlechtert, muss das Mädchen Hilfe holen – und stößt in einer verwunschenen Kapelle auf eine wohlwollend lächelnde, prunkvoll aufgedonnerte Fee, die zur Lösung des Problems natürlich beitragen kann. Die Medizin, die Tala ihrer Mutter aber verabreichen soll, hat Nebenwirkungen, mit denen keiner rechnen würde – oder rechnen will. Erst langsam fällt es wie Schuppen von den Augen, was das magische Wesen, mehr Hexe als Fee (und so gar nicht die gebenedeite Jungfrau), eigentlich bezwecken will.

Und hier haben wir ihn wieder, den kämpferischen Willen eines Kindes, der gegen die Mächte der Finsternis aufbegehrt und über sich hinauswächst. Ein blutjunges Schneewittchen, die von verlockenden Kostbarkeiten probieren soll, die sich hinreißen lässt, aus Liebe zur Mutter, das Unmögliche zu wagen. Für diesen radikalen Kreuzweg findet Kenneth Dagatan eine ruhige, fast schon unangenehm elegische Bildsprache, die er mit den Geräuschen der Tropen anreichert, insbesondere mit dem Klang der Zikaden, die in dieser Schauergeschichte keine unwesentliche Rolle spielen. Die Wucht der Natur, die sich durch etwas Ungreifbares, das sich in die natürlichen Mechanismen unserer verstandenen Welt drängt, vor den Karren spannen lässt, breitet sich wie Schimmel in den vertrauten Gemäuern aus, als wäre Talas Zuhause das Hill House aus der Sulu-See. Dagatan nähert sich seinem assoziierten Alptraum schleichenden Schrittes, die Kamera mag sein Zeuge sein, doch löst sie sich lange nicht vom verschreckten Antlitz desjenigen, der etwas Fürchterliches zu sehen vermag. Statt schneller Schnitte sucht das Auge des Erzählers in langsamen Schwenks Ort und Stelle des sichtbaren Grauens mit einiger Verzögerung. Dagatan will nicht erschrecken, sondern fast schon auf homöopathische Weise das konsequent ausformulierte Drama seinem Publikum zuführen, ohne ihn auf Distanz zu halten. Dabei liefern Farbgebung und das Komponieren von Licht und Schatten eine phantastische, neoromantische Stimmung, die an Del Toros frühere Werke erinnert (v. a. The Devil’s Backbone). Erstaunt und überrascht könnte man sich trotzdem zeigen, wenn am Höhepunkt des Treibens dunkler Gier die philippinische, natürlich gediegenere Variante von Evil Dead Rise den Horror aus dem Nebenzimmer lockt, der sich mit denen des Krieges und verachtender Menschenseelen bestens versteht. Dann passiert plötzlich vieles auf einmal, und In My Mothers Skin wird zur metaphysischen, beinahe nihilistischen Tragödie, die bis zur letzten Konsequenz tunlichst vermeidet, tröstende Tabus einzuhalten. Der Tod mäht mit breiter Sense und erwischt dabei die Häupter eines aus Gebeten errichteten Katholizismus. Die Finsternis ist stark, aber vielleicht doch nicht unbezwingbar in diesem dunklen Märchen, gnadenlos schön und blutig.

In My Mother’s Skin (2023)

Nightsiren (2022)

WIE MAN SICH HEXEN MACHT

7/10


nightsiren© 2023 Busch Media Group


LAND / JAHR: TSCHECHIEN, SLOWAKEI 2022

REGIE: TEREZA NVOTOVÁ

BUCH: BARBORA NÁMEROVÁ, TEREZA NVOTOVÁ

CAST: NATÁLIA GERMANI, EVA MORES, JULIANA OLHOVÁ, IVA BITTOVÁ, JANA OLHOVÁ, MAREK GEISBERG U. A.

LÄNGE: 1 STD 50 MIN


In Robert Eggers The Witch hat die strenggläubige Familie von Anya Taylor-Joy so lange darauf beharrt, dass ihre Tochter einen Pakt mit finsteren Mächten eingegangen sein muss, bis es wirklich dazu kam. Klarer Fall von selbsterfüllender Prophezeiung. Und gerade in diesem Film wird klar, dass die wahre Hölle immer die anderen sind – frei nach Sartre. Die slowakische Filmemacherin Tereza Nvotová will sich dieser Umkehrrechnung ebenfalls annehmen – und erzählt diesmal nicht aus der Finsternis des siebzehnten Jahrhunderts, sondern stellt sich gegenwärtigen Verhältnissen. Zum Teil sind diese auch autobiographisch; zumindest, was das Verhalten der Gemeinde angeht und wohl weniger das Metaphysische zwischen den Bäumen.

Der Mikrokosmos einer Dorfgesellschaft ist stets mit Vorsicht zu genießen. Ein jeder kennt jeden, es wird getuschelt und getratscht. Geheimnisse gibt es längst nicht mehr, und tritt wirklich Pikantes zutage, wissen es alle. Schnell wird der Verdacht zur Gewissheit, die Gewissheit zur irrationalen Angst, die irrationale Angst zum Wahn. Genau so landeten damals vermeintliche Hexen auf dem Scheiterhaufen oder wurden ins Wasser getaucht, damit die anderen herausfinden konnten, ob die Beschuldigte vielleicht nicht doch ehrlich damit war, unschuldig zu sein.

Die Menschheit hat sich, wie wir wissen, in ihrem Verhalten seit damals kaum gewandelt. Gut, die Gesetze sind andere, das Gewand ist nicht selbstgenäht, sondern stammt vom Großkonzern und die Hygiene ist besser. Doch alles andere tritt auf der Stelle. Nightsiren kommt diesem enttäuschend unbelehrbaren Status Quo langsam auf die Schliche. In ihrem Film treibt sie niemanden zur Eile an, die Story schreibt das Tempo vor – und geht so: Eine junge Frau kehrt nach Jahrzehnten der Abgängigkeit in ihr Heimatdorf zurück – oder besser gesagt: zur Waldhütte ihrer verstorbenen Mutter. Die ist längst abgebrannt, da gibt’s nichts mehr zu holen. Gegenüber, ein paar Meter weiter, dämmert das Haus einer angeblichen Hexe dem Verfall entgegen, dort quartiert sich Charlotte erstmal ein. Nicht nur der Brief des Bürgermeisters, der die Hinterlassenschaften ihrer Mutter regeln will, treibt sie hierher – es ist auch die Hoffnung, dass ihre kleine Schwester überlebt haben könnte, nachdem sie diese vor Jahrzehnten versehentlich von einer Waldklippe stieß. Charlottes ganze Familie ist nebenbei sowieso in Verruf geraten, mit Waldhexe Otylia einen Pakt eingegangen zu sein. Entsprechend zögerlich reagieren die Einwohner auf die Heimkehr der verschollenen Tochter. Natürlich wecken Charlottes Nachforschungen schlafende Hunde, ein Mädchen namens Mira gesellt sich zu ihr, und die permanent notgeilen Männer des Dorfes stellen bald schon eine Bedrohung dar. Im Schatten hexischer Magie befinden sich alle, doch es braucht eine Zeit, bis dieses Unheil von den anderen beim Namen genannt wird.

Nightsiren vermeidet – und das ist wunderbar erfrischend – jegliches Klischee aus diversen anderen Hexenfilmen, die die Mythologie auf hässliche Fratzen und unreflektierte Bösartigkeit reduzieren. Tereza Nvotová gibt dem Thema einen hellen Anstrich und kokettiert viel mehr mit den Imperativen weiblicher sexueller Freiheiten, die vom Patriarchat längst nicht mehr unterdrückt werden dürfen. Ihr Mysterydrama ist ein zutiefst feministischer Film, der fast schon der Versuchung erliegt, alles Männliche als Unterjochung darzustellen, wäre da nicht zumindest einer, der von den geschlechtstypischen Verhaltensweisen Abstand nimmt. Ob das den Ausgleich schafft, bleibt lange fraglich. Und rückt dann später in den Hintergrund, wenn Nightsiren beginnt, Reales mit Imagination, Lehrbuchphysik mit Metaphysik und Gewalt mit Magie zu vermischen. Die Hexe bei Nvotová ist ein Sinnbild für das Ausleben unterdrückter Weiblichkeit – dafür braucht es lediglich Andeutungen und keinen feisten Budenzauber. Weniger ist hier mehr, und das wenige schafft es aber dennoch, alles durcheinanderzubringen, sodass man als Zuseher letzten Endes gar nicht mehr weiß, was tatsächlich stattfindet, stattgefunden hat oder stattfinden wird. So einiges bleibt offen, vieles geheimnisvoll und vage. Was dem Film aber nicht zum Nachteil gereicht.

Als moderner Frauenfilm, der sich mit dem Phantastischen am nächtlichen Waldboden wälzt, lässt Nightsiren die Zeit wie im Flug vergehen und fasziniert, weil es eben nicht unbedingt faszinieren will. Ein Film, der durch seine entspannte Erzählweise Spannung erzeugt, die ganz von allein entsteht.

Nightsiren (2022)

Nocebo (2022)

BLUTSAUGER MAL ANDERS

6,5/10


nocebo© 2022 The Jokers Films


LAND / JAHR: IRLAND, PHILIPPINEN 2022

REGIE: LORCAN FINNEGAN

BUCH: GARRET SHANLEY

CAST: EVA GREEN, CHAI FONACIER, MARK STRONG, BILLIE GADSDON, CATHY BELTON, ANTHONY FALCON U. A. 

LÄNGE: 1 STD 36 MIN


Es gibt den Placebo-Effekt, den kennen wir alle: Ganz und gar davon überzeugt zu sein, einen positiven Effekt zu erwarten, auch wenn das Mittel zum Zweck keinerlei Skills besitzt. Umgekehrt gibt es Nocebo: Das Erwarten einer negativen Reaktion auf die Gesundheit, auch wenn nichts wirklich dazu beiträgt. Dabei gibt es zwischen Himmel und Erde und auch zwischen den Dimensionen (Achtung, jetzt wird’s esoterisch) so einiges, was wir nicht wissen, woran wir nicht glauben und was wissenschaftlich längst nicht bewiesen ist. Von Geisterwelten und vom Überqueren der Schwelle ins Totenreich haben die Schamanen des Ostens längst einiges zu berichten – je weiter es in diese Himmelsrichtung geht, desto transzendenter wird unsere Existenz. Im Film Eine größere Welt erfährt Cécile De France aus erster Hand ein bisschen mehr vom großen Ganzen. Bei Apichatpong Weerasethakul sind Geister und Wesenheiten unserer Realität inhärent. In der irisch-philippinischen Koproduktion Nocebo tritt ein, was gerne als Scharlatanerie oder Humbug bezeichnet und natürlich nicht ernst genommen wird, weil es dafür keine Evidenz gibt. Ein großer Fehler, wenn nach westlichen Parametern erzogene Wohlstandsbürger alles, was sie nicht kennen, skeptisch verlachen. Mark Strong wird in diesem Film sein blaues Wunder erleben. Aber erst, nachdem Eva Green durch die Hölle hat gehen müssen, um an den Auslöser ihres Unglücks zu gelangen. Um herauszufinden, was mit ihr verdammt nochmal nicht stimmt.

Und zugegeben – rational lässt sich ihr Befinden kaum erklären. Als erfolgreiche Designerin für Kindermoden steht sie kurz davor, mit einer neuen Kollektion durchzustarten. Während einer Modenschau erhält sie jedoch einen mysteriösen Anruf, auf welchem wir uns als Zuseher noch keinen Reim machen können. Auch nicht, als plötzlich ein schwarzer, blinder, von vollgesogenen Zecken befallener Hund vor ihr auftaucht, der sich schüttelt, bis es Parasiten regnet. Wer ab dieser Szene noch keinen Ekelanfall bekommt, könnte den Rest des Films ganz gut durchstehen. Denn es kommt noch dicker – und größer. Aber der Reihe nach: Christine, so Eva Greens Filmfigur, plagen von da an seltsame Spasmen, ein Zittern und undefinierbare Angstzustände, mitunter Visionen der schrecklichen Art. Das Publikum weiß immer noch nicht mehr, kann aber ganz gut nachvollziehen, warum sich die Mutter einer Tochter gar nicht mehr daran erinnern kann, eine Nanny und Haushälterin engagiert zu haben, die plötzlich auf der Matte steht: Es ist die jung Philippinin Diana, die Christines Familie jeden Wunsch von den Augen abliest, herrliches Essen kocht und auch mit Rat und Tat zur Seite steht, wenn die Frau des Hauses unter Krämpfen zusammenbricht. Was da helfen kann, sind fernöstliche Heilmittel, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Während Dianas Omnipräsenz dem Ehemann ziemlich seltsam und gar bedrohlich vorkommt, geben Rückblenden die Vorgeschichte einer etwas anderen Mary Poppins preis, die aus gutem Grund für Christine so ziemlich alles tut, was in ihrer Macht steht. Welche Macht das ist – nun, das sei an dieser Stelle nicht verraten.

Das arrogante Unterschätzen jedweder Metaphysik rächt sich in diesem perfiden kleinen Albtraum von Lorcan Finnegan (Vivarium mit Jesse Eisenberg und Imogen Poots), der vermehrt auf Spinnenhorror sowie auf die Wirkung psychedelischer Retro-Effekte setzt, die mit Licht und Schatten, schnellen Schnitten und Überblendungen einen phantasmagorischen Schrecken herbeizaubern, der aber recht punktgenau und ohne, dass er den Film überlädt, Akzente setzt. Dabei beweist Eva Green – James Bonds große Liebe, Artemisia aus 300 oder demnächst als Lady de Winter – ordentlich Mut zur Hässlichkeit, wenn sie ihr von Krankheit geeinigtes Antlitz in die Kamera hält.

Nocebo ist ein gewiefter Psychothriller, der mit fernöstlichen Mythen spielt und Mächte ins Spiel bringt, die sich damit tarnen, dass sie unterschätzt werden. Der mangelnde Respekt für andere Kulturen ist aber nur einer der tadelnden Finger, die der Film hochhält – ein anderer warnt vor Blutsaugern der anderen Art, vor kettenrasselnder Globalisierung und Wirtschaftsbrutalität, die sich irgendwann rächen wird. Und zwar so, dass es keiner kommen sieht. Wie eine Zecke, die unter’s T-Shirt krabbelt.

Nocebo (2022)

You Won’t Be Alone

MENSCHEN, HEXEN UND ALLES DAZWISCHEN

8/10


you-wont-be-alone© 2022 Focus Features


LAND / JAHR: AUSTRALIEN 2022

BUCH / REGIE: GORAN STOLEVSKI

CAST: ALICE ENGLERT, ANAMARIA MARINCA, NOOMI RAPACE, KAMKA TOCINOVSKI, FÉLIX MARITAUD, CARLOTO COTTA, SARA KLIMOSKA, ARTA DOBROSHI U. A.

LÄNGE: 1 STD 49 MIN


Australische Filme – auch wenn es gar nicht anders sein kann, wenn man mich spontan danach fragen würde – müssen nicht immer ihren Heimvorteil genießen. Sie können auch ganz woanders, weit in der Ferne, ihre Geschichten verorten. Wie zum Beispiel in Mazedonien. Sie müssen auch überhaupt nichts mit Australien zu tun haben – weder ihre Figuren aus Down Under kommen lassen oder Down Under als Ziel haben. Mazedonien reicht völlig. Oder zumindest mazedonisch-australisch. Denn mit Regisseur Goran Stolevski gibt es dann doch einen kleinen Bezug zum Produktionsland, der aber in keiner Weise Auswirkungen auf den Film hat. Dieses irgendwo in den höheren Regionen gelegene Mazedonien des neunzehnten Jahrhunderts ist hier ein Ort, an welchem das Bauernvolk wohl täglich damit rechnen kann, von einer Hexe heimgesucht zu werden.

So eine sagenumwobene, gefürchtete Gestalt, die sich den Gesetzen normaler Sterblichkeit entzieht und scheinbar ewig lebt, erscheint eines Tages der Mutter einer Neugeborenen – nackt, mit schütterem Haar und verbannter Haut –, um sich das Kind zu nehmen. Wie es Hexen eben so tun – das wissen wir bereits aus Robert Eggers genialem Mythenthriller The Witch. Doch die Mutter erfleht einen Deal: Im Alter von sechzehn Jahren soll Biliana, die Tochter, ihr gehören. So sei es – und die Mutter, versucht, der Hexe ein Schnippchen zu schlagen und versteckt ihr Kind in einer Höhle. Man kann Hexen jedoch selten hinters Licht führen, diese Gestalten sind scharfsinnig und rechnen damit, und so kommt es, dass die junge Frau zwar nicht gefrühstückt, sondern aus Mitleid selbst in eine Hexe verwandelt wird. Was diese Sorte Wesen beherrschen: Sie können die Gestalt von Menschen und Tieren annehmen – dafür müssen sie sich lediglich deren Eingeweide einverleiben, und einem Leben inkognito steht nichts mehr im Wege. Nur: Biliana, das nun verwilderte Mädchen, dass ihre ganze Kindheit in Isolation verbracht hat, muss erst lernen, wie es ist, Mensch zu sein. Und der Frage nachgehen: welche Art Leben passt am besten zu mir?

You Won´t Be Alone ist wohl einer der ungewöhnlichsten und poetischsten Filme, wenn es darum geht, den Mythos der Hexe aus einem völlig anderen Blickwinkel zu sehen. Das ist Robert Eggers wie schon erwähnt ebenfalls gut gelungen, doch dort ist eine Hexe immer noch etwas Böses. In diesem Film hier ist das ewig lebende Metawesen eine Existenz, die sich mit quälender Einsamkeit herumschlagen muss. Etwas Gefürchtetes zwar, aber Ausgestoßenes, Gemiedenes. Ein Monster. Weder gut noch schlecht, aus einer Not heraus entstanden, und nicht mehr umkehrbar. Biliana (Alice Englert, die Tochter von Jane Campion) schlüpft in verschiedene Rollen, darunter einmal sogar in Noomi Rapace oder in einen Hund. Dabei beobachtet Stolevski ganz genau, wie diese mazedonische Gesellschaft mit Männern, Frauen, Kindern oder Tieren umgeht. Wie es ist, sich zu verlieben oder Sex zu haben. Zu spielen, mitanzupacken oder geschwisterliche Nähe zu erfahren. Und dabei einfach nur das Verhalten der Menschen zu erlernen. You Won´t Be Alone verknüpft sozialphilosophische Gedankenspiele mit blutigem Naturalismus, bizarrer Magie und Eingeweiden. Doch alles hat seine Ordnung, in dieser seltsamen Welt.

Was manchmal an Terrence Malicks Film Ein verborgenes Leben erinnert – mit neugieriger Kamera, die Distanzen meidet und den Alltag dieses Volkes miterlebt –, braucht nur leicht seinen Blick neu ausrichten, um einem inhärenten Folk-Horror zu beobachten, der aber viel mehr sehnsuchtsvolle Parabel sein will als verschreckender Umstand. Das selbst die uralte, einsame Seele das Lebensglück ihres Schützlings nicht neidlos billigen kann – selbst das lässt sich nachvollziehen. Und man ist fast versucht, dieses teils radikale, teils zögerliche Schauspiel wie ein überrumpelndes Naturereignis zu betrachten, das nicht nur von einem leidenschaftlichen Feminismus angefeuert wird, sondern überhaupt das mühsame, grelle, irritierende, aber letzten Endes unverzichtbare Menschsein feiert, nachdem sich mythische Wesen sehnen. Der historische Kontext wiederum verleiht You Won´t Be Alone die elegische Entrücktheit eines Grimm’schen Märchens, und man unterschätzt den Film von einer Sekunde auf die andere. Am Ende begeistert diese erdige Mystery mit seiner verspielten Neugier und dem Mut zum anderen Ansatz.

You Won’t Be Alone

Three Thousand Years of Longing

WAS WÜNSCHT SICH EIN FLASCHENGEIST?

7/10


threethousandyearsoflonging© 2022 Leonine


LAND / JAHR: USA, AUSTRALIEN 2022

BUCH / REGIE: GEORGE MILLER, NACH DEN KURZGESCHICHTEN AUS „THE DJINN IN THE NIGHTINGALE’S EYE“

CAST: IDRIS ELBA, TILDA SWINTON, AAMITO LAGUM, ECE YÜKSEL, MATTEO BOCCELLI, LACHY HULME, MEGAN GALE, BURCU GÖLGEDAR, ZERRIN TEKINDOR U. A.

LÄNGE: 1 STD 49 MIN


Bei George Miller weiß man eigentlich nie, was der Australier als nächstes macht. Und welches Genre er eigentlich bevorzugt. Man könnte ja sagen: ein bisschen was von allem. Miller betrachtet seinen Spielplatz Film nämlich von beiden Seiten. Da ist einerseits die postapokalyptische Kultfigur Mad Max: Action, Anarchie und Faustrecht. Andererseits sind da tanzende Pinguine im Animationsstil oder sprechende Schweine, die das Abenteuer suchen. Dazwischen vielleicht so etwas Intensives wie das True Story-Drama Lorenzos Öl. Miller ist vielseitig. Das beweist er nun auch seinem Publikum mit einer verspielten Tausendundeiner Nacht-Interpretation, die abrückt von einem orientalischen Helden wie Aladdin und das Leben und Leiden des Geistes aus der Flasche genauso ins Zentrum stellt wie dessen weibliches Pendant, genannt bezaubernde Jeannie, die jahrelang in einer Retro-Sitcom herbei- und fortzaubern konnte, was Major Nelson nur so in den Sinn kam. In Wahrheit aber – also in der erzählerischen Wahrheit phantastischer Geschichten – ist das Dschinn-Dasein eine Frage der Gunst Sterblicher. Mit drei Wünschen schon lässt sich so ein metaphysisches Wesen, bestehend aus elektromagnetischer Energie, in die Freiheit entlassen. Nicht und nicht mag das gelingen, über Jahrhunderte hinweg. Der dritte Wunsch bleibt der unausgesprochene. Von einer Flasche in die andere wandert also ein spitzohriger Idris Elba, der seiner Rolle Charisma, Charme, Naivität und Sehnsucht verleiht. Die Geschichten, die er im Istanbul der Gegenwart Narratologin Tilda Swinton erzählen wird, sind magisch, faszinierend und wie in einem Traum, den man vielleicht träumt, nachdem man einige Seiten der Märchen Salman Rushdies gelesen hat, wie zum Beispiel Harun und das Meer der Geschichten. In diesem Meer mag man auch bei George Miller versinken. Und man will nicht, dass sie enden. Tausendundeine Nacht sind dafür wohl nicht genug, tausendundzwei hätte man gerne.

Der Dschinn beginnt, nachdem die einsame Alithea ihn ungewollt aus einer im Basar erstandenen Glasflasche befreit hat, seine Erlebnisse aus der Zeit Königin von Sabas zu erzählen – in einer üppigen, hochstilisierten Bildsprache, die an Tarsem Singh (The Fall) erinnert, aber auch an Max Ernst oder dem Phantastischen Realismus eines Arik Brauer. Versponnene Geschichte wird zum inspirierenden Märchen, das später, in der Zeit der Kalifen, seine Fortsetzung nimmt. Auch hier: Üppige Ausstattung, orientalisches Geschichtenerzählen auf geknüpften Teppichen. Idris Elba schildert den Grund seiner Sehnsucht mit Überzeugung und Leidenschaft und gibt sich selbst auch dem leidenschaftlichen Spiel hin, während Tilda Swinton die Contenance bewahrt. Three Thousand Years of Longing ist ein Märchen- und Fantasyfilm der ungewöhnlichen Art, der mit gezügeltem Bildersturm sein Publikum nicht ermüden will, sondern vielmehr nach noch mehr lechzen lässt – und die Lust am Fabulieren, an den eigenen kreativen Gedanken und an Tagträumen in den Kinosaal streut.

So prickelnd Millers Film auch seine Philosophie des Wünschens und Nicht-Wünschens in Szene setzt, so rund und kompakt all seine Episoden wie aus dem Ei gepellt über den Boden von Istanbuls Hotelzimmer kullern, so unrund gelingt letzten Endes die Romanze zwischen der Menschenfrau und dem Ewigen. Für diese Beziehung bleiben Miller nur mehr karge Reste seines kreativen Inputs. Phrasen über Liebe übertünchen jene von Abhängigkeit und Loslassen. Es mag zwar immer noch eine gewisse Geschmeidigkeit in der Geschichte liegen – der elementare rote Faden aber verliert sich im Chaos der Moderne, deren Schattenseiten uns allen ohnehin bekannt sind und daher, so scheint es, etwas willkürlich zur Sprache kommen. Von den eskapistischen Geschichten möge es noch viele geben, nur bietet die Moderne den Zauber längst nicht mehr.

Three Thousand Years of Longing ist eine über weite Strecken fabelhafte Fabel über Storytelling und Sehnsucht, über Einsamkeit und offene Ohren. Über das besänftigende der Erfahrung und der Freiheit, sich aus Erlebtem inspirieren zu lassen für das Fiktionale. Um Liebe geht es hier nur peripher, auch wenn Miller da das Gefühl hatte, mehr beitragen zu müssen als verlangt. Der letzte, gewisse Kniff in seinem Film bleibt somit aus, das Tüpfelchen vom i bei Dschinn fehlt – ganz so wie der letzte Wunsch, der lange unerfüllt bleibt.

Three Thousand Years of Longing

Doctor Strange in the Multiverse of Madness

MAN LEBT NICHT NUR ZWEIMAL

7,5/10


drstrange_multiverse© 2022 Marvel Studios / Walt Disney Company


LAND / JAHR: USA 2022

REGIE: SAM RAIMI

CAST: BENEDICT CUMBERBATCH, ELIZABETH OLSEN, XOCHITL GOMEZ, BENEDICT WONG, RACHEL MCADAMS, CHIWETEL EJIOFOR, PATRICK STEWART, HAYLEY ATWELL, LASHANA LYNCH, JOHN KRASINSKI, ANSON MOUNT, BRUCE CAMPBELL U. A.

LÄNGE: 2 STD 6 MIN


Keine Sorge! Das, was leicht hätte passieren können, tritt zum Glück nicht ein. Nämlich, dass Kevin Feige bei der Planung seines MCU völlig den Faden verliert, was schließlich durch die Einbringung der Multiversum-Komponente verführerisch genug gewesen wäre. Nein, Kevin Feige zeigt sich besonnen. Und weiß, was für und wieviele Fäden er bereits in der Hand hält. Er weiß auch, dass es nicht ratsam wäre, wirklich viel Neues hinzuzutun. Er knüpft also mit den Fäden, die er hat, eine Reihe neuer Muster in seinen epischen Marvel-Wandbehang, auf dem schon so viele Helden und Antagonisten aus den Comics ihren unverrückbaren Platz besetzen. Mehr ist über manche von ihnen nicht mehr zu erzählen. Andere hingegen, die durch den Streamingdienst Disney+ auch in so mancher Serie gut weggekommen sind und noch etwas zu sagen hätten, finden wieder zurück auf die Leinwand. So zum Beispiel Wanda Maximoff aka Scarlett Witch, die wir als Scarlett Witch aber noch nicht kennengelernt haben, es sei denn, die originelle Mindfuck-Dramedy Wandavision kann bereits als gesehen ad acta gelegt werden. Und falls dem nicht so ist, und Doctor Strange in the Multiverse of Madness in den nächsten Tagen ansteht, empfehle ich, diese neun Folgen womöglich an einem Binge-Wochenende noch schnell von der Watchlist zu streichen, ist sie doch die einzig relevante Storyline zwischen all den anderen, die unterstützend dazu beiträgt, Elisabeth Olsens Handeln als Superhexe auch wirklich, in all seiner Dramatik, nachvollziehen zu können.

Die letzte Sache mit Spidey hoch 3 ist mehr oder weniger Geschichte. Dr. Stephen Strange erwacht  nach einem heftigen und sehr real anmutenden Alptraum in seinem Schlafzimmer irgendwann nach Spider-Man: No Way Home an einem normalen Tag im MCU Universum, wo gerade mal sonst nichts passiert – außer die Hochzeit seiner Ex Christine Palmer. Die Feier crasht ein einäugiges Tentakelmonster – womöglich der entfernte Verwandte von Starro, dem Eroberer aus Suicide Squad – das sich durch die Straßen wälzt und auf der Suche nach einem Mädchen namens America alles platt macht. Das mit speziellen Fähigkeiten ausgestattete Wunderkind ist Dr. Strange überdies im Traum erschienen, was folglich einige Fragen aufwirft. Was für Besonderheiten bringt Miss America mit sich? Wie relevant ist das für die Stabilität der Wirklichkeiten? Und warum mischt sich plötzlich Wanda Maximoff ein, hält sie doch ein Buch in ihren Händen, welches womöglich aus demselben Regal entnommen wurde wie H.P Lovecrafts Necronomicon oder eben das Naturon Demonto aus Tanz der Teufel, mit welchen wirklich fiese Dinge angestellt werden können.

Tanz der Teufel? Da wird jemand wie Sam Raimi hellhörig, hat der doch diesen Horrorschocker Anfang der Achtziger inszeniert. Womöglich hat sich der Altmeister gar nicht lange bitten lassen, in Anbetracht der Tatsache, abermals Dämonen und Untote umherbewegen zu dürfen. Aber Marvel und Horror? Geht das überhaupt zusammen? Dabei muss man die Definition von Horror neu überdenken. Horror kann tatsächlich jugendfreundlich sein, ohne groß zu verstören und dennoch zu vergnügen, ähnlich einer Geisterbahnfahrt am Rummel. In Doctor Strange in the Multiverse of Madness setzt Raimi auf Basis eines wirklich astrein überarbeiteten und von unnötigen Schnörkeln befreiten Skripts auf eine attraktive Balance zwischen den bewährten Franchise-Qualitäten, die alle State of the Art sind, und düsterer, aber erfrischend aufgeweckter Dark Fantasy, die in alten Mythen wie Dantes Inferno herumwühlt, liebevolle Hofknickse vor entschärften Evil Dead-Elementen macht und tatsächlich auch den Geist alter Roger Corman-Filmklassiker wie Der Rabe – Duell der Zauberer beschwört. Das Zitieren der coolen Anthologieserie What if… mit allerlei Alternativ-Helden hat überdies Schmackes; die Settings, Kreaturen und das intensive Aufspielen von Elizabeth Olsen ebenso, dagegen wirkt Rachel McAdams geradezu unbeholfen. 

Dieser neueste Beitrag in einer satten und bereits über mehrere Jahrzehnte kausal zusammenhängenden Welt unbegrenzter Möglichkeiten bremst sich dort ein, wo vieles aus dem Ruder hätte laufen können, und eröffnet nur gezielt neue Storylines für spätere Abenteuer. Andere könnten darin das Fahren mit Handbremse sehen, und zugeben muss man schließlich, dass der konveniente Erzählduktus des MCU so erwartbar schmeckt wie ein McDonalds-Burger egal wo auf der Welt. Raimis kluge Regie aber, und die Freude an den Möglichkeiten, auch die etwas dunkleren Seiten des Phantastischen zu bedienen, lassen das metaphysische und stellenweise packende Abenteuer irgendwie anders erscheinen – nur nicht als müden Zaubertrick.

Doctor Strange in the Multiverse of Madness

Encanto

DAS MÄDCHEN OHNE EIGENSCHAFTEN

6,5/10


encanto© 2021 Disney. All Rights Reserved.


LAND / JAHR: USA 2021

REGIE: BYRON HOWARD & JARED BUSH

MIT DEN STIMMEN VON (ORIGINAL): STEPHANIE BEATRIZ, JOHN LEGUIZAMO, MARIA CECILIA BOTERO, DIANE GUERRERO, JESSICA DARROW, ANGIE CEPEDA U. A. 

LÄNGE: 1 STD 43 MIN


Blut ist bei Disney immer dicker als Wasser. Kein Film, der nicht die eingeschworene Glückseligkeit der Familie zum Ziel hat, und wäre sie auch nur zu zweit. Es geht immer und rund um die Uhr um Familie, um dessen Wert, dessen Bedeutung, dessen Herrlichkeit. Dafür ist Disney gemacht – für Familien und dem Wunsch der Kleinen, mit der Elternschaft bald wieder ins Kino zu hirschen. Seit es Disney+ gibt, braucht es aber nicht mal mehr einen gemeinsamen Ausflug. Es reicht die häusliche Couch und ein ausreichend großes Fernsehgerät, um keines der liebevoll arrangierten Details aus der Animationsschmiede Disney (nicht Pixar!) zu verpassen. Mit Encanto, dem richtigen Familienfilm zur richtigen Familienzeit, präsentiert der Mauskonzern wieder in aller Farbenpracht ein metaphysisches Abenteuer, dass sich aber viel stärker an psychosoziale Inhalte der Pixar-Macher orientiert. Diesmal ist es keine Reise, keine Queste, kein Bestehen von Gefahren, währenddessen man ganz fest an sich selber glauben muss und schon haut alles hin. Encanto ist ein Film, der inhaltlich mitunter schwer greifbar ist, und der die ganz jungen wohl nicht tangieren wird, hätten die doch lieber wieder so einen knuffigen Pelzdrachen, der coole Sprüche schiebt.

Das gibt es heuer nicht, stattdessen eine Villa Kunterbunt in Kolumbien, zwischen Dörfern und grünen Bergen. Dieser magische Ort verdankt seine Exklusivität einer wundersamen Kerze, die seinerzeit der auf der Flucht befindlichen Familie Madrigal von wem auch immer zum Geschenk gemacht wurde. Alle Nachkommen haben von nun an außergewöhnliche Gaben, ganz so wie Die Unglaublichen, nur lokal verortet und ohne Superheldendress. Das reicht von Bärenstarke bis zum Blumenregen, und jedes der Kinder hat ihr eigenes Reich, in dem es tun und lassen kann, was es will. Nur Mirabel nicht. Die hat kein paradiesisches Zimmer, und auch keine Fähigkeit. Niemand weiß warum. Man könnte meinen: das hässliche Entlein. Doch hässlich ist sie auch nicht, sondern recht knuffig und klug und etwas nerdig. Sympathisch, ganz einfach. Und mit Erschaffung dieser natürlichen, burschikosen Figur haben die Character-Designer wieder ganze Arbeit geleistet. Mirabel dämmert bald, dass diese Superfähigkeiten ihren Preis haben. Und dass der Haussegen eigentlich schiefer hängt als gedacht, wobei sie selbst, wie andere behaupten, nicht unbedingt schuld dran sein muss. Sie forscht also nach – und stößt auf beunruhigende Geheimnisse, deren Ursprünge zwei Generationen zurückliegt.

Ein Familienfilm? Wohl eher eine therapeutische Familienaufstellung. Da ist Oma, ihre Kinder (eines davon verstoßen) und die Enkelinnen. Gemäß der heutigen Zeit ist ein Kind wohl nichts, wenn es nicht in ihren Begabungen gefördert wird. Da wollen die Eltern nichts verpassen und dem Nachwuchs das ermöglichen, was sie womöglich selber nie hatten. Das ist ein Leistungsdruck, der nach hinten losgehen kann. Ungefähr so wie in Encanto. Magie hin oder her – diesmal können die Esel, Tapire und Capybaras noch so witzig dreinschauen; diesmal kann das kunterbunte Häuschen noch so mit den Kacheln klappern – was Encanto anstrebt, ist die Suche nach dem Besonderen im Charakter des einzelnen, und die Abkehr von dem, was man leisten muss, nur weil man es vielleicht gut kann. Ein Ansatz, der überraschend ernsthaft und ehrlich daherkommt, den die zum besten gegebenen Musiknummern auch gebührend unterstreichen, ohne zum Selbstzweck zu verkommen. Disney schaut also von Pixar ab? Natürlich, warum nicht. Ein bisschen mehr Konsequenz vor allem in der finalen Szene hätte aber nicht geschadet, doch da hat Disney dann doch nicht weniger als mehr gelten lassen. Die Magie hat wie immer das letzte Wort. Wäre das aber nicht passiert, hätten wir ein kleines Meisterwerk gehabt.

Encanto

Eternals

MARVELS JAGD AUF MENSCHHEITSMYTHEN

6,5/10


eternals© 2021 Marvel Studios / The Walt Disney Company


LAND / JAHR: USA 2021

REGIE: CHLOÉ ZHAO

CAST: GEMMA CHAN, RICHARD MADDEN, LIA MCHUGH, SALMA HAYEK, ANGELINA JOLIE, KUMAIL NANJIANI, BARRY KEOGHAN, BRIAN TYREE HENRY, LAUREN RIDLOFF, MA DONG-SEOK, KIT HARINGTON U. A.

LÄNGE: 2 STD 37 MIN


Kevin Feige hat mit seiner Marvel-Schmiede deshalb so viel Erfolg, weil er offen dafür ist, Neues auszuprobieren. Damit sind nicht die uns wohlbekannten Geschichten rund um mittlerweile unzählige Superhelden, Gefahren aus dem Weltall und dergleichen gemeint, sondern das Neue hinter der Kamera. Immer wieder lässt Feige Regisseure ran, die man nicht gerade mit fantastischem Mainstreamkino verbindet. Manchmal sind es Neulinge, frischer Wind. Und dann sind es Autorenfilmerinnen und -filmer, die ihr Können längst bewiesen, vielleicht auch noch einen Oscar gewonnen haben – und sich selbst nach Neuem umsehen wollen. Wie zum Beispiel Chloé Zhao. Wir erinnern uns: der Oscar an den besten Film und an die beste Regie ging heuer an den semidokumentarischen Neowestern Nomadland. Zuvor wurde Zhao bekannt für ihren ebenfalls sehr authentischen Streifen The Rider. Beides zeitgenössische Heimatfilme, die das uramerikanische Bewusstsein sorgfältig sezieren. Marvel hat die gebürtige Chinesin mit Sinn für elegische Landschaftsszenarien nun rekrutiert. Entstanden ist der nächste Schritt tief hinein ins neue MCU (Marvel Cinematic Universe). Entstanden ist auch ein neuer Stil, ein neuer Rhythmus. Ganz neue Figuren, ohne Bezug zum bisherigen Kanon. Man fragt sich, ob Zhao die richtige Wahl dafür war. Man fragt sich auch, wie denn Eternals nun in das bisherige Ganze mit all seinen lose herumwirbelnden roten Fäden, die alle noch weiter und zu Ende geführt werden wollen, hineinpassen will. Kein einziger dieser Erzählstränge wird aufgegriffen, stattdessen werden gleich noch eine Handvoll neue geschaffen.

Und doch ist es so, dass Chloé Zhaos womöglich einziger Ausflug in das Superheldenkino mit einer Humanistin wie ihr grundsätzlich gut beraten war. Eternals widmet sich antiker Mythologie und will anhand eines sehr klassisch-abenteuerlichen Ensemblestücks am besten gleich für alle uns umgebenden Legenden aus der Bronzezeit bis ins Mittelalter deren wahren Kerne postulieren. Die Götter der Griechen sind wieder im Spiel, auch Helden aus einer Zeit, in der Babylons blaues Ishtar-Tor der Hingucker schlechthin war. Bei all diesen Mythen standen die Eternals dahinter, über Jahrtausende hinweg. Ikarus, Athena, Gilgamesch… nun gibt’s ein Come Together, nach 7000 Jahren des Zusehens und Raushaltens (es sei denn, man hat es mit den Deviants zu tun gehabt), um ein verheerendes Schicksal Marke Roland Emmerich von unserer lieben runden Erde abzuwenden, für das die ebenfalls aus den Mythen entstiegenen Giganten – die Celestials – verantwortlich wären, würde es soweit kommen. Nicht mit uns, meinen die glorreichen Zehn, da sie die Erde selbst und ihre Bewohner über alles lieben. Das sind zutiefst altruistische Gedanken, und ziemlich selbstlos, wenn so Kolosse wie der Celestial Arishem ob dieses Ungehorsams durchaus genervt sein könnten.

Creature Designer hatten grünes Licht, sich wieder mal vollends auszutoben, denn die bösen, anfangs noch mit tierischen Instinkten ausgestatteten Deviants sind eine Augenweide für Monsterfans mit Sinn für Ästhetik. Auch Chloé Zhao durfte so manche Freiheit genießen – man erkennt klar ihren Stil: Landschaften und Menschen in natürlichem Licht ohne viel üppigem Firlefanz. Wohldosiert fährt Eternals seine Effekte hoch – feine, goldene Linien, die sich an menschlichen Körpern entlangräkeln wie Efeu, hat was von Jugendstil und ist das High Tech in dieser – man möchte fast meinen – alternativen Zeitlinie zum übrigen Marvel-Universum. Aber das ist es nicht, der Infinity War hat stattgefunden. Woran man allerdings erkennt, dass Zhao so, wie sie es hier getan hat, lieber nicht weitermachen sollte, ist der Fokus auf ein Charakterdrama aus pathetischen Dialogen und Liebesbekundungen, die sich andauernd wiederholen und dem ohnehin schon gedehnten Abenteuer immer wieder seinen Schwung nehmen. Verlorene Blicke im Gegenlicht, die hatte schon Francis McDormand ausgiebigst innegehabt. Hier ist dasselbe mal zehn. Obendrein will jeder noch seine Biographie. Da wird das Publikum dann doch, so nach der Halbzeit, immer öfters ungeduldig. Seltsam auch, dass vollkommene Wesen wie die Eternals körperliche Defizite wie Mutismus aufweisen oder einer davon immer ein Kind bleiben muss. Hinterfragen darf man nicht zu viel, und ausgeschlafen sollte man ebenfalls sein, sonst wird der viel zu lange, aber anspruchsvolle und anmutig designte Mythologieparcour zu einer verschwurbelten Meditation des Wegnickens.

Übrigens: Die Post Credit Scenes (derlei zwei) sind womöglich nur für sehr eingefleischte Comicfans zu verstehen, die die ganze Bandbreite der Marvel-Bibliothek kennen. Für Kevin Feige zum Beispiel – für mich leider nicht.

Eternals

Zombi Child

DIE KINDER DER TOTEN

6,5/10


zombichild© 2020 Grandfilm


LAND / JAHR: FRANKREICH 2019

BUCH / REGIE: BERTRAND BONELLO

CAST: LOUISE LABEQUE, WISLANDA LOUIMAT, MACKENSON BIJOU, KATIANA MILFORT, ADILÉ DAVID, NINON FRANÇOIS U. A.

LÄNGE: 1 STD 43 MIN


Zombies gibt es wirklich. Zumindest sagt man das, und zwar auf Haiti. Dort, wo Voodoo mehr ist als nur eine Zaubershow. Vielmehr eine Lebenseinstellung, eine Art metaphysische Weltsicht. Als der erste belegte Fall eines Zombies gilt Anfang der 60er Jahre ein Mann namens Clairvius Narcisse. Der brach eines Tages auf der Straße tot zusammen, wurde beerdigt – und kurze Zeit später wieder zum Leben erweckt, um als untote Kreatur ohne eigenen Willen mit anderen Zombies als Sklave auf einer Zuckerrohrplantage zu arbeiten. Irgendwie hat dieser Mann es geschafft, den Willen seiner Herren zu brechen und zu seiner Familie zurückzukehren, wo er bis zu seinem zweiten Tod gelebt hat. Klingt kurios? Ist es auch. Und es ist der erste mir bekannte Zombie-Film, der um genreübliche Versatzstücke wie Kannibalismus, Blutdurst und rasender Impulssteuerung einen großen Bogen macht. Mit dieser Darstellung des Zombie-Mythos bringt Regisseur Bertrand Bonello das medial hochgeschätzte und durch The Walking Dead massentauglich gewordene Thema auf den Boden kulturgeschichtlicher Tatsachen zurück. Dabei teilt Bonello seinen Film in zwei Hälften. Die eine schildert chronologisch die Ereignisse, die damals auf der karibischen Insel angeblich stattgefunden haben. Die andere erzählt die Coming of Age-Story der französischen Schülerin Fanny, die während ihres Aufenthaltes im Internat mit der Abfuhr ihres Freundes zurechtkommen muss. Ihr zur Seite steht eine kleine Gruppe vertrauter Freundinnen, die sich regelmäßig, zur nachtschlafener Zeit, als eingeschworene Schwesternschaft im Kunstsaal der Schule treffen. Dabei wird ein neues Mitglied aufgenommen – ein haitisches Mädchen namens Mélissa, die bei einer Tante lebt, und die man gut und gerne als Voodoo-Priesterin bezeichnen könnte. Fanny ist davon fasziniert – und spielt mit dem Gedanken, ihre Dienste in Sachen Liebeskummer in Anspruch zu nehmen.

Zombi Child fügt sich wunderbar an eine Reihe ähnlich gelagerter, augenscheinlicher Jugendfilme an, wie zum Beispiel When Animals Dream von Jonas Alexander Arnby oder Raw von Cannes-Preisträgerin Julia Ducournau. In allen diesen Filmen dringt das Paranormale in den ganz normalen Alltag junger Mädchen ein, die sich damit abmühen müssen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Bonellos Film kommt allerdings ohne Blut und Todesfälle aus, dafür ist das Überschreiten dieser Grenze hier im Film eine, die nicht weniger Wirkung hat. Statt verwesender Gesichter und bissfester Launen handelt das Voodoo-Drama von Seelenreisen und der Dominanz solcher. Vom Beschwören garstiger Dämonen und dem Bannen selbiger. Der westafrikanische Kult ist nichts, womit man einfach so aus Neugierde herumspielt, meint der Regisseur. Und auch nichts, das sich gerne als reißerisches Horror-Vehikel verbraten lassen will. Zombi Child nimmt die Möglichkeit einer unbekannten Dimension wie dieser durchaus ernst. Vielleicht ein bisschen zu ernst, und vielleicht schmeckt diese Art der Zombie-Interpretation verwöhnten Zombieland-Veteranen nicht wirklich, weil sie mit Schlitzen und Ballern nicht weit kommen. Als beruhigt beunruhigende Exkursion zu den Wurzeln eines Mysteriums allerdings ist Zombi Child Kopfkino für geschmacksorientierte Tellerrand-Balancierer, den Blick in den Abgrund inbegriffen.

Zombi Child