Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste (2023)

SCHREIBEN UND LIEBEN

7/10


bachmanninderwueste© 2023 Alamode Film


LAND / JAHR: SCHWEIZ, ÖSTERREICH, DEUTSCHLAND, LUXEMBURG 2023

REGIE / DREHBUCH: MARGARETHE VON TROTTA

CAST: VICKY KRIEPS, RONALD ZEHRFELD, TOBIAS RESCH, BASIL EIDENBENZ, LUNA WEDLER, MARC LIMPACH, ROBERTO CARPENTIERI, KATHARINA SCHMALENBERG U. A.

LÄNGE: 1 STD 50 MIN


Ich sage es gleich vorweg – und ja, ich weiß – Bildungslücke: Ingeborg Bachmann ist mir natürlich ein Begriff, doch letztlich kenne ich nichts von ihr, weder Hörspiel noch Lyrik noch Prosa. Den Zugang zu ihren Werken fand ich nie, auch war mir Sartre ‘scher Expressionismus und das Absurde Theater deutlich näher als das Euvre der in Klagenfurt am Wörthersee geborenen literarischen Größe, die Zeit ihres Lebens bereits, und das kann man so sagen, Starruhm genoss. Was noch nicht war und ist, kann sich ändern – Der gute Gott von Manhattan, Bachmanns letztes Hörspiel, werde ich mir vermutlich demnächst zu Gemüte führen.

Wie Ingeborg Bachmann selbst gewesen sein mag? Die öffentliche Person kennt man ja, und ihre Briefwechsel mit anderen künstlerischen Größen wie Paul Celan sind längst verlegt und sogar schon, von Ruth Beckermann, unter dem Titel Die Geträumten, als semidokumentarische, szenische Lesung verfilmt worden. Ihre Beziehung zu Max Frisch? Für Margarethe von Trotta, bereits erfahren mit Portraits bekannter Frauenfiguren, ist diese Zeitspanne ihres Lebens und Leidens zumindest einen Film wert. Was dabei aber deutlich ins Auge fällt, ist der bekennende Umstand, nur bruchstückhaft in einer schriftstellerischen Zweisamkeit aufgeräumt zu haben. Viel wichtiger scheint es bereits am Anfang des Films oder sogar schon kurz nachdem Ronald Zehrfeld als Wuchtbrumme von Schriftsteller die Szene betritt, Ingeborg Bachmann selbst von allem loszulösen, was sie bedrängen könnte. Nur, um ihr ein Portrait zu widmen, ein ebenfalls nur fragmentarisches, dafür aber greifbares und dank des unaufdringlichen und zurückhaltenden Spiels von Vicky Krieps auch raumschaffendes Psychogramm, das zur passiven Mitarbeit des Zusehers einlädt. Immer wieder brechen Zitate aus Bachmanns Feder, wie zum Beispiel Es seien nicht immer die Mörder, sondern manchmal die Ermordeten schuldig oder Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar wie Leitsätze als etwas, das gehört werden sollte, ins Bild. Titel wie Die gestundete Zeit oder Das dreißigste Jahr, aus welchem Krieps alias Bachmann dann auch vorliest, dienen dem Film dazu, nicht nur den Charakter der Künstlerin zu umreissen, sondern diesen auch inmitten ihres Schaffens lose, aber doch, zu verankern.

Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste beginnt auch damit, die Autorin in die Wüste zu schicken, mitsamt ihres damaligen Freundes und auch Partners Adolf Opel, der später seine Erinnerungen an diese besondere Reise unter dem Titel Landschaft, für die Augen gemacht sind 1996 veröffentlichen wird. Dort soll sie sich vor allem von einer destruktiven Beziehung mit dem Schweizer Max Frisch erholen, der ihr anfangs noch das Blaue vom Himmel versprochen und sie später sitzen gelassen hat, vielleicht für eine andere, vielleicht aber auch, weil zwei Größen wie diese mit kaum übersehbarem Ego unter einem Dach kaum Platz finden. Leben, wie diese eben gewesen waren, aufteilen – und das Dasein als Künstlerin oder Künstler beschneiden, zur Ermöglichung einer harmonischen Zweisamkeit? Geht natürlich nicht, doch wo die Liebe und das Begehren hinfällt, hat der Alltag mal vorerst Sendepause. Irgendwann kehrt auch dieser zurück, und allmorgendlich muss Bachmann das quälende Hämmern Max Frischs in die Schreibmaschine über sich ergehen lassen. Mit diesem qualvollen Geklopfe beginnt auch der Anfang vom Ende – relativ früh zwar, aber dafür langsam, dahinsiechend, voller Eifersucht von Seiten des Mannes, voller Sehnsucht Bachmanns nach Rom, ihrem Elysium – für Frisch unmöglich, dort zu leben.

Das besitzergreifende, manische Wesen des formatfüllenden Zürcher Dramatikers mag von Ronald Zehrfeld vielleicht etwas ausufernd und überspitzt dargeboten sein – zumindest aus Bachmanns Sicht könnte diese subjektive Wahrnehmung ihres Partners diesem verzerrten Bild entsprechen. Bachmann selbst bleibt wie bereits erwähnt in kettenrauchender, leiser Melancholie – gleichzeitig unnahbar und dadurch faszinierend verführerisch. Im Interieur der Sechziger verharrend, mag manches einem Verhaltensmanierismus geschuldet sein, doch sind diese Oberflächlichkeiten nicht immer ein Fehler. Durch dieses Illustrieren gelingt der Zugang zu einer (zumindest für mich) unbekannten Persönlichkeit deutlich leichter. Von Trottas Film mag auch Bachmann für Anfänger sein – Literaten mit viel mehr auf der Habenseite werden sich vielleicht über die schlichte Struktur dieses Films wundern, für mich findet sich in Krieps Spiel Sehnsucht, Kummer und Leidenschaft einer komplexen, nicht einfachen Person, die ihrer Zeit weit voraus war und das Hausfrauenverständnis eines Max Frisch untergraben konnte – einfach, weil sie als unkorrumpierbare, unverbiegbare Avantgardistin sich selbst treu blieb und das Selbstbewusstsein einer Frau lebte, die wusste, wo und was ihre Stärken waren.

Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste (2023)

Die Theorie von Allem (2023)

DAS TRAURIGE LOS VERKANNTER PHYSIKER

6/10


dietheorievonallem© 2023 Stadtkino Filmverleih


LAND / JAHR: DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH, SCHWEIZ 2023

REGIE: TIMM KRÖGER

DREHBUCH: TIMM KRÖGER, RODERICK WARICH

CAST: JAN BÜLOW, OLIVIA ROSS, HANNS ZISCHLER, GOTTFRIED BREITFUSS, PHILIPPE GRABER, DAVID BENNENT, IMOGEN KOGGE, EMANUEL WALDBURG-ZEIL, PAUL WOLFF-PLOTTEGG, PETER HOTTINGER U. A.

LÄNGE: 1 STD 58 MIN


Johannes Leinert (Jan Bülow), seines Zeichens Physikstudent und unter der Fuchtel eines herrischen Doktorvaters, wäre wohl ein Kandidat für das Goldene Brett vorm Kopf gewesen. Pseudowissenschaftlicher Unfug, reinste Spekulation, nichts Handfestes; nicht mal eine Theorie, vielleicht eine Hypothese, doch mit Hypothesen kann niemand etwas anfangen. Was wohl den Inhalt seiner Arbeit darstellt: Nichts Geringeres als eine Formel zur Erbringung der Theorie von Allem – den mathematischen Schlüssel zur Welt, den Zahlenstairway to Heaven, und wenn das nicht hinhaut, dann zumindest der Beweis für die Existenz von Multiversen, die nicht nur neben, sondern innerhalb der uns bekannten existieren. Dieser Leinert, dem wird nicht nur einmal gesagt, er soll die Klappe halten und rechnen, denn Mathematik ist schließlich die Sprache der Wissenschaft. Sein Mentor, Dr. Julius Strathen (Hanns Zischler), hat den eifrigen Jungspund in die Schweizer Alpen mitgenommen, zu keinem futurologischen, aber physikalischen Kongress, an welchem bahnbrechende Erkenntnisse offengelegt werden sollen, die womöglich die Welt verändern könnten.

Nur: besagter Redner kommt nicht, die Veranstaltung verzögert sich, Leinert und Strathen entschließen sich zu warten. Ein Fehler? Ja und nein, zumindest für den Studenten verkompliziert sich die ganze Sache, denn nicht nur bekommt dieser seine Doktorarbeit zurückgeschmissen – er trifft auch auf eine rätselhafte junge Frau, die ihm seltsam bekannt vorkommt und die wiederum Dinge von ihm weiß, die sie nicht wissen kann. Der seltsamen Tatsache nicht genug, ziehen apokalyptisch anmutende Wintergewitter über Graubünden dahin, gesäumt von seltsamen Wolkenformationen. Das ließe sich vielleicht noch irgendwie erklären, aber nicht der Umstand, dass einer der Physiker, ein gewisser Dr. Blomberg, eines Tages tot aufgefunden wird, während er gleichzeitig andernorts aufschlägt. Wie kann das sein? Welche Anomalien sind da im Gange? Und was rumort denn so, unter dem Hotel?

Diese Mystery fängt so gut wie alle Motive ein, die in den letzten Jahren so im Dunstkreis trendiger Mindfuck-Science-Fiction Mode war. Portale in andere Welten, Multiversen, Zeitreisen und Personen, die doppelt oder gar dreifach verfügbar sind. Wer Dark gesehen hat, wird den Knoten im Kopf vielleicht noch gar nicht gelöst haben. Everything Everywhere All at Once trieb die Paralleluniversen-Hypothese bis zum ermüdenden Exzess, und das MCU lässt Loki und die TVA an den Zeitsträngen herumschrauben. Die beschauliche Kleinstadt Hawkins (Stranger Things) wiederum hat sich selbst als düstere Kehrseite zu bieten, mit allerlei Monstern darin. Timm Kröger ist aber nicht danach, xenomorphen Schrecken auf die Menschheit loszulassen. Ihm gefällt es, all diese Überlegungen lediglich anzudeuten und ein großes Mysterium daraus zu machen, dass als neoexpressionistischer Quantenkrimi im Sixties-Look klassische Paranoia-Motive bemüht, die in den Werken eines Franz Kafka zu finden wären. Seltsame Männer mit Hut, die grimmig dreinblicken, darunter ein dubioser Inspektor mit heller Stimme, dargestellt von Ex-Blechtrommler David Bennent, der bei Josef K‘s Prozess vermutlich dabei gewesen war. Ein bisschen Lovecraft, ganz wenig Lynch und ganz viel Conny & Peter-Albtraum in kontrastreichem, mitunter gruseligem Schwarzweiß, erdrückt vom dominanten Score eines Big Band-Orchesters, das mit der Tür ins Haus fällt.

Kröger liebt es, seiner Theorie von Allem diesen wilden Retro-Schliff zu verpassen und sich vor Alain Resnais Letztes Jahr in Marienbad auf die Knie zu werfen. Dieser zugegeben sperrige Kultfilm lässt sein Verwirrspiel ebenfalls in einem Hotel stattfinden, und auch dort sind so manche Identitäten längst nicht mehr mit sich allein. War der Stil dort aber von unterkühlter Ordnung geprägt, herrscht in diesem Film hier verwirrtes Chaos, und das Werk mag so tun, als trüge es die Offenbarung, die nicht mehr lange geheim gehalten werden kann, unter einem dicken, schwarzen Wintermantel. In Wahrheit aber sind all die gängigen Versatzstücke zu Zeit und Raum längst durchgewunken worden, während Kröger nicht wirklich viel davon mitbekommen hat. Ganz beglückt von seiner wuchtigen Bildsprache, in die er sein Herzblut leitet, merkt er kaum den Fahrtwind, den all die anderen Filme und Formate verursacht haben, die an ihm vorbeigerauscht waren. Was bleibt, ist ein nettes, atmosphärisch allerdings stimmiges Retrospektakel mit Film Noir-Romantik und schrägen Subjekten, viel zu dominanter Musik und einem kolportiertem Verständnis für Quantenphysik. Manch Mysteriöses scheint dabei weniger zu verbergen, als es den Anschein hat.

Die Schwurbeleien mal außen vorgelassen, könnte Die Theorie on Allem als Ballade vom verkannten Physiker noch viel besser funktionieren. Dieses traurige Los, der Wahrheit so nahe gekommen zu sein wie Ikarus der Sonne, und dabei nicht über den Tellerrand geblickt zu haben, ist vielleicht ein Umstand, den so einige Vertreter der Wissenschaft bisweilen schlaflose Nächte bereitet.

Die Theorie von Allem (2023)

Sisi & Ich (2023)

DIE KAISERIN GEHÖRT SICH SELBST

8/10


"SISI UND ICH"© 2023 DCM / Bernd Spauke


LAND / JAHR: DEUTSCHLAND, SCHWEIZ, ÖSTERREICH 2023

REGIE: FRAUKE FINSTERWALDER

DREHBUCH: FRAUKE FINSTERWALDER, CHRISTIAN KRACHT

CAST: SANDRA HÜLLER, SUSANNE WOLFF, GEORG FRIEDRICH, STEFAN KURT, SOPHIE HUTTER, MARESI RIEGNER, MARKUS SCHLEINZER, JOHANNA WOKALEK, ANGELA WINKLER, SIBYLLE CANONICA U. A.

LÄNGE: 2 STD 12 MIN


Einen Historienfilm über die beliebte Kaiserin von Österreich mit Portisheads Nummer Wandering Star zu beginnen, ist mutig und geradezu avantgardistisch. Auch hier, wie schon bei Maria Kreutzers Corsage, ist das Schnüren des Mieders ein wesentliches Element, um die Enge des gesellschaftlichen Quadratmaßes zu beschreiben, welches Frauen in Zeiten wie diesen nutzen durften – auch jene von höherer Herkunft. „Eine Kaiserin gehört zum Kaiser“, höre ich Vilma Degischer als Ernst Marischkas Version von des Kaisers Mutter in leicht keifendem Befehlston von sich geben. Nun, nicht nur Kaiserin Sisi gibt darauf gar nichts und ebenso Frauke Finsterwalder (u. a. Finsterworld) schließt sich diesem trotzigen, aber niemals nicht selbstbewussten Nonkonformismus an, den Elisabeth fortan zelebrieren wird: Auf Korfu, auf Reisen übers Mittelmeer, im vereinigten Königreich. Überall sonst, nur nicht daheim beim Ehegatten Franz, um als Verschönerung einer monarchistischen Agenda herzuhalten. Diesen Ausbruch und dieses Anderssein beobachtet nun jemand ganz anderer – eine Frau namens Irma, ihres Zeichens Gräfin Sztáray und unter der brutalen Fuchtel ihrer Mutter stehend, die ihr gerne mal einen Kinnhaken verpasst. Sisi wird durch diesen Blickwinkel zur beispielhaften Exotin: zum Medium dafür, Normen zu hinterfragen und den Tod als letzte Instanz für Freiheit anzuerkennen.

Die phänomenale Sandra Hüller, die eben erst mit Anatomie eines Falls brilliert hat, schein in Sisi & Ich sogar noch mehr in ihrer Rolle aufzugehen. Als Irma ist sie ein blaublütiges zwar, aber naives und geradeheraus denkendes Mädel ohne Allüren und Maske. Ihre Direktheit und manchmal unbeholfene Unverblümtheit, die sich mit hofzeremoniellem Respekt vermengt, scheint auch die in ihren letzten Lebensjahren nur noch schwarz tragende, zutiefst unglückliche Kaiserin positiv zu überraschen. Als Hofdame muss Irma von nun an ordentlich Gewicht reduzieren und darf nur noch selten von Sisis Seite weichen. Sie muss reiten, Sport betreiben und Wassersuppe schlürfen. Allerdings kann sie auch ihre Meinung sagen, obwohl die Kaiserin das letzte Wort hat. Nicht nur die beiden historischen Figuren, auch Hüller und Susanne Wolff dahinter müssen sich auf Anhieb verstanden haben. Zwischen den beiden entstehen bereits zu Beginn die für den eigentlich recht handlungsarmen Stoff notwendigen Synergien, um das Interesse an den Figuren auch nach zwei Stunden Laufzeit noch zu garantieren. Basierend auf den tatsächlichen Aufzeichnungen eben jener Irma skizziert Finsterwalder das aquarellfarbene Portrait einer Zweisamkeit mit sehr viel Gespür für die richtigen Schlüsselszenen, ohne sich mit belanglosem Zeitvertreib aufzuhalten. Damen und Herren der Geschichte haben ihren ins Groteske verzerrten Auftritt, darunter der ebenfalls als Außenseiter geltende Erzherzog Viktor (einnehmend: Georg Friedrich) oder Franz Josef (Markus Schleinzer) als entmythisierter Bürokrat, der an der Distanz zu seiner Ehefrau verzweifelt.

Der Ohrwurm Ich gehöre nur mir aus dem beliebten Musical Elisabeth scheint in Finsterwalders oszillierender Kultcharakter-Interpretation rein inhaltlich zum Leitmotiv zu werden – immer wieder mit Lust am Anachronismus konterkariert durch Musiknummern unter anderem von Nina Hynes oder Nico. Diese Methode, und auch dank des sich keinem Muster unterwerfenden Spiels der beiden Hauptdarstellerinnen, schafft es Sisi & Ich, sich so sehr an die Wahrheit anzunähern wie kaum ein anderes Machwerk, das die Kaiserin in den Mittelpunkt rückt. Gerade diese Freiheit, zu fabulieren, und dabei doch so manche Fakten im Auge zu behalten, schafft eine Balance, die sich weder zu nostalgischem Heimatkitsch hinneigt noch zur selbstverliebten Progressivität von Filmemachern, die das Gefühl haben, mit jedem Mittel den oft nach- un umerzählten Lebensweg ganz anders durchexerzieren zu müssen. Da reicht Sisis auf- und abwallendes Verhalten, da genügt Irmas immer stärker und idealistischer werdendes Verständnis für eine verhängnisvolle Sehnsucht, die zu erfüllen unausweichlich scheint.

Sisi & Ich (2023)

La Chimera (2023)

ITALIEN MIT DER WÜNSCHELRUTE

6,5/10


lachimera© 2023 Stadtkino Filmverleih


LAND / JAHR: ITALIEN, FRANKREICH, SCHWEIZ 2023

REGIE / DREHBUCH: ALICE ROHRWACHER

CAST: JOSH O’CONNOR, CAROL DUARTE, ISABELLA ROSSELLINI, ALBA ROHRWACHER, VINCENZO NEMOLATO U. A.

LÄNGE: 2 STD 10 MIN 


Alice Rohrwacher hat Feuer. Jedenfalls merkt man das, wenn man ihr zuhört. Auch wenn die italienische Autorenfilmerin zwar nicht persönlich zum Filmfestival der Viennale zugegen sein konnte, so hat sie es sich immerhin nicht nehmen lassen, via Zoom (ja, es hat funktioniert) und von der großen Leinwand über ein vollbesetztes Gartenbaukino hinweg aus ihrem Film zu erzählen. Da gab es nichts Diktiertes, und auch keine Message Control. Autarkes Filmemachen braucht sowas nicht, denn es hat eine Vision. Und zwar nicht eine Vision über Profit und den lukrativen Weltmarkt, sondern über den Stoff an sich, für den kaum ein Einsatz zu groß sein kann. Wie zum Beispiel für Filme wie La Chimera.

Dort, wo der Mainstreamfilm längst anfangen müsste, über seine kreativen Ziele zu reflektieren und sich in repetitiven Schablonen verliert, die so abgestumpft sind, damit sie tunlichst für jedes Zielpublikum taugen, bringen Filmemacher mit Herzblut ihre zum größten Teil selbst verfassten, nicht für alle gefälligen Geschichten auf die Leinwand. Und das, ohne Rechenschaft ablegen zu müssen. Genau dafür sind Filmfestivals wie die Viennale ins Leben gerufen worden – um, erleichtert aufatmend, den Pulsschlag des Kinos zu spüren. Das Mainstreamkino kippt vielleicht irgendwann aus den ausgetretenen Latschen, in absehbarer Zeit. Jenes von Alice Rohrwacher längst noch nicht. Dabei hatte ich die Dame anhand ihrer Werke erst 2018 kennen und schätzen gelernt. Ihr bezaubernder, trauriger und ungewöhnlicher Film Glücklich wie Lazzaro hat wiedermal den anderen Blick erlaubt. Auf Möglichkeiten, wie man Kino noch erfahren kann. Im Retro-Look, aber narrativ doch ganz anders, erzählt dieser Film die bittersüße Ballade eines herzensguten Menschen, der sich an den sozialen Bedürfnissen der anderen letztendlich aufreiben wird.

Ihr brandneuer Spielfilm taucht tief in die römische Geschichte ein, was aber nicht heißen soll, La Chimera ist Historienkino mit Sandalen und Toga. Rohrwacher kreiert ihren laut Indiewire „besten Indiana Jones Film des Jahres“ als eben das: als ganz eigene Interpretation eines Schatzsucher-Abenteuers, eng verbunden mit italienischer Identität und der sinnbildlichen Auseinandersetzung mit einem nahezu janusköpfigen Gemüt einer scheinbar ewigen Nation zwischen Vermächtnis, Gegenwart und draufgängerischer Zukunft. Interessanterweise ist die Hauptfigur, anders als Lazzaro, kein Italiener, sondern ein Brite. Josh O’Connor (u. a. Emma, Ein Festtag) dürfte sich laut Rohrwacher anhand eines Briefes an die Filmemacherin gewandt haben, womöglich mit der dringenden Bitte, diese Rolle spiele zu dürfen. Trotz ihrer Vorstellung, den Vagabunden Arthur als weitaus älter erscheinen zu lassen, hat O`Connor diese Rolle schließlich erhalten. Und er macht sich gut als aus dem Gefängnis entlassenes, ruhe- und heimatloses Medium, das die Fähigkeit besitzt, etruskische Gräber aufzuspüren – Hohlräume unter der Erde, versiegelt seit dem Damals, und vollgefüllt mit wertvollen Grabbbeigaben. Natürlich tut er das nicht nur für sich selbst – eine kleine Bande Grabräuber nutzt seine Fertigkeiten, um ans große Geld zu kommen. Verhökert werden die Artefakte an einen mysteriösen Mr. X, genannt Spartaco. Doch das ist nicht die einzige Bestimmung, die Arthur durch eine ungewisse, sich stetig verändernde Zukunft treibt: Er ist auf der Suche nach seiner großen Liebe Benjamina, die eines Tages plötzlich verschwand. Vielleicht findet sich die Antwort in einem der Gräber, vielleicht in seinen Träumen. Die Irrfahrt des Arthur gerät zur Legendenbildung, zum Stoff für eine Ballade, die von Barden besungen wird, die ebenfalls aus der Zeit gefallen zu sein scheinen und dem ganzen märchenhaften Abenteuer zur poetischen, freien Interpretation einer antiken Sage werden lassen: Orpheus und Eurydike.

Hätte Rohrbacher diese Analogie nicht erwähnt, mir wäre eher Theseus und Ariadnes Faden in den Sinn gekommen. Denn dieser Faden aus dem Kleid von Benjamina spinnt sich durch die ganze Geschichte. Es brilliert die großartige Isabella Rossellini als fellineske Vertreterin eines vergangenen Italiens, es kokettiert Carol Duarte mit dem melancholischen Indiana Jones, der zwischen Realität und Vision umherwandelt und nirgendwo Ruhe findet. La Chimera ist die Geschichte eines Getriebenen, den das Gestern und Heute Italiens herausfordern. Rohrwachers Bilder sind voll zarter Poesie, weit weg vom Neorealismus eines Visconti oder der resoluten Mentalität einer Sophia Loren. Dieses Italien, mit all seinen Schätzen und seiner Geschichte, schwimmt dahin wie die vage Nacherzählung eines Epos, die frei formulierte Charakterisierung einer sehnsüchtigen Heldengestalt.

Doch so überraschend einnehmend Rohrwachers Lazzaro damals gewesen war: Die Intensität dieses Films erreicht La Chimera nicht. Kann ein Film zu spielerisch sein? Dass sich die Stilistin zu sehr in ihren Interpretationen verliert und vielleicht gar zu viel will? Hier lässt sich beides fast vermuten. Das kauzige Abenteuer mit dem Spirit idealistischer Outlaws gerät unruhig, vielleicht manchmal auch fahrig. Hat den Enthusiasmus Rohrwachers als brummenden Motor hinter sich, irrt aber manchmal genauso umher wie sein Protagonist. Keine Frage, La Chimera ist ein sehenswertes Stück leichtfüßiges Kunstkino, fabulierend, bunt und analog. Mehr Konzentration auf Arthurs Odyssee, auch in Bezug darauf, was ihn mit seiner verlorenen Geliebten eigentlich verbunden hat, hätte diesen magischen Realismus in die richtige Balance gebracht.

La Chimera (2023)

Le Grand Chariot (2023)

GEISTIGES ERBE IST WIE ASCHE IM WIND

7/10


LeGrandChariot© 2023 Rectangle Productions – Close Up FIlms – Arte France Cinéma


LAND / JAHR: SCHWEIZ, FRANKREICH 2023

REGIE: PHILIPPE GARREL

DREHBUCH: JEAN-CLAUDE CARRIÈRE, CAROLINE DERUAS-GARREL, PHILIPPE GARREL & ARLETTE LANGMANN

CAST: LOUIS GARREL, DAMIEN MONGIN, ESTHER GARREL, LENA GARREL, FRANCINE BERGÉ, AURÉLIEN RECOING, MATHILDE WEIL, ASMA MESSAOUDENE U. A.

LÄNGE: 1 STD 35 MIN


Es ist schön, inspirierend und bereichernd, auf Filmfestspielen wie der Viennale Werke von Filmemachern anzutreffen, deren Arbeitsweise man bislang nicht kannte und die auf die eigenen Sehgewohnheiten treffen wie frischer Regen auf die blank geputzte Windschutzscheibe eines Autos. Immer wieder aufs Neue ist die Begegnung im Kino horizonterweiternd, und gerade auf eine Weise, die man nicht kommen sieht, die einen anfangs vielleicht irritiert oder vielleicht gar Ablehnung hervorruft, aber doch eine gewisse Neugier gegenüber einem Stil entlockt, der am Ende der Geschichte seine Berechtigung hat. So einen Zustand weckt Philippe Garrels pointiertes Drama La Grand Chariot, was so viel heisst wie Der große Wagen – was aber nichts mit dem Sternbild am Firmament zu tun hat, sondern mit dem kleinen Puppentheater eines Budenzauberers, der diese Kunstfertigkeit Jahrzehnte schon betreibt, diese selbst vererbt bekommen hat und letztlich natürlich weitergeben will an seine Kinder Martha, Lena und Sohnemann Louis. Mit ihnen rockt er auch die Schaubühne, nicht mehr als ein rustikaler Bretterverschlag, angebaut ans Eigenheim. Kinderlachen lässt die Holzbänke knarzen. Motivation, die Lust am Spaßmachen und Geschichtenerzählen: das alles ist da. Natürlich so lange, wie Papa auch den Ton angibt. Doch irgendwann verstummt auch dieser. Der große Puppenspieler lässt die in Handarbeit entstandenen Figuren sinken, nimmt den letzten Atemzug – und dann kommt das Vakuum. Ein chaotischer Umstand aus Verpflichtung, Verehrung und Tradition. Die Tournee wird abgesagt, der Angestellte Peter, Lebenskünstler und eigentlich Maler, der mit seinen eigenen Werke irgendwann groß rauskommen will, ist der erste, der sich abseilt, hat dieser ohnehin längst vorgehabt, die Mutter seines neugeborenen Sohnes sitzen zu lassen, um mit einer anderen unter dem Freiheitsdrang und der Autonomie, wie sie Künstler eben haben, durchzubrennen.

Nacheinander stürzen die Säulen der Beständigkeit einer Profession zu Boden, selbst die Großmutter, die den Tod ihres eigenen Sohnes mitansehen hat müssen, verliert sich in ihrer Demenz, Schauspieler Louis (Louis Garrel, Die drei Musketiere – D’Artagnan) geht ans Theater. Das Puppenspiel wird zum Schatten seiner Hochzeit, zum traurigen Abgesang, bei dem selbst Stücke mit dem Titel Das goldene Schlüsselchen niemanden mehr ins Auditorium locken. So bröckelt der Verputz, so bröckeln die Erinnerungen, die Illusionen und der Glaube, dem verstorbenen Papa die Weiterführung seines Vermächtnisses schuldig zu sein.

Das alles klingt hochdramatisch, sentimental und bittersüß. Nach intensivem Gefühlskonzert und vielerlei Tränen. Wider Erwarten ist es das aber nicht. Philippe Garrel, der den Film mit gefühlt seiner ganzen Familie besetzt hat, hält nichts von Gefühlsduselei, von französischer Melancholie, vom Chanson-Charakter eine Yves Montand oder Gilbert Bécaud. Le Grand Chariot ist so erfrischend unfranzösisch, dass man die Stirn in Furchen legt. Es wäre nicht zu erwarten gewesen, dass Garrel in dieser Erzählung sein Publikum immer wieder vor vollendete Tatsachen stellt. Vieles passiert innerhalb eines Jahres, und dennoch bleibt das Gefühl, hier mehrere Jahre dabeigewesen zu sein. In großen Zeitsprüngen illustriert der Filmemacher seinen Abgesang auf das Mysterium eines künstlerischen Determinismus in der eigenen Familie und auf das ungeschriebene Gesetz der bedingungslosen Ehrbarkeit elterlicher Vermächtnisse. Die Rolle des Peter, des ausserfamiliären Möchtegernkünstlers, bekommt im Laufe des Films immer mehr Gewicht. Seine Vorbestimmung, von der er glaubt, ihr entsprechen zu müssen, gerät zum Wahnsinn. So oder so darf und kann von Natur aus und nach freiem Willen aus Allem nichts werden, und aus dem Nichts alles entstehen.

Le Grand Chariot ist faszinierend nüchtern und ernüchternd virtuos. Der Pragmatismus hat dabei im französischen Drama noch selten so eine selbstbewusste Rolle gespielt wie in diesem speziellen Kleinod aus leiser Nostalgie und ausbleichendem, familiären Gruppenbild mit Puppen.

Le Grand Chariot (2023)

Die Stimme des Regenwaldes (2019)

AKTIVISMUS ZAHLT SICH AUS

7/10


Spielfilm BRUNO MANSER© 2019 Thomas Wüthrich


LAND / JAHR: SCHWEIZ, ÖSTERREICH 2019

REGIE: NIKLAUS HILBER

DREHBUCH: NIKLAUS HILBER, PATRICK TÖNZ, DAVID CLEMENS

CAST: SVEN SCHELKER, ELIZABETH BALLANG, NICK KELESAU, MATTHEW CROWLEY, BENJAMIN MATHIS, DAVID K. S. TSE, RAAD RAWI, CHARLOTTE HEINIMANN, DANIEL LUDWIG U. A.

LÄNGE: 2 STD 22 MIN


Ganz schön mutig, so ganz allein und nur mit einem Rucksack quer durch Sarawak zu wandern. Ohne Guide, ohne irgend jemandem, der die Gegend und seine Tücken kennt. Ohne großer Kenntnis der lokalen Flora und Fauna. Das muss man wirklich wollen – so auszusteigen und sein Schicksal in Gottes Hand oder in die Hand jener Entität zu legen, die im Glauben der Penan die ganze Gegend mit allem, was da kreucht und fleucht, unter seiner Obhut hat. Der Schweizer Bruno Manser hat das getan: Dem stockkonservativen Weltbild seiner Heimat den Rücken gekehrt, um Alternativen zu finden. Neue Lebensentwürfe und die Essenz des Daseins. Oder einfacher gesagt: Worauf es im Leben wirklich ankommt. Dieser Marsch durch den Regenwald führt in schon bald zum Nomadenstamm der Penan – ein scheinbar unbekümmertes Volk aus Jägern und Sammlern, friedliebend, glücklich, voller Humor. Manser wird anfangs skeptisch beäugt, doch nachdem der „Eindringling“ einfach nicht verschwinden will und bald auch für unfreiwillig komische Momente sorgt, ist er bald Teil der Gemeinschaft, einschließlich textillosem Outfit und ausgestattet mit Speer und Machete.

So streifen sie durch den Dschungel, mehrere Jahre lang – bis dieser plötzlich endet. Grund dafür ist der Kahlschlag ganzer Areale, die eigentlich den im Urwald lebenden Stämmen gehören, doch die malaysische Regierung sieht Indigene wie diese eher als Tiere statt als Menschen. Zumindest Wesen, die keinerlei Rechte haben und übervorteilt werden können, wenn es um die globale Wirtschaft geht. Und Tropenholz, das wollen alle. Vor allem der Staat selbst, in welchem abgeholzt wird, weil Lizenzen wie diese irre viel Geld bringen. Die Gier wird uns sehr bald und so richtig das Genick brechen, ich warte nur noch drauf. Einer, der nicht warten konnte, war eben Bruno Manser. Als „Gandhi“ Borneos gelingt es ihm, all die Penan-Stämme zum gewaltfreien Widerstand zu mobilisieren, sehr zum Missfallen der Holzindustrie und ihre Geschäftspartner, die sich nach langem Tauziehen sogar dazu hinreißen lassen, auf den weißen Lendenschurz-Rebellen ein Kopfgeld auszusetzen.

So geht Aktivismus – das muss man schon sagen. Zielgerichtet, am Ort des Geschehens und unbeugsam angesichts halbseidener Kompromisse, die dazu tendieren, Öko-Robin Hoods wie Manser einfach zu kaufen. Geht natürlich gar nicht, Methoden wie diese schüren nur noch mehr den Widerstand, doch davon haben die, die dem Geld verfallen sind, natürlich keine Ahnung. Die Penan-Blockade ist ein Lehrbeispiel der Auflehnung, trotz des Sitzens am kürzeren Ast. In Zeiten wie diesen, in denen die grüne Lunge des Planeten – vorrangig in Amazonien – immer mehr abgewürgt wird, bis uns die Atemnot auf die Füße fallen wird, ist ein Film wie dieser das richtige Stück Bildungskino für Menschen, die fest der Meinung sind, Aktivismus hätte keinen Sinn. Um sie eines Besseren zu belehren. Niklaus Hilber hat hier 2019 ein Denkmal gesetzt für einen Mann, der aus dem Nichts heraus hörbar für die ganze Welt so vehement auf den Tisch gehauen hat, dass EU und UNO einfach nicht mehr wegsehen konnten. Mit Vokuhila und Gelehrtenbrille steht der halbnackte Idealist auf den staubigen Pisten, links und rechts der Wald, hinter ihm sein geliebtes Volk. Der Schweizer Bühnendarsteller Sven Schelker gibt der Ikone des Umweltschutzes ein Gesicht, welches man in anderen Filmen vergeblich sucht. Und das ist gut so. Der reale Charakter wird dadurch nicht von der Prominenz eines Stars übertüncht – Bruno Manser im Film könnte Bruno Manser in echt sein. Erstaunlich auch die Rekonstruktion der Lebensweise der Penan, mit all ihren Darstellern, die in der indigenen Sprache sprechen, was wunderbar klingt und mit den Geräuschen des Regenwaldes harmoniert. Niklaus Hilber mag sich ganz auf die Eigendynamik aus Natur und indigener Kultur verlassen, auf den Einklang der Menschen mit ihrer Umwelt. Es sind die besten Momente des Films – beeindruckend und opulent, wie in John Boormans Ökothriller Der Smaragdwald aus dem südamerikanischen Dschungel. Auch die Chronik der Auflehnung hat Power, doch nach dem Szenenwechsel in die Schweiz offenbart sich eine unbeholfene Dramaturgie, die mehr an Spielszenen fürs Schulfernsehen erinnern als an packendes Politkino. Das mag an den Co-Akteuren liegen, deren Texte wie aufgesagt klingen. Das Skript ist dann nur noch eine To-do-Liste relevanter Szenen, die für die biographische Chronik eines Bruno Manser essenziell sind.

Ungeachtet dieses Defizits ist es allerdings wert gewesen, mit Die Stimme des Regenwaldes die Geschichte eines großen Aktivisten zu erzählen. Da diese keine Naturschutzfloskeln enthält und auch nicht im Pseudoidealismus den Erfolg solcher Missionen anhand glücklicher Zufälle vom Himmel regnen lässt, bleibt das Ende relativ offen und beschert dem Werk einen greifbaren Realismus. Fakt ist jedenfalls: Seit 2005 gilt Manser im Regenwald Borneos als verschollen. Ob es Mord oder Selbstmord war – oder ob Manser nur untergetaucht ist, wird man nie erfahren.

Die Stimme des Regenwaldes (2019)

Alma & Oskar (2022)

DER HARTE UND DIE ZARTE

7/10


almaundoskar© 2023 Pandafilm


LAND / JAHR: ÖSTERREICH, SCHWEIZ, DEUTSCHLAND, TSCHECHIEN 2022

REGIE: DIETER BERNER

DREHBUCH: DIETER BERNER, HILDE BERGER, NACH IHREM ROMAN „DIE WINDSBRAUT“

CAST: EMILY COX, VALENTIN POSTLMAYR, ANTON VON LUCKE, MEHMET ATESÇI, MARCELLO DE NARDO, CORNELIUS OBONYA, TÁNA PAUHOFOVÁ, GERHARD KASAL, GERALD VOTAVA U. A.

LÄNGE: 1 STD 28 MIN


A Show Biz ans Ende – so nennt sich Paulus Mankers Polydrama Alma rund um die Muse des 20. Jahrhunderts. Seit gefühlten Ewigkeiten schon hinterlässt das Enfant Terrible der österreichischen Bühnen als einer, der sich niemals nicht ein Blatt vor den Mund nehmen würde, nur um dem Mainstream zu entsprechen, mit diesem interaktiven Event sowohl hierzulande als auch in Übersee ziemlichen Eindruck. Ich selbst kam leider noch nicht in den Genuss dieser Aufführung – diese Möglichkeit hätte ich allerdings längst wahrnehmen sollen, da ist mir, so habe ich mir sagen lassen, einiges entgangen. Vor rund zwei Jahrzehnten gab es mal eine Zeit, da war Alma Mahler-Werfel in aller Munde. Neben Mankers epischem Treiben gabs da noch jede Menge Fernsehstücke, Biografien kamen auf den Markt. Alma hin, Alma her, man möchte gegenwärtig meinen, dass die eindrucksvolle und charismatische Dame, die sie gewesen sein muss, mit allen Kunstrichtungen liiert war, von der Musik eines Gustav Mahler über die architektonische Avantgarde eines Walter Gropius bis hin zu den bemalten Leinwänden eines Oskar Kokoschkas und am Ende dann Franz Werfel – der große Literat, dem wir unter anderem Die 40 Tage des Musa Dagh zu verdanken haben. Alma war immer und überall dabei, ein It-Girl der damaligen Zeit, mit allen befreundet und im Bett. Selbst auch komponierend, aber niemals malend. Eine erotische, sinnliche Muse, schwer zu greifen, schon gar nicht als Besitz zu verstehen. Eine, die ihrer Zeit als selbstbestimmte Frau voraus war und all die Männer weit hinter sich ließ, in ihrem chauvinistischen Denken, was selbiges der Frauen anging.

Obwohl die Person der Alma Mahler-Werfel eigentlich schon längst eine gewisse Omnipräsenz erreicht hat und so ziemlich von jedem, der etwas dazu zu sagen hatte, aufs Tapet gebracht wurde, ist immer noch nicht genug. Denn jetzt, jetzt ist Dieter Berner dran. Einer, der sich mit den Künstlern des österreichischen Expressionismus auskennt. Der bereits für Egon Schiele in Egon Schiele – Tod und Mädchen eine Lanze brach und nun in die derben Welten eines Oskar Kokoschka eintaucht. Für genau jene Zeitspanne, während dieser sich dessen Weg mit jener Alma Mahlers gekreuzt hat. Der Film setzt an und er endet mit einer wilden Beziehung, deren Brachialität eigentlich nur in den phantastischen Besitzansprüchen des Künstlers begründet liegt, der Mahler verteufelt und sich mit Gropius fast schon duelliert. Basierend auf dem Roman Die Windsbraut von Hilde Berger zeichnet Dieter Berner zwei Psychogramme gleichzeitig – und lässt einmal der Dame und dann wieder dem Herrn den Vorzug. Dieser abwechselnde Rhythmus tut dieser biographischen Skizze richtig gut. Es ist ein Rhythmus, der behagt, nicht anstrengt und einen erzählerischen Fluss entwickelt, von welchem man sich nur zu gerne mitreißen lässt. Weder gerät Alma & Oskar ins Stocken, noch wirken die Szenen sperrig oder verklärt – was leicht der Fall gewesen wäre, hätte man hier noch eine sphärische Metaebene eingezogen, die das knappe Stück von 88 Minuten heillos überfrachtet hätte. Doch Berner bleibt fokussiert, hält beide Charaktere nie zu weit auseinander, auf die Gefahr hin, den Film in zwei Teile zerbrechen zu lassen.

Mit Valentin Postlmayr, der sonst vorwiegend in Serien und auf Bühnen zu sehen ist, wird dieser grobschlächtige, ungestüme und obsessive Bär von einem jungen Mann lebendig genug, um ihm mit Vorsicht zu begegnen. Dieses Unberechenbare, Fanatische ist aber genau das, was Alma Mahler anziehend findet. Ihr integrer, intellektueller und berechnend leidenschaftlicher Charakter ist wie Medizin für den Avantgardisten, der bereits vor dem Ersten Weltkrieg Bühnenshows hinlegt, die ihrer Zeit weit voraus sind. Emily Cox wiederum sieht der echten Alma ähnlich – ihr Spiel ist reizvoll und chargierend. Beide sind eine Klasse für sich.

Sie geben und sie nehmen: Dieser Emotionen-Pingpong unterhält als kunstgeschichtlicher Einkehrschwung mit historischen, leicht verwaschenen Bildern, einem Stück alten Wien und  verschlungenen, nackten Körpern, die an das Gemälde (und nicht den Roman) Die Windsbraut erinnern – Kokoschkas Meisterstück. Schön, dass dabei das sprachliche Kolorit auch nicht zu kurz kommt. Wenn der Künstler im ostösterreichischen Dialekt zetert und schmachtet, ist das genau jene bizarre Authentizität, die man sich als Ergänzung einer Retrospektive sehnlichst wünscht.

Alma & Oskar (2022)

Die schwarze Spinne (2021)

DEN TEUFEL WERD‘ ICH TUN

4/10


schwarzespinne© 2021 Ascot Elite


LAND / JAHR: SCHWEIZ, UNGARN 2021

REGIE: MARKUS FISCHER

BUCH: BARBARA SOMMER, PLINIO BACHMANN, NACH EINER NOVELLE VON JEREMIAS GOTTHELF

CAST: LILITH STANGENBERG, NURIT HIRSCHFELD, RONALD ZEHRFELD, ANATOLE TAUBMAN, MARCUS SIGNER, FABIAN KRÜGER, JOSEF OSTENDORF, UELI JÄGGI U. A.

LÄNGE: 1 STD 59 MIN


Der größte Vorteil, den sich der Teufel nutzt, ist nicht der, den Menschen glauben zu machen, es gäbe ihn gar nicht. Sondern der, den Menschen glauben zu machen, sie könnten die Vorteile, die Luzifer ihnen anbietet, nutzen, ohne dafür etwas tun zu müssen. Falsch gedacht. Im Zeitalter der Romantik ist der Fürst der Finsternis das Synonym für den unberechenbaren Fortschritt vor allem in Industrie und Technik. Gegenwärtig stehen wir wieder vor so einem Umbruch. Der Teufel mag also wieder des Öfteren in Kunst und Kultur seinen Weg finden, um das Unabsehbare so zu verkörpern, dass man es vielleicht bannen kann.

Das hatte sich Jeremias Gotthelf in der ersten Halbzeit des 19. Jahrhunderts schon gedacht, als er seine mittelalterliche Novelle Die schwarze Spinne schrieb. Natürlich ist das Stoff, der für phantastische Filme adaptiert werden kann, die sowohl das Magische als auch den romantisierten Nostalgiebedarf für mittelalterliche Darstellungen aller Art bedienen könnte. Die Story ist auch denkbar einfach gestrickt, um sich gar nicht erst von ausufernden Landschafts- und Gefühlsbeschreibungen, wie diese nur zu gern zu dieser Zeit in Lettern festgehalten wurden, an den Rand drängen zu lassen.

Die moralische Mär um Teufel, Dämonen und Widerstand spielt im 13. Jahrhundert im Emmental, in einer Gegend, die der Deutschritter-Orden unter seiner Fuchtel hat, nachdem dieser von Kreuzzügen zurückgekehrt war und nun nicht viel mehr mit sich anzufangen weiß als das dort ansässige Volk zu unterjochen. Dass die Mächtigen sich aufspielen, ist gang und gäbe und verwundert wohl kaum, wenn man das menschliche Verhalten zumindest bereits ein bisschen mithilfe der Geschichte analysiert hat. An einem heißen Sommer zu dieser Zeit nötigt also der Recke Hans von Stoffeln seine Untertanen dazu, ihm innerhalb kürzester Zeit eine Allee aus schattenspendenden Bäumen auf dem Weg zu seiner Burg zu pflanzen. Ein unmögliches Vorhaben. Eines, bei welchem die ohnehin schon ausgezehrten und bettelarmen Bauersleute den Kürzeren ziehen. Wäre da nicht der jungen Hebamme Christine (Lilith Stangenberg) der Teufel als Karrenmacher erschienen, und hätte dieser ihr nicht Hilfe angeboten, um das Schicksal abzuwenden. Doch wie das beim Beelzebub eben so ist, wäscht eine Hand schließlich die andere. Der Finsterling macht nichts, ohne etwas ganz Bestimmtes einzufordern. Zum Beispiel den kommenden Nachwuchs. Verrückt müsste man sein, um den Deal nicht einzuhalten oder gar zu versuchen, den Teufel auszutricksen. Doch Christine versucht’s trotzdem – und entfacht die Spinnenpest.

Das alles klingt nach opulentem Horror zwischen Burgtor und Saustall. Ein wilder Ritt hätte das werden können, vielleicht gar so etwas philosophisch-makabres wie der australische Independent-Hexensabbat You Won’t Be Alone mit Noomi Rapace. Statt des Teufels ringt dort eine uralte Hexe um das Neugeborene einer Menschenfrau – mit ungewöhnlicher Wendung. In Gotthelfs Geschichte aber sind Wendungen maximal im Umblättern der Buchseiten zu finden. Der Plot bleibt sonst eher stringent – und erfährt auch unter der Regie des Schweizer Tatort-Regisseurs Markus Fischer kein erfrischendes Update. Die schwarze Spinne, ohne landschaftsbeschreibender Romantik, quält sich durch eine wenig attraktive Parabel um Opferbereitschaft und Widerstand, die unter sperriger Dialogregie leidet und mit Lilith Stangenberg eine unnahbare Heldin in Szene setzt, deren Motivation sich niemals richtig erschließt. Als würde die Produktion unter Geldnot leiden, offenbart sich der Spinnenterror mehr im Wunschdenken der Filmemacher als tatsächlich am Screen. Erschwerend hinzu kommt, sofern keine Untertitel vorhanden, das für Nicht-Schweizer mangelnde Verständnis für Schwyzerdütsch, den zumindest die Deutschritter nicht sprechen, was sich folglich als Wohltat herausstellt, wenn man gerade mal nicht am Inhalt des Gesagten heruminterpretieren muss.

Die schwarze Spinne lässt also keinen frischen Wind durchs Emmental wehen, auch wenn der faulige Geruch des Teufels in der Nase juckt. Die Lust an der Neuinterpretation muss angesichts einer gewissen Rückorientierung an die romantische Schwermut einer düsteren Arme Leute-Mystery weichen. Was zur Folge hat, dass das Auf- und Abtreten der Figuren der nahtlosen Dramaturgie eines Provinztheaters am Dorfplatz gleicht. Auch wenn man dabei noch so nah ans Ensemble rückt, wie eine Gruppe Kinder, die keinen Eintritt zahlen müssen und sich ans Podium drängen – auch dann lässt sich nichts von einem Spirit spüren, der das Publikum vielleicht irgendwann tangieren würde.

Die schwarze Spinne (2021)

Noche de Fuego

IM SCHATTEN DES KARTELLS

7/10


nochedefuego© 2021 Netflix


LAND / JAHR: MEXIKO, DEUTSCHLAND, BRASILIEN, SCHWEIZ, USA, KATAR 2020

BUCH / REGIE: TATIANA HUEZO

CAST: ANA CRISTINA ORDÓÑEZ GONZALES, MARYA MEMBREÑO, MAYRA BATALLA, NORMA PABLO U. A.

LÄNGE: 1 STD 50 MIN


Man muss nur genau hinhören. Darin wird die junge Ana trainiert. Sie hört die Kühe des Nachbarn auf freiem Feld, sie hört das Bellen des Hundes die Straße runter. Sollte sie das Motorengeräusch eines Vierradantriebs hören, muss sie sich verstecken. Denn die Schergen des Kartells sind hinter ihr her. Dabei hat sie die Bösen gar nicht provoziert, ganz im Gegenteil. Zu ihrem eigenen Schutz nimmt der LKW sie frühmorgens gar mit auf die Mohnfelder. Das Kartell ist hinter ihr her, weil sie ein Mädchen ist. Und Mädchen, insbesondere die hübschen, bringen im kranken Wirtschaftsverständnis der Verbrecherwelt Mexikos ordentlich Profit. So einen erschütterten Einblick erhält man mitunter auch im brasilianischen Sozialthriller 7 Gefangene. Da schnürt es einem die Kehle zu, das ist schwer mitanzusehen. Dabei ist das nicht mal notwendig, der Stein liegt schon im Magen, wenn plötzlich eine von Anas Freundinnen verschwindet. Ein Umstand, der schlimmer ist als der Tod. Unter diesem Schatten wächst Ana also auf, mit ihren besten Freundinnen, die untereinander versuchen, ihre Gedanken zu lesen. Ihr Leben sollte das unbekümmerte eines jungen Mädchens aus dem Dorf sein, wäre da nicht diese andauernde Bedrohung, unter der Anas Mutter leidet, da sie das Schutzgeld für ihre Familie nicht bezahlen kann. Der Vater schickt kein Geld mehr. Mohn ist der einzige Garant, doch selbst der bremst die Gier der Bewaffneten nicht, die so plötzlich kommen wie ein Tornado über die nordamerikanischen Ebenen.

Bereits beim diesjährigen Cannes-Festival in der Rubrik Un Certain Regard lobend erwähnt und auf der Viennale 2021 vertreten, ist diese etwas andere Coming-of-Age-Story der salvadorianischen Filmemacherin Tatiana Huezo das sensible, pietätvolle Tagebuch eines Alltags irgendwo im mexikanischen Hochland – in einem Dorf, wo die staatliche Exekutive fast nichts zu sagen hat und jene Kartelle, die sich gerade an die Macht gemeuchelt haben, alles. Noche de Fuego (oder auch A Prayer for the Stolen) lässt seine Protagonistinnen aus freien Stücken das empfinden, was sie wohl für eine gute Freundschaft empfinden würden, dabei gerät die Interaktion der drei zu einem authentischen, bezaubernden Miteinander, das unter ständiger Gefahr gelebt werden kann: Das erste Kokettieren mit einem Jungen, die erste Monatsblutung, der schulische Unterricht und der Twist mit der Mutter, die nicht will, dass Ana zu ihrer Weiblichkeit steht. Schminke ist verboten, das Haar muss kurz geschoren sein. Im Vergleich zur direkten Unterdrückung der Frau in Afghanistan ist diese indirekte Unterdrückung nicht weniger belastend. Da bangt man um jede Szene in Freiheit, da spürt man schon den aufkommenden Schrecken. Da stresst der Moment und macht Angst, wenn Ana in der Grube im Garten hyperventiliert, wenn die Menschenhändler kommen.

Noche de Fuego ist ein ruhiger, sanfter, aber auch ungemein erschreckender Film, der das Unmögliche verortet und mit Fürsorglichkeit und Mitgefühl für seine verletzlichen Figuren den Fokus vom nahen Osten auf Mittelamerika legt, wo das Menschenrecht genauso wenig zählt – weil es nicht eingefordert werden kann.

Noche de Fuego

Yalda

BEGNADIGUNG IM FREE TV

5/10


yalda© Julian Atanassov/JBP Production


LAND / JAHR: IRAN, FRANKREICH, DEUTSCHLAND, SCHWEIZ, LUXEMBURG 2019

BUCH /REGIE: MASSOUD BAKHSHI

CAST: SADAF ASGARI, BEHNAZ JAFARI, BABAK KARIMI, ARMAN DARVISH, FERESHTEH SADRE ORAFAIY U. A. 

LÄNGE: 1 STD 29 MIN


There’s no business like show business – nicht einmal im Iran. Betrachtet man die Medienlandschaft weltweit, lässt sich ja ohnehin kaum glauben, was es da für Formate gibt. Vom expliziten Trash, der zum Fremdschämen einlädt, bis hin zu halsbrecherischen Challenges quer durch die Wildnis, und das am besten nackt. Dank einer gewissen Quotengeilheit gibt es zumindest in vorliegendem Kammerspiel mit dem Titel Yalda eine Livesendung, in welcher tatsächlich über Leben und Tod entschieden werden kann. Klingt ein bisschen wie Running Man oder wie die Tribute von Panem? Nein, ganz so actionlastig ist es nicht, und der Bodycount übersteigt hier schlimmstenfalls auch nicht den einstelligen Bereich. Geerdet in der Gegenwart, und keinesfalls als Bild einer Zukunft zu betrachten, lädt die Reality-TV-Show mit dem schmalzigen Titel Joy of Forgiveness verfeindete Parteien auf die illustre Bühne, um einander zu vergeben. Natürlich anmoderiert, sonst fallen sich die Wütenden vielleicht sogar würgend um den Hals. Das Ziel ist allerdings Eintracht. Schön und gut. Doch an diesem Abend, dem sogenannten Yalda-Fest (die Wintersonnenwende in der islamischen Kultur), geht’s um mehr als nur um ein gutes Gewissen. Es geht um Begnadigung oder Vollzug.

Denn: Die junge Maryam wird wegen Mordes an ihrem ums zigfache älteren Ehemann zum Tode veruteilt. Natürlich schwört sie, dass es ein Unfall war, beteuert aber nicht ihre Unschuld. Die Tochter des Getöteten, die ebenfalls Maryams Mutter hätte sein können, dabei aber lange Zeit ihre beste Freundin war, kann dem Mädchen nicht vergeben. Bis heute, bis zu diesem Tag nicht. Denn würde sie das tun, würde sie durch ihr Einlenken das Todesurteil abwenden können.

Schon ein starkes Stück, jemandem, der offensichtlich als befangen gilt, das Schicksal über ein Menschenleben in die Hand zu legen. Versöhnung und Vergebung hin oder her – klar ist das manchmal ein Kraftakt, und eine berührende Geste, wenn es denn funktioniert. Dieses wohl schwierigste als auch höchste Gut im menschlichen Verhalten so dermaßen zu kommerzialisieren, klingt natürlich unweigerlich an eine Medien-Dystopie wie Network, entscheidet sich aber eher, alles andere als das sein zu wollen. Der Staat wäscht sich rein, der bürgerliche Schauprozess beginnt. So gewieft und pointiert der Plot auch anfangs scheinen mag – Regisseur Massoud Bakhshi macht bald keinen Unterschied mehr zwischen der reißerischen Dramatik der im Film dargestellten Show und der Tonlage des Films selbst. Beides gerät zu einer plakativen, teils dem Publikum gefälligen Exaltiertheit. An der Kraft der Vergebung freut sich letzten Endes nur das Fernsehen. Das ist ernüchternd und irgendwie, auf fröstelnde Weise, unbefriedigend.

Yalda